Archiv der Kategorie ‘Allergien‘

Normalität für Chemikaliensensible (MCS): Kopfschmerzen, Schwindel und Asthma an Weihnachten

Obwohl das ganze Weihnachtsfest harmonisch abgelaufen ist und das Essen wunderbar gelungen, stellen sich bei manchen Menschen Kopfschmerzen, Schwindel oder Asthmaanfälle ein. Woran mag es liegen, wenn nicht tief ins Glas geschaut wurde und kein Stress vorhanden war? Einer der Hauptauslöser können duftstoffhaltige Geschenke oder Gäste mit speziell für die Festtage aufgetragenen Duftstoffen sein. Ca. 15% der Bevölkerung leidet unter MCS – Multiple Chemical Sensitivity, sie haben an Weihnachten einen sehr schweren Stand. Ausweichen ist kaum möglich, wenn sie das Fest im Kreis der Familie verbringen möchten, für viele bleibt nur die Isolation.

Aftershaves, Parfüms und Bodylotions sind dafür bekannt, Asthma und Kopfschmerzen auszulösen. Grund dafür können die darin enthaltenen komplexen Chemikaliengemische sein, die akut auf das Nervensystem oder die Atmungsorgane einwirken. Über 4.000 Chemikalien kommen in künstlichen Duftstoffen zur Anwendung. Lösemittel wie bspw. Xylol, Toluol, Azeton oder allergieauslösende natürliche ätherische Öle wie u.a. Kampfer, Citral und Limonen gelten als typische Inhaltsstoffe. Besonders empfänglich für Reaktionen gegenüber Duftstoffen sind Asthmatiker, Chemikaliensensible, Personen mit MCS- Multiple Chemical Sensitivity und Allergiker.

Auch Kerzen, Duftkerzen und Raumduftsprays zählen häufig zu den Auslösern von weihnachtlichen Beschwerden. Normale Kerzen bestehen aus Paraffin, ein Abfallprodukt der Erdölindustrie, und die Dochte sind oft zusätzlich bleihaltig. Wer nicht lüftet nach dem Abbrennen von Kerzen, hat schnell eine hohe Schadstoffkonzentration in der Innenraumluft. Ist ein Weihnachtsbaum vorhanden, muss man zusätzlich an Terpene und Pestizide als Belastung denken. All diese Chemikalien addieren sich zu den bereits in der Raumluft befindlichen Chemikalien aus Reinigungsmitteln, Möbeln, etc. hinzu und sorgen dafür, dass bei einer erkrankten Person das „Fass überläuft“. Beschwerden stellen sich ein.

Was häufig hilft gegen Kopfschmerzen, Asthma und anderen Beschwerden an den Festtagen, ist frische Luft, sowie rigoroses Eliminieren von Duftstoffen und anderen enttarnten Auslösern. Das mag zwar alles traurig für denjenigen sein, der die Duftstoffe geschenkt hat, aber auch ein Lehrstück. Am Besten klärt man schon im Vorfeld mit allen Weihnachtsbesuchern ab, dass auf Duftstoffe und duftende Geschenke völlig verzichtet werden muss.

Stellen sich Asthma, Atemwegsbeschwerden, Kopfschmerzen oder erhebliche Stimmungsschwankungen nach Abbrennen von Kerzen, Anwendung eines Parfüms, Aftershaves, Raumduftes oder ähnlichem ein, weg damit aus dem Umfeld der chemikaliensensiblen oder allergischen Person. Duschen mit neutralem Duschshampoo, ein Spaziergang durch die klare Winterluft und lüften des Wohnraums führt häufig schnell zu Linderung.

