Archiv der Kategorie ‘Umweltschutz, Naturschutz‘

Dioxine in Lebensmitteln – alles Hysterie?

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Viele unter uns versuchen durch Sport und gesunde Ernährung ihre Gesundheit zu stärken. Allerdings ist es heutzutage nicht einfach, sich tatsächlich gesund zu ernähren, obwohl die Auswahl an Vitaminspendern wie Obst und Gemüse sowie einer breiten Palette von Bioerzeugnissen eigentlich ein Schlaraffenland für Körper und Sinne darstellen könnte.

mozzarella-ii.jpgGetrübt wird diese Schlaraffenlandatmosphäre immer wieder von schadstoffbelasteten Lebensmitteln, wie aktuell von mit Dioxin belastetem Büffelmozzarella aus Italien. Zu hoffen ist, dass die Verbraucher rechtzeitig vor belasteten Chargen geschützt wurden. Die Auswirkungen von Umweltgiften, wie z. B. Dioxin, spielen selbst bei kleinsten Mengen auf unsere Gesundheit eine nachhaltige und nicht zu unterschätzende Rolle.

Wie kommen Dioxine auf unseren Teller, und wenn, ist es tatsächlich so schlimm, mag sich mancher fragen. Hochgiftige Dioxine können beispielsweise bei Verbrennungsprozessen von ca. 300 °C und mehr in Anwesenheit mit Chlor und organischem Kohlenstoff entstehen und haben die Eigenschaft, sich in unserer Nahrungskette anzureichern. Dioxine können Krebs und Leberschäden verursachen, sowie das Nerven- und Immunsystem schädigen. Sie sind auch in der Lage, in den Hormonhaushalt einzugreifen und die Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen zu schädigen, sowie Missbildungen am Embryo im Mutterleib zu bewirken. Dioxine gehören zu den schädlichsten Umweltgiften überhaupt, schon eine Dioxinaufnahme von weniger als einem Mikrogramm führt definitiv zu irreversiblen Gesundheitsschäden. Das Supergift Dioxin entsteht auch bei chemischen Produktionsprozessen, bei denen Chlor verwendet wird, und kann dabei als Verunreinigung in die Produkte gelangen. Siebziger Jahre Holzschutzmittel sind uns dafür in guter Erinnerung. Das extrem giftige PCP (Pentachlorphenol), das seit 1989  in Deutschland verboten ist, war auch deshalb ein so giftiges Holzschutzmittel, weil es zusätzlich mit Dioxin verunreinigt war, was noch wesentlich toxischer ist als das hochgiftige PCP selbst. Auch Müllverbrennungsanlagen und thermische Prozesse bei der Metallgewinnung, Kraftwerke, Hausbrandfeuerstellen, Industriefeueranlagen und der Verkehr zählen zu den möglichen Emissionsquellen von Dioxinen.

Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass sie durch die Vielzahl der achtlos weggeworfenen Zigarettenkippen die Natur und Umwelt völlig unnötigerweise mit Dioxin und anderen Giften schädigen. Durch Regen gelangen diese Giftstoffe letztendlich in unsere Flüsse, ins Grundwasser und verunreinigen unser Trinkwasser. rauchender-fisch-ii.jpg Durch Wegwerfen der Kippen durch den Toilettenabfluss ist damit der Verunreinigung ebenfalls kein Ende gesetzt. Denn in den Kläranlagen angekommen, gelangen sie mit dem Klärschlamm auf unsere Felder, da sie von den Wasserwerken nicht herausgefiltert werden können. Somit schließt sich der Kreis. Über die Nahrungskette landen Dioxine auf unseren Tellern, mit allen unerwünschten Folgen. Raucher schädigen also nicht nur die Gesundheit ihrer Mitmenschen durch den Qualm, den sie verursachen, sondern auch durch das achtlose Wegwerfen der Kippen.

