Todesfälle durch Schnüffeln von Deospray – Das BfR-Bundesinstitut für Risikobewertung ermittelte

Verschiedene Zeitungen berichten aktuell über den Tod eines 15-jährigen Jungen. Er starb durch Inhalieren von Deo. Der Junge, der unter seinen Schulkameraden und Freunden sehr beliebt war, ist nicht der erste Fall. Sein Vater hat nun Strafanzeige gegen den Hersteller gestellt und hat sich zur Aufgabe gesetzt, Eltern, Jugendliche und Lehrer aufzuklären über die Gefahren des Schnüffelns von Deodorant, was seinen Sohn sinnlos umgebracht hat. Eigentlich wäre dies die Aufgabe unserer Behörden. Vor einem Jahr hatte das BfR – Bundesinstitut für Risikobewertung durch eine Anfrage bei CSN dargelegt, dass man auf die Problematik aufmerksam gemacht wurde und sich darum kümmern wolle.

Deo-Schnüffeln, ein „uncooler Trend“ bei Jugendlichen

Es war eine eher ungewöhnliche Anfrage, die eine Mutter vor etwa einem Jahr bei CSN stellte. Sie bat um Hilfe, weil sie selbst nicht mehr weiter wusste. Sie hatte ihre Tochter dabei erwischt, wie sie unter der Bettdecke Deo schnüffelte. Ihr war aufgefallen, dass ihre Tochter sich verändert hatte und es in ihrem Zimmer extrem nach Deo roch. Innerlich alarmiert ging sie in Beobachtungsposition und wurde schnell mit der Realität konfrontiert, dass sie in ihrer Vermutung richtig lag. Ihre Tochter schnüffelte Deo um high zu werden.

Eltern müssen auf Veränderungen achten

Die Mutter war durch den Artikel „Erneut Herzversagen durch Deo bei einem Jugendlichen“ auf CSN aufmerksam geworden. Nun wollte sie Rat, wie sie ihre Tochter von dieser Sucht, die offensichtlich vorlag, befreien könnte. Ich gab der Mutter den Rat, ihre Tochter ganz in Ruhe, aber unter knallharter Konfrontation mit den Fakten, mit allen zu erwartenden Risiken des Deo-Schnüffelns zu konfrontieren, vor allem, dass sie sich rasch in Lebensgefahr bringen kann. Und dass sie ihr verdeutlichen möge, dass die in vielen Deos enthaltenen Lösungsmittel und Treibgase auch schwerste Hirnschäden auslösen können.

Als ich der Mutter damals erläuterte, dass Merkfähigkeits- und Konzentrations-störungen zu den ersten Auffälligkeiten gehören, bestätigte sie, dass diese schon seit geraumer Zeit bei ihrer Tochter bemerkbar waren, sie sich nur keinen Reim darauf machen konnte. Das Vorliegen weiterer Symptome, die ich aufzählte, konnte sie ebenfalls bejahen: Auffallende Blässe, häufig Nasenbluten, Kopfschmerzen, Schwindel, erweiterte Pupillen, Wesensveränderungen mit aggressiven Anfällen, Leistungsabfall in der Schule, etc. Was mir noch aus dem Telefonat von damals im Gedächtnis ist, die Tochter hatte ihrer Mutter erzählt, dass Deo-Schnüffeln ein Trend unter den Jugendlichen an ihrer Schule sei. Ich sagte ihr, dass sie ihrer Tochter erklären solle, dass man nicht jeden und schon gar nicht einen solchen „Trend“ mitmachen müsse, er sei nicht nur total „uncool“, sondern würde im geringsten Fall zu Verblödung führen, weil Inhalieren dieser Chemikalien das Gehirn nachhaltig schädigt.