Autor: Silvia K. Müller, Dezember 2007

Literatur:

  1. Burstein R, Jakubowski M., Unitary hypothesis for multiple triggers of the pain and strain of migraine, J Comp Neurol. 2005 Dec 5;493(1):9-14
  2. Baldwin CM, Bell IR, O’Rourke MK., Odor sensitivity and respiratory complaint profiles in a community-based sample with asthma, hay fever, and chemical odor intolerance, Toxicol Ind Health. 1999 Apr-Jun;15(3-4):403-9
  3. Baldwin CM, Bell IR, O’Rourke MK, Lebowitz MD., The association of respiratory problems in a community sample with self-reported chemical intolerance. Eur J Epidemiol. 1997 Jul;13(5):547-52
  4. Baldwin CM, Bell IR., Increased cardiopulmonary disease risk in a community-based sample with chemical odor intolerance: implications for women’s health and health-care utilization, Arch Environ Health. 1998 Sep-Oct;53(5):347-53
  5. Bell IR, Schwartz GE, Peterson JM, Amend D., Self-reported illness from chemical odors in young adults without clinical syndromes or occupational exposures, Arch Environ Health. 1993 Jan-Feb;48(1):6-13
  6. Cone JE, Shusterman D., Health effects of indoor odorants,Environ Health Perspect. 1991 Nov;95:53-9.
  7. Elberling J, Skov PS, Mosbech H, Holst H, Dirksen A, Johansen JD.,Increased release of histamine in patients with respiratory symptoms related to perfume. Clin Exp Allergy. 2007 Nov;37(11):1676-80
  8. Fisher BE.,Scents and sensitivity, Environ Health Perspect. 1998 Dec;106(12):A594-9
  9. Henneberger PK., Work-exacerbated asthma, Curr Opin Allergy Clin Immunol. 2007 Apr;7(2):146-51.
  10. Kelman L.The triggers or precipitants of the acute migraine attack, Headache Center of Atlanta, Cephalalgia, 2007 May;27(5):394-402
  11. Kumar P, Caradonna-Graham VM, Gupta S, Cai X, Rao PN, Thompson J., Inhalation challenge effects of perfume scent strips in patients with asthma, Ann Allergy Asthma Immunol. 1995 Nov;75(5):429-33
  12. Millqvist E, Bengtsson U, Löwhagen O.,Provocations with perfume in the eyes induce airway symptoms in patients with sensory hyperreactivity, Allergy. 1999 May;54(5):495-9
  13. Millqvist E, Löwhagen O., Placebo-controlled challenges with perfume in patients with asthma-like symptoms, Allergy. 1996 Jun;51(6):434-9

Parfüm: Schlecht für die Ratte – gut für den Menschen?

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Dick aufgetragen können Parfüms eine Plage sein, das können viele Menschen sofort aus eigener Erfahrung bestätigen. Sie stinken einfach, wie mancher sagt. Doch mangelnder Wohlgeruch ist nicht alles. Einige der Duftwässerchen rauben einem regelrecht die Sinne, verursachen Kopfschmerzen, Schwindel und lassen einen keinen klaren Gedanken mehr fassen. Dass solche Reaktionen durch die Chemikalien in so manchem Parfüm verursacht werden, ist leicht nachvollziehbar, wenn man sich die Inhaltsstoffe anschaut. Nicht schlecht gestaunt habe ich dennoch, als ich eine Pressemitteilung der amerikanischen Stiftung National Toxic Encephalopathy Foundation (NTEF), die sich für Menschen mit toxisch bedingten Hirnschäden einsetzt, bezüglich des Parfüms „Angel“ von Thierry Mugler zugeschickt bekam. (1) Demnach ist manches Parfüm nicht nur „dick aufgetragen“ eine Gefahr.

Parfüm nur noch auf Verordnung in der Apotheke?

„Angel“ zu Deutsch Engel, enthält das toxikologisch relevante Cumarin. Cumarin ist laut der Gefahrstoffverordnung mit dem Andreaskreuz als gesundheitsschädlich gekennzeichnet. Cumarinderidivate werden als sehr wirksames Rattengift vertrieben. In geringerer Dosierung wird Cumarin als hochpotentes Herzmedikament eingesetzt. Natürlich kein Medikament, das man ohne ärztliche Verschreibung erhält wie Halsschmerzpastillen, sondern eines, was nach ganz präziser Diagnostik in einer wohlüberlegten Dosierung verordnet wird. Die Stiftung NTEF sieht genau hier eine Gefahr für Benutzer des cumarinhaltigen Parfüms. Sie fordert durch eine Petition die Reglementierung von „Angel“ und dass es als Medikament eingestuft wird. Außerdem soll der Import wegen zahlreicher Verletzungen der amerikanischen Importbestimmungen beendet werden.

