Auswirkungen der Industrialisierung: Kolonien und Sklavenhandel
Industrialisierung: Besetzung verschiedener Kontinente durch europäische Einwanderer
Um die komplexen Auswirkungen der Industrialisierung auf die Freiheit, die Menschrechte, die Gesundheit, die Umwelt und auf die Besitzverhältnisse indigener Menschen besser verstehen zu können, hat Chris B. die Fortsetzungsserie „Die Vernichtung indigener Familien durch die Industrialisierung“ geschrieben.
Teil III:
Blütezeit der Kolonialisierung und Sklavenhandel
Als die wirtschaftlichen Interessen an exotischen Waren in Europa stiegen, führte dies zu weltweiten Kolonialisierungen. Bereits seit den ersten Kolonialisten wie Christoph Columbus, wurden Ende des 14. Jahrhunderts die indigenen Familien gegen ihren Willen versklavt und zur Arbeit gezwungen. Nachdem Columbus unter der Führung des spanischen Königshauses im Jahre 1492 eigentlich Indien bereisen sollte, jedoch dann auf das wirtschaftlich hoch gewinnbringende Amerika stieß, geriet das mit Spanien damals in Konflikten stehende Portugal in Erfolgszwang. Daraufhin wurde am 8. Juli 1497 der adelige portugiesische Seefahrer Vasco da Gama mit seiner Schiffsmannschaft auf dem Seeweg nach Indien geschickt.
Indien und die Portugiesen
Vasco da Gama fuhr auf dem Weg nach Indien mit seiner Schiffsflotte vorbei an der Westafrikanischen Küste bis runter nach Südafrika, wo er am 22. November 1497 in der Südafrikanischen Bucht von Mossel Bay am Kap der Guten Hoffnung einen Stopp einlegte. Er ging mit seiner Mannschaft an Land und trat dort mit den südafrikanischen indigenen Familien in Tauschgeschäfte ein. Kurz darauf reiste er mit seiner Mannschaft weiter, bis sie in den Vereinigten Arabischen Emiraten strandeten. Von dort aus zeigte ihnen der Navigator und Gelehrte Ahmed Bin Majid den Seeweg bis nach Indien. Die Reise dauerte von dort aus noch 23 Tage an und am 20. Mai 1498 erreichten sie das indische Calicut. Inzwischen wurde die portugiesische Insel Madeira zur Zuckerinsel umfunktioniert, da auf ihr der Anbau von Rohrzucker besonders leicht fällt und die Portugiesen durch den starken Zuckeranbau der Spanier in Amerika in Bedrängnis auf dem Weltwirtschaftsmarkt kamen. Die portugiesischen Seefahrer nahmen daraufhin bei ihren Rückreisen von Indien vorbei an Afrika an den afrikanischen Küsten die indigenen afrikanischen Familien kurzerhand als Sklaven mit und ließen sie auf der portugiesischen Zuckerinsel Madeira unter harten Bedingungen arbeiten. So wurden die afrikanischen indigenen Familien, als erste Ureinwohner weltweit, aus ihren Heimatorten entführt und gezielt wirtschaftlich in andere Länder verschleppt, um dort unter unbarmherzigen Arbeitsmaßnahmen ein Leben in Versklavung fern ab der eigenen Heimat zu führen.
Neue Ansiedlungen in Nordamerika und der weltweite Sklavenhandel
Inzwischen siedelten sich auch immer mehr europäische Einwanderer in Nordamerika an. Nun waren es nicht mehr nur die Spanier, die den neuen Kontinent Amerika für sich haben wollten, sondern auch die Franzosen und die Engländer gerieten in den besetzten Kolonialgebieten immer mehr in Konflikt zwischen einander. Es fand ein reger Handel mit überwiegend Pelzwaren statt und jeder wollte die Handelsmacht ergreifen. Zur damaligen Zeit hatten die Europäer bereits die Biberbestände Europas und Russlands fast ausgerottet und daraufhin die Jagd in Nordamerika und Canada fortgeführt. Die Biberbestände waren damals in Nordamerika und Canada noch um die 60.000 Millionen Tiere und somit sehr lukrativ für den europäischen Warenhandel. Es herrschte eine regelrechte Kampfstimmung um das kostbare Pelzgut und um neue Anbauflächen für Landwirtschaft, sowie weitere Minen für den Abbau von Erz und Edelmetallen. Auch der Zuckerrohr- und Baumwollanbau erhielt neue Maßstäbe und wurde im immer größeren Ausmaß in Nordamerika etabliert. Mittlerweile wurden mehr Arbeitskräfte benötigt und die in Nordamerika einheimischen indigenen Familien waren den Kolonialisten zu wenige an der Zahl. So erschufen die Kolonialisten einen regen Sklavenhandel und führten den weltweiten Sklavenmarkt ein. Ab dem Jahr 1559 wurden nachweislich systematisch afrikanische indigene Familien, vor allem durch die Portugiesen, die den indischen Seeweg eroberten, aus Afrika als Sklaven nach Brasilien entführt. Es wurden von portugiesischen Kaufleuten, während diese von Indien an Afrika vorbei zurückfuhren, mehr als 3,5 Millionen indigene afrikanische Menschen an den Küsten gefangen genommen, nach Brasilien verschleppt und als Sklaven verkauft.