Von Hysterie bei vergifteten Lebensmitteln und Umweltbelastung durch Dioxine kann also keine Rede sein. Solche manipulative Bagatellisierung ist nicht angesagt, das Problem für unsere Gesundheit besteht nämlich nicht darin, „bestimmte Substanzen als gefährlich wahrzunehmen“, sondern „bestimmte gefährliche Substanzen nicht wahrzunehmen“,

Euer Thommy

Grüne Signale von der CeBit

thommy-blog.jpgDer Umweltschutz hat auch auf der CeBit Einzug gehalten. Das Schlüsselwort der diesjährigen CeBit ist „Green IT“. Diese positive Signalwirkung ist sehr begrüßenswert, denn dass Computer-Elektronik zunehmend umweltfreundlich produziert wird und ein umfangreicheres Recycling gewährleistet ist, wirkt sich auf die globale Umwelt nachhaltig aus. Das ist dringend notwendig, denn z.B. die Antiflammschutzmittel sind bei Mensch und Umwelt längst „angekommen“, wie es die Toxikologen nennen. Da ein PC heute fast in jedem Privathaushalt vorhanden ist, diese Geräte also nicht „nur“ den betrieblichen Arbeitsschutz betreffen, ist diese umweltfreundliche Entwicklung “kurz vor Zwölf – äußerst positiv zu bewerten.

Die gezielte Schadstoffreduzierung und Reduzierung des Stromverbrauchs der neuartigen Computer, wird nicht nur den Wünschen der Verbraucher gerecht, sondern ist ein bedeutungsvoller richtungweisender Beitrag, der neben dem besseren Umweltschutz, eine gesündere PC-Anwendung möglich macht.

Greenpeace hat zum Thema „grüne Technologie“ sogar einen Greenpeace CeBit-Blog eingerichtet.

Das unterstreicht die nachhaltige Bedeutung dieses uns global betreffenden Themas und dass man sich in vielen Bereichen um dieses Problem wirklich Gedanken macht. Umweltfreundliche Produkte, besonders Elektronik, da diese durch die Schnelllebigkeit schnell wieder durch neue Produkte ersetzt wird, sind in unserem Zeitalter eine unabdingliche Notwendigkeit, darüber sollten wir uns bei Kaufentscheidungen im Klaren sein, und nicht uns nach der „Geiz ist geil“-Methode zum Kauf des günstigsten PCs verleiten lassen. Es gibt andere wichtige Kaufkriterien. Unser Verantwortungsbewusstsein  zu einem besseren Umweltschutz sollte unsere Kaufentscheidungen für gesundheitlich verträgliche Produkte nachhaltig prägen. Ich bin gespannt, ob die CeBit auch einen Computer vorstellt, der dem „MCS- Standart“ Genüge trägt und wirklich keine Chemikalien ausströmt.

Bis demnächst,

Euer Thommy

Die Natur sucht sich Wege

Zerstörte Landschaft

Eines meiner Lieblingsmotive beim Photographieren ist Industrie und Natur im Kontrast. Orte, an denen die Natur wieder Oberhand gewinnt oder Signale aussendet.  img8517_dxo.jpg

Die Industrie ist an vielen Stellen auf unserem Planeten dabei, die Natur in die Ecke zu drängen, sie zu verdrängen, und mancherorts geschieht dies gnadenlos. Doch sie bäumt sich auf und kämpft erfolgreich zurück und zeigt uns dabei, wo wir als Mensch stehen. img8585_dxo.jpg

Manchmal triumphiert die Natur, indem sie den Stolz des Menschen überwuchert oder umschlingt.

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Ein anderes Mal wirken die morbiden Zerfallsprozesse vor sich hinrostender Industriekultur schon fast wie von einem Künstler perfekt inszeniert. p1010510.JPG

Die Natur kann auch ein zynischer Clown sein, der uns Menschen den Spiegel vorhält. Unsinniges wird uns von ihr vor Augen geführt, um zum Umdenken anzuregen. Und dann ist es immer wieder der Mensch, der sich durch seine Handlungen selbst in Frage stellt.