Parfüminhaltsstoffe im Nebel der Verschwiegenheit

Bis vor einiger Zeit waren die Inhaltsstoffe von Parfüms völlig unbenannt, angeblich um Nachahmungen zu verhindern. Mancher unbedarfte Verbraucher mag es glauben. Doch die Realität sieht anders aus, denn mit wenig Mühe und relativ geringem finanziellen Aufwand kann eine Laboranalyse eines Parfüms erstellt werden und nicht lange danach könnte es in Kopie auf dem Markt sein. Neuen gesetzlichen Regelungen ist es zu verdanken, dass nun wenigstens einige von mehreren Tausend im Einsatz befindlichen Inhaltsstoffen angegeben werden müssen. Allerdings nur dann, wenn sie einen bestimmten Prozentsatz überschritten haben, was für Extremallergiker immer noch keinen umfassenden Schutz bedeutet. Eine leichte Verbesserung bestenfalls, denn vormals bestand überhaupt keine Pflicht, Inhaltsstoffe zu deklarieren. Im Fall von „Angel“ habe der Hersteller einige Jahre lang nur wenige Inhaltsstoffe bekannt gegeben, berichtet die Stiftung, doch jetzt kamen weitere hinzu, unter anderem das besagte Gift Cumarin.

Parfüm verstößt gegen Gesetze

Die Petition, die an die amerikanische Behörde für Arzneimittelzulassung FDA gerichtet ist, verweist im Fall des Parfüms auf über 10 Verstöße des Kodex der Vereinigten Staaten und des Kodex für staatliche Vorschriften, sagte die Präsidentin des NTEF, Angel de Fazio aus Las Vegas. Gerade habe sie der FDA auf deren Bitte noch eine fehlende Angabe zukommen lassen, die Ermittlungen sind also angelaufen.

Parfüm – Gefahr für Kranke

„Ein potentielles Gesundheitsproblem, das mit dem Parfüm Angel in Zusammenhang steht, besteht im darin enthaltenen Cumarin“, führt der bekannte Toxikologe mit Spezialgebiet Immuntoxikologie, Jack D. Thrasher, an. „Cumarin ist eine Vorstufe zum gesetzlich geregelten Medikament Warfarin und wird von Personen eingenommen, die unter Herzkrankheiten leiden oder bei denen Blutgerinnung fatal sein kann. Das Parfum enthält auch Ethanol und weitere Chemikalien, die eine Durchlässigkeit der Haut verstärken, was es dem Cumarin ermöglicht, in den Blutstrom einzudringen. Das verstärkt das potentielle Risiko für Herzpatienten und auch Personen, die vor einer Operation stehen. Dieser Duft ist ein Medikament, was erfordert, dass er neu eingestuft wird, und Restriktionen bezüglich seiner Verwendung.“

