Vorschlag der Europäischen Kommission: Keine Phosphate mehr in Waschmitteln

Endlich eine Chance für die Umwelt durch ökologischere Waschmittel?

Die Europäische Kommission hat am 4. November 2010 einen Vorschlag vorgelegt, der ein Verbot der Verwendung von Phosphaten und eine Beschränkung von anderen phosphorhaltigen Verbindungen in Haushaltswaschmitteln vorsieht. Mit dem Verord- nungsentwurf soll die in Abwässern vorhandene Menge an Phosphaten verringert und die Wasserqualität verbessert werden. Er betrifft nicht Spülmittel für automatische Geschirrspüler oder solche Mittel, die von gewerblichen Nutzern verwendet werden, da technisch und wirtschaftlich machbare Alternativen noch nicht flächendeckend in der EU erhältlich sind. Jedoch dürfen die Mitgliedstaaten den Phosphatgehalt dieser Waschmittel in bestimmten Fällen durch Rechtsvorschriften regeln.

Antonio Tajani, Vizepräsident der Europäischen Kommission und Kommissar für Industrie und Unternehmertum, äußerte sich hierzu folgendermaßen: „Mit diesem Vorschlag für ein Verbot von Phosphaten in Haushaltswaschmitteln will die Kommission sicherstellen, dass einerseits die Bürger Europas eine zunehmend bessere Wasserqualität in ihren Seen, Flüssen und Meeresgewässern genießen können und andererseits europäische Unternehmen in diesem Bereich weiterhin zu den Marktführern zählen. Die Kommission wird die durch Innovation erzielten Fortschritte der Industrie bei der Entwicklung technisch und wirtschaftlich tragfähiger Alternativen für Maschinengeschirrspülmittel beobachten.“

Eutrophierung der europäischen Gewässer

Werden Phosphate in übermäßiger Menge in Gewässer geleitet, kann dies dazu führen, dass, wie im Fall von Nitraten, die Nährstoffmenge ein untragbar hohes Niveau erreicht und schließlich auf Kosten anderer Wasserorganismen ein starkes Algenwachstum auslöst. Dieses Phänomen wird „Eutrophierung“ oder bisweilen auch einfach „grüne“ oder „rote Flut“ genannt. Die Hauptquellen von Phosphaten in Oberflä- chengewässern sind die Landwirtschaft und Abwässer, an dritter Stelle folgen Wasch- mittel.

Phosphate werden hauptsächlich in Waschmitteln eingesetzt, um in hartem Wasser eine wirksame Reinigung zu gewährleisten. Phosphate aus Waschmitteln, die in Abwässer geleitet wurden, müssen durch teure chemische oder biologische Verfahren in Kläranlagen entfernt werden. Nicht alle Kläranlagen in der EU sind mit der dazu erforderlichen Technologie ausgestattet.

Ein europäisches Problem

Mit dem Verordnungsentwurf sollen die Maßnahmen der verschiedenen Mitgliedstaaten harmonisiert werden. Es liegt im Interesse der Europäischen Union und ihrer Nachbarstaaten, dass das Wasser in der EU eine möglichst hohe Qualität besitzt und dass Eutrophierung vermieden wird. In einigen EU-Mitgliedstaaten gelten bereits nationale Beschränkungen mit unterschiedlichen Grenzwerten, während andere Mitgliedstaaten auf freiwillige Maßnahmen der Waschmittelhersteller setzen. Jedoch reichen die von den Mitgliedstaaten ergriffenen Maßnahmen in einigen Regionen nicht aus, um die Wasserqualität auf einem akzeptablen Niveau zu halten. Das trifft vor allem auf die Donau und die Ostsee zu, deren Phosphatgehalte aus Waschmitteln auf 16 % bzw. 24 % geschätzt werden.

Bei Haushaltswaschmitteln gibt es kostengünstige Alternativen zu Phosphaten. Bei Maschinengeschirrspülmitteln und Waschmitteln (Detergenzien) für den profession- ellen Bereich besteht noch ein Bedarf an Forschung und Innovation, um geeignete Alternativen zu Phosphaten zu entwickeln, ohne die Wirksamkeit der Waschmittel zu verringern. Das birgt Marktchancen für die Industrie.

Spätestens 2013 Verbot von Phosphaten und anderen phosphorhaltigen Verbindungen

Einige Alternativen zu Phosphaten enthalten Phosphor in anderer chemischer Form und diese können ebenfalls Umweltprobleme verursachen, wenn sie in höheren Konzentrationen verwendet werden. Deshalb wird in der Verordnung der Phosphorgehalt aller Haushaltswaschmittel auf dem EU-Markt auf 0,5 % des Gesamtgewichts des Erzeugnisses begrenzt. Diese Regelung soll ab dem 1. Januar 2013 greifen, um bis dahin Waschmittelherstellern die Möglichkeit zu geben, die Kosten zu minimieren, die aufgrund der Veränderung von Waschmittelzus- ammensetzungen innerhalb eines normalen Produktlebenszyklus anfallen.

