Die Psychothese bei Umweltkrankheiten – wissenschaftlich wertlos, rechtlich destruktiv

Die Psychothese bei Umweltkrankheiten ist nichts weiter als Bullshit

 

Die Psychothesen wurden in den Diskurs um die Umweltkrankheiten erst eingeführt, als die Prävalenz der Erkrankungen schon sehr hoch war. Sie stammt erst aus den 90er Jahren. Publikationen zur TE – Toxische Enzephalopathie kann man bis 1904 zurückverfolgen, MCS wurde 1945 entdeckt. Der wissenschaftliche Beitrag der Psychothese ist gleich Null, ihr rechtlicher Schaden dagegen enorm. Sie begann nicht trotz, sondern wegen der Anerkennung durch die WHO als organische Erkrankungen (ICD-10 für MCS: T78.4). Zur Erinnerung: 1996 wurde etwa der Versuch unternommen, MCS in IEI umzubenennen.

Dies ist keine wissenschaftliche Debatte, sondern reine Juristerei. Alle westlichen Zivilisationen basieren rechtlich auf den Menschenrechten, die in den jeweiligen Verfassungen formuliert sind und deren nachfolgende Gesetze sich danach richten müssen. Darin ist Gesundheit ein hohes rechtliches Gut. So wird etwa im Artikel 2.2 der deutschen Verfassung die körperliche Unversehrtheit extra geschützt. Dieser gesetzliche Schutz wird durch die Psychodebatte unterlaufen. Denn der rechtliche Schutz gilt nicht für eingebildete Kranke oder andere Spinner. So dient die Psychothese, den Erkrankten ihre Rechte zu nehmen. Das ist ihr wesentlicher Sinn. Ob Versicherungen oder Schadenersatz, die Betroffenen scheitern rechtlich. Dass sie so auch keine adäquate medizinische Versorgung bekommen, ist gewissermaßen ein Kollateralschaden.

Wer dies ungeheuerlich findet, hat Recht. Denn die Psychothese nutzt die Tatsache, dass Neurotoxine psychische Hirnfunktionen beschädigen. Diese psychischen Dysfunktionen durch Neurotoxine waren schon 1985 in den Diagnosekriterien der TE definiert (WHO) worden. Es wurde schlicht Ursache und Wirkung vertauscht. Man kann beliebig viele Studien durchführen und findet, was zu erwarten ist: psychische Auffälligkeiten. Dass diese anders strukturiert sind als bekannte psychiatrische Erkrankungen wird meist unterschlagen oder nicht genau genug untersucht. Die Psychothese ist demzufolge keine wissenschaftliche Entdeckung. Denn die Folgen von Neurotoxinen für die Psyche waren ja schon bekannt. Die Auswertung ist demzufolge wissentlich stets falsch.

Es handelt sich um etwas, wofür es im Deutschen kein Wort gibt. Im Englischen stehen mehrere zur Verfügung, nämlich Fake, Bullshit oder Phoney. Der Moralphilosoph Harry G. Frankfurt (Prof. emerit. Princeton) hat solche Begriffe philologisch-philosophisch analysiert. „On Bullshit“ wurde zum Bestseller. Danach ist die Substanz (ein Philosophiebegriff) von Bullshit die Abwesenheit von Realitätsbezügen. Ein Lüge kann man überführen: ein absichtlich verändertes Detail in einem Gefüge von Tatsachen (Erkenntnissen). Das lässt sich überprüfen. Bullshit ist eine Kreation, frei von lästiger Befassung mit der Realität (etwa Wissenschaft). Die Psychothese ist Bullshit, die Kreation ist die Vertauschung von Ursache und Wirkung. Wenn man den Versuch macht dies wissenschaftliche zu widerlegen, hat man den Bullshit in seinem wesentlichen Bestreben, Wissenschaft vorzutäuschen, bereits bestätigt. Dagegen helfen keine Laborparameter. Denn „schwupps“ wird das Thema gewechselt und eine Phantomdebatte geführt. H.G. Frankfurt sagt: Bullshit ist zerstörerischer als die Lüge. Er zerstört alle Erkenntnis, nicht nur en detail. In der Psychodebatte war es bisher immer so: kaum fiel das Wort Psychosomatik, sofort wurde nur noch darüber diskutiert.