Kinder kämpfen für ihre Zukunft

Unsere Umwelt braucht Hilfe, richtige Hilfe, nicht nur schockierende Berichte in den Medien und kurze Aufschreie, die rasch wieder verstummen. Tatkräftige Hilfe, die in nachhaltiges Handeln mündet, ist angesagt, um die allgegenwärtige Umweltverschmutzung einzudämmen und den Klimawandel zu stoppen. Die Zukunft gehört unseren Kindern, wir haben nicht das Recht, sie zu rauben oder einzuschränken. Sie sehen es genauso und beginnen vielerorts auf ihre Weise für ihre Zukunft zu kämpfen. Ganze Schulen und Jugendgruppen arbeiten gezielt für ein gesundes Morgen. Die Kinder folgen dabei nicht ausschließlich gesteuerten Regierungsprogrammen, sie haben eigene wirklich kreative Ideen, und diese zeigen bereits beachtliche Erfolge. Kinder sind oft die besseren Umweltschützer

Kinder beseitigen Missstände

Auf das Konto der Bequemlichkeit von uns Erwachsenen gehen viele Umweltsünden. Alte, eingeschliffene Gewohnheiten werden oft nicht mehr registriert und gedankenlos fortgeführt. Andere Umweltsünden werden aus reinem Profitdenken weiterbetrieben. Kinder haben glücklicherweise noch kein Profitdenken und bringen zum Ausdruck, was nicht rechtens ist. So haben sie es vor einigen Jahren bspw. geschafft, dass Firmen insolvent gingen, die Thunfischkonserven ohne Rücksicht auf das Leben von Delphinen herstellten. Im Nachmittagsprogramm für Kinder im Fernsehen wurde von Fischfangflotten bestimmter Konzerne berichtet, die, allen Möglichkeiten und scharfen Hinweisen zum Trotz, weiter Netze einsetzten, in denen sich Delphine verfingen und dann zwangsläufig elendig verendeten. Die Kinder, die beim Einkaufen meist dabei sind, gingen auf die Barrikaden und teilten ihren Eltern über die delphinfeindliche Fangweise mit. Sie wussten genau, wie die Dosen der ignoranten Firmen aussahen, was diesen zum Verhängnis wurde und zur Insolvenz führte. 

Kinder sind die besseren Umweltschützer

15.734 Glühbirnen wurden gegen Energiesparlampen ausgetauscht. Von Profiunternehmen? Nein, mitnichten, es waren Kindern aus Kalifornien und ihre Durchsetzungskraft, die hier am Werk war. Sie sind es auch, die vor vielen Schulen wartende Eltern und Busfahrer mit Nachdruck darauf hinweisen, die Motoren ihrer Fahrzeuge nicht laufen zu lassen, um die Gesundheit und Umwelt zu entlasten. Andere Schüler treten an ihren Schulen für Rauch- und Duftstoffverbote ein, sowie überlegten Umgang mit Chemikalien oder deren Einsatz nur dort, wo es nicht anders geht. Kinder treten gegen Plastikflaschen zu Felde, weil sie diese unnötig belastend für Gesundheit und Umwelt finden, bitten daher ihre Mitschüler, sich Metallflaschen zuzulegen, die ewig halten. Sie gehen auf ihre Eltern zu, um diese zur Einschränkung der Verwendung von Chemikalien anzuhalten, verbieten ihnen die Benutzung von Plastiktüten, recyceln, raten zu Hybridautos und fordern Naturgärten. Umweltbewusstsein zieht Kreise bei Teenagern und in Schulen, das ist gut so, denn es macht Sinn, außerdem motiviert es zu bewusster, kreativer Denkweise, die auch später im Beruf gut ankommt.

Ganze Gemeinden profitieren durch den Einsatz von Jugendlichen

Über vierzig Jahre lang verschmutzte eine Firma im Osten von Palo Alto die Umwelt und die Luft auf gnadenlose Weise. Beendet wurde die unrühmliche Ära durch eine Organisation, die eigens von Jugendlichen gegründet wurde, um Umweltsünder aufzudecken. Ihr achtjähriger Jahre Kampf lohnte sich, die Fabrik ist jetzt geschlossen und die Umgebung wird dekontaminiert. Einige der Jugendlichen waren erst 14 Jahre alt, als sie begannen, gegen den Umweltverschmutzer zu Felde zu ziehen. Sie waren motiviert, für bessere Umweltbedingungen für alle Menschen in ihrer sozial schwachen Gegend einzutreten. Nun haben sie es geschafft, und bei der Frage nach dem Grund für ihr Engagement kam zur Antwort: „Jeder versuchte, uns etwas von der Zukunft zu erzählen, und das dann alles besser werden würde, aber wir leben im Jetzt und müssen jetzt überleben.“

