Chemische Schimmelmittel, die Gesundheit ist schneller ruiniert als man denkt

Wieso sind giftige Schimmelmittel jugendfrei?

Wenn der „Gipf „mit voller Windel den richtig harten Stoff aus dem Regal zieht und die Verkäuferin zusieht, kann was nicht stimmen. Oder?

Flüssiger Desinfektionsreiniger – Schimmel Entferner – Reizt die Haut – Gefahr ernster Augenschäden – Darf nicht in die Hände von Kindern gelangen. Berührungen mit den Augen und der Haut vermeiden. Bei Berührung mit den Augen sofort gründlich mit Wasser abspülen und Arzt konsultieren. Schutzbrille/Gesichtsschutz tragen. Bei Verschlucken sofort ärztlichen Rat einholen und Verpackung oder Etikett vorzeigen. Nicht mischen mit sauren Reinigern. Aerosol nicht einatmen. Nur in gut gelüfteten Bereichen verwenden. Vorsicht! Nicht zusammen mit anderen Produkten verwenden, da gefährliche Gase (Chlor) freigesetzt werden können.

Na?

Klingt das nicht Klasse?

Ich habe den Satz von einem Reinigungsmittel. Eines das für jeden, selbst Minderjährige, in so gut wie jedem Lebensmittelladen erwerbbar ist. 750 ml dieses vorzüglichen Reinigungsmittels kosten durchschnittlich ca. 4 Euro. Weniger als eine Schachtel Zigaretten, ungefähr soviel wie 1,5 l Bier. Aber vom einmaligen Einatmen von Zigarettenrauch oder mal 3 Flaschen Bier auf einen Streich, wacht man wieder auf – von 1,5 l dieses Reinigungsmittels dürfte man in höchster Lebensgefahr schweben. Nun gut, ich bin kein Arzt, wäre auch reichlich spät jetzt anzufangen Medizin zu studieren, könnt ich doch sicher, vom einen oder anderen Mitstudenten der Vater sein. Aber ich bin in einem Gewerbe, das wahrscheinlich mehr Schadstoffe als Arbeitsgriffe kennt. Richtig, Bauwesen. Über 20 Jahre grob die Hälfte praktisch und die andere, nach Studium, mit schlau daher reden, also als Bauberater und Gutachter.

Selbst entstamme ich der Generation die noch froh und fröhlich Asbestplatten in der Lehre abreißen musste. Klar – ohne Schnick-Schnack wie Atemschutz. Überhaupt, Atemschutz? Ich kann mich auch bei größter Anstrengung nicht daran erinnern, dass mein Lehrmeister mir so ein Ding mal angeboten oder gar vorgeschrieben hat. Aber egal, bis ich krank umfalle, liegt er auch schon unterhalb eines sicher toll bearbeiteten Natursteins, mit den eingemeißelten Worten: „Er war ein Held“ oder etwaigen anderen Lügen.

Zurück zu dem tollen Reinigungsmittel, das ist ja das Thema. Also dieses tolle Ding – wie gesagt, jeder 6 Jährige der eine Einkaufstasche und das Geld von Mama tragen kann, kann’s kaufen, jeder. Wenn er aufpasst und sich nicht von der Dame im weißen Kittel erwischen lässt, kann er auch gleich mal einen kräftigen, vorglühenden Schluck im Lebensmittelladen nehmen. Das ist legal, wenn auch selbstzerstörend, dennoch legal. Aber wehe Dir, das Bürschchen nimmt sich ein Bier aus dem Regal. NEIN – auch in Bayern wollen wir nicht, dass so ein „Gipf“, der gerade mal die Windel abgelegt hat, ein Bier trinkt. Ich weiß, das ist für viele nicht nachvollziehbar, iss aber so. Auch in Bayern. Auch dort, wo sich die Politiker am laufenden Band unter den Tisch saufen und der Neugeborene nicht „Papa“ oder „Mama“ als erste Worte lernt sondern schlicht und einfach „Proscht“.

Bin schon wieder vom Thema abgekommen – es ist aber auch irgendwie verwirrend, dass ein Minderjähriger hochgiftige Reinigungsmittel kaufen kann aber ein, nach Deutschen Reinheitsgebot gebrautes Bier nicht. Versteh ich nicht, muss ich aber auch nicht verstehen, meine Kinder sind ja auch alt genug, dass sie die Aufschrift auf dem Teil lesen können – was interessieren mich die Kinder von anderen und erst recht die, die noch in die Hose machen. Oh – interessanter Gedanke, denkt sich ja wahrscheinlich auch der Filialbetreiber, die Verkäuferin, der Gesundheitsminister und vor allem die vielen, vielen Eltern, die das Zeug kaufen aber noch nicht einmal die kleingeschriebene Erklärung auf der Rückseite der Flasche gelesen haben. Ist in Deutsch, ohne Abkürzung. Ok, ich verstehe, für manchen vielleicht auch nicht mehr lesbar, fehlen die Smilies und das #WTF oder #Fail oder so was halt. Vielleicht sollten die Hersteller Ihr komisches Warnpalawer auch mal in echtes, gängiges Deutsch aufdrucken, ungefähr so:

Nicht #Schlucken, nicht ins #Auge, nicht auf die #Haut #Gesundheit #Arzt #Tod #WTF #Klar ? : ((

Sie wissen nicht was WTF bedeutet? Na dann googeln Sie mal – ich kann das nicht erklären, das würde die Jugend beeinträchtigen und wäre auch so nicht Jugendfrei. Ganz anders als das tolle Reinigungsmittel, das ist Jugendfrei.

