Umweltmedizin: Charakterisierung von Personen, die auf Chemikalien im Alltag reagieren

Viele Menschen in der Bevoelkerung reagieren auf Chemikalien

Menschen, die auf geringste Konzentrationen von Chemikalien in ihrem Alltag reagieren, gibt es weltweit. Für sie ist je nach Schweregrad der Erkrankung kein normales Leben mehr möglich. Sie sind gezwungen, ständig aufzupassen und Chemikalien so weit als möglich ausweichen, um gesundheitlich einigermaßen zurande zu kommen.

Was für normale Menschen Alltag, ist für chemikaliensensible Menschen nicht möglich. Eine Fahrt in einer Straßenbahn am frühen Morgen beispielsweise ist für diese Menschen undenkbar. Sie reagieren auf die Parfums, Aftershave, Deos, Haarsprays und was ihre Mitreisenden sonst noch benutzt haben mit teils stundenlang anhaltenden Gesundheitsbeschwerden. Setzt sich jemand neben sie und schlägt seine Morgenzeitung auf, kann dies für chemikaliensensible Menschen bedeuten, dass sie für den Rest des Tages unter starken Kopfschmerzen, Schwindel und Sehstörungen leiden.

Dänemark – Forschung zu Chemical Sensitivity
Seit einigen Jahren existiert in Kopenhagen eigens ein Wissenschaftszentrum zur Erforschung von Chemical Sensitivity. Es ist der Universität Kopenhagen angeschlossen. In einer ihrer jüngsten Studie charakterisierten die dänischen Wissenschaftler Chemikalienexpositionen und Symptome bei Personen, die ihr soziales Leben und ihren Berufsalltag wegen ihrer Reaktionen auf Chemikalien entsprechend anpassen mussten. Wie bei Studien aus den USA und Kanada waren auch bei den dänischen Studienteilnehmern, die schwerer erkrankt waren, Symptome des zentralen Nervensystems am Häufigsten festzustellen.

Reaktionen auf Chemikalien im Alltag
Ein Kernziel der dänischen Studie bestand darin, die schwer betroffenen Personen anhand des Schweregrads ihrer Symptome und der Chemikalien, auf die sie reagierten, zu charakterisieren. Die Wissenschaftler ordneten die chemikaliensensiblen Studienteilnehmer in verschiedene Patientengruppen ein, die den unterschiedlichen Schweregrad der Erkrankung widerspiegelten. In die Studie wurden insgesamt 1134 Personen einbezogen, die über Reaktionen auf Chemikalien aus ihrer Umgebungsluft im Alltag berichteten. Der ursprüngliche  bevölkerungsbasierte Fragebogen war an 6000 Menschen geschickt worden.

Symptome standen in Zusammenhang mit Expositionen
Das Ergebnis der Erhebung der Universität Kopenhagen zeigte, dass schwer betroffene Personen über weit mehr Symptome berichteten und über Expositionen, die im direkten Zusammenhang mit ihren Symptomen standen, als weniger stark betroffene Personen.

Die Anzahl der Symptome war für den Schweregrad der Erkrankung bei den Studienteilnehmern letztendlich weitaus kennzeichnender, als die Anzahl der Expositionen. Am stärksten kennzeichnend für den Schweregrad der berichteten Symptome waren, abgesehen von Kopfschmerzen, solche Symptome, die vom Zentralnervensystem ausgingen. Zu den Expositionen im Alltag, die am Stärksten auf einen hohen Schwergrad der Erkrankung hinwiesen, zählten Expositionen gegenüber frisch gedruckten Zeitungen und Zeitschriften.

Symptome des Nervensystems kennzeichnend für Chemikalienexposition
Die Wissenschaftler des Chemical Sensitivity Forschungszentrums schlossen aus ihren Auswertungen, dass ZNS Symptome, neben Kopfschmerzen, das Hauptcharakteristikum für Personen in der Allgemeinbevölkerung sind, die mit schweren Reaktionen auf Expositionen gegenüber alltäglichen Chemikalien reagieren.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 22. Mai 2009

Literatur: Berg ND, Linneberg A, Dirksen A, Elberling J., Phenotypes of individuals affected by airborne chemicals in the general population, The Danish Research Centre for Chemical Sensitivities, Gentofte Hospital, University of Copenhagen, Int Arch Occup Environ Health. 2009 Mar;82(4):509-17. Epub 2008 Aug 28.

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2 Kommentare zu “Umweltmedizin: Charakterisierung von Personen, die auf Chemikalien im Alltag reagieren”

  1. K. Fux 22. Mai 2009 um 22:21

    Wieder ein gelungener Bericht, der Hoffnung verbreitet, da wenigstens ausländische Wissenschaflter an MCS interessiert sind.

    In Deutschland tut sich in der Hinsicht so gut wie gar nichts. Doch auch hier steigt die Zahl der Chemikaliensensiblen rasant an. Darüber sollte man sich bei den zuständigen Stellen ein paar Gedanken machen.

  2. Spider 23. Mai 2009 um 15:10

    Diese Forschungsergebnisse sprechen für sich und bestätigen, dass der Umweltmedizin in Deutschland viel zu wenig Beachtung beigemessen wird.

    Im Bereich Umweltmedizin sollte jeder Arzt gut ausgebildet sein, denn der Ursprung vieler Erkrankungen liegt bei Umwelteinflüssen. Nicht nur Multiple Chemical Sensitivtiy (MCS) ist eine Umweltkrankheit, sondern meiner Meinung nach auch Krebs, viele Atemwegserkrankungen und auch Parkinson.

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2009/04/26/pestizide-verstaerken-das-risiko-an-parkinson-zu-erkranken-um-75-prozent/

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2009/04/24/ucla-pesticides-increase-parkinsons-disease-risk-75-in-california-central-valley/

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/09/17/380/

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/12/29/umweltambulanz-einer-krankenkasse-findet-schadstoffe-als-ursache-von-krankheiten/

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2009/01/27/parkinson-alzheimer-und-gewichtszunahme-durch-geschmacksverstaerker-ausgeloest/

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