Freude am Umweltschutz

So gibt es weltweit Jugendliche, die sich besonderen grünen Projekten verschrieben haben. Bildungseinrichtungen beginnen mitzuziehen. Mehr als 400 Schulen wurden in den USA als umweltbewusste Schulen zertifiziert, und täglich kommen neue Anwärter hinzu. Auch bei uns gibt es Schulleiter und Lehrer, die fortschrittlich denken, indem sie ihre Schüler zu Umweltbewusstsein motivieren und Projekte starten. Al Gores Film „Die unbequeme Wahrheit“ sahen tausende von Jugendlichen in ihren Schulen. Manche Schüler bleiben sogar des Öfteren freiwillig länger in der Schule, um ihren biologischen Schulgarten zu pflegen oder bei Umweltprojekten, wie bspw. das Installieren von Solaranlagen, vollen Einsatz aus innerer Überzeugung zu zeigen. Gegenstimmen von konservativen Lehrkräften, die meinen, in Umweltaktionen investierte Zeit wäre in Bildung besser angelegt, verhallen im Nichts. Viele Schüler von Heute wissen, was wichtig ist, und fühlen sich gut dabei. Sie sind selbstbewusst, denn es geht um ihre Zukunft, nicht um die verstaubter Querdenker von Gestern. Wir sollten Kinder bei ihrem umweltbewussten Denken und Handeln voll unterstützen, sie motivieren und natürlich auch öfters auf sie hören, denn es gibt einiges gutzumachen bei unserer Natur. Spaß kann umweltbewusstes Handeln ebenfalls bereiten, das wird jedem schnell bewusst, der es praktiziert.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Oktober 2007

Seit wann benutzen Fische Parfüm?

Duftstoffe begegnen uns in jeder Alltagssituation. Wir haben „unsere Welt“ beduftet. Ob es nun die tägliche Körperpflege betrifft, unsere Nahrung oder ein Putzmittel, Babywindeln, Kerzen, Hotelzimmer, sogar Socken und U-Bahnkarten gibt es mit Duft. Die Bestandteile der Duftstoffe sind zumeist Chemikaliengemische. Sie reichern sich in unserem Fettgewebe, der Muttermilch und in unserer Umwelt an. Ein staatliches Labor in der Schweiz fand Duftstoffkomponenten nun sogar in Fischen in hochalpinen Bergseen. Wie kommen sie dorthin, in Höhen, die nur selten ein Wanderer erreicht und in denen niemand lebt?

Der Traum von sauberer Luft und sauberem Wasser

Über zweitausend Meter hohe Berge, glasklare Luft, traumhafte Panoramen mit tiefblauen Bergseen – eine friedliche Szenerie, die einen wieder eins mit der Natur werden lässt. Doch der Schein trügt, denn das staatliche Schweizer Labor für analytische Chemie hat bei Proben von Fischen aus den Seen im Hochgebirge und Flachland persistierende organische Verbindungen (POPs) und Bestandteile von Duftstoffen festgestellt.

Fische Endlager für Insektizide, Flammschutzmittel und Duftstoffe?

Es wurden Fische aus sieben alpinen Seen in Regionen zwischen 2062 und 2637 Metern über dem Meeresspiegel untersucht. Die Wissenschaftler fanden im Fettgewebe der Fische Konzentrationen von Altinsektiziden und längst verbannten Chemikalien wie DDT, DDE, Dieldrin, HPEX, HCB, HCH, PCBs, PCDD/F und PBDE. Zusätzlich zu diesen hochbedenklichen Chemikalien wurden sieben verschiedene künstliche Moschusverbindungen und Xylolmoschus festgestellt. Diese Chemikalien sind Bestandteile aus Duftstoffgemischen, die man in Pflege-, Putz- und Waschmitteln und Parfüm findet.

