Monatsarchiv für Februar 2010

Update: Emotionalität und Falschinformationen schaden allen MCS-Kranken

In seinem letzten Blog schrieb Dr. Merz über Aktivisten und Selbsthilfegruppen, die künstlich Verwirrung über den im ICD-10 stehenden Diagnoseschlüssel für MCS schaffen. Seit rund drei Jahren gehen einzelne Patientenvertreter hin und stellen diesen Diagnoseschlüssel, der darlegt, dass MCS eine körperlich bedingte Erkrankung ist, mit Nachdruck in Frage und dessen Existenz sogar in Abrede. Trotz dass von CSN ein eindeutiges Schreiben von DIMDI breitflächig verbreitet wurde, hören diese Störungen nicht auf. Auch im aktuellen Fall gibt es keine Einsicht, die Verbreitung falscher Informationen wird von einer Aktivistin sogar auf nationaler und internationaler Ebene weiter betrieben. Sie schreibt seit ein paar Wochen in diversen Newsgruppen über den ICD-10 zu MCS Verfälschendes und versucht, ihr für alle MCS Kranken schädliches Verhalten in einem der letzten Schreiben moralisch zu rechtfertigen, indem sie ihren eigenen verlorenen Rechtsstreit anführt.

Die von einer Aktivistin verbreitete Meinung über den MCS ICD-10:

Nach Auskunft von Dr. Küppers vom DIMDI (Deutsches Institut für Medizin, Dokumentation und Information – medizinische Klassifikation [s. Anmerkung!]), dient das ICD-10-GM Klassifikationssystem nur dem Zweck der ärztlicher Abrechnung und der Statistik. Sie schrieb, dass der ICD-10 (-GM) in der Regel keine Krankheiten definiert.

Trotz des ICD-10-GM Klassifikationssystems, Codes 78.4… Allergie, nicht näher bestimmt, können Mediziner, Psychiater, Psychologen und Medizinische Experten unsere Erkrankung immer noch als „mentale“, „psychogene“, „psychosomatische“ Störung diagnostizieren, wenn sie das so wollen.

Als Beleg für diese traurige Wahrheit möchte ich Dich über meine eigenen Erfahrungen mit dem Deutschen Rechtssystem informieren. Im April 2002 klagte ich. In einem Verfahren vor dem Landgericht xx behauptete der Gutachter, ein angesehener Professor und Leiter der Universitätsklinik in Köln ganz offen das unten stehende, obwohl er mit dem ICD-10 Klassifikationssystem vertraut sein sollte:

>> Was die herkömmliche (orthodoxe, traditionelle) Medizin betrifft, ist ein klinisches Syndrom wie „MCS“ nicht bekannt und anerkannt. „Multiple Chemical Sensitivities“, wie die Klägerin diese Bezeichnung für die Krankheit übersetzt, hat im Rahmen der herkömmlichen medizinischen Behandlung keinen Einfluss auf die therapeutischen Verfahren. „MCS“ ist eine Angelegenheit nichtmedizinischer Praktiker (Homöopathen, und andere).>>

Diese Verfahren löste bei mir eine Art Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD – Posttraumatic Stress Disorder) aus. Wenn ich also z.B. über Artikel wie den von Christiane Tourtet stolpere „GERMANY IS THE FIRST COUNTRY TO RECOGNIZE MULTIPLE CHEMICAL SENSITIVITY (MCS) AS A PHYSICAL DISEASE“ („DEUTSCHLAND IST DAS ERSTE LAND, DAS MULTIPLE CHEMICAL SENSITIVITY (MCS) ALS EINE ORGANISCHE ERKRANKUNG ANERKENNT“) dann schmerzt mich das immer noch und ich schlucke meinen Zorn über die erfahrene Ungerechtigkeit herunter.

Alles Gute aus Deutschland,

xx

* Anmerkung: DIMDI wurde falsch ins Englische übersetzt. Das DIMDI heißt auf Deutsch „Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information“ und nicht „Deutsches Institut für Medizin, Dokumentation und Information“

Dr. Tino Merz zur erneuten Falschdarstellung der Aktivistin:

Den Text der Aktivistin muss man von hinten lesen. Die Autorin ist verletzt und ärgert sich über ein Gutachten, in dem steht, dass es MCS aus der Sicht der Schulmedizin gar nicht gibt. Statt sich schlau zu machen, wie man einen solchen Unfug effektiv begegnen kann – wenn der Herr Professor den ICD nicht kennt, ist er entweder inkompetent oder befangen – schluckt Sie Ihren Ärger runter.