Todesfälle durch Deo-Schnüffeln dem BfR bekannt

Kurze Zeit später, am 3. März vergangenen Jahres, erhielt CSN eine E-Mail einer für die Bewertung von Vergiftungen zuständigen Mitarbeiterin des BfR – Bundesinstitut für Risikobewertung:

Sehr geehrte Frau Müller,

Durch eine Anfrage an uns haben wir von dem Todesfall eines 12 jährigen Jungen in England durch Deo-Spray erfahren. In dieser Anfrage wurde ihr Artikel vom 21. November 2008 erwähnt, in dem Sie von dem Todesfall durch Versprühen des Deo Lynx Vice (Axe) und weitere Todesfälle in England und auch in Deutschland berichten.

Im Rahmen unserer gesetzlichen Aufgabe (Registrierung und Auswertung der Vergiftungs-Meldungen gemäß § 16 e des ChemikalienGesetzes) sind diese Fälle für uns von besonderer Bedeutung. Wir möchten Sie daher bitten, uns den entsprechenden Artikel noch einmal zu zu mailen und fragen an, ob Ihnen weitere Informationen über diesen Todesfall vorliegen. Zum Beispiel wäre es sehr hilfreich, wenn Sie uns einen Ansprechpartner oder die Klinik in England nennen könnten. Wir hätten dann die Möglichkeit dort die Epikrise anzufordern.

Für Ihre Bemühungen danken wir Ihnen im Voraus.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. med. Regine Burger

– –

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Fachgruppe 32: Vergiftungs- und Produktdokumentation

Bewertungsstelle für Vergiftungen

Thielallee 88-92

14195 Berlin

CSN Antwort an das BfR – Bundesinstitut für Risikobewertung vom 4. März 2009

Sehr geehrte Frau Dr. Burger,

es gab in den vergangenen Jahren mehrere Todesfälle durch Einatmen von Deo, dies fanden wir durch eine Recherche im Internet heraus. Meinen Originalartikel mit den entsprechenden Referenzen zum Anklicken können Sie diesen Link einsehen:

http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/11/21/erneut-herzversagen-durch-deo-bei-einem-jugendlichen

Ich erinnere mich, dass ich bei der Recherche für den Artikel noch weitere Fälle sah. Es wäre daher sicherlich für Ihre Nachforschung sinnvoll, wenn Sie jemanden für eine ausführliche Recherche abstellen würden.

In meiner Beratungstätigkeit für Chemikaliensensible erreichen mich seit etwa drei Jahren immer häufiger Anrufe von Müttern und auch von Lehrern, die sich über die teils extensive Deo- und Parfümbenutzung in Schulen beschwerten. Teilweise können Kinder und Jungendliche aufgrund der massiven Duftstoffverwendung von Mitschülern dem Unterricht nicht mehr beiwohnen, oder können nur noch tageweise in die Schule gehen und sind dann wieder für Tage wegen schwerster Migräne, Schwindel, starker Übelkeit etc. Zuhause. Uns sind auch Lehrer bekannt, die aufgrund ihrer Beschwerden durch Duftstoffe nicht mehr unterrichten können und in Pension geschickt wurden.

Meine Organisation hat sich aus diesen Gründen schon des Öfteren mit amerikanischen und kanadischen Organisationen über das in deren Ländern immer häufiger durchgeführte Duftstoffverbot an Schulen und Universitäten ausgetauscht. Gerade in Hinblick auf Barrierefreiheit für Behinderte mit Asthma, Chemikaliensensitivität und Duftstoffallergikern, wäre eine solche Maßnahme auch für unser Land ein großer Fortschritt für diese Behindertengruppe, um wieder am öffentlichen Leben teilhaben zu können.

In Bezug auf den gefährlichen Missbrauch und die oft übermäßige Verwendung von Deospray in Schulen liegt es vielleicht in Ihrem Möglichkeitsbereich, dass an Schulen zumindest die Verwendung von Deosprays verboten wird und stattdessen auf den Gebrauch von Deorollern und Deosticks verwiesen wird. Noch besser wäre ein gänzlicher Verzicht auf Duftstoffe an Schulen und an Universitäten, da es als erwiesen gilt, dass viele der in Parfüms, Deos, Body Lotion, etc. enthaltenen Chemikalien das Lernverhalten in erheblichem Maße negativ beeinträchtigen können, ganz abgesehen von den Langzeitfolgen, die manche dieser Chemikalien, die z.T. neurotoxisch, gentoxisch, kanzerogen, immuntoxisch, hormonimmitierend etc. sind, nach sich ziehen.