Parfüminhaltsstoffe bedenklich für jeden

Was weiß man in Deutschland über die Gefahr von Cumarin? Eine Menge, denn das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat sich aus Sicht des gesundheitlichen Verbraucherschutzes im vergangenen Jahr intensiver mit dem nach frischem Heu, Waldmeister oder Vanille riechenden Duft- und Aromastoff Cumarin befasst. Von Umweltorganisationen war herausgefunden worden, dass zimthaltiges Weihnachtsgebäck meist Cumarin in unterschiedlicher Konzentration enthält. Das Bundesamt für Risikobewertung nahm sich der Angelegenheit an und erstellte eine Zusammenfassung mit dem Titel: „Verbraucher, die viel Zimt verzehren, sind derzeit zu hoch mit Cumarin belastet“, über die Gefahren der Substanz (2). Wegen der gesundheitsschädlichen Wirkung größerer Mengen – Cumarin kann Leberschäden verursachen – darf Cumarin im Lebensmittelbereich nur als Bestandteil von Aromen und sonstigen Lebensmittelzutaten mit Aromaeigenschaften verwendet werden…Lange bekannt ist zudem, dass Cumarin im Tierexperiment die Bildung von Tumoren auslösen kann. Nach tierexperimentellen Befunden einer hepatotoxischen Wirkung wurde 1954 zunächst in den USA der Zusatz von synthetischem Cumarin zur Aromatisierung von Lebensmitteln verboten. Darüber hinaus wird Cumarin als Medikament zur Behandlung insbesondere von Stauungsfolgen durch venöse (chronische venöse Insuffizienz) und lymphatische (Lymphödem) Abflussstörungen eingesetzt. Die kanzerogenen Eigenschaften von Cumarin im Tierversuch sind seit den 1970er Jahren bekannt und haben seitdem zu anhaltenden Diskussionen über die Bedeutung dieser Ergebnisse für den Menschen und über den zugrunde liegenden Wirkmechanismus geführt.“

Auf Seite 8 und 9 der gesundheitlichen Bewertung des BfR steht über die dermale Aufnahme der Substanz aus Kosmetika zu lesen: „Im Gegensatz zum Einsatz bei der Lebensmittelherstellung darf synthetisches Cumarin als Duftstoff in kosmetischen Mitteln ohne Beschränkung eingesetzt werden. Nach EU-Verordnung 76/768/EWG über kosmetische Mittel (Amtsblatt der EU vom 11.03.2003) muss Cumarin lediglich ab einer Konzentration von 0,001 % in „Leave-on“Produkten und ab einer Konzentration von 0,01 % in „Rinse-off“-Produktion als Bestandteil deklariert werden.“

Wie viel Gift bekommt der Verbraucher täglich?

Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) hat im Fall von Cumarin ermittelt und führt an: „Bereits aus einer überschlägigen Betrachtung der Produktionsmenge von synthetischem Cumarin, umgerechnet auf den pro Kopf-Anteil in der Bevölkerung, wird deutlich, dass die dermale Exposition nicht unwesentlich ist. Yourick und Bronaugh (1997) berechneten aus einer jährlichen Produktion von 250.000 angelsächsischen Pfund (113,4 t) in den USA bei einer Bevölkerungszahl von 250 Millionen Menschen eine durchschnittliche tägliche Cumarin- Menge von 1,2 mg pro US-Amerikaner.“ (2) Hier stutzte ich beim Lesen etwas, denn nicht jeder in der amerikanischen Bevölkerung verwendet Duftstoffe und selbst wenn, enthalten diese nicht zwangläufig auch immer Cumarin, ergo ist für Benutzer solcher Cumarinhaltiger Produkte mit wesentlich höheren Werten und somit höherem Risiko für die Benutzer zu rechnen.

Parfümlobby – Änderungen wären besser als aussitzen

Die Fachzeitung für Parfumeure scheint ihrer ersten Reaktion zufolge recht hilflos zu sein gegenüber dem „Angriff“ der amerikanischen Stiftung NTEF auf ein erfolgreiches Parfüm. Rat, was zu tun ist, weiß man nicht und fragt stattdessen die Leser um Vorschläge. (3) Guter Rat ist nicht teuer, ich würde etwas logisches Denken und Pragmatismus vorschlagen: Zurück zu natürlichen Essenzen, die ungiftig sind, auch wenn ein Parfüm etwas teurer in der Herstellung ist, denn lebende Kunden kaufen länger.

Autor: Silvia K. Müller, CSN-Chemical Sensitity Network

Literatur:

  1. NTEF Presseerklärung, NTEF Petitions the FDA to Have Angel Perfume Declared a Drug, Las Vegas, NV 89126, 29. Oktober 2007
  2. BfR, Verbraucher, die viel Zimt verzehren, sind derzeit zu hoch mit Cumarin belastet, Gesundheitliche Bewertung des BfR Nr. 043/2006 16. Juni 2006
  3. Comment: NTEF Attacks Clarins, Perfumer & Flavorist magazine, Okctober 30, 2007

Nicht immer ist der Lehrer schuld

Ich kann mich noch genau an eine Situation an einem bestimmten Tag beim Chemieunterricht erinnern. Wir saßen im Vortragsraum mit Bänken, die aufsteigend angeordnet waren. Es war Anfang Sommer zur Zeit des Blühens der Gräserpollen und mir fielen ständig die Augen zu. Es war partout nichts dagegen zu machen. Der Lehrer nahm mich nach dem Unterricht zur Seite und fragte, was mit mir los sei. Pollenallergie, sagte ich zu ihm, und dass ich Tabletten dagegen eingenommen hätte. Wie meine Noten in diesem Zeitraum ausfielen, weiß ich nicht mehr, aber ich schätze, sie waren eher mäßig. Jetzt flatterte mir heute eine Studie zu genau diesem Thema auf den Tisch und ließen die Situation von damals Revue passieren. Ich würde mich über weitere solcher Studien zum Thema Allergien und Leistung in der Schule freuen, denn dann erübrigt sich für manche Schüler und Lehrer die Frage, wer ist schuld am Abkippen der Noten.

Ist der Lehrer schuld oder der Schüler? Keiner von beiden

Wenn die Noten in der Schule plötzlich abkippen, wird nach einem Schuldigen gesucht. Im Zweifelsfalle ist immer der Lehrer schuld. Eine Ausrede, die jeder aus seiner Schulzeit kennt. Dass diese These nicht stimmen muss, hat eine Gruppe schottischer Wissenschaftler herausgefunden. Allergischer Schnupfen kann die Noten von geplagten Schülern kippen lassen. Wenn sie, um ihren Heuschnupfen zu bekämpfen, dazu beruhigende Medikamente einnehmen, rutschen die Noten sehr oft noch weiter in den Keller.

Heuschnupfensymptome beeinträchtigen Prüfungen

Ausgerechnet wenn die wichtigsten Prüfungen in Schulen ablaufen, haben auch die Gräserpollen Hochsaison. Wer unter schwerer Pollenallergie leidet, hat dann schlechte Karten. Die Konzentration ist oft im Keller, die Nase läuft ohne Unterlass, eine Niessattacke folgt der anderen, Erschöpfung macht sich breit und der ganze Körper rebelliert. Wer keine Allergien hat, kann schwerlich nachvollziehen, wie es den Geplagten geht. Der Griff zu Medikamenten, um die Symptome in Schach zu halten, ist verständlich. Leider bringen sie nicht nur Linderung, denn sie können, laut schottischer Wissenschaftler, als negativen Nebeneffekt auch die Schulnoten abstürzen lassen.

Medikamente lassen Noten nach unten rutschen

Die Wissenschaftlergruppe, die ihr Ergebnis im Journal of Allergy and Clinical Immunology veröffentlichte, untersuchte die Auswirkungen allergischer Rhinitis auf die Noten von 1.834 Schülern im Alter von 15-17 Jahren. Hierzu verglichen sie in ihrer kontrollierten Studie das Auftreten von Heuschnupfen und seiner Behandlung bei jenen Schülern, die zwischen praktischen Prüfungen im Winter und den Abschlussprüfungen vor dem Sommer in Hauptfächern um eine oder mehr Noten abgerutscht waren (Fallgruppe: 36%), mit solchen, die eine gleiche oder bessere Note erreichten (Kontrollgruppe: 64%). Insgesamt berichteten zwischen 38% und 43% der Schüler über Heuschnupfenbeschwerden genau an den Prüfungstagen. Die Wissenschaftler fanden beim Vergleich der Kontrollgruppe mit der Fallgruppe eine um 40% höhere Wahrscheinlichkeit, dass die Schüler unter Heuschnupfensymptomen an einem Prüfungstag gelitten und Medikamente dagegen eingenommen hatten. Dass es sich dabei um sedierende Antihistaminika gehandelt hatte, war bei der Heuschnupfengruppe sogar um 70% wahrscheinlicher als bei der Kontrollgruppe.