Nun kann und will sie nicht glauben, was Dr. Küppers in ihrem klaren Schreiben an Silvia Müller geschrieben hat. Sie hat wohl gefragt, ob es denn wirklich stimmt. Das ist die alte Weisheit: „Wer lang fragt …“ Mittlerweile hat wohl Frau Dr. Küppers Druck bekommen. Also rudert sie zurück und unsere Autorin gibt ihr die Gelegenheit dazu.

Schließlich verkündet unsere Autorin die Welt belehrend, dass der ICD gar keine Diagnosen enthält und die Ärzte sich daran auch nicht halten müssen, als traurige Wahrheit.

Dieser Vorgang zeigt, wie es denjenigen, die, wider besseres Wissen, den Stand der Wissenschaft in Sachen MCS in Abrede stellen und als Psycho umdeuten, schaffen, eine immense wissenschaftliche Literatur zu Müll zu verarbeiten, nämlich indem sie ihre Pseudowissenschaft als neue wissenschaftliche Erkenntnisse präsentieren (Prinzip Erlanger Fake: Vertauschung von Ursache und Wirkung), dies als schulmedizinische Korrektness apostrophieren und von allen verlangen, dies als „seriös“ zu akzeptieren. Sie habe es offensichtlich geschafft, dass viele Selbsthilfegruppen dies akzeptieren. Ich verweise auf das Zitat in meinem MCS-Strategiepapier zur „Wissenschaftsgläubigkeit“. Dort sagt eine Aktivistin, die Nichtakzeptanz von MCS liege an der Wissenschaftsgläubigkeit der Journalisten und Politiker. Also akzeptiert die Aktivistin, dass MCS wissenschaftlich ungeklärt ist. Die traurige Wahrheit ist folglich, dass solche Selbsthilfegruppen am eigenen Grab fleißig mitschaufeln.

Autor: Dr. Tino Merz für CSN – Chemical Sensitivity Network, 5. Februar 2009

Teil I: Künstlich erzeugte Verwirrung über den ICD-10 zu MCS

Weiterführende Informationen:

Professor appelliert zur Rücksichtnahme auf „Kanarienvögel“

 

Professor appelliert zur Rücksichtnahme auf Chemikalien-Sensible

Ein amerikanischer Professor appellierte gestern in der unabhängigen Studentenzeitung der University of New Hampshire zur Rücksichtnahme auf „Canaries“ (Kanarienvögel) in Bezug auf die Benutzung von Chemikalien und insbesondere Duftstoffe. Der Professor meint damit jene Menschen, die unter Chemikalien-Sensitivität leiden und wie einst die Kanarienvögel in den Bergwerken als Indikatoren für giftige Chemikalien anzusehen sind.

Einige amerikanische und kanadische Universitäten verfügen über eine “Scent Free Policy”, d.h. an diesen Universitäten ist die Verwendung von Parfums und duftstoffhaltigen Produkten verboten. Auch Besucher müssen sich danach richten. Durch diese Regelung wird allergischen und chemikaliensensiblen Studenten und Universitätsangestellten ermöglicht, studieren zu können.

Prof. Ihab Farag’s Appell in der Studentenzeitung:

Viele von uns sind vertraut mit Kanarienvögeln, diesen schönen, farbenfrohen Vögeln, die fast die ganze Zeit über singen. Kanarienvögel retteten auch viele Menschenleben in Kohlenminen. Das kommt daher, weil Kanarienvögel wesentlich sensibler auf toxische Gase reagieren als Menschen. Die Bergleute nahmen deshalb die Kanarienvögel mit in die Kohlengruben. Wenn der Kanarienvogel aufhörte zu singen und von der Stange fiel (oder starb), wussten die Bergleute, dass es notwendig sei, die Kohlenmine aus Sicherheitsgründen schnellstens zu verlassen.

Es gibt Personen, die eine sehr starke Empfindlichkeit für viele gängige Chemikalien entwickelt haben. Diese Menschen können durch Rauch, chemische Reinigungsmittel, Desinfektionsmittel, Rauch von Zigaretten/Zigarren, Abgase von Motoren, Lösungsmittel, etc. sehr negativ beeinträchtigt werden. Diese Personen werden oft als „Kanarienvögel“ unserer modernen Welt bezeichnet, weil ihre Chemikalien-Sensitivität ähnlich der von Kanarienvögeln ist. Die „Kanarienvögel des 21. Jahrhunderts in Menschengestalt“ werden in der Regel durch Parfums, Haarpflegeprodukte, Shampoos, Duschgels, After Shave Lotion’s, Antiperspirants, Deodorants, Hand-Desinfektionsmittel, Lippenpflegestifte, Nagellack, etc. stark in Mitleidenschaft. „Canaries in Menschengestalt“ sehen genauso aus wie andere Menschen und wenn Sie einen sehen, werden Sie es wahrscheinlich nicht merken, dass Er oder Sie ein „Kanarienvogel in Menschengestalt“ ist, bis eine offensiv giftige Chemikalie die Sensitivität der Person auslöst.

Bitte nehmen Sie Rücksicht auf die „Kanarienvögel in Menschengestalt“ und helfen Sie ihnen, dass sie ihr Leben in vollen Zügen genießen können. Eine Möglichkeit, wie Sie den „Canaries in Menschengestalt“ helfen können und gleichzeitig Ihre eigene Exposition gegenüber unerwünschten Chemikalien senken können, ist, duftfrei zu sein: Vermeidung von Parfüms und parfümierten Körperpflegeprodukten.

Autor: Silvia K. Müller, CSN-Chemical Sensitivity Network, 3. Februar 2010

Literatur:

Chemical consideration to the Human Canaries, Ihab Farag, Professor, Chemical Engineering Department, Letter to the editor 02-02-10, The New Hampshire, Independent Student Newspaper at the University of New Hampshire since 1911, 2. Februar 2010

Krebs durch Parfums und Duftstoffe?

Duftstoffe haben unser modernes Leben voll im Griff. So kommen wir alle, ob gewollt oder ungewollt, täglich mit unzähligen Düften in Kontakt, sei es durch parfümierte Kosmetika, Wasch- und Reinigungsmittel, Duftkerzen, Textilsprays, Duftlampen, Raumduftsprays, modernem Air-Design in Kaufhäusern, wie auch durch medizinische Cremes und Salben usw. Kaum ein Verbraucher weiß, dass die Flut der unzähligen Düfte schwerwiegende negative Auswirkungen auf die eigene Gesundheit haben kann.

Versuchskaninchen Mensch?

Bei der Produktion von Aromen und Riechstoffen kommen weit über 3500 verschiedene chemische Substanzen zum Einsatz. Die Wirkung dieser unterschiedlichen Chemikalien auf den menschlichen Organismus und auf unser Gehirn ist kaum erforscht. Dass Duftstoffe unsere Gesundheit schädigen können, ist jedoch keine neue Erkenntnis. Das UBA warnt bereits seit vielen Jahren vor dem Einsatz von Duftstoffen. In medizinischen Kreisen wächst die Kritik am Einsatz von Duftstoffen, da die Zahl der durch Düfte schwer erkrankten Patienten (Asthma, Allergien und MCS) stetig ansteigend ist. In der Rangliste der Allergie-auslösenden Stoffe sind Duftstoffe und Aromen auf Platz zwei angesiedelt.

HNO-Ärzte und Lungenärzte schlagen Alarm – Krebsrisiko durch Duftstoffe stark erhöht

Für die Entstehung von Krebs sind neben dem Rauchen zunehmend weitere Faktoren unseres modernen Lifestyles mitverantwortlich. Lt. Meinung von Experten sind künstliche Düfte und Aromen geradezu Multiplikatoren, um an Krebs zu erkranken. Raucher, die in ihren PKW einen Duftbaum am Rückspiegel hängen haben, sind lt. Dr. Michael Jaumann, dem Vorsitzenden des Deutschen Berufsverbands der HNO-Ärzte, besonderen Gesundheitsgefahren ausgesetzt. Für ihn sind Duftbäume und Duftkerzen „Chemie-Schrott“. Zitat: „Was diese Produkte ausgasen, ist besonders für Raucher fatal. Denn für diese Personengruppe wird das Krebsrisiko nicht nur erhöht, sondern geradezu multipliziert.“

Auch Lungenärzte vertreten die Ansicht, dass Rauchen in Kombination mit Duftstoffen das Krebsrisiko um ein Vielfaches erhöht. Asthmatiker, Allergiker, empfindliche Personen und Kinder sind besonders gefährdet, durch Duftstoffe schwer zu erkranken. In von Öko-Test untersuchten Duftbäumen wurden u. a. hochallergene Duftstoffe, VOC (flüchtige organische Verbindungen), Weichmacher, wie z. B. hormonell wirksame Phthalate und Diethylphthalat (DEP) nachgewiesen.

Prof. Harald Morr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lungenstiftung und Leiter der Pneumologischen Klinik Waldhof Elgershausen in Greifenstein, gibt zu bedenken, dass es nach der von Öko-Test durchgeführten Untersuchung keine „guten“ Duftbäume gibt. Demnach rät er auch Nicht-Rauchern dringend davon ab, sog. Raumverbesserer zu verwenden.

Auch Schwangere sollten Duftstoffe meiden

Werdende Mütter sollten auf parfümierte Kosmetika während der Schwangerschaft besser verzichten. In der Medizin ist bekannt, dass chemische Zusätze in Parfums und Körperpflegeprodukten die spätere Fortpflanzungsfähigkeit bei ungeborenen Jungen schädigen können. Ebenfalls können die in Kosmetika und Parfums zum Einsatz kommenden Chemikalien im späteren Leben zu Hodenkrebs führen.

Duftstoffe nicht wahllos einsetzten –  Einsatz in der Öffentlichkeit verringern

Auf Grund der Warnungen des UBA und vieler medizinischer Experten wäre es wünschenswert, dass man Duftstoffe nicht wahllos in der Öffentlichkeit einsetzt. Vielmehr müssten die Verantwortlichen dafür Sorge tragen, dass bei den Verbrauchern eine angemessene Aufklärung über die möglichen Risiken von Duftstoffen stattfindet. Ebenfalls muss gewährleistet werden, dass die Bevölkerung keinen ungewollten Duftexpositionen ausgesetzt wird, um die Unversehrtheit ihrer Gesundheit zu wahren. Umso unverständlicher ist es anzusehen, dass stets neue beduftete Alltagsprodukte Einzug in unser Leben finden und uns Verbraucher gesundheitlich schwer schädigen können. Vielmehr wäre es Zeit, endlich angemessen zu handeln, um den Einsatz von Duftstoffen in unserem Leben radikal zu verringern. Die europäische REACH-Richtlinie hat an den bislang bestehenden Begebenheiten nichts verbessert, daher bedarf es weiterer Maßnahmen, um die Gesundheit unserer Kinder und ahnungsloser Verbraucher zu schützen.

Autor: Maria Herzger, CSN – Chemical Sensitivity Network, 1. Februar 2010

Weiterführende Informationen und kostenlose Informationskarte über Duftstoffe und deren Gefahren, erhalten Sie bei CSN >>>  Infomaterial

Die beliebtesten Blogs im Januar 2010

Als publik wurde, dass die diesjährigen Wohlfahrtsmarken beduftet sein werden, wurde ein Offener Brief an die Verantwortlichen verfasst. Eine erhebliche Anzahl Behinderter in Deutschland erleiden Gesundheitsbeschwerden, wenn sie Duftstoffen ausgesetzt sind. Der Offene Brief hat unter den CSN Blogs, die im Januar am Häufigsten gelesen wurden, Platz Eins erzielt.

Auf Platz Zwei landete ein Beitrag über die Einschränkungen, die ein chemikaliensensibler Mensch im Alltag erlebt. Viele MCS-Kranke reichten diesen Artikel in ihrem Bekanntenkreis weiter.

Antidepressiva gehören zu den am Häufigsten verschriebenen Medikamenten. Jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse enthüllten, dass sie bei vielen Menschen überhaupt nicht wirken.

Zum Lesen der beliebtesten Artikel im Januar 2010 einfach anklicken >>>

  1. Offener Brief: Duft-Briefmarken schränken Behinderte ein
  2. Leben mit Chemikalien-Sensitivität – Ein Alltag mit vielen Einschränkungen
  3. Warum Antidepressiva bei so vielen Menschen nicht wirken
  4. Wenn die Galle überläuft – Natürliche Hilfe bei Gallensteinen, Gallenkolik & Co
  5. Antibiotika gegen akute Bronchitis unnötig
  6. CSN Silvester-Party
  7. Antwort der Europäischen Kommission auf eine Anfrage zur Umweltkrankheit Multiple Chemical Sensitivity
  8. Paradigmenwechsel in der Medizin zu Gunsten der Umweltmedizin notwendig
  9. Treffen zwischen spanischen Gesundheitsministerium und MCS – Multiple Chemical Sensitivity Selbsthilfegruppen
  10. Eine Sekundengeschichte: ….nur eingecremt