Sollten Sie weitere Informationen benötigen, steht meine Organisation Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüssen,

Silvia K. Müller

CSN – Chemical Sensitivity Network

Aufklärung in Schulen dringend erforderlich

In welcher Weise das BfR damals tätig wurde, ist nicht bekannt. Dass jetzt ohne zeitliche Verzögerung gehandelt werden muss, wird durch den aktuellen Todesfall des 15-jährigen Jungen aus Überlingen zwingend.

Geeignete Maßnahmen um Risiken zu minimieren:

  • Schulung von Lehrpersonal bezüglich der Risiken von Deos und Duftstoffen und der Früherkennung von Symptomen einer Intoxikation durch Inhalieren von Deos, Parfums, Lösungsmitteln oder Ähnlichem
  • Aufklärungsarbeit der Schüler durch Lehrer und entsprechendes Aufklärungsmaterial, z.B. Plakate und Flyer oder Schulungsfilme
  • Warnhinweise auf Deosprays, so wie man sie von Zigarettenpackungen her kennt
  • Abgabeverbot von Deosprays an Jugendliche unter 16 Jahren
  • Generelles Verbot von Deosprays und Duftstoffen in verschiedenen öffentlichen Bereichen
  • Deosprays in Haushalten mit Kindern und Jugendlichen verbannen, statt dessen nur Verwendung von Deorollern und Deosticks

Dass man Maßnahmen wie Deospray- und Duftstoffverbote anordnen kann, macht das Ausland uns schon seit Jahren vor. Immer häufiger liest man Meldungen, dass an Schulen, Universitäten, in Krankenhäusern und bei Behörden die Verwendung von Duftstoffen untersagt wurde. Sind Duftstoffe und Deosprays erst einmal verbannt, wird schnell offenkundig, dass dies sehr positive Auswirkungen hat, beispielsweise, dass Schüler und Studenten sich wesentlich besser konzentrieren können und bessere Leistungen erzielen, wie Lehrer und Universitätsprofessoren mehrfach bekundeten. Besorgnis erregende Trends wie das Inhalieren von Deodorants bei Jugendlichen, Beduftung von Klassenräumen und „Deo-Schlachten“ an Schulen würden durch solche rigorosen Maßnahmen und nachhaltige Aufklärung mit einer ziemlich hohen Wahrscheinlichkeit im Keim erstickt werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 19. März 2010

Infomaterial: CSN Informationskarte zu Gefahren durch Duftstoffe zum Ausdrucken oder anfordern

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10 Kommentare zu “Todesfälle durch Schnüffeln von Deospray – Das BfR-Bundesinstitut für Risikobewertung ermittelte”

  1. Energiefox 19. März 2010 um 19:25

    Danke Silvia für den Beitrag, als ob Du es geahnt hättest.
    Also heute noch mit meinem Neffen geschimpft, der nimmt es absolut nicht ernst mit den Gefahren die von diesen Deosprays ausgehen. Er geht das 1. Jahr zum Gymnasium und möchte cool sein. Habe ihn gefragt, es sagte nein er glaube es nicht was ich ihn schon alles über Deosprays und Parfum erzählt habe. Was soll man machen ich hab ja keine Ahnung, aber befürchte es ist schon ein gewisser Zwang in der Schule, wer cool sein will nimmt das Zeugs.

    Der Bericht ich wichtig und hoffentlich lesen es viele Schüler und nehmen es auch Lehrer zur Kenntnis was für ein Mist heute cool ist. Ich befürchte aber die Lehrerschaft möchte nicht uncool sein.

    Gruß Fox

  2. Frank-N-Furter 19. März 2010 um 19:50

    Das ist das Kondolenzbuch das der Vater für seinen Jungen ins Netz gestellt hat:

    http://www.fabian-nachtigall.de

    Die Behörden sollen schleunigst etwas unternehmen. Das ist ihre Pflicht! Nicht die Industrie und deren Lobby zu schützen.

