Biochemische Anomalien bei Patienten mit MCS

umweltkranke-frau-x.jpg

Verminderte Entgiftungsfähigkeit und Nährstoffdefizite sind in der Lage, bei Patienten mit Chemikalien-Sensitivität als Promotor bei der Entstehung der Erkrankung wie auch in deren Verlauf zu fungieren und sorgen mit dafür, dass sich MCS Erkrankte in der Regel ständig krank fühlen. Gezielte Nährstofftherapie führt bei einem Teil der Patienten zu deutlicher klinischer Verbesserung, auch in der Entgiftungsleistung.

Chemikalien-Sensitivität nicht mit Allergien vergleichbar
Patienten mit Chemikalien – Sensitivität (MCS) zeigen zahlreiche physiologische und biochemische Anomalien und sind generell kränker, als eine Kontrollgruppe von Allergiepatienten, berichtet L. Galland in Occupational Medicine, der amerikanischen Fachzeitschrift für Arbeitsmedizin.

Anomalien feststellbar
Galland bringt vor, dass MCS mit spezifischen Anomalien des Aminosäuren- und Fettsäurenstoffwechsels, sowie verminderter Aktivität von ESOD (Superoxide Dismutase in den Erythrozyten) und eGPX (extrazelluläre Glutationperoxidase), Mitralklappenprolaps Syndrom, Schilddrüsenunterfunktion und autoimmuner Schilddrüsenentzündung assoziiert wird. Galland stellte in seiner Studie weiterhin fest, dass bei MCS Patienten und Kontrollpersonen mit Allergien Magnesium- und Vitamin B6-Defizite gleich häufig auftreten.

Eins kommt zum anderen
Da sich Chemikaliensensible fast immer krank fühlen, ist es wahrscheinlich, dass einige dieser Anomalien zu ihrem generell schlechten Gesundheitszustand beitragen, wenn nicht auch zu ihren Sensitivitäten. Galland stellte die Hypothese auf, dass es ebenfalls möglich sei, dass diese verschiedenen Anomalitäten durch eine unidentifizierte fundamentale metabolische- oder neuroendokrine Störung verursacht werden, die mit Hypersensitivitätszuständen gemeinsam einhergeht.

Ergebnisse zum Nachdenken
Ein provokantes Ergebnis ist die große Häufigkeit, mit der verminderte Konzentrationen von Antioxidantien gefunden wurden. Ebenfalls signifikant war, dass die Erythrozytenaktivität von SOD bei 89% und eGPX bei 48% der MCS-Patienten erniedrigt war. Des Weiteren zeigten 41% der MCS- Patienten eine verminderte Ausscheidung essentieller Aminosäuren, trotz einer proteinreichen Diät. Vitamin C in Leukozyten war hingegen nur bei 5 Patienten erniedrigt, die kein zusätzliches Vitamin C einnahmen.

Therapien statt Ignoranz gegenüber Patienten erfolgreich

Galland vertritt, basierend auf seinen Studienergebnissen, wie viele Umweltmediziner weltweit die Auffassung, dass Mangel an Antioxidantien zu Hypersensitivität gegenüber Umweltschadstoffen und toxischen Chemikalien beitragen kann. Tatsächlich wurde eine Behandlung, die die Gabe von Antioxidantien, Selen, Vitamin C, Kupfer, Zink, sowie schwefelhaltigen Aminosäuren umfasste, von deutlichen klinischen Verbesserungen bei 25% der Patienten in der MCS- Gruppe und von begrenzter symptomatischer Besserung bei weiteren 18% begleitet. Bei allen Patienten, bei denen ESOD oder eGPX erneut bestimmt wurden, wurde im Anschluss an die Behandlung eine Verbesserung der Konzentration beobachtet. Die Möglichkeit, chemikaliensensiblen Patienten adäquate Diagnostik und darauf aufbauende individuelle Therapie zugänglich zu machen, ist daher als sinnvoll zu erachten und sollte gezielt forciert werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, April 2008

Literatur: Galland L., Biochemische Anomalien bei Patienten mit MCS, Occup. Med. 1987 Oct-Dec;2(4):713-20.

10 Kommentare zu “Biochemische Anomalien bei Patienten mit MCS”

  1. Mary-Lou 23. April 2008 um 19:44

    Nach wie vor ist es für mich unverständlich, dass man der weit verbreiteten schweren Umwelterkrankung MCS (Multiple Chemikaliensensitivität) in Deutschland dermaßen mit Ignoranz begegnet, währenddessen die ausländischen Studienergebnisse bzgl. MCS ständig neue Fakten auf den Tisch bringen.