Ferner ist vorgesehen, dass bis 31. Dezember 2014 die Situation in Bezug auf Maschinengeschirrspülmittel nochmals überprüft werden soll.

Dieser Verordnungsvorschlag wäre einerseits für Kläranlagen von Nutzen, da er auf geringere Kosten bei der Phosphatentfernung hinausläuft, und andererseits würde auch der Geldbeutel der Verbraucher, die ja für die Abwasserbehandlung bezahlen müssen, entlastet werden. Nutznießer wäre letzten Endes natürlich auch die Umwelt.

Hintergrund

Gemäß Artikel 16 der Verordnung (EG) Nr. 648/2004 über Detergenzien musste die Kommission einen Bericht über die Verwendung von Phosphaten in Waschmitteln erstellen und gegebenenfalls einen Legislativvorschlag im Hinblick auf die schrittweise Einstellung ihrer Verwendung oder die Beschränkung auf spezielle Anwendungen vorlegen. Auf der Grundlage des Berichts aus dem Jahr 2007 [KOM (2007) 234], den eine detaillierte Untersuchung der verschiedenen möglichen Änderungsoptionen ergänzte, wurde folgende Schlussfolgerung gezogen: Ein europäischer Grenzwert für Phosphate und andere phosphorhaltige Verbindungen in Haushaltswaschmitteln würde sowohl den Beitrag von Phosphaten aus Waschmitteln zur Eutrophierung in EU-Gewässern als auch die Kosten der Entfernung von Phosphor in Kläranlagen verringern. Die Einführung eines solchen Grenzwertes für andere Arten von Waschmitteln, beispielsweise für Maschinengeschirrspülmittel und Waschmittel (Detergenzien) für den professionellen Bereich, wurde aufgrund der fehlenden technischen und wirtschaftlichen Alternativen als verfrüht angesehen.

Literatur:

Bericht der Kommission über die Verwendung von Phosphaten, IP/10/1465 Date: 04/11/2010

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2 Kommentare zu “Vorschlag der Europäischen Kommission: Keine Phosphate mehr in Waschmitteln”

  1. Clarissa 9. November 2010 um 17:11

    So ein Schwachsinn, Phosphate können ohne Probleme in den Kläranlagen entfernt werden, die Ersatzstoffe sind viel problematischer, denn die können nicht entfernt werden, sind toxikologisch gesehen der Supergau für die Gewässer und damit für die Umwelt und den Wasserkreislauf.

    Ist euch schon mal aufgefallen das die heutigen Waschmittel schlechter waschen wie die vor 25 Jahren, da fing das Theater mit dem Verbot von Phosphat an, das Ergebnis die extra angeschafften Reinigungsstufen wurden nutzlos, das Reinigungsergebnis wurde schlechter und die Belastung de Gewässer immer höher.

    Der selbe Schwachsinn geschieht heute mit den sog. Energiesparlampen, da bekommen wir auch noch die Rechnung in Form einer wesentlich höheren Quecksilber-Belastung präsentiert.

    EU -Dort sitzen Lobbyisten die da ihre eigenen Süppchen kochen, zum Wohle ihre Auftraggeber.

  2. Gerhard Becker 14. November 2010 um 11:50

    Clarissa,

    im obigen Beitrag steht, dass nicht alle Kläranlagen in der EU über die Technologie verfügen das Phosphat zu beseitigen. Die Frage ist also, ob so lange gewartet werden kann, bis diese nachgerüstet haben.

    Bitte öffne doch den Lesern die Augen, indem Du konkret die zweifelhaften Ersatzstoffe benennst und was bezüglich des Supergaus bewirken. Es nützt dem Leser nicht sehr viel, wenn die Fakten nicht untermauert werden.

    Kritisch ist zu sehen, dass die Abwässer und die landwirtschaftlichen Ursachen, die noch mehr Phosphat in den Gewässern pumpen, offenbar ausgespart bleiben In der letzten Zeit deckten TV-Beiträge auf, dass gerade durch Kunstdünger Uran in die Erde gebracht wird. Daher muss vor allem die Öko-Landwirtschaft gestärkt werden, beginnend bei den Betrieben, die in Gewässernähe und Trinkwassereinzugsgebiete produzieren. Firmen, die weiter Phosphat in Abwässer und Boden bringen, sollen Abgaben zahlen müssen, um verstärkt die Gewässer und Böden von Phosphaten zu reinigen.

    Gruss Gerhard

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