  3. Toxicwarrior 19. März 2010 um 22:33

    „Denn sie wissen nicht, was sie tun.“

    Aus eigener Erfahrung, sehe und erlebe ich tagtäglich in der Stadt in der ich lebe, wie sich Kinder und Jugendliche aus Frust, Problemen oder aus reiner Neugier mit Drogen und oder Alkohol ins Koma befördern, oder sogar daran sterben.

    Ob bewusst oder unbewusst, das mag und kann ich nicht beurteilen. Aber was ich beurteilen kann, ist, dass nicht nur in dieser Stadt das Jugendschutzgesetz eigentlich nicht existiert bzw. zu lasch angewendet wird.

    Alkohol und Drogen gibt es an jeder Ecke, und das zu genüge, billig und ohne besondere Probleme. Unsere Polizei ist aufgrund der Sparmaßnahmen genötigt, über solche Probleme hinwegzusehen, und es als Bagatelle zu behandeln.

    Wofür gibt es das Jugendschutzgesetz?

    Aufklärungskampagnen über die Gefahren von Drogen und Alkohol gibt es, jedoch m.E. zu wenig bzw. nicht einprägend und abschreckend genug.

    Sicherlich spielt auch das Elternhaus eine große Rolle, und Kinder oder Jugendliche, die es unbedingt wissen wollen, konsumieren solche schädigenden Substanzen, auch trotz Aufklärung – so vermutlich auch bei dem sinnlos verstorbenen 15-jährigen Fabian Nachtigall durch Deo schnüffeln.

    Hoffentlich – wenn auch äußerst schmerzhaft und sehr traurig – eine Warnung an alle Nachahmer.

    Wie weit die zuständigen Behörden – siehe Blog Artikel – seit bekannt werden solcher Fälle etwas dagegen zu unternehmen – Presse, Medien – ist sicherlich schwer zu beurteilen, und liegt auch nicht in meinem Ermessen.

    Aber sicherlich ist es jetzt an der Zeit, die Hersteller solcher Produkte dazu aufzufordern, klar und deutlich auf dessen gesundheitliche Gefahren hinzuweisen – Deklarationspflicht des Herstellers.

    Zudem muss auch in der Werbebranche – Kosmetikartikel – ein klares Umdenken stattfinden. Siehe Axe Deo Werbung etc.

    In dieser schrecklichen Zeit der Trauer wünsche ich der Familie gegenseitige Liebe und viel Kraft zum weitermachen. Mein Beileid.

  4. Clarissa 20. März 2010 um 07:35

    Ich möchte an dieser Stelle der Familie mein Mitleid aussprechen, der Tot eines geliebten Menschen ist immer ein schlimmes Erlebnis, noch viel schlimmer ist es wenn die Kinder vor den Eltern gehen. Sind die Menschen krank, kann man es häufig nicht ändern aber so ein Tot ist absolut sinnlos und hätte nicht sein müssen.
    Ich kann verstehen das man jetzt gegen die Hersteller solcher Produkte vorgehen möchte aber man sollte auch immer im Hinterkopf behalten, das da irgend etwas furchtbar schief gelaufen sein muss, wenn jemand so einen Unsinn verzapft.
    Was ist da passiert, nur die Fehler oder Auslöser für solche Aktionen in der Schule zu suchen ist zu wenig, man sollte generell auch mehr über die häusliche Umgebung nach denken, denn in einer gefestigten Eltern-Kind-Beziehung wird so ein tragisches Ergebnis vermutlich nicht vorkommen.
    Zu meiner Jugendzeit war es Gras und LSD was Einzug fand und es war eine bestimmte Personengruppe die dieses Mitzeugs nahm, Eltern beide berufstätig, keine Zeit für die Kinder, oder Eltern desinteressiert was ihre Kinder machen, welche Freunde sie haben etc. pp.

    Ich frage mich des öfteren was so ein bis zwei Generationen vorher schon schief gelaufen ist, denn die Enkel meiner Generation ist es heute, also muss doch meine Generation schon jämmerlich bei der Erziehung ihrer Kinder versagt haben, denn ansonsten wäre ihre Enkel heute nicht so drauf.

  5. Juliane 20. März 2010 um 11:21

    Vielleicht geruht unser BfR sich mal über Susi zu informieren.

    Susi zeigt, dass Deos und Co. den Kindern und Jugendlichen die Sinne vernebeln:

    Im Juli 2008 berichtete die Frankfurter Rundschau über eine Susi-Studie der Fachhochschule Wiesbaden:

    „Die Luft in Klassenräumen ist voller Allergene. Das erstaunliche Ergebnis einer Studie der Fachhochschule (FH) Wiesbaden belegt: Die meisten Allergie-Auslöser bringen die Jungen und Mädchen selbst mit in die Schule. Und zwar in Form von Haarspray, Deo, Lippenstift, Haargel und Co.

    „Wir haben schon in Grundschulen zahlreiche Substanzen gefunden, die aus Kosmetika stammen“, sagt Günter Stein, Professor für Umwelttechnik an der FH. Stein und seine 17 Studenten und Studentinnen waren von diesem Ergebnis selbst überrascht. Ursprünglich hatte das Forschungsteam nur nach Benzol und ähnlichen Schadstoffen gefahndet, wie sie im Straßenverkehr entstehen. „Die Werte aus diesen Messungen lagen deutlich unter den Grenzwerten, und wir hätten aufgehört zu forschen, wenn wir nicht schon interessante Spuren anderer Stoffe entdeckt hätten“, sagt Stein.

    Massenhaft Duftstoffe

    Was sie in der exemplarischen Untersuchung fanden, waren massenhaft Duftstoffe wie Menthol, Carvon oder Lilial, die in Kosmetika, Körperpflegemitteln und Waschzusätzen enthalten sind. Zwei Drittel aller in der Luft auffindbaren Allergene, so das Ergebnis, stammten aus diesen Quellen. Der Rest hatte seinen Ursprung vor allem in Putzmitteln, mit denen Böden, Bänke und Tische gewischt werden. Weniger als zehn Prozent kamen aus dem Straßenverkehr.

    Dicke Luft
    Die Studie der Fachhochschule Wiesbaden über die Belastung von Schulräumen mit Allergenen heißt Susi (Schulraumuntersuchung auf Schadstoff-Immission).

    Gesammelt wurden rund 20.000 Einzelwerte; dabei wurden 113 Substanzen erfasst und in ihrer Konzentration gemessen. Quelle der Allergene sind vor allem Kosmetika und Putzmittel.

    Die Stadt Rüsselsheim hat die Studie für ihre 17 Schulen in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse sind beispielhaft auch für andere Schulen.

    Gesetzlich festgelegte Grenzwerte für Allergene gibt es nicht.Die Stoffe seien nicht unmittelbar gesundheitsgefährdend, so Stein, in ihrer Konzentration allerdings bedenklich. Gerade mit Blick auf das noch nicht ausgereifte Immunsystem jüngerer Schülerinnen und Schüler könne man nicht ausschließen, dass durch die Raumluft tatsächlich Allergien ausgelöst würden.

    Stein empfiehlt daher, auf Kosmetika und parfümierte Pflegemittel bei Kindern weitgehend zu verzichten – glaubt aber angesichts der „rauen Mengen von Gel und Lippenstift, die die Kinder und Jugendlichen verwenden“, kaum an eine Chance, die Stoffe aus den Klasenräumen herauszuhalten. „Mit Kernseife und Nivea allein hätten wir dieses Problem nicht“, sagt er. Detlef Schulz, Umweltmediziner und Allergologe in Darmstadt, hält die dicke Luft in Klassenzimmern für nicht sehr problematisch. „Es ist vielleicht unangenehm, wenn der Sitznachbar gar zu sehr nach Gel oder Haarspray riecht“, sagt er. Über die Luft könnten durch solche Stoffe allerdings kaum Allergien entstehen.

    Anders sieht es bei jenen aus, die selbst Kosmetika in rauen Mengen verwendeten. Dabei, so Schulz, könne es mitunter schon zu Allergien kommen. Die Betroffenen merkten das etwa bei unverträglichem Haargel an einem Juckreiz und der Rötung der Kopfhaut, die sich schließlich schuppt. Dann, so empfiehlt er, solle man das Mittel wechseln oder darauf verzichten. Bei dauerhaften Problemen könne ein Allergietest helfen, der Auskunft darüber gibt, gegen welche Inhaltsstoffe jemand allergisch ist. Mit dem Allergieausweis in der Hand könne man diese dann beim Einkauf vermeiden.

    Die Stadt Rüsselsheim, die die Untersuchung der Klassenzimmer-Luft ihrer 17 Schulen in Auftrag gegeben hatte, hat die Schulen bereits aufgefordert, häufiger zu lüften. Außerdem, so Sprecherin Silke Fey, sei man im Gespräch mit der Reinigungsfirma. Diese solle künftig möglichst neutrale Putzmittel verwenden. „Ein Gutes hat das Ergebnis aber auch“, sagt Fey. Schließlich stehe fest, dass die gefährlichen Benzole und anderen Stoffe nur in sehr geringen Mengen durch die Fenster in die Klassenzimmer strömten.“

    http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/hessen/?em_cnt=1371054&sid=a0600adb6e037cac796d28325dd7a544

    Die Studie der Fachhochschule Wiesbaden über die Belastung von Schulräumen mit Allergenen heißt Susi (Schulraumuntersuchung auf Schadstoff-Immission).

    Gesammelt wurden rund 20.000 Einzelwerte; dabei wurden 113 Substanzen erfasst und in ihrer Konzentration gemessen. Quelle der Allergene sind vor allem Kosmetika und Putzmittel.

    Die Stadt Rüsselsheim hat die Studie für ihre 17 Schulen in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse sind beispielhaft auch für andere Schulen.

    Gesetzlich festgelegte Grenzwerte für Allergene gibt es nicht.

    http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/hessen/?em_cnt=1371054&sid=a0600adb6e037cac796d28325dd7a544

    „Dicke Luft“ in Schulräumen kann durch die Kosmetika der Schülerinnen und Schüler verursacht sein: das ist das Ergebnis von Messungen in 17 Schulen des Rhein-Main-Gebiets. Ursprünglich hatten Prof. Dr. Günter Stein und seine Studierenden der Fachhochschule Wiesbaden nach verkehrsbedingten Schadstoffen wie beispielsweise dem hochgiftigen Benzol „gefahndet“. Umso überraschender war dann das Ergebnis anhand von 113 gemessenen Substanzen, demzufolge „mehr als zwei Drittel der Stoffbelastung aus Kosmetikprodukten – u.a. Haarspray, Haargel, Parfüm, Deo oder Lippenstift – oder aus Raumpflegemitteln stammen“, so Prof. Dr. Stein, Studienbereich Umwelttechnik der FH. Dagegen sind weniger als zehn Prozent der Stoffe dem Straßenverkehr zuzuordnen.. Das ist das Fazit des kurz „SUSI“ genannten Projekts „Schulraumuntersuchung auf Schadstoff-Immissionen“.
    Viele der jetzt festgestellten und in ihrer Größenordnung erfassten Stoffe können Allergien auslösen. Gerade in Hinsicht auf das noch nicht ausgereifte Immunsystem jüngerer Schülerinnen und Schüler ist diese Gefahr nicht auszuschließen. Allerdings bestehen für Allergene keine gesetzlich festgelegten Grenzwerte.“

    http://stadtleben.de/wiesbaden/aktuelles/stadtgespraech/2008/07/08/hochschulstudie-entdeckt-allergene-in-schulen/

  6. Oliwia 23. September 2011 um 00:32

    meine tochter ist 13 und ich habe heute erfahren das Sie oft deo schnuffel mit gemacht hat. Ich habe grosse angst um Sie. Ich weist nicht wer uns helfen kann!!

  7. Tohwanga 23. September 2011 um 14:39

    Liebe Oliwia,

    helfen wird kaum einer. Du must Initiative zeigen und die Sache selber in die Hand nehmen. Vielleicht ist einer der Vertrauenslehrer an der Schule deiner Tochter zu sensibilisieren, vielleicht sogar Schulleiter und/oder Klassenlehrer? Vielleicht läßt sich dies Thema mit der gesamten Klasse thematisieren? Rege dies doch mal in der Schule an. Es ist ja nicht ein Einzelproblem, sondern betrifft immer die Gruppe und meist beginnen die Jugendlichen in der Schule/ihrem Umfeld/ihrer Clique damit zu experimentieren und schlußendlich wird es zur Sucht… Eins ist klar, nur durch Aufklärung kann man die Deoschnüffler aufrütteln und von ihrer Sucht abbringen. Schweigen ist kontraproduktiv.

    Über Fabian Nachtigall findet man viel im Netz und sein Vater baut eine Stiftung auf: http://www.google.de/#hl=de&sugexp=pfwc&cp=13&gs_id=1m&xhr=t&q=Fabian+Nachtigall&pf=p&sclient=psy-ab&source=hp&pbx=1&oq=Fabian+Nachti&aq=0&aqi=g1g-v3&aql=f&gs_sm=&gs_upl=&bav=on.2,or.r_gc.r_pw.&fp=4c0c69020b4a5b16&biw=1264&bih=869

    Wende dich doch bitte an den Vater Herrn Nachtigall. Er hat durch den Tod seines Sohnes viel Leid erfahren, aber auch die Motivation erhalten gegen das Deoschnüffeln etwas zu tun. Tipps, Infos wirst du sicherlich finden, schau auch auf der Seite von Fabian Nachtigall und nehme mit deiner Tochte an dem Schicksal von Fabian teil: http://www.fabian-nachtigall.de/index1.htm
    unter der Rubrik Mediathek gibt es Filmbeiträge die unter die Haut gehen: http://www.fabian-nachtigall.de/mediathek.htm

    Helfe deiner Tochter schnell, jedes Deoschnüffeln kann tödlich enden.

  8. Silvia 23. September 2011 um 14:51

    Liebe Oliwia,
    Tohwanga hat einige ganz wertvolle Hinweise gegeben. Bleibe auf jeden Fall ganz ruhig, reagiere nicht mit Aggressivität. Zeige Deiner Tochter das Video und erkläre ihr auch, dass die Chemikalien in Deos das Gehirn zerstören. Sie lassen einen „doof“ werden.

    Gibt es in Eurer Stadt eine Drogen- und Suchtberatung? Dort könntest Du sicher psychologischen Beistand erhalten der Dir erklärt, wie man behutsam und überzeugend vorgeht. Eventl. können diese Leute auch bei der Schule vorsprechen und Unterstützung anbieten. Wenn Du weitere Fragen hast, stelle sie gerne, wir sind da und versuchen Dir zu helfen. Alles Gute, Silvia

  9. Dirk Schulze 27. November 2011 um 17:38

    Als Vater zweier mittlerweile erwachsener Töchter (23 und 28) und Angehöriger eines Alkoholkranken (+ 3.8.2011, 46 Jahre alt) verschrieb ich mich vor rund 10 Jahren privatinitiativ der Suchtprävention (legale/Illegale Drogen) im Sinne gesundheitsorientierter Prävention neben meinem Hauptberuf.

    In meinem Informationsangebot (sh. Website) habe ich seit vielen Jahren, gerade aufgrund vieler Kenntniserlangungen aus Schulen, Jugendhäusern und persönlichen Fallschilderungen, das Thema „Schnüffeln“ in all seinen Facetten als eigenständiges Info-Angebot vorliegen. Bis heute wurde dieses Angebot, erst mit letzter Woche in all‘ diesen Jahren, ein allererstes Mal (!) überhaupt nachgefragt.