Hervorragend wird das Reinigungsmittel übrigens beworben. Die Farben, die Aufmachung, ja eigentlich möchte man reinbeißen, so lecker sieht das aus. Wenn nicht vorne auch draufstehen würde:

„Entfernt Bakterien und Schimmel“ und „Weißt die Fugen“

Ist das nicht toll? Ein Mittel zerstört sämtliches Leben im Bad. Wenn man möchte auch Mann oder Frau und vor allem die lästigen Kinder, die die noch in die Hose machen. Die anderen können wahrscheinlich schon lesen.

Ok – vielleicht.

Naja – regional ein paar eben.

Ach egal, irgendwie würde es sich schon rumsprechen.

Bei genauerer Betrachtung der Plastikflasche sieht man auch, man muss gut hinschaun und die Brille aufsetzen, ich zumindest, dass ein Teil der „Achtung-Achtung-Gefährlich“ Warnung auch auf der Vorderseite steht. Gut, auch wenn’s kaum einer liest.

Mich hat das mit dem Schimmel am meisten interessiert, weil im Grunde, und falls so ein Mittel wirkt, die Wirkung auch mit größter Anstrengung beim Aufsprühen nur temporär wirken kann. Also nach einer gewissen Zeit wirkt das Mittelchen nicht mehr, die abgestorbenen Früchte des Pilzes fallen zwar ab aber vom Untergrund kommen gleich wieder neue.

Ach wussten Sie nicht?

Also das was Sie in ihrem Bad, oder wo auch immer, sehen, das Schwarze (manchmal auch bräunlich oder rötlich) ist die Frucht des Pilzes. Wie das Ding, das da im Wald wächst und früher von der Oma in der Pfanne gebraten wurde. Heute kann man das radioaktiv verstrahlte Waldgut ja nicht mehr verspeisen aber früher. Ich kann mich erinnern, als wir früher mit den Eltern oder Großeltern durch den Wald spazierten um Pilze für das Mittagessen zu sammeln. Toll war‘s und immer ein Erlebnis. Sorry Generation IPhone – Ihr werdet das nicht mehr erleben.

Ich kann nur soviel dazu sagen:

„Ich habs nicht verstrahlt aber ihr habt mein Mitleid und ich erzähle Euch gerne wie das war mit dem gesunden Wald, vor dem saurem Regen, vor Three Mile Island, Tschernobyl und Fukushima, vor Hiroshima und Nagasaki dem ganzen #fail eben auch wenn ich selbst ein paar Dinge nicht so wirklich live erlebt habe, auch meine Eltern erzählten mir und das trage ich gerne weiter .“

Also wie getippt, das was sie da sehen ist die Frucht, der eigentliche Pilz, also quasi der Baum des Apfels, der ist in dem jeweiligen Baustoff, in der Wand, im Holz, im, ach da, eben wo Sie den schwarzen Fleck sehen nur eben um ein Vielfaches größer.

Mit dem Mittelchen gegen den Schimmel, töten Sie also (vielleicht) oberflächlich den Schimmel ab, im Untergrund lebt er weiter und falls Sie die Ursache des Pilzwachstums nicht abstellen (die Feuchtigkeit), wächst das ungeliebte Schwarz auch immer wieder da raus. Theoretisch und wie ich mehrmals schon feststellte, auch praktisch, muss man mit einem solchen Mittel quasi alle 14 Tage sämtliches Leben im Bad auslöschen. Falls man nicht gleich schlauer ist, einen Fachmann holt, der einem erklärt wie man den Schaden saniert und gleichzeitig damit den Pilz richtig abtötet. Weil ohne Feuchtigkeit wächst auch der tollste Schimmelpilz nicht.

Ach herrje – hab ich nun doch schon verraten.

Na gut, dann wiederhole ich auch gerne noch mal, also ein Pilz braucht Feuchtigkeit ohne Feucht geht gar nix. Selbstverständlich braucht er auch etwas Nahrung, aber das holt er sich von Staubablagerungen oder etwaigen Holzstücken in der Konstruktion und ähnlichem. Das Wichtigste ist in aller Regel aber das Abstellen der Feuchtigkeitszufuhr. Ergo nicht sprühen sondern sanieren ist das Geheimnis. Das zweite Geheimnis lautet, einmal ordentlich sanieren ist um einiges gesünder als jahrelang mit irgendwelchen Schimmelmittelchen rum zu sprühen und dann möglicherweise doch noch Frau, Mann oder gar Kinder zu verlieren.