    Können wir uns es leisten einer Krankheit, die jeden heute Gesunden schon morgen eingeholt haben kann, mit Ignoranz und Verleugnungstaktik zu begegnen? Die Konsequenz wird sein, dass bereits unsere Kinder und Jugendliche immer häufiger an MCS erkranken. Drastisch zunehmende, Neuerkrankungen an Asthma, Neurodermitis, Krebs, ADHS, ADS und Allergien werden heutzutage als Begleiterscheinung unserer modernen Zeit als Schicksal hingenommen. Auch gegen diese meist durch Umweltfaktoren ausgelöste Erkrankungen, könnte man weit aus mehr unternehmen. Aber die Pharmaindustrie, die verstärkt die ärztliche Fortbildung übernommen hat, ist keinesfalls an einem Gegensteuern interessiert. Die Entwicklung unserer Tage, dass auch Kinder und Jugendliche kaum noch gesund sind und auch diese Personengruppe verstärkt an Umwelterkrankungen wie z. B. MCS erkrankt, kommt den Arzeimittelherstellern scheinbar wie gerufen, denn steigende Umsätze sind ihnen auch zukünftig garantiert.

    Abnormalitäten und verminderte Entgiftungsfähigkeit als Ursache für umweltbedingte Erkrankungen wie MCS, die es hierzulande ja nicht gibt bzw. offiziell nicht eben darf, anzuerkennen und somit der besorgniserregenden Entwicklung entgegen zuwirken, in dem durch angemessene Ärztefortbildung erreicht wird, dass unsere Mediziner Umweltkrankheiten souverän und objektiv diagnostizieren können, wird wohl noch eine Weile auf sich warten lassen. So vergeht wertvolle Zeit, um den Umweltpatienten angemesse Hilfe zu leisten.

    In Deutschland begegnet man Umweltkrankheiten weiterhin überwiegend mit Ignoranz, das verdeutlicht auch die Tatsache, dass man sich weiterhin noch auf die längst überholte RKI-Studie beruft und fast ausnahmslos alle neuen MCS- bzw. Studien bzgl. Umwelterkrankungen aus dem Ausland kommen. In Deutschland betreibt man keine MCS-Forschung, da man an der Behandlung dieser schweren Umweltkrankheit nicht interessiert ist. Man bagatellisiert lieber und behauptet, es gibt MCS-Patienten, aber das Krankheitsbild MCS gibt es nicht.

  2. Analytiker 24. April 2008 um 07:10

    Dass bereits eine deutliche Verbesserung der Symptomatik durch eine Behandlung mit Antioxidantien erreicht werden kann, ist eine wunderbare Sache. Um so erstaunter bin ich, dass man hiesigen Umweltpatienten diese Therapie-Möglichkeiten komplett vorenthält und MCS- sowie anderen Umweltkrankheiten weiterhin mit Ignoranz begegnet.

    Ist das nicht unterlassene Hilfeleistung, wenn anerkannte wissenschaftilche Erkenntnisse komplett außer Acht gelassen werden, nur weil man MCS in Deutschland nicht haben möchte, und man weiterhin behauptet, man konnte MCS bisher nicht nachweisen.

    Dieses ignorante Verhalten ist mir absolut zu hoch und ehrlich gesagt auch widerwärtig.

  3. Silvia 24. April 2008 um 09:01

    Hallo Mary Lou & Analytiker,

    für mich ist diese Verleugnung auch völlig unakzeptabel, weil sie viel menschliches Leid mit sich zieht. Jeden Tag habe ich völlig verzweifelte Chemikaliensensible am Telefon, die mir berichten, wie mit ihnen umgegangen wird und das ihnen nirgendwo Hilfe zuteil wird. Eine ganze Reihe dieser Chemikaliensensiblen wären in der Lage eine solche Behandlung durchzuziehen, sogar selbst zu finanzieren, wenn es einen Arzt gäbe, der ihnen Anleitung gibt. Statt dessen wird als Mittel der Wahl Psychotherapie angeboten, obwohl damit bis dato noch kein tatsächlich an Chemikalien-Sensitivität Erkrankter damit geheilt wurde und die Allermeisten psychisch trotz aller Anfeindungen und ihrer Zwangsisolation noch als sehr stabil zu bezeichnen sind.

    MCS ist diagnostizierbar, sonst wäre die Krankheit an den führenden Kliniken für Umwelt- und Arbeitsmedizin in den USA nicht die Dianose Nr.1. Nachlesbar für jeden auf deren Webseiten.