Konkurrenzkampf und Wirtschaftsgier
Der wirtschaftliche weltweite Handel über den Seeweg expandierte zu einem ungeahnten Ausmaß und führte letztendlich zwischen den Kolonialisten zu fortwährenden Auseinandersetzungen untereinander. Im Jahr 1683 kamen auch die ersten deutschen Siedler nach Nordamerika. Sie siedelten sich in der von Briten gegründeten Stadt Philadelphia an und gründeten den Vorort namens Germantown. Ab dem Jahr 1691 wurde die von den Spaniern als erste kolonialisierte Insel Hispaniola auch von Franzosen besetzt. Die Westküste der Insel wurde zur französischen Kolonie „Sainte Domingue“ erklärt, die Insel ist das heutige Haiti. Sie wurde von den Spaniern und Franzosen gleichzeitig belagert und die französische Kolonie Sainte Domingue wurde die reichste europäische Kolonie Amerikas. Auf der Insel wurden 450.000 Sklaven zur Arbeit gefangen gehalten. Der Zucker-, Baumwoll- und Kaffeeanbau erreichte Höchstmaße. Ab nun herrschte auch in Nordamerika gegenseitige Konkurrenz, die französischen und englischen Kolonien waren in Konflikte gegeneinander im Wirtschaftshandel und Seeweg geraten. Die wirtschaftliche Auseinandersetzung zwischen Beiden gipfelte, als sich seit dem Jahre 1750 immer mehr britische Kolonialisten sogar in Nordamerika in das bis dahin als französisch geltende Ohio-Gebiet wagten und sich dort ansiedelten. England wollte dieses Gebiet nun gegen Frankreich für sich beanspruchen, doch Frankreich sah diesen Landschaftsteil als einen Teil des Gebietes von Neufrankreich an. Inzwischen wurde auch Indien nicht nur von den Portugiesen, sondern auch von den Franzosen und Engländern besetzt. Auch das Königreich Niederlande schickte immer mehr Kolonialisten hinterher, die sich vor allem in Afrika ansiedelten. Die Engländer eroberten in mehreren Kriegen weite Teile einiger Kolonien, vor allem 13 Kolonien in Nordamerika.
Die Gründung der United States of Amerika (USA)
Im Jahr 1764 führte Großbritannien mehrere Zwangsgesetze ein, an denen sich die bis dahin unter dem englischen Königshaus befindenden Kolonien in Nordamerika halten sollten. U.a. sollten die Kolonialisten kein eigenes Papiergeld erhalten. 1765 beschlossen sie deshalb, dass ihnen die gleichen Rechte zustünden, wie in ihrer ursprünglichen Heimat Großbritannien den Briten, also auch das Recht, die Steuern selbst festzulegen. Dies erlaubte die Großmacht England nicht und erlaubten den Briten in der eigenen Heimat mehr, als den britischen Kolonialisten Nordamerikas. Daraufhin riefen die Kolonien im Widerstand gegen England auf und es kam zu mehren Auseinandersetzungen zwischen den Kolonialisten und den Briten. Sie riefen den 1. Kontinentalkongress aus. Bereits Anfang des Jahres 1775 kam es dann zum ersten Kampf zwischen britischen Soldaten und der patriotischen Miliz der Kolonien. Es begann der Nordamerikanische Unabhängigkeitskrieg.
Am 04. Juli 1776 trafen sich die Kolonialisten in Philadelphia zum 2. Kontinentalkongress und verkünden dort ihre Unabhängigkeitserklärung, die Thomas Jefferson entworfen hatte. Dieser Moment gilt als Geburtsstunde der Vereinigten Staaten von Amerika. Ab nun sahen sich die Kolonialisten als eigenständige und von Großbritannien unabhängige Bewohner Amerikas, die sich in eigene Staaten einteilten, obwohl dies von Großbritannien nicht erlaubt wurde. Es wurde der Aufbau einer eigenen Kolonialarmee beschlossen. Der aus Virginia stammende Plantagenbesitzer George Washington wurde zu deren Oberbefehlshaber ernannt und erlangte die exekutive Gewalt über alle Kolonien Nordamerikas. Die Kolonialherrschaft appellierte darüber hinaus an die britische Regierung, eine friedliche Beilegung der Auseinandersetzung herbeizuführen und den Kolonialisten das Land Nordamerikas als das Ihrige Land zu geben und sie zu eigenständigen Amerikanern werden zu lassen, ohne Machtführung Großbritanniens. Doch zu einer friedlichen Lösung kam es allerdings leider nicht. Großbritannien schickten ca. 32.000 Soldaten zum Kampf gegen die eigenen Kolonialisten, während den Kolonialisten nur 23.000 Soldaten zur Verfügung standen. Inzwischen kamen auch immer mehr Deutsche in die Kolonien und siedelten sich dort mit an. Der deutsche Offizier Baron Wilhelm von Steuben bildete eine neue Kontinentalarmee im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Gemeinsam erzwungen etwa 9.000 britisch abstammenden amerikanische Kolonialtruppen, zusammen mit den einst verhassten Franzosen, die Briten des englischen Königshauses. Bis die Briten am 19. Oktober 1781 als britische Kolonialmacht kapitulierte und Amerika den Kolonialisten überließ. Es wurde der Friedensvertrag von Paris am 03. September 1783 unterzeichnet, so dass nun auch Frankreich mit den britisch abstammenden Kolonialisten im Einklang war, und Großbritannien gab den amerikanischen Kolonien die Unabhängigkeit. Viele Anhänger Großbritanniens, die sich weiterhin die Herrschaft Großbritanniens über die Kolonien wünschten, verließen daraufhin Nordamerika und flohen in das weiterhin britische Kanada. Die 13 ehemals britischen Kolonialorte wurden Gründungsstaaten der USA. Der einstige Plantagenbesitzer und Oberbefehlshaber der Kolonialarmee, George Washington, wurde zum ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt.
Befreiung Haitis vom Sklavenhandel
Der Sklavenhandel war jedoch immer noch in Gange. Während sich die britischen Kolonialisten bereits vom britischen Königshaus befreit hatten, bestand die Insel Hispaniola aus einem französischen Teil im Westen und aus einem spanischen Teil im Osten. Bei den Spaniern war das spanische Sklavengesetz Repartimiento immer noch gültig. Bei den Franzosen galt das vom französischem König Ludwig XIV bereits im Jahre 1685 zugelassene Gesetz „Code Noir“. Es hatte ein durchgehend menschenverachtendes Grundprinzip, zum Beispiel war die Folterung von Sklaven zwar verboten, aber es wurde gesetzlich gestattet, Sklaven zu fesseln und zu schlagen, wobei dies einer Folterung gleich kommt. Mehr als 90% der Bewohner der Insel waren damals Sklaven. Die Insel galt durch den marktführenden Handel als reichste Insel der Welt und ist das heutige Haiti. Der größte Anteil der Sklaven stammte noch immer aus Afrika, wo die Menschen gegen ihren Willen gefangen genommen wurden und nach Amerika verschifft wurden.
Im August 1791 rief der Sklave Dutty Boukman im französischem Teil der Insel zum Sklavenaufstand gegen die auf der Insel lebenden französischen Kolonialisten auf. Er wurde zum Anführer des ersten entscheidenden Sklavenaufstandes. Die haitianische Revolution gegen die Kolonialisten brach los, Dutty Boukman wurde hingerichtet, was die Revolution der Sklaven jedoch nicht aufhielt. Ende des gleichen Jahres schloss sich der ehemalige Sklave François Dominique Toussaint Louverture der Bewegung zur Befreiung der Sklaven im französischen Teil der Insel Hispaniola an. Er wurde von seinem „Herrn“ freigelassen. Toussaint Louverture schaffte es, auf der Insel im Jahr 1793 die Sklaverei abzuschaffen und erschuf eine eigene Sklavenarmee, die sich gewaltsam die Rechte der dort lebenden Sklaven zurück erkämpfte. Er gilt seitdem als Unabhängigkeitskrieger in der Befreiung der Sklaven auf Haiti und verbannte auch die Herrschaft der Briten und Spanier von seiner Insel. Nun war er Herrscher über die gesamte Insel und erstellte im Jahre 1801 eine eigene Verfassung, in der er sich als Gouverneur der Insel und Alleinherrscher auf Lebenszeit eintrug. Die Insel wurde Haiti genannt und war frei. Da allerdings die Wirtschaft auf der Insel weitergeführt werden musste, setzte er die früheren Sklaven als Arbeiter weiterhin ein. Doch das neugewonnene Glück dauerte nicht lange an. Bereits ein Jahr später schickte der französische Kaiser Napoléon Bonaparte den General Charles Leclerc d’Ostin mit 25.000 Soldaten nach Haiti. Dieser Schachzug wurde mit Sympathie von dem seit 1800 regierenden Präsidenten der USA Thomas Jefferson unterstützt, da dieser befürchtete, dass andere Sklaven weltweit von der Revolution auf Haiti erfahren könnten und sich dadurch selbst in solchen Gruppen organisieren würden. Napoleons französische Truppen marschierten auf Haiti ein, der Befreier Toussaint wurde gefangen genommen und nach Frankreich deportiert, wo er am 7. April 1803 im Gefängnis verstarb. Toussaint Streitmächte kämpften unterdessen unermüdlich in einer Aufstandsarmee erbittert gegen die Franzosen weiter und brannten letztendlich alle Städte auf der Insel nieder, in der Hoffnung, damit die Franzosen nichts Nützliches mehr hatten und somit die Insel freiwillig wieder verließen.