Durch Niederschlag in den Fisch im Bergsee gelangt

Die Konzentrationen von PCB, PCDD/F, und PBDE waren in den Fischen aus den Gebirgsseen so hoch wie im Flachland. Ganz anders sah es mit der Konzentration der synthetischen Moschusverbindungen aus. Diese aus Duftstoffen in Waschmitteln und Kosmetika stammenden Verbindungen hatten sich in den Fischen der Gebirgsseen weniger stark angereichert, als in Fischen aus dem Flachland. Der Grund hierfür liegt darin, dass in die Flachlandseen Wasser aus Wasseraufbereitungsanlagen einfließen, eine Belastung, die es in den Hochgebirgsarealen nicht gibt.

Alltagsbeduftung hat Nebenwirkungen

Für die Duftstoffbestandteile und persistierenden Chemikalien in den Fischen im Hochgebirge gibt es laut Schweizer Wissenschaftler nur eine Erklärung: sie stammen direkt aus atmosphärischem Niederschlag und Luftverschmutzung. Regen, Schnee, Nebel sorgen in diesen hohen Regionen für die Belastung der Fische mit Duftstoffbestandteilen, die sich in unserer Atmosphäre befinden. Die Umweltverschmutzung durch die Alltagsgewohnheiten der Menschen sorgt somit für „parfümierte“ Fische. Eine Entwicklung, die jedem die Tragweite einer bedufteten Welt kritisch vor Augen halten sollte.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, August 2007

Literatur: Persistent organic pollutants, brominated flame retardants and synthetic musks in fish from remote alpine lakes in Switzerland Schmid P, Kohler M, Gujer E, Zennegg M, Lanfranchi M. Empa, Swiss Federal Laboratories for Materials Testing and Research, Laboratory for Analytical Chemistry Dubendorf, Switzerland. Chemosphere, Januar 2007

Schadstoffe ignorieren bringt Nationen zunehmend ins Schwitzen

Ich lese jeden Tag wissenschaftliche Studien, Newsletter und Pressemitteilungen zu umweltmedizinischen Themen, ich kann nur sagen, man härtet ab dabei. Als ich gestern die Pressemitteilung der University of British Columbia las, schreckte ich jedoch doch etwas zusammen. Die Zahlen, die dort zu lesen waren, was Umweltgifte das Land Kanada kosten, sind nämlich astronomisch. Ob es in anderen Ländern anders ist, ich glaube es kaum. Dies ist das erste Mal, dass man in Kanada das Ausmaß von schweren gesundheitlichen Auswirkungen, verursacht durch Umweltgefahren wie Luftverschmutzung, Pestizide, Dioxine, Schwermetalle, Antiflammschutz-mittel und andere persistierende Schadstoffe (POPs), misst. Die Studie, die in dieser Woche im medizinischen Fachjournal Environmental Research veröffentlicht wird, schätzt, dass in Kanada 25.000 Menschen jährlich durch Schadstoffe sterben, 24.000 neue Krebsfälle hinzukommen und 2.500 Babys mit zu geringem Geburtsgewicht zur Welt kommen.

Das Studiendesign war von höchstem Niveau. Die Studienautoren benutzten als Grundlage eine Methodologie, die von der Weltgesundheitsbehörde (WHO) in Zusammenarbeit mit 100 führenden Experten auf den Gebieten Umweltgesundheit, Epidemiologie und Toxikologie entwickelt wurde. David Boyd, der im vergangenen Monat mit der David Suzuki Stiftung zusammenarbeitete, sagte: „In unserer kulturellen DNA denken wir, dass Kanada ein ursprüngliches Land sei, aber dass passt nicht zusammen mit unseren Zahlen, wenn es um Umweltbelange geht.“ Und was er dann sagt, ist eigentlich auf alle Industrienationen übertragbar: „Wenn wir vor die Wahl gestellt werden zwischen Schutz der Umwelt oder den schadstoffproduzierenden Industrien, machen wir weiter damit, die Industrien zu beschützen.“

Doch der Wissenschaftler zeigt nicht nur die Missstände auf, er hat auch Rat für das umweltkranke Land. Er empfiehlt, dass Kanada eine umfangreiche nationale Umweltstrategie entwickelt, die strengere Standards für Luftqualität, Trinkwasser, Nahrung und Konsumprodukte einschließt. Ein weiteres Ziel solle sein, dass Kanada mehr in die Forschung, öffentliche Aufklärung, Verlaufstudien und die Entwicklung grüner Technologien investiere. Ein gutes Beispiel dafür, wie man verfahren sollte, sei Schweden, dieses Land sei Kanada Lichtjahre voraus. Dort gäbe es ein Substitutionsprinzip, erläuterte der Wissenschaftler, dass laut geltendem Gesetz verlange, dass, wenn eine sicherere Chemikalie verfügbar sei, diese Alternative zum Einsatz kommen muss.

Umfassende Maßnahmen einzuleiten ist höchste Eisenbahn für Kanada, denn die oben angeführte Berechnung ist noch lange nicht Ende der Fahnenstange. Zwei wichtige Aspekte sind in den Berechnungen nämlich nicht eingeschlossen und führen zu wesentlich höheren Kostenbergen. Boyd und Genuis kalkulierten die umweltbedingten Erkrankungen (EBD – Morbitität und Mortalität verursacht durch die Exposition gegenüber Umweltgefahren) in vier Kategorien: Atemwegserkrankungen, Herz- und Gefäßkrankheiten, Krebs und angeborene Leiden. Allergien, Umweltkrankheiten wie Chemikaliensensibilität (MCS) und Chronic Fatigue Syndrom (CFS), neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimers, Parkinsons, Multiple Sklerose und ALS, hormonelle Fehlfunktionen, etc. wurden in die Berechnung nicht einbezogen. Die Wissenschaftler hatten sich ausschließlich auf solche Erkrankungen fokussiert, für die bereits seit längerem starke Beweise für eine Entstehung durch Umweltschadstoffe bestehen. Der Grund dafür war insbesondere der, dass für einige Krankheiten noch keine ausreichende Datenlage in Bezug auf EBD vorhanden ist.

Als weiterer Aspekt, der auf wesentlich höhere Summen schließen lässt, ist festzustellen, dass schadstoffbedingte Krankheiten nicht alleinig im Gesundheitswesen Kosten verursachen, sondern eine ganze Reihe weiterer erheblicher Kostenberge produzieren. Bereits der entstehende Produktivitätsausfall dürfte die anfallenden Kosten im Gesundheitswesen übersteigen. Es dauert erfahrungsgemäß lange, bis ein Arbeitnehmer sich krankschreiben lässt. Die Gefahr den Job zu verlieren war nie so groß wie heute, somit schleppt sich mancher noch lange zur Arbeit, obwohl er nicht mehr kann. Volle Leistung und höchste Konzentration ist von diesen angeschlagenen Menschen keinesfalls mehr zu erwarten. Ist der Job verloren, fällt eine Familie als Konsument weitgehend aus, es geht nur noch um das blanke Überleben.

Fazit: Schadstoffbedingte Krankheiten zu ignorieren, schützt zwar einzelne Verursacher und bestimmte Industriezweige, ist für die Allgemeinheit und dass soziale System mittelfristig nicht mehr bezahlbar. Ganz abgesehen von den ethischen Aspekten wie in Kauf genommener frühzeitiger Tod, verlorene Lebensqualität und Lebensfreude. Wie auch dass schadstoffbelastete Kinder sich körperlich und in ihrer Intelligenz nicht voll entwickeln können, was den Kostenberg nachhaltig weiter wachsen lässt und nicht abzusehende Folgen für ein Land hat.

Autor: Silvia K. Müller

Literatur: University of British Columbia, Pressemitteilung: Pollution Killing up to 25,000 Canadians Annually, Says First Environmental Burden of Disease Study in Canada, 2. Oktober 2007

Umdenken ist angesagt…

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Besser gesagt, weiteres Umdenken und zielgerichtetes Handeln, denn der Prozess hat schon begonnen.