    Verständlich daher die Frage von ausländischen Wissenschaftlern:

    What’s up in Germany?
    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/02/14/auslaendische-wissenschaftler-in-der-medizin-fragen-whats-up-in-germany/

  4. Terminator 24. April 2008 um 18:00

    Bei MCS-Patienten ist die Mehrheit der deutschen Umweltmediziner meiner Meinung nach nicht wirklich daran interessiert, Abnormalitäten im Vergleich zu Gesunden, festzustellen. Man wirft die MCS-Betroffenen lieber in den großen Topf zu den anderen als psychischkrank diagnostizierten Patienten, und schon ist der Fall für sie erledigt.

    Psychisch bedingte Ursachen für eine Vielzahl von Erkrankungen zu diagnostizieren, ist eine in Deutschland immer wieder gerne angewandte Praxis. Somit können alle weitermachen wie bisher, man kommt niemanden in die Quere und kann womöglich m. E. noch eine dicke fette Belohnung dafür einheimsen, dass man kein Spielverderber ist und so schön mit dem Strom schwimmt.

  5. Juliane 24. April 2008 um 21:34

    Genetische Unterschiede gibt’s in diesem Land nicht. Die darf es nicht geben. Dafür lässt man dann auch gerne mal kranke Menschen über die Wupper gehen. Nicht nur MCS Kranke. Auch andere Kranke, denen Enzyme fehlen, bestimmte Medikamente zu verstoffwechseln.

    Hauptsache die Ideologie stimmt.

    Ach so, wie heißt es so schon: „Gewisse sensible Bevölkerungsgruppen können unter Umständen Zimtkekse nicht vertragen“

    Da kann ich nur sagen: Gewisse unsensible Mediziner- und Politiker-Gruppen können unter Umständen die Wahrheit nicht vertragen.

  6. Spider 25. April 2008 um 19:09

    An Abnormalitäten zu leiden, decken die meisten Umweltärzte kaum auf, denn darauf wird man in der Regel nicht untersucht. Aufklärung ob mangelnde Entgiftungsfähigkeiten und Enzymmangel bei MCS-Patienten vorliegen, könnte dazu beitragen, dass MCS-Kranken angemessene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

    Ich gewinne immer häufiger den Eindruck, dass man nur auf alle Eventualitäten untersucht wird, die bei der großen Masse in Betracht kommen. Abnormalitäten festzustellen liegt nicht im Trend.

  7. Spider 25. April 2008 um 19:25

    Ergänzend zu meinem vorherigen Kommentar ist noch anzumerken, dass praktizierende und erfahrene Umweltärzte, die MCS auch diagnostizieren, die werden Abnormalitäten bei ihren Umweltpatienten aufzudecken wissen. Aber ich meinte eben, in den sog. Umweltambulanzen der Universitätskliniken, dort sehe ich schwarz auf dem Gebiet, hier tritt dann wiederum mein vorgenannter Kommentar in Kraft.

  8. Maria Magdalena 29. April 2008 um 16:51

    Wen interessiert schon Hilfeleistung, denen geht es doch nur ums Geschäft! Ist das schwer nachzuvollziehen? Ist aber leider die bittere Wahrheit. Haltet bloß immer guten Kontakt zu Euren Schutzengeln!

  9. Andi 12. August 2008 um 12:53

    Hilfe für Chemikaliensensible bleibt in Deutschland völlig aus.

    Maria Magdalena, Du hast recht, hier bei uns interessiert sich kaum jemand, uns zu helfen. Außer Dr. Binz und einige wenige Kollegen, das war´s aber auch schon. Ich kenne keine andere Patientengruppe die noch zusätzlich zu ihrem Krankheitsbild solche Steine in den Weg gelegt bekommt wie wir. Gäbe es keine Selbsthilfegruppen bzw. das tolle CSN-Forum nicht, denke ich, wären wir ganz verloren.

    Die MCS-Schutzengel haben bestimmt schon vielen von uns helfen können, wenn gleich dies auch keine heilende Therapie darstellt. MCS Kranke sind vollkommen auf sich alleine gestellt, obwohl man mit dem heutige Wissensstand schon Einiges erreichen könnte.

    Das ist nicht hinnehmbar und mir völlig unverständlich, dass so viele Leute wegsehen, anstatt uns zu helfen.

    Für mich stellen diese Praktiken unterlassene Hilfeleistung dar, und zwar im großen Stil.

  10. Associazione AMICA » Blog Archive » Anomalie biochimiche nei pazienti con MCS 11. Juli 2011 um 14:41

    […] Fonte: http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/04/23/biochemische-anomalien-bei-patienten-mit-mcs/ […]

Kommentar abgeben: