Es wird immer schwerer die Krankheit MCS zu verschweigen

Überall werden Umwelterkrankte aktiv

Als Auftakt in Blick auf den MCS – Aufklärungsmonat Mai 2010 möchten wir verschiedene Projekte von Umweltkranken vorstellen. Wir werden von Menschen berichten, die so krank sind, dass sie nicht mehr arbeiten können und in ihrem Wohnumfeld völlig isoliert leben müssen, weil sie so extrem chemikaliensensibel sind. Von Menschen, die täglich mit Schmerzen und teils nur schwer vorstellbaren Restriktionen leben müssen, aber dennoch bestrebt sind, ein Zeichen zu setzen und auf ihre Art die Mitmenschen darüber aufzuklären, was sich hinter den drei Buchstaben MCS verbirgt.

Der erste Bericht, den wir präsentieren, ist von Marlene Winands, eine ehemalige Zahnarzthelferin, die täglich auf Hilfe anderer angewiesen ist, um ihren Alltag leben zu können. Marlene hat trotz ihrer schwierigen Lebensumstände durch ihre schwere Chemikalien-Sensitivität nie aufgegeben, ihr Zeichen zu setzen, damit Mitmenschen wachwerden. Ganz gemäß ihrem Leitspruch:

„Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Bild der Welt verändern“ (Spruch aus Afrika).

Marlene Winands: Eine Betroffene für Betroffene

Ich hatte mich entschlossen, meine Gedanken zu veröffentlichen, die ich aufgrund der MCS–Erkrankung niedergeschrieben hatte. Zeitgleich musste ich das Problem mit meiner Papierunverträglichkeit lösen. Ich tröstete mich, weil ich ohnehin zum Thema passend auf MCS–gerechtem Papier drucken lassen wollte. Eine schwierige Hürde – aber noch lange nicht die letzte!

Im Jahr 2004 ließ ich die erste Broschüre mit dem Titel „MCS – Eine Betroffene für Betroffene“ auf BIO–TOP–Papier drucken. Silvia Müller war mir behilflich bei der Publikation, indem sie im CSN–Forum und in der Pure Nature INFOBOX meine Broschüre kommentierte.

Ich zitiere einen Auszug von ihrem Eintrag am 14.05.2004 im Allergieforum:

…Die Gedichte von Marlene sind kritisch, klären auf und regen zum Nach– und Umdenken an. Betroffene werden sich oft selbst erkennen mit ihren Gedanken, Wünschen, …Ideal zum Weiterreichen an Ärzte, Verwandte, Familienangehörige, Freunde und Arbeitskollegen, die nicht verstehen wollen oder aber gerne mehr wissen möchten.

Bald darauf bekam ich Post von Mitbetroffenen. Ich freute mich über jede Bestellung. Die Rückmeldungen waren alle positiv. So wusste ich, dass ich genau das Richtige getan hatte.

Im Jahr 2005 gab ich die zweite Broschüre „MCS – Eine Betroffene von Betroffenen“ bekannt. Rückmeldungen vermehrten sich. Zu meiner eigenen Erfahrung und meinen Gefühlen als Schwerstbetroffene hörte ich immer mehr von den ungeheuerlichen Unrechtsbehandlungen, menschenunwürdigen Diskriminierungen, Psychiatri-sierungen und den zahlreichen Problemen meiner Leidensgenossen. All das ermutigte mich weiterzumachen. Ich trotzte den Ganzkörperschmerzen und nutzte meine schweren Leiden, um in kleinsten Schritten die ehrenamtliche Arbeit fortzusetzen. Ein starkes Verantwortungsgefühl „für uns alle“ baute sich in mir auf.

Ich muss bemerken, dass ich Computer und Internet nicht nutzen kann. Das lässt die Elektrosensibilität nicht zu. Wenigstens habe ich Naturpapier und Telefon (Piezzo). Es geht mühsam und im Schneckentempo, aber es geht vorwärts!

Ich feilte lange an einem Artikel mit der Überschrift: „UMWELT – Erkrankungen ein Thema, das es offiziell nicht geben soll. Darüber kann ich als Schwerstbetroffene nicht schweigen.“

Mein Vorhaben war, diesen z.B. bei FOCUS anzubieten. Trotz großer Bemühungen ist es mir nicht gelungen, diesen brisanten Artikel bei FOCUS, Stern, Süddeutsche Zeitung, Schwäbische Zeitung unterzubringen. In der Zeitschrift „Umwelt–Medizin–Gesellschaft“ 1/2008 wurde er in der Originalfassung veröffentlicht.