Wer hätte vor fünf oder zehn Jahren gedacht, dass:

  • Plötzlich tausende von Menschen weltweit Artikel in ihren Blogs über Umweltbelange am heutigen internationalen Blocktag veröffentlichen?
  • Ein amerikanischer Politiker, wie nun Al Gore, für sein Umweltengagement den Friedensnobelpreis bekommt?
  • Filmschauspieler Webseiten zum Thema Umwelt- und Klimaschutz lancieren?
  • Ein Mann, David Suzuki, wochenlang mit einem Wohnmobil quer durch Kanada reiste und viele tausend Menschen dazu brachte, plötzlich ihre persönliche Meinung über die Umweltproblematik zu sagen und Lösungen aufzuzeigen?
  • Die kanadische Menschenrechtskommission sich für Umweltsensible einsetzt?
  • Die amerikanische Wohnungsbaubehörde Chemikaliensensible in ihr Gremium beruft und die Industrie begeistert ist?
  • Der Scheich von Dubai nur noch ökologisch bauen möchte?
  • Eine Stadt in Japan komplett auf Öko setzt und alle Bürger enthusiastisch mitziehen?
  • Es in manchen amerikanischen Städten schon verpönt ist, mit einer Plastiktüte herumzulaufen?
  • Schauspieler statt mit einer stretched Limousine mit Hybridautos bei Oskarverleihungen vorfahren und auch im Alltag der Umwelt Vorrang geben?
  • Supermärkte mit Bioprodukten konkurrieren?
  • Gigantkonzerne für ihre Umweltsünden zur Rechenschaft gezogen werden?
  • Umweltgruppen weltweit eine Einheit bilden?
  • Von Konzernen ausgebeutete Menschen mitten im Urwald plötzlich eine Lobby erhalten?– Ganze Städte und Gemeinden keine Pestizide mehr einsetzen?
  • Es Universitäten gibt mit Rauch- und Duftstoffverbot, weil es Chemikaliensensiblen ermöglicht werden soll, auch studieren zu können?

Wunderbare Tendenzen, die ausbaufähig sind und vor allem uns alle näher rücken lassen und solche isolieren, die sich gegen unsere Umwelt stellen und immer noch der banalen Denkweise nach noch mehr Macht für die Industrie und ihren Gewinnen nachhängen und dabei die Umwelt mit Füssen treten.

Kreativität, Sensibilität und Zusammenhalt bringen Erfolge

Ich bin überzeugt, dass Umweltbewusstsein keine Eintagsfliege ist, sondern für uns Menschen und unseren Planeten die einzige reale Chance. Das haben weltweit schon viele Menschen erkannt, und es bereitet mir keine Probleme, wenn manche Geld damit verdienen, sollen sie doch. Ich bin froh über jeden, der mit neuen Ideen, Technologien auf den Markt kommt oder mit Produkten, die wir im Alltag brauchen, die aber die Umwelt nicht belasten, sondern sogar entlasten. Oder kluge Köpfe, die Verfahren entwickeln, die unsere alten Umweltsünden dekontaminieren.

Der heutige weltweite Blogtag zum Thema Umwelt ist eine Tendenz, die Zusammenhalt zeigt. Es wird an einem Strang gezogen, und es scheint immer mehr Menschen zu geben, die kräftig an der richtigen Seite des Taues ziehen. Dass fühlt sich gut an und lässt mich an die alten Schultage denken, als im Sportunterricht beim Tauziehen die unterlegene Partei polternd auf den Boden purzelte. Nicht dass ich höhnisch wäre, nein, ganz im Gegenteil, der Stärkere soll siegen. Jedoch ist der Stärkere in unserem 21. Jahrhundert nicht unbedingt mehr derjenige, der dicke $$$$$$ – Muskeln hat, sondern derjenige, der seinen Verstand auf der richtigen Seite korrekt einsetzt und mit den richtigen Menschen für die richtige Sache kraftvoll an einem Strang zieht.

Wir Menschen mit Chemikaliensensibilität, MCS oder sonstigen Gesundheitsschäden und Erkrankungen durch falschen Chemikalieneinsatz haben aufgrund unserer Erfahrung eine Menge dazu zu sagen und Wissen einzubringen.

Let’s join together, machen wir mit – für eine bessere Zukunft für uns alle und unseren Planeten!

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network