Bullshit kann man nicht wissenschaftlich widerlegen, nur aufdecken. Pall nennt neun Hauptfehler der Psychothese in seinem Paper von 2009. Er läuft damit Gefahr, dass auch seine Aufklärung der wesentlichen biochemischen Pathomechanismen wieder in Vergessenheit geraten bzw. die Diskussion wieder verdrängt wird. Das hat in den letzten Jahrzehnten stets funktioniert. In der deutschen RKI-Studie wurde „entdeckt“, dass die psychischen Scores der MCS-Patienten andere waren, als die von Psychiatriepatienten. Zwei Jahre später war dieses lästige Detail wieder vergessen. Wir wissen seit den 80er Jahren, was MCS genau ist. Doch es wird mehr über Bullshit diskutiert, als über die Sache. Da braucht man sich nicht wundern.

Bullshit zerstört mehr, nämlich Menschen. Ein Satz eines deutschen Verfassungsrechtlers lautet (sinngemäß): „Es ist die perfideste Art eines Genozids, diejenigen allein zu lassen, die sich aus eigener Kraft nicht mehr helfen können.“ Er meinte (1954) keine Kranken. Aber statt Rasse oder Religion werden heute Menschen mit den falschen Genen – die schlechten Entgifter – zu minderwertigen Personen gemacht („Ökochoder“ lautet da eine Kreation). Das ist wahrhaft perfide.

Das lässt sich nur ändern, wenn verstanden wird, dass es um Rechte geht, nicht um Wissenschaft. Da ist die Sache seit Jahrzehnten entschieden. Man muss erkennen, dass wissenschaftliche Entscheidungen durch den Rechtsbegriff „anerkannter Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis“ rechtliche Wirkung entfalten. Es geht genau darum, letzteres zu verhindern. Das hat die Psychothese bisher sehr effektiv geleistet. Man wechselt das Thema, beginnt eine wissenschaftliche Pseudodebatte und sofort ist MCS ganz unbekannt, rätselhaft und auch nicht durch die WHO anerkannt. So unterläuft man Recht und Gesetz. Engagierte Gutachter diskutieren wissenschaftlich, statt sich an den Stand der Wissenschaft zu halten, was eigentlich ihre Aufgabe ist, und auch die Organisationen der Patienten ringen um wissenschaftliche Erkenntnisse, die alle schon bekannt sind – und anerkannt! So haben die Bullshitter bisher stets und ohne große Anstrengungen gewonnen.

Es wird sich nur etwas ändern, wenn diejenigen, die etwas ändern wollen, den Mut aufbringen, Bullshit auch Bullshit zu nennen und sich von der Anmaßung – nach Frankfurt stets ein Merkmal von Bullshit – auf alleinige Interpretationshoheit nicht mehr einschüchtern zu lassen. Die Waffe dagegen ist das Argument, dass es um die körperliche Unversehrtheit geht oder anders ausgedrückt um Körperverletzung. Die Psychothese leistet dem Vorschub.

Autor: Dr. Tino Merz für CSN – Chemical Sensitivity Network, 12. März 2010

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21 Kommentare zu “Die Psychothese bei Umweltkrankheiten – wissenschaftlich wertlos, rechtlich destruktiv”

  1. Franzi 14. März 2010 um 11:48

    Lieber Herr Dr. Merz,

    Ihre klaren Worte sprechen uns sicher ganz und gar aus dem Herzen. Tacheles reden, Fake, genau das ist es.
    Vielen Dank dafür.

  2. Vera 14. März 2010 um 18:24

    Sehr geehrter Herr Dr. Merz,

    ganz herzlichen Dank für Ihre klaren Worte in dem Artikel über die Psychothese. Bestimmt sind alle anderen MCS-Kranken mit mir sehr froh, Ihre Ausführungen zu kennen. Ja, wir werden durch die chemische Industrie unseres Rechts auf körperliche Unversehrtheit beraubt, aber bis heute glauben die meisten Schulmediziner, wir seien psychisch krank und tun daher nichts für uns.