Es entstand ein haitianischer Krieg unter der Leitung von dem aus Afrika stammendem Rebellenführer Jean-Jacques Dessalines, der gleichzeitig der erste Kaiser auf Haiti wurde. Der haitianische Krieg endete in der Niederlage Napoleons gegen die ehemaligen Sklaven und führte in die endgültige Unabhängigkeit Haitis. Die damalige französische Kolonie „Saint Domingue“, wurde zur weltweit ersten Republik afrikanischer indigener Familien, die einst als Sklaven darauf angesiedelt wurden. Doch ein ehemaliger Sklave mit Namen Henri Christophe ließ den neuen Kaiser Dessalienes aus Habgier ermorden, um dann anstelle dessen der neue Kaiser Haitis zu werden. Diese Tat führte zu erbitterten Kämpfen untereinander und ein Bürgerkrieg der eigenen Leute entflammte. Die nördliche Hälfte Haitis wurde nun unter Henri Christophe geführt, der den Kaiser ermorden ließ. Die südliche Hälfte der Insel wurde unter der Führung des dort geborenen, von einem Franzosen und einer Schwarzsafrikanerin abstammenden Alexandre Sabès Pétion geleitet. Beide Fronten gerieten in haarsträubende Konflikte. Damit war Haiti erneut in zwei Lager gespalten. Diesmal nicht in ein französisches und ein spanisches Lager, sondern in zwei gleichen Machtverhältnissen, die eigentlich das gleiche Ziel verfolgten: Die Befreiung Haitis. 1810 kam es zu einem Friedensschluss, indem beide Männer einsahen, dass der Eine die nördliche Hälfte und der Andere die südliche Hälfte regieren darf.
Im Jahr 1818 starb Pétion, der einst die südliche Hälfte Haitis regierte, an einer Gelbfiebererkrankung. Seinem Nachfolger Jean Pierre Boyer gelang bereits zwei Jahre später im Jahr 1820 die Wiedervereinigung der beiden Teile Haitis zu einem Ganzen. Der neue Staat Haiti zahlte jedoch eine hohe Last für seine Freiheit. Der französische König Karl X. stellte die Regierung Haitis vor eine Wahl, entweder Haiti zahlt für die Anerkennung als eigener Staat 150 Millionen France an Frankreich, oder die französischen Streitkräfte werden erneut mit einer noch größeren Anzahl an Soldaten einmarschieren und die Bevölkerung erneut versklaven. Haiti war jedoch damals gezeichnet vom vergangenen harten Krieg und auch während der Bürgerkriege starben sehr viele Menschen. So nahm die Regierung Haitis daraufhin diese hohen Schulden auf sich. Diese Last bestimmt bis heute die finanzielle Situation der Insel und war der Grund für die bis ins heutige Datum vorhandene Armut und dem Elend der Bevölkerung. Die hart erkämpfte Freiheit, die in eine abhängige Unabhängigkeit führen sollte, endete letztendlich in einem fortwährenden Schicksal.
Das Elend der indigenen Familien durch die Unterdrückung europäischer Einwanderer und Europa ging weiter. Es fand auch Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute seinen Verlauf. Darüber wird in Teil 4 berichtet.
Autor: Chris B. für CSN – Chemical Sensitivity Network, 27. August 2011-08-27
Die Vernichtung indigener Familien durch die Industrialisierung:
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