    Ich stelle mir diesbezüglich somit die Frage, ob dieses Desinteresse (oder eher diese Themenignoranz?) lediglich lokal zu Betrachten ist oder ob gar die breite Öffentlichkeit dieses Thema meidet? Die Öffentlichkeit, die meinem Eindruck nach fokussiert auf die Genussmittel Alkohol und legale Tabakwaren, hingegen Kiffen noch etwas, ebenso wie Aufputschmittel-, aber Schnüffeln eigentlich gar kein oder auch nur sehr geringes Aufklärungsinteresse erkennen lässt. Im „Katalog“ denkbarer Konsummuster gehört die Welt des Schnüffelns für mich aber seit langem schon eindeutig im „Ranking“ höher positioniert;- aber ich rede da mit meiner Meinung ins Leere… .

    Wie hoch ist die Dunkelziffer, bei denen es „gerade noch gut gegangen“ ist? Die medizinisch festgestellten Notfälle oder zuhause betreuten Jugendlichen, die nicht in offiziellen Statistiken erfasst sind? Es stehen sicher ärztliche Schweigepflicht und Schamgefühle der Angehörigen sowie großes Unwissen sicherlich dem real erforderlichen Aufklärungsinteresse entgegen. In Erinnerung an Spice, bin ich nicht erfreut darüber, wenn die Medien allzu breitflächig darüber berichten. Denn was hierbei fehlt ist die pädagogisch begleitete Beziehungsarbeit, die zwingend dazugehört- ansonsten die Gefahr besteht dass eher die Neugier geweckt und das Gegenteil bewirkt wird. Wer sich jedoch dringlichst neu bzw. umorientieren sollte, sind sämtliche Beteiligte im Bildungs- und Sozialsystem, die kompetente Aufklärungsmaßnahmen vorgeben und auch installieren können. Es geschieht bestimmt sehr viel und auch sehr Gutes und Sinnvolles, aber häufig etwas an der realen Lebenswelt unserer Kinder und Jugendlichen vorbei.

    Ich denke es wird noch mehr auf uns auch in anderen Bereichen wie jetzt nur Schnüffeln zukommen: Die steigenden Zahlen im Bereich der Glücksspiel- oder auch Internetkonsumsuchtformen sind am Steigen, die Konsumrate von Aufputschmitteln (Speed und Co) sind am Steigen;- d.h. unter gedanklicher Einbeziehung immer weiter z.Bsp. anziehender Anforderungsprofile an unsere Kinder und Jugendlichen, defekte Familienstrukturen oder auch nur lediglich argloser Probierbereitschaft im Bereich der Substanzen – die Konsumgründe sind stark zu differenzieren- werden wir sicher noch Einiges erleben und uns auf immer wieder Neues einstellen müssen. Primärprävention heißt Angriff nach vorne, den berühmten einen Schritt voraus zu sein. Die Kinder, Jugendliche UND Eltern vorab offensiv aufklären, bevor Probierverhalten, Neugierbefriedigung einsetzen oder Substanzen, Internet oder Sonstiges als probates Mittel zur Problembewältigung konditioniert werden – und ingesamt betrachtet weitere Opfer erzeugt und fordert.

  10. iris stibi 23. Juli 2012 um 19:09

    traurig, am 29.1.2010 ist mein sohn gestorben. am morgen war alles gut und am abend war alles kaputt. mein sohn hat über längere zeit deo inhaliert, wir haben nicht gemerkt und sind bis heute erschrocken. er hat es in seinem zimmer gemacht, alles was er dazu brauchte, hat er unter seinem bett versteckt. da er sein zimmer selber sauber gemacht hat, hat niemand was davon gemerkt. bis heute bin ich mir nicht sicher, wie es zu all dem kam. hat er es alleine oder in der gruppe gemacht. ich kann nur raten, die kinder ob sie klein oder gross sind, zu kontrollieren und sich nicht selbst zu überlassen. es ist nicht einfach, in diesem alter möchten sie mit freunden zusammen sein und nicht mit den eltern oder kleineren geschwistern. nun ist fabian einfach gegangen, wir müssen unser leben neu ordnen und versuchen, ohne ihn weiter zu leben. vielleicht ist es möglich, dieses gibt vom markt zu nehmen.

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