    Vera

  3. Fischer Siegfried 15. März 2010 um 12:17

    Sehr geehrter Dr. Merz,

    Sie haben ein Phänomen angesprochen, das mich besonders im amerikanischen Sprachraum immer wieder beschäftigt hat.Als Urdeutscher zur Wahrheit und Reproduzierbarkeit erzogen, hat mich dieses Wort bis heute signifikant gestört, weil es eben die Unwahrheit beschreibt.

    Die Engländer nennen soetwas korrekter „bull“,
    was in jedem guten Lexikon auch konkreter be-
    schrieben ist.

    Selbst nahe Feunde habe ich immer wieder darum
    bitten müssen,diese „bullshit“ sein zu lassen,
    weil sie Unwahres ausdrückt.

    Da ist z.B. einer meiner Freunde, der eine Verkaufsniederlassung für General Motor besitzt und von 4,3 Ltr. Benzinverbrauch auf 100 km faselt. Mich hat soetwas z.B. auf die Bäume gebracht, wenn er mir das zu „verkaufen“ versuchte, obwohl er weiß, daß es bullshit ist. Seine Antwort: „Ja, aber du wirst erstaunt darüber sein, wieviele Menschen diese bullshit kaufen (also glauben)“.

    Oder es sitzen zwei Amerikaner zusammen und einer versucht dem anderen etwas zu „verkaufen“ (Meinung oder Ware) und der andere glaubt nicht an den Wahrheitsgehalt und sagt routinemäßig: „I am a little bit of a bullshitter myself, but go on with your story, I am listening.(deutsch: Ja, ich bin selbst ein kleiner „bullshitter“ , aber fahre fort mit deiner Geschichte. Ich höre.“

    So ist die Wirklichkeit mit den Amtsärzten und Großinquisitoren in der BRD. MCS -Opfer sollten endlich auf ähnliche Weise mit den deutschen „bullshittern“ umgehen.

    Siegfried Fischer

  4. Domiseda 15. März 2010 um 12:45

    Sehr geehrter Herr Dr. Merz!
    Auch Ich danke Ihnen sehr für diesen Artikel.
    Mut allein genügt m.E. leider nicht; um „bullshit“ entgegenzutreten zu können, bräuchten die meisten MCS-Kranken dringend ein gezieltes Coaching,um mit denselben Methoden der Psychologie die stereotypen Wortkreationen der anderen Seite (Krankenversicherungsträger, Amtsärzten usw…, die in dieser Hinsicht permanent geschult werden)) entkräften zu lernen,z.B.konkret: Wie begegnet man der von Ihnen zitierten Stereotype „anerkannter Stand der Wissenschaft“?
    Gibt es Trainer für MCS-Kranke?

  5. Silvia 15. März 2010 um 15:55

    Hallo Domiseda,
    das Training wäre machbar, es kann im CSN-Forum oder via Newsletter stattfinden. Fachleute aus dem Bereich Medizin, Psychologie und Recht hätten wir die MCS-Kranke schulen könnten.

    Grüsse, Silvia

  6. Eike 15. März 2010 um 22:45

    Zunächst recht herzlichen Dank an Herrn Dr. Merz für seine vielen guten Ideen.
    Um den Bullshittern entgegenzutreten, brauchen Betroffene tatsächlich zum einen eine Riesenportion Mut. Zum anderen aber auch – neben einem eventuellen Training – eine „Liste“ mit hilfreichen, treffenden Argumenten, die im Bedarfsfall gegen die Argumente der Bullshitter herangezogen werden können.
    Hinzu ist meiner Meinung nach aber auch eine „Schulung“ von Rechtsanwälten für den Fachbereich Umweltrecht von Nöten, da viele von ihnen nach Erfahrungen vieler Betroffener leider nicht immer in der Lage sind, den Bullshittern die treffenden Argumente entgegenzubringen.

  7. Phönix 16. März 2010 um 04:01

    Genau der richtige Begriff von S. Fischer für diese Menschen. Inquisitoren. Es kann nicht sein, was nicht sein darf, also wird man mundtot gemacht in Form von Aushungern, Verarmen lassen, jegliche ambulante medizinische Hilfe zu versagen. So das man gar keine Chance hat gesund zu werden. Wer am Boden liegt hat kaum noch Energie sich zu wehren. Das ist der Plan. Nur wenn die glauben wir seien nur eine vorübergehende Plage, die bald ausstirbt, scheinen sie an einem starken Realitätsverlust zu leiden.

  8. Dr. Merz 16. März 2010 um 13:07

    Zuallererst müsst ihr selbst umdenken. Dieses „Überzeugenwollen“ ist eben eine Falle. Die Gegner sind Überzeugungstäter, die auch nicht fair sind.
    Also lasst Euch etwas einfallen.

    Das mit der Schulung wurde ja durch den Workshop Anerkennungsverfahren versucht. Durch Abwesenheit haben alle umweltmedizinischen Gutachter geglänzt. Die wollen überzeugen, damit haben sie meist schon verloren. Sie haben nicht verstanden, dass der Streit der Vater aller Dinge ist

  9. Silvia 16. März 2010 um 13:19

    Hallo Herr Dr. Merz,

    das etwas einfallen lassen fällt vielen toxisch Geschädigten schwer. Sie sind durch die vielen Mißerfolge oft auch verunsichert und haben Angst einen Fehler zu machen. Mitmachen würden hingegen eine ganze Reihe unserer Leute, wenn sie eine erfolgsversprechende Strategie erhalten. Dazu reicht das MCS-Strategiepapier nicht aus. Es fehlt an einem einfach verständlichen Punktekatalog von Schritt 1 bis Schritt… was wir tun sollen, nicht mehr was wir nicht tun sollen.

    Sagen Sie uns wie wir konkret vorgehen sollen und wir legen los. Wir sind motiviert und möchten es angehen, jeder von uns mit seiner verblieben Kraft. Potential ist also da. Geben Sie konkret die Richtung vor (intern).

    Grüsse, Silvia

  10. Kerstin 16. März 2010 um 17:44

    Hallo Herr Dr. Merz,

    Sie schreiben mal wieder sehr anschaulich von den Nöten der Mcs-Patienten. Danke!
    Eine eigene sechswöchige Reha mit der Diagnose „Burnout“ habe ich schon als Körperverletzung bezeichnet. Meine Umgebung meinte jedoch, ich solle nicht maßlos übertreiben, hielt mich eher für langsam durchgeknallt.
    Der Chefarzt der entsprechenden Reha-Klinik meinte, ich solle die Diagnose MCS vergessen, da Ende vom Lied war die Bescheinigung einer narzistisch-schizoiden Persönlichkeitsstruktur.
    Grüße
    Kerstin

  11. Eike 16. März 2010 um 22:34

    Das Erlebnis von Kerstin ist ja mal wieder bezeichnend.

    Mir stellt sich da die Frage:

    Was kann und sollte man gegen diesen „Chefarzt“ unternehme? Dessen menschenverachtende Falsch -diagnose kann man doch nicht einfach akzeptieren.

    Diesem Herrn müsste man irgendwie „einen verpassen“

  12. Franzi 17. März 2010 um 17:04

    Es werden ja allenthalben in solchen Einrichtungen, bei Krankenkassen, in Arztpraxen, durch gekaufte Gutachter usw. derartig üble Falschdiagnosen im Übermaß gestellt. Sie glauben sich ja nur deshalb im Recht, weil sie lobbygeschmiert sind und /oder die Entscheidungsträger aus Big Pharma oder sonstigen Dunstkreisen definitiv hinter sich wissen.

    Aber es aktzeptiert deren bewußt und gezielt und unbeirrbar trotzdem falsches Diagnostizieren und Behandeln ja niemand von uns.

    Wir müßten wirklich praxisorientierte Strategien haben, um dieser hochgradigen Menschenverachtung wirksam etwas entgegensetzen zu können. Könnte jemand mit großem Einfluss sein, der schlagfertig und zäh ist und unsere im GG verbrieften Rechte durchsetzen kann, stell ich mir vor. Jemand, der Art. 1 Abs. 1 des GG für Umweltkranke mit derselben Selbstverständlichkeit seinen Platz wieder einräumt wie er für alle Menschen steht.

  13. Dr. Merz 18. März 2010 um 19:35

    Zu Kerstin: das ist Körperverletzung, eine Behandlung ohne Wissen oder noch schlimmer gegen den Willen des Patienten ist juristisch per definitionem Körperverletzung. Also Unterlagen genau prüfen, Teamwork herstellen (Gutachter, Anwalt, Mandant), Strategie gut überlegen und festlegen und dann Anzeige erstatten. Das ist Profiarbeit und keineswegs durchgeknallt. Durchgeknallt ist eine Situation, in der überforderte Mediziner ihre Patienten verhöhnen dürfen, ohne dafür belangt zu werden.

    Zu Silvia, was mir spontan einfällt: Ärzteinformation weiterverbreiten. Es ist auch eine Anwaltsinformation – das haben viele noch nicht verstanden und wir haben das wohl auch nicht genau deutlich gemacht. Wenn in die Diskussion kommt, dass diese Krankheitsdefinitionen maßgebend sind und sonst keine, weil nur diese einen wissenschaftlichen Hintergrund haben und dass diese demzufolge rechtlich verbindlich sind, kommen wir voran. Mach einen Aufruf, dass alle, die die Ärzteinformation schon genutzt haben, schreiben was passiert ist, das Positive wie das Negative, dann können wir daraus ersehen, was wir als nächstes sagen müssen und so finden wir Schritt für Schritt jene praktischen kleinen Brötchen, bei denen jeder mitbacken kann.
    Nun denn, fröhliches Schaffen!

  14. Silvia 18. März 2010 um 20:54

    Hallo Herr Dr. Merz,
    wir sollten den Begriff auf der Ärzteinformation in „Ärzte- und Anwaltsinformation“ ändern.

    Die Ärzteinformation hat großen Zuspruch. Heute gingen über 40 Infopakte raus die Aufklärungsmaterial zum Weiterreichen enthielten, inkl. jeweils 5x Ärzteinformation.

    Es bestellen auch immer häufiger Selbsthilfegruppen die Ärzteinfo und MCS Infopakete zum Weitergeben an ihre Mitglieder. Es läuft also…

    Viele Grüsse, Silvia

  15. Kerstin 19. März 2010 um 15:00

    Hallo Herr Dr. Merz,

    danke für Ihre Antwort. Ganz so einfach wie ich es dagestellt habe, ist der Sachverhalt nicht.

    Ich hatte mich freiwillig dazu entschlossen, diese sechs Wochen Reha durchzustehen, da ich den ersten Versuch einer Reha wegen viel schlimmerer Symptome nach 24 Stunden abgebrochen hatte. Genausogut hätte ich mich auch zu einem erneuten Abbruch entschließen können.

    Leider waren mir die langfristigen Folgen zu dem Zeitpunkt noch nicht klar. Damals vermutete ich nur die Diagnose MCS, die zwischenzeitlich auch bestätigt wurde, die Behandlung läuft sehr positiv.

    Ich sehe wenig Sinn, juristische Schritte zu unternehmen. Die Äußerung zum Vergessen von MCS wurde nur mündlich in größerer Runde geäußert, ich war allein. So wird man im Nachhinein diese Äußerung bestreiten und auf Einbildung meiner gestörten Persönlichkeitsstruktur zurückführen.

    Ich möchte mich langfristig lieber dem zuwenden, was Franzi geschrieben und mich der Durchsetzung unserer Anerkennung zuwenden, aber zunächst muss ich erst andere Baustellen bearbeiten.

    Ich muss meine Kräfte einteilen und werde mich zu gegebener Zeit melden.

    Grüße
    Kerstin

  16. Dr. Merz 20. März 2010 um 23:13

    Nachtrag zum Thema „Richtung“
    Die obige Diskussion hat an den Tag gebracht, was mir lange rätselhaft war. Kerstin hat es ausgedrückt: „ich will nicht.“ Das ist also des Pudels Kern: die MCS-Community und die anderen Patientenorganisationen wollen nicht vor Gericht. Rechtsstaat nein danke.
    Dies ist aber der Dreh‘ und Angelpunkt. Der Erlanger Fake und der andere Bullshit wird nur deshalb in Szene gesetzt, damit die Betroffenen ihre Prozesse verlieren, indem Recht und Gesetz unterlaufen werden. Wenn Prof. X IEI sagt, handelt er ungesetzlich (ggf. in Form von Prozessbetrug), oder Prof. Y aus ‚Burnout‘ „Schizophrenie‘ macht, begeht er er Körperverletzung, solange er dafür nicht belangt wird. Das will aus der Szene keiner ändern.
    Ich habe aufgezeigt, dass es weder an der Wissenschaft noch am Rechtsstaat liegt, sondern einzig und allein an deren falschen Nutzung. Die Richtung stimmt also nicht. An der richtigen Nutzung des Standes der Wissenschaft und seiner rechtlichen Umsetzung geht kein Weg vorbei. Nichts sonst führt aus der Sackgasse.
    Over and out.