Rücksicht auf Allergiker

Prof. Walker und ihr Team von der University Edinburgh merkten an, dass dies die erste Studie sei, die solch einen Zusammenhang aufzeige, und dass sie bedeutende Auswirkungen für die klinische Praxis habe. Die Wissenschaftler vertreten die Auffassung, dass weitere Forschungsarbeiten erforderlich sind. Diese könnten zum Beispiel von großem Wert sein bei adäquater Patientenbetreuung im Vorfeld von Prüfungen und um wichtige Prüfungstermine in Schulen außerhalb der Pollenhochsaison zu terminieren.

Autor: Silvia K. Müller, CSN, Oktober 2007

Literatur: Walker S, Khan-Wasti S, Fletcher M, Cullinan P, Harris J, Sheikh A., Seasonal allergic rhinitis is associated with a detrimental effect on examination performance in United Kingdom teenagers: case-control study, J Allergy Clin Immunol. 2007 Aug;120(2):381-7.

Schadstoffe ignorieren bringt Nationen zunehmend ins Schwitzen

Ich lese jeden Tag wissenschaftliche Studien, Newsletter und Pressemitteilungen zu umweltmedizinischen Themen, ich kann nur sagen, man härtet ab dabei. Als ich gestern die Pressemitteilung der University of British Columbia las, schreckte ich jedoch doch etwas zusammen. Die Zahlen, die dort zu lesen waren, was Umweltgifte das Land Kanada kosten, sind nämlich astronomisch. Ob es in anderen Ländern anders ist, ich glaube es kaum. Dies ist das erste Mal, dass man in Kanada das Ausmaß von schweren gesundheitlichen Auswirkungen, verursacht durch Umweltgefahren wie Luftverschmutzung, Pestizide, Dioxine, Schwermetalle, Antiflammschutz-mittel und andere persistierende Schadstoffe (POPs), misst. Die Studie, die in dieser Woche im medizinischen Fachjournal Environmental Research veröffentlicht wird, schätzt, dass in Kanada 25.000 Menschen jährlich durch Schadstoffe sterben, 24.000 neue Krebsfälle hinzukommen und 2.500 Babys mit zu geringem Geburtsgewicht zur Welt kommen.

Das Studiendesign war von höchstem Niveau. Die Studienautoren benutzten als Grundlage eine Methodologie, die von der Weltgesundheitsbehörde (WHO) in Zusammenarbeit mit 100 führenden Experten auf den Gebieten Umweltgesundheit, Epidemiologie und Toxikologie entwickelt wurde. David Boyd, der im vergangenen Monat mit der David Suzuki Stiftung zusammenarbeitete, sagte: „In unserer kulturellen DNA denken wir, dass Kanada ein ursprüngliches Land sei, aber dass passt nicht zusammen mit unseren Zahlen, wenn es um Umweltbelange geht.“ Und was er dann sagt, ist eigentlich auf alle Industrienationen übertragbar: „Wenn wir vor die Wahl gestellt werden zwischen Schutz der Umwelt oder den schadstoffproduzierenden Industrien, machen wir weiter damit, die Industrien zu beschützen.“

Doch der Wissenschaftler zeigt nicht nur die Missstände auf, er hat auch Rat für das umweltkranke Land. Er empfiehlt, dass Kanada eine umfangreiche nationale Umweltstrategie entwickelt, die strengere Standards für Luftqualität, Trinkwasser, Nahrung und Konsumprodukte einschließt. Ein weiteres Ziel solle sein, dass Kanada mehr in die Forschung, öffentliche Aufklärung, Verlaufstudien und die Entwicklung grüner Technologien investiere. Ein gutes Beispiel dafür, wie man verfahren sollte, sei Schweden, dieses Land sei Kanada Lichtjahre voraus. Dort gäbe es ein Substitutionsprinzip, erläuterte der Wissenschaftler, dass laut geltendem Gesetz verlange, dass, wenn eine sicherere Chemikalie verfügbar sei, diese Alternative zum Einsatz kommen muss.