Autor:

Ing. Gerhard Holzmann, Holzmann-Bauberatung, Bausachverständigenbüro, Bauberater,  www.Baubegriffe.com

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6 Kommentare zu “Chemische Schimmelmittel, die Gesundheit ist schneller ruiniert als man denkt”

  1. Gerhard Holzmann 16. März 2011 um 15:59

    Liebe Leser
    Bitte lesen Sie alle vor allem auch zwischen den Zeilen und bitte verwenden Sie keine Anti-Schimmel-Mittel einfach mal so selbst. Alle diese Mittel sind zumindest gesundheitlich bedenklich, viele dieser Mittel zeigen absolut keine Wirkung auf den Schimmelbefall.
    Wenn Sie einen Befall in Ihrer Wohnung haben, holen Sie sich einen Fachmann, einen Baugutachter oder einen Baubiologen, vor Ort. Es ist ausgeschlossen, dass Sie über eine telefonische Beratung ordentlich und seriös beraten werden können, zumal es bei einem Schimmelbefall nicht selten bautechnische Probleme gibt und diese können nur vor Ort festgestellt werden.

    Mit den besten Grüßen aus dem Augsburger Land,

    Gerhard Holzmann

  2. Clarissa 18. März 2011 um 04:23

    Vielen Dank für die gute Aufklärung, ich habe früher unter anderem auch in der Hygiene gearbeitet und habe dort so manche ekligen Sachen gesehen und wie die Leute damit umgingen. Ich habe dann sehr häufig die Leute erst einmal schulen müssen und ihnen erklären das eine Schimmelsanierung mal nicht einfach eben so geht. Für die ist Schimmel nur das bisschen was man sieht, sie verstehen nicht, dass das Problem viel tiefer sitzt und wie gefährlich Schimmel ist und der Versuch mit ungeeigneten Mitteln dagegen vor zugehen.

  3. Weißer Magier 24. März 2011 um 21:02

    Liebe Community,

    ich zitiere einmal die Richterin, die sich in unserem Fall mit einem erheblichen Wasserschaden in Bad und Küche sowie (natürlich) einer außerordentlichen Schimmelpilzbelastung (über allen Messwerteskala des Labors) zu befassen hatte:

    „Ich sage das noch einmal ganz deutlich:
    Sie haben nicht zu bestimmen, wie saniert wird. Sie haben nicht zu bestimmen, womit saniert wird. Und Sie haben nicht zu bestimmen, welches Unternehmen saniert!“

    Es folgte, was folgen sollte:
    Der Vermieter engagierte seinen Haus- und Hofmalermeister als Sanierer. Unter Sanierung wurde das Abklopfen des Putzes in der Küche (großflächig, aber nicht in die Tiefe gehend) verstanden. Es fand keine Analyse der Herkunft der Feuchtigkeit statt, zudem war sie durch den mehr als 10 Monate Zeitverzug gar nicht mehr vorhanden. Nach der Verfüllung der Wand mit einem handelsüblichen Stuckgips wurde der Fliesenspiegel komplett erneuert. Natürlich unter Einsatz eines Flex-Leistungsklebers (mit ähnlichen Warnhinweisen wie im Artikel), der mir (Nicht-Geschädigten) den Atem nahm, nach vier Tagen ununterbrochenen Lüftens plus Einsatz eines Blueair-Luftreinigers noch immer den Aufenthalt nur bei gekipptem Fenster in der Küche zuließ.

    Das Fazit:
    Die Schadensursache im Bad wurde nicht untersucht. Eine vermeintliche Schadensursache nach Meinung eines Architekten (Abdichtung der Wasserhähne zur Wand hin) wurde erneuert bzw. hinzugefügt). Schimmelpilzspuren tauchen in den Fugen erneut auf.

    Ach, das hätte ich fast vergessen:
    „Sie haben das Recht, wenn die Schimmelpilzbeseitigung fehlschlägt, erneut zu reklamieren, nötigenfalls solange, bis der Schaden endgültig beseitigt ist.“, so die Richterin.

    Nur: Bis dahin sind wir über den Jordan.

    So long.

  4. Weißer Magier 24. März 2011 um 21:06

    Oh, das habe ich vergessen:
    Das baubiologische Gutachten spielte in der Gerichtsverhandlung überhaupt keine Rolle.
    Nur wir als Kläger hatten große Hoffnung darauf gesetzt.

    WM

  5. Gerhard Holzmann 29. März 2011 um 10:38

    Machen Sie die Sache öffentlich mit Nennung aller Namen – als Bewohner oder Bauherr bzw. Betroffener dürfen Sie das:

    Eines von mehreren Beispielurteilen:

    Ein Bauherr darf (auch) in satirischer Form öffentlich auf Baumängel aufmerksam machen, siehe: http://url9.de/ayG

    Wenn die Namen der Pfuscher bekannt werden, dann schwindet auch der Mut zum Pfusch. ;-)

  6. Hausmittel gegen Schimmel – Hausmittel für den Alltag 22. März 2017 um 16:04

    […] Gefahr von chemischen Reinigungsmitteln […]

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