  17. Silvia 20. März 2010 um 23:39

    Den größten Knackpunkt, den ich sehe, ist, dass die MCS-Kranken auf das „Gute“ warten. Dass so etwas wie Einsicht kommt bei Gutachtern. Das wurde schon mehrfach durch Äußerungen deutlich, die sinngemäß lauteten „Mit denen muss man mal reden…“

    Nein, es ist mit einem Prof. XY nicht zu „reden“, wenn er seit Jahren falsches Mitgefühl mit MCS-Kranken heuchelt und ihnen gleichzeitig die Diagnose verweigert, sie statt dessen eiskalt psychiatrisiert und zudem auch noch unzählige Lobbyjobs innehält.

    Wir müssen unsere Naivität ablegen und zielstrebig unsere Rechte einfordern, s.o.

    Eines ist mir bewusst:

    Vielen fehlt ganz schlicht und einfach das Potential, Prozesse zu führen: Finanziell und kraftmäßig.

    „Over and out“ ist trotzdem nicht angesagt, denn Lügen haben kurze Beine und manche verdammt kurze.

  18. Eva Caballé 21. März 2010 um 21:55

    Dear Dr. Merz,

    Congratulations for this amazing and brave article. My husband has translated it into Spanish and we have published in my blog: http://nofun-eva.blogspot.com/2010/03/explicacion-psicologica-de-sqm-es.html
    I wish we have more doctors like Dr. Merz!

    Kind regards from Barcelona,
    Eva

  19. Dr. Merz 22. März 2010 um 16:27

    Leider sind die Beine keineswegs kurz. Die Psychodebatte ist nun gut 15 Jahre alt.
    Das ist noch nicht das schlimmste. Die Scene macht brav das, was sie soll. Die erlaubten Themen werden breitgetreten und die wirklich gefährlichen Themen wie der Stand der Wissenschaft sind tabu.

    Damit das hier nicht zu lang wird, mache ich einen neuen Blog.

  20. Dr. Merz 22. März 2010 um 16:29

    Vielleicht ist es an der Zeit, meine Blogs mal gebündelt zugänglich zu machen.

  21. Frank-N-Furter 22. März 2010 um 19:28

    Durch Ihre Blogs und die vielen Blogs von CSN ist einiges konkreter geworden, Herr Dr. Merz. Das muss von einem großen Teil der Leuten verarbeitet werden.

    Bedeutet: Wir lassen uns längst nicht mehr die Butter vom Brot nehmen.

    Wir machen nicht, was gewünscht wird von der Lobby und und das, was so manche SHG-Pappnasen in den letzten 3 Jahren getrieben haben, lassen wir auch nicht kommentarlos durchgehen. Bitte setzen Sie uns auch nicht mit diesen SHG’s auf gleichen Level. Bei CSN wird immer der aktuelle Stand der Wissenschaft zu MCS kommuniziert, der Blog ist unbestritten in Deutschland und Europa die Nummer Eins, was das betrifft. Der Stellenwert ist nicht zu unterschätzen. Deshalb werden CSN Blogs eben auch in USA und Japan gelesen und im Handumdrehen in die Landessprachen übersetzt.

    Jeder, der hier im Blog liest und mitdenkt, lässt sich kein X mehr für ein U vormachen. Kleines Beispiel zum Abschluß, dass beweist, dass umgesetzt wird, was bei CSN steht:

    Es ist zu vernehmen, dass man „MCS“ jetzt wieder in den einschlägigen SHG’s sagen darf. Die Lobbysprecher in den SHG’s hatten sogar das geschafft, dass sich keiner mehr traute, „MCS“ zu sagen oder zu schreiben. Jetzt sieht man den Begriff sogar wieder auf den Webseiten derjenigen, die uns für den Begriff MCS verflucht haben;)

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