Umfassende Maßnahmen einzuleiten ist höchste Eisenbahn für Kanada, denn die oben angeführte Berechnung ist noch lange nicht Ende der Fahnenstange. Zwei wichtige Aspekte sind in den Berechnungen nämlich nicht eingeschlossen und führen zu wesentlich höheren Kostenbergen. Boyd und Genuis kalkulierten die umweltbedingten Erkrankungen (EBD – Morbitität und Mortalität verursacht durch die Exposition gegenüber Umweltgefahren) in vier Kategorien: Atemwegserkrankungen, Herz- und Gefäßkrankheiten, Krebs und angeborene Leiden. Allergien, Umweltkrankheiten wie Chemikaliensensibilität (MCS) und Chronic Fatigue Syndrom (CFS), neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimers, Parkinsons, Multiple Sklerose und ALS, hormonelle Fehlfunktionen, etc. wurden in die Berechnung nicht einbezogen. Die Wissenschaftler hatten sich ausschließlich auf solche Erkrankungen fokussiert, für die bereits seit längerem starke Beweise für eine Entstehung durch Umweltschadstoffe bestehen. Der Grund dafür war insbesondere der, dass für einige Krankheiten noch keine ausreichende Datenlage in Bezug auf EBD vorhanden ist.

Als weiterer Aspekt, der auf wesentlich höhere Summen schließen lässt, ist festzustellen, dass schadstoffbedingte Krankheiten nicht alleinig im Gesundheitswesen Kosten verursachen, sondern eine ganze Reihe weiterer erheblicher Kostenberge produzieren. Bereits der entstehende Produktivitätsausfall dürfte die anfallenden Kosten im Gesundheitswesen übersteigen. Es dauert erfahrungsgemäß lange, bis ein Arbeitnehmer sich krankschreiben lässt. Die Gefahr den Job zu verlieren war nie so groß wie heute, somit schleppt sich mancher noch lange zur Arbeit, obwohl er nicht mehr kann. Volle Leistung und höchste Konzentration ist von diesen angeschlagenen Menschen keinesfalls mehr zu erwarten. Ist der Job verloren, fällt eine Familie als Konsument weitgehend aus, es geht nur noch um das blanke Überleben.

Fazit: Schadstoffbedingte Krankheiten zu ignorieren, schützt zwar einzelne Verursacher und bestimmte Industriezweige, ist für die Allgemeinheit und dass soziale System mittelfristig nicht mehr bezahlbar. Ganz abgesehen von den ethischen Aspekten wie in Kauf genommener frühzeitiger Tod, verlorene Lebensqualität und Lebensfreude. Wie auch dass schadstoffbelastete Kinder sich körperlich und in ihrer Intelligenz nicht voll entwickeln können, was den Kostenberg nachhaltig weiter wachsen lässt und nicht abzusehende Folgen für ein Land hat.

Autor: Silvia K. Müller

Literatur: University of British Columbia, Pressemitteilung: Pollution Killing up to 25,000 Canadians Annually, Says First Environmental Burden of Disease Study in Canada, 2. Oktober 2007

Umdenken ist angesagt…

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Besser gesagt, weiteres Umdenken und zielgerichtetes Handeln, denn der Prozess hat schon begonnen.

Wer hätte vor fünf oder zehn Jahren gedacht, dass:

  • Plötzlich tausende von Menschen weltweit Artikel in ihren Blogs über Umweltbelange am heutigen internationalen Blocktag veröffentlichen?
  • Ein amerikanischer Politiker, wie nun Al Gore, für sein Umweltengagement den Friedensnobelpreis bekommt?
  • Filmschauspieler Webseiten zum Thema Umwelt- und Klimaschutz lancieren?
  • Ein Mann, David Suzuki, wochenlang mit einem Wohnmobil quer durch Kanada reiste und viele tausend Menschen dazu brachte, plötzlich ihre persönliche Meinung über die Umweltproblematik zu sagen und Lösungen aufzuzeigen?
  • Die kanadische Menschenrechtskommission sich für Umweltsensible einsetzt?
  • Die amerikanische Wohnungsbaubehörde Chemikaliensensible in ihr Gremium beruft und die Industrie begeistert ist?
  • Der Scheich von Dubai nur noch ökologisch bauen möchte?
  • Eine Stadt in Japan komplett auf Öko setzt und alle Bürger enthusiastisch mitziehen?
  • Es in manchen amerikanischen Städten schon verpönt ist, mit einer Plastiktüte herumzulaufen?
  • Schauspieler statt mit einer stretched Limousine mit Hybridautos bei Oskarverleihungen vorfahren und auch im Alltag der Umwelt Vorrang geben?
  • Supermärkte mit Bioprodukten konkurrieren?
  • Gigantkonzerne für ihre Umweltsünden zur Rechenschaft gezogen werden?
  • Umweltgruppen weltweit eine Einheit bilden?
  • Von Konzernen ausgebeutete Menschen mitten im Urwald plötzlich eine Lobby erhalten?– Ganze Städte und Gemeinden keine Pestizide mehr einsetzen?
  • Es Universitäten gibt mit Rauch- und Duftstoffverbot, weil es Chemikaliensensiblen ermöglicht werden soll, auch studieren zu können?

Wunderbare Tendenzen, die ausbaufähig sind und vor allem uns alle näher rücken lassen und solche isolieren, die sich gegen unsere Umwelt stellen und immer noch der banalen Denkweise nach noch mehr Macht für die Industrie und ihren Gewinnen nachhängen und dabei die Umwelt mit Füssen treten.

Kreativität, Sensibilität und Zusammenhalt bringen Erfolge

Ich bin überzeugt, dass Umweltbewusstsein keine Eintagsfliege ist, sondern für uns Menschen und unseren Planeten die einzige reale Chance. Das haben weltweit schon viele Menschen erkannt, und es bereitet mir keine Probleme, wenn manche Geld damit verdienen, sollen sie doch. Ich bin froh über jeden, der mit neuen Ideen, Technologien auf den Markt kommt oder mit Produkten, die wir im Alltag brauchen, die aber die Umwelt nicht belasten, sondern sogar entlasten. Oder kluge Köpfe, die Verfahren entwickeln, die unsere alten Umweltsünden dekontaminieren.

Der heutige weltweite Blogtag zum Thema Umwelt ist eine Tendenz, die Zusammenhalt zeigt. Es wird an einem Strang gezogen, und es scheint immer mehr Menschen zu geben, die kräftig an der richtigen Seite des Taues ziehen. Dass fühlt sich gut an und lässt mich an die alten Schultage denken, als im Sportunterricht beim Tauziehen die unterlegene Partei polternd auf den Boden purzelte. Nicht dass ich höhnisch wäre, nein, ganz im Gegenteil, der Stärkere soll siegen. Jedoch ist der Stärkere in unserem 21. Jahrhundert nicht unbedingt mehr derjenige, der dicke $$$$$$ – Muskeln hat, sondern derjenige, der seinen Verstand auf der richtigen Seite korrekt einsetzt und mit den richtigen Menschen für die richtige Sache kraftvoll an einem Strang zieht.

Wir Menschen mit Chemikaliensensibilität, MCS oder sonstigen Gesundheitsschäden und Erkrankungen durch falschen Chemikalieneinsatz haben aufgrund unserer Erfahrung eine Menge dazu zu sagen und Wissen einzubringen.

Let’s join together, machen wir mit – für eine bessere Zukunft für uns alle und unseren Planeten!

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network