Meine innere Kraft, mein Wunsch und meine Bemühungen, in der Öffentlichkeit etwas zu bewirken, blieben nicht erfolglos. Es öffneten sich Türen. Ich konnte Redaktionen finden, die bereit waren, eine Anzeige mit dem Hinweis auf die MCS-Broschüren zu veröffentlichen:

  • Schrot & Korn Nov. 2006
  • Kraut & Rüben Dez. 2006
  • BIO 1/2008.
  • Im Fliege–Magazin Sept. 2009
  • In der Reformrundschau Sept. und Dez. 2009 war eine Anzeige mit dem Hinweis auf mein neues Büchlein „Krank durch die Umwelt“ zu lesen.
  • Eine Rezension erschien 04/2009 in der Zeitschrift Umwelt–Medizin–Gesellschaft.
  • In der VdK–Zeitung ist eine Veröffentlichung vorgesehen.
  • Im Spätfrühjahr soll eine Lesung des Büchleins in meinem Wohnort stattfinden.

Obwohl ich mir mit meiner kleinen Lebensflamme jeden Tag neu erkämpfen muss, kann ich nicht schweigen. Die Freude über jeden Schritt der gelingt, ist groß.

Mit meinen Ausführungen möchte ich jedem von Euch Mut machen, aktiv zu werden! Ich möchte ein Zeichen setzen, dass man als Umweltkranker bis hin zum Behinderten nicht verstummen sollte. Nur wir können (mit Hilfe von anderen, die gibt es auch) dafür sorgen, dass Umwelterkrankungen in der Gesellschaft publik werden, damit Bewusstsein entsteht!

Autor: Marlene Winands für CSN – Chemical Sensitivity Network, 21. April 2010

Das Büchlein von Marlene Winands

ist zum Preis von 5 € unter folgender Anschrift erhältlich:

Marlene Winands, Baumannstr. 76/22, 88239 Wangen im Allgäu

Weitere Artikel über den MCS-Aufklärungsmonat Mai

4 Kommentare zu “Es wird immer schwerer die Krankheit MCS zu verschweigen”

  1. Kira 22. April 2010 um 08:43

    Das MCS-Büchlein von Marlene ist wirklich empfehlenswert, viele werden sich in ihren Gedichten wiederfinden, verstanden fühlen und Nichterkrankten wird die wirkliche Wahrheit vor Augen geführt.
    Ein ganz großes Dankeschön an Marlene.

  2. Maria 22. April 2010 um 09:20

    Liebe Marlene,

    lieben Dank für Deinen ermutigenden Bericht hier im CSN-Blog. Genau wie Du, finde ich es sehr wichtig, dass wir MCS-Betroffene, trotz eigener schwerer Erkrankung und massiven Einschränkungen täglich versuchen, zu kämpfen und somit ein Zeichen zu setzten.

    Mit Deinem Artikel machst Du anderen Mut, selbst aktiv zu werden. Wie sich unschwer erkennen lässt, hast Du schon viel Positives erreicht. Aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen, dass das nicht Aufgeben und Kämpfen, der Motor ist, das schwere Los um MCS, Tag täglich durchzustehen und weiterzumachen.

    Wer aufgibt hat bekanntlich schon verloren.

    Ich wünsche Dir alles Gute und weiterhin viel Erfolg bei Deiner wichtigen Arbeit.

    Herzliche Grüsse,
    Maria

  3. Energiefox 23. April 2010 um 15:10

    Liebe Marlene,
    ich finde es toll das Du ein Buch bzw. Büchlein geschrieben hast. Ich bin ja einer der kein MCS hat und schon eine ganze Zeit hier im Forum ein wenig aktiv. Für mich ist es lesenswert was Du zu berichten hast. Ich werde mir ein paar Büchlein bestellen und zufällig welche irgendwo liegen lassen. Erstmal mit einem Exemplar testen. Es gibt ja eine Internetaktion, wer Bücher über hat, lässt die irgendwo liegen, Leute können das Buch behalten oder auch wieder auslegen, nur die Bedingung, man soll dann im Internet etwas dazu schreiben.
    Diese Aufforderung wird im Buch eingetragen. Muss es nochmal rausklauben wie es geht.
    Gruß Fox

  4. Seelchen 24. April 2010 um 14:44

    Hallo Marlene!
    Wie habe ich mich gefreut, dich hier im CSN Blog zu finden.Wir hatten vor vielen Jahren, am Anfang meiner MCS Isolation Kontakt..ich glaube 2002..und nun darf ich lesen,was du so alles auf die Beine gestellt hast.
    Ich freue mich so darüber und wünsche dir weiterhin sehr viel Kraft für dein Engagement und deine Hilferufe.Es ist wirklich sehr wichtig, mit den Mitteln, die wir haben und so wie wir noch können,ein Zeichen der Aufklärung zu setzen.
    Alles Liebe von Mona Glasprinzessin

Kommentar abgeben: