Duft wirkt… in der Arztpraxis

Wirkung von Duftmarketing in Praxen und Krankenhäusern auf Patienten

Arzttermin, er wurde extra so gelegt, dass die Patientin nicht mit vielen anderen Patienten in Kontakt kommt, weil sie chemikaliensensibel ist und Allergien hat. Als die Patientin die Tür zur Arztpraxis öffnete, strömte ihr ein Duft entgegen, der eher an ein Wellness Center erinnerte als an eine Praxis. Atemnot, Schwindel und Sehstörungen waren die unmittelbare Folge. Die Tochter der Patientin brachte sie nur noch mit Mühe ins Auto, den Rest des Tages lag die Frau, die unter Chemikalien-Sensitivität (MCS) leidet, im Bett.

Ein Anruf der Tochter in der Arztpraxis gab Aufschluss. „Oh, das sind aber doch natürliche Düfte, wir haben jetzt Duftmarketing, das soll zum Wohlbefinden der Patienten beitragen. Unsere Duftkomposition ist stressabbauend, beruhigend und entspannend. Sie heißt „Green Balance“, hauchte die Rezeptionsdame der Tochter zur Erklärung ins Telefon. Tausende von Praxen und Krankenhäuser würden diese Raumdüfte bereits mit Erfolg einsetzen, das habe die Duftmarketing-Firma gesagt und das dürfe wohl für die Qualität der Duftstoffe sprechen. Außerdem habe die Firma, die ihnen die Aromasäulen aufgestellt habe, ganz besonders darauf hingewiesen, dass es wissenschaftliche Studien von deutschen Universitäten in Paderborn und Wiesbaden gäbe, die eine positive Wirkung von Düften bestätigen. Demnächst würden sie zu einem Sommerduft überwechseln, ein Orangenaroma, vielleicht sei dieser Duft dann angenehmer und verträglicher für die Patientin, sie könne gerne anrufen, um einen neuen Termin abzusprechen, wenn es soweit sei.

Die Tochter schrieb in ihrer E-Mail an CSN, dass sie der Rezeptionsdame einen Satz auf den Weg mitgegeben habe: „Nein danke, wir möchten keinen neuen Termin. Wir suchen uns einen neuen Arzt, einen, der meine Mutter mit ihrer Krankheit ernstnimmt und der durch seine Kompetenz als Arzt überzeugt und es nicht nötig hat, Emotionen, Gefühle durch Duftmarketing manipulieren zu wollen und dabei dringliche gesundheitliche Bedürfnisse von MCS-Patienten und Allergikern ignoriert.“

Tommys MCS – Blogfrage der Woche:

  • Habt Ihr auch schon umkehren müssen, weil die Praxis Eures Arztes plötzlich beduftet war?
  • Welche gesundheitlichen Reaktionen hattet Ihr auf das „Air-Design“, die Raumbeduftung oder Duftspender auf der Toilette?
  • Habt Ihr den Arzt oder sein Personal auf die Auswirkungen der Duftstoffe auf Eure Gesundheit hingewiesen? Wie war die Reaktion?
  • Oder findet Ihr die Wirkung von Duft in einer Arztpraxis oder im Krankenhaus beruhigend und angenehm?
  • Haltet Ihr Air-Design oder Raumbeduftung für sinnvoll, um schlechte Gerüche im Medizinbereich zu übertönen?

16 Kommentare zu “Duft wirkt… in der Arztpraxis”

  1. Henriette 22. Juni 2010 um 13:25

    Mir ist es schon ergangen, dass ich postwendend flüchten musste, weil man in der Arztpraxis Duftkerzen aufgestellt hatte. Für mich völlig unverständlich, da Duftstoffe bekanntlich als hoch allergen einzustufen sind.

    Den ganzen Tag lag ich flach und hatte noch Tage danach starke Kopfschmerzen.

    Meine Mutter war mit mir dort, denn sie hatte ebenfalls einen Termin. Sie klärte das Personal auf, jedoch traf sie auf Unverständnis, da Duftstoffe mit Wellness gleichzusetzen seinen und somit einen positiven Effekt auf die Gesundheit hätten.

    Thommy, Air-Design zur Übertönung von schlechten Gerüchen ist der völlig falsche Weg, denn unnötige Chemikalien und Allergene sollten generell aus Arztpraxen ferngehalten werden. Schließlich möchte und sollte niemand kranker nach Hause kommen, als er hergekommen ist.

    Herzliche Grüsse
    Henriette

  2. X-Faktor 22. Juni 2010 um 14:03

    Air-Design sollte aus Arztpraxen auf immer und ewig verbannt werden. Das hier beschriebene ist doch wohl deutlich genug. Offenbar haben manche Ärzte den Blick für das Wesentliche und einzig Wichtige verloren, nämlich ihre Patienten gesund zu machen. Die Atemluft mit zusätzlichen gesundheitsgefährdenden Substanzen zu belasten, ist gewiss der falsche Weg, dessen sollten sich alle Mediziner bewusst sein bzw. werden.

    XXX

  3. canary2 22. Juni 2010 um 14:47

    It is really a shame but even doctors who treat chemically sensitive patients still have air fresheners and scents in their bathrooms. I don’t understand this. Also many chemically sensitive people I know also are highly sensitized to indoor mold and water intrusion issues. I have many friends who cannot go into their doctors to receive the help needed because the building has water intrusion and mold/bacterial issues. Water intrusion problems must be remediated within 24 hours and scents must be kept out of all doctor offices so no patients are discriminated against and unable to get the treatments they need.

  4. saskia 22. Juni 2010 um 16:11

    Was für ein schrecklicher Alptraum! Und das jetzt nicht mehr „nur“ in Verkaufsräumen, sondern in Arztpraxen und Kliniken…

    Selbst ist es mir im Gesundheitsbereich wohl noch nicht passiert. Zumindest nicht wissentlich. Das fatale in meinem Fall ist, dass ich speziell Duftstoffe im Niedrigdosisbereich oft erst im Nachhinein wahrnehme. Dann, wenn ich selbst schon den Geruch angenommen und über einen längeren Zeitraum überall mit hin getragen habe. Häufige Symptomatik ist bei mir im Anschluss Schlaflosigkeit und ein seltsam „tranceartiger“ Zustand. Wenn’s ganz dicke kommt auch Verspannungsschmerzen, Übelkeit und totale Auskühlung.

    Diese Firma hier gehört eigenen Angaben nach zu den Marktführern im Beduftungsbereich. Wenn man deren Homepage liest, kann einem ganz schlecht werden: http://www.aircreative.com/einsatzgebiete/einsatzgebiete.html

    Wen es interessiert, der kann meinen fast tragikkomischen Mailwechsel mit Beat Grossenbacher, einem der beiden Geschäftsführer lesen: http://www.csn-deutschland.de/forum/showthread.php?id=13834

  5. saskia 22. Juni 2010 um 16:33

    Apropos Toiletten-Duftspender oder stark parfümierte Handwaschseifen. Da die ja leider fast überall üblich sind, versuche ich bei Terminen nur im Notfall die dortige Toilette aufzusuchen. Besonders nicht unmittelbar vor dem Arztgespräch. Sonst sitze ich nachher wieder völlig benebelt vor dem Doktor und kann mich kaum daran erinnern, warum ich gekommen bin…

  6. Katja 22. Juni 2010 um 16:43

    Die Toiletten bei Ärzten sind fast immer fensterlos und weil das so ist, steht schon das Duftspray auf der Toilette oder der Spender mit Bewegungsmelder ist an der Tür installiert.

    Ganz schlimm habe ich vor einem Jahr auf ein Toiletten-Gel mit „Frische Brise Duft“ reagiert. Ich bekam schon in der Toilette Drehschwindel und bekam die Tür kaum wieder wieder auf. Vor der Rezeption bin ich zusammengeklappt und die Helferinnen schleppten mich in einen Nebenraum. Der Arzt und seine Mädels waren total geschockt und haben dieses Gel weggeschmissen. Sie riefen mich am nächsten Tag an und sagten mir das und fragten nach meinem Befinden. Denen hat es leid getan.

  7. Marina 22. Juni 2010 um 18:07

    Wirkung beruhigend und angenehm? Sinnvoll um Gerüche zu übertönen? Nein, auf keinen Fall, ganz im Gegenteil, und die Gerüche summieren sich auf und es entsteht ein Cocktail an Air-Design-Geruch, Personal-/Patienten-Parfüm, Desinfektionsmittelgeruch etc. pp.. Air-Design und andere Raumbeduftung gehören verboten und haben im Gesundheitsbereich nichts verloren. Einmal kurz einen bedufteten Raum betreten, schon stinkt man von Kopf bis Fuß nach diesem widerlichen Zeugs. Für mich stinken sie alle. Das ist genau so wie bei Zigarettenrauch.

    So eine Duftsäule hat mich beim Zahnarzt gleich im Empfangsbereich „begrüßt“. Da wurde mir schon schwindlig von dem Gestank und ich bekam ein Kratzen im Hals. Die Damen am Empfang habe ich dann gleich gebeten, mir die auszufüllenden Formulare mit nach draussen an die frische Luft nehmen zu lassen, weil ich es da schon nicht mehr aushielt. Sie haben mir versichert, dass in den Behandlungsräumen einen Stockwerk höher keine Duftsäulen stehen, sonst wäre ich auf der Stelle wieder gegangen. Ich habe dann vor der Türe gewartet bis ich an der Reihe war. Oben ging es zwar besser, aber man konnte den Geruch immer noch wahrnehmen. Der Zahnarzt beim ersten Termin war noch nett und hat gleich von sich aus das Fenster für mich geöffnet, als er von meinem Probelm mit der Duftsäule hörte. Doch beim zweiten Termin wurde ich vom Chef behandelt, den hat das nicht interessiert. Ist eh klar, er hat sich das Säulchen ja wohl aufschwatzen lassen, damit er angeblich mehr Umsatz macht. Fakt ist, nach jedem dieser Zahnarztbesuche brauchte ich und meine Kleidung eine „Generalreinigung“ um wieder neutral zu riechen und ich hatte jedesmal tierische Kopfschmerzen, Müdigkeit und war in eine Art Trancezustand, so wie es Saskia oben schon gut beschrieben hat.

    Ich sag nur Air-Design, nein danke!
    Und Air-Design beim Arzt, Zahnarzt oder im Krankenhaus gehört verboten!

    Marina

  8. Franzi 22. Juni 2010 um 19:46

    Ist zwar jetzt kein Duftmarketing gewesen, aber Desinfektion….

    Ich war beim Betreten einer Arztpraxis, in der ich stark Xylol-Geruch wahrnahm, ad hoc kopflos, sprachlos (denkunfähig), völlig schwindelig, kraftlos sowie atemlos geworden und konnte meine Blickrichtung nicht mehr kontrollieren…

  9. Petra 22. Juni 2010 um 22:08

    Das mag ich mir kann nicht vorstellen, das Arztpraxen beduftet werden. Ich kann mich schon auf Grund der Kontaminierung der Räume durch die Parfums der Patienten nicht in Praxen aufhalten.

    Das betrifft ebenso alle anderen „öffentlichen“ Räume.

    Petra

  10. umbra 23. Juni 2010 um 12:22

    Hier wo ich in England wohne sind sowohl Krankenhaus als auch Arztpraxis stark desinfiziert und komplett chemisch beduftet; und das obwohl sie u.a. eine Asthma-Ambulanz durchführen. In London habe ich schon in einem Krankenhaus gesehen, dass sie sogar duftfreie Seife einsetzten. Leider ist London nicht England und in England gehört Beduftung zur kulturellen Identität. Man muss hier leider ins nächste Krankenhaus und zum nächsten Arzt: mir bleibt also keine Wahl als alle medizinische Versorgung in 200 km Distanz durchführen zu lassen und privat zu bezahlen (ist sehr viel teurer als in DE) oder mit den Nachwirkungen des hiesigen NHS irgendwie klarzukommen.
    In Deutschland erlebe ich wesentlich weniger Beduftung.

  11. yolande 23. Juni 2010 um 15:21

    Gestern in der Apotheke: Auf der Bedienungstheke/kasse steht eben erst jetzt ein Flakon Parfüm und eine Handcreme zum ausprobieren!Und das wurde auch in meiner Gegenwart getan, obwohl ich nach hinten ausgewichen bin und immer einen Luftfilter trage.

    Mir bereiten solche Cocktails Herzprobleme, abrupt erhöhter Blutdruck, Schwindel, extreme Unruhe, Aggressionen usw., mit Zeitverzögerung.

    Was auch immer wir in Kenntnis der Sachlage zu sagen haben, wird es ausreichen dem Massenschwachsinn beizukommen oder auch nur ein minimales Verständnis für die Problematik die Duftstoffe allgemein darstellen zu erreichen?
    Keiner ausser uns, den Duftstoffintoleranten merkt dass diese „Duftstoffe“ bestialisch nach Klostein stinken (früher rochen nur die „Puffdamen“ so…) und gesundheitliche Probleme nach sich ziehen.

    Ich komme mir sowieso vor als käme ich von einem andern Planeten und wäre nur hier gelandet aus Versehen, weil ich aber auch gar nichts von der momentanen Lebensweise intellektuell begreifen kann und selbst im Gespräch den Eindruck habe, als würde ich auch noch eine andere, für die meisten anderen nicht verständliche Sprache sprechen.

    Ansonsten lebe ich nach dem Prinzip eines Zitat’s meines verstorbenen Mannes, nach seinem Tode noch konsequenter: „Wéit vum Feier kann âl gin dën Zaldot“, d.h.“ Weit weg vom Feuer kann alt werden – der Soldat“

    Ich denke nicht, dass sich die Situation für uns in Kürze bessern wird. Es braucht einige Zeit bis die negativen Aspekte des Duftwahns sich grossflächig bemerkbar machen. Gehandelt wird immer erst dann wenn es ausreichend Schäden gibt. Leider ist auch der heutige Mensch noch nicht intelligent genug (oder schon nicht mehr) um aus Erfahrung zu lernen.

  12. no doubt 24. Juni 2010 um 21:56

    Duftstoffmarketing alias Air-Design in Arztpraxen sollte strafrechtlich verfolgt werden, denn m. E. ist Duftmarketing nichts anderes als Körperverletzung. Die anwendenden Ärzte sollten sich dessen bewusst sein, was sie genau tun.

  13. Zebolon 26. Juni 2010 um 18:40

    Air-Design beim Arzt braucht niemand. Duftmarketing stellt auch meiner Meinung nach den Tatbestand der Körperverletzung dar. Ärzte sollten es eigentlich besser wissen, nämlich dass man Patienten mit Umweltgiften körperlichen Schaden zufügt. Aber wer weiß, vielleicht ist die Motivation des Wahnsinns, sich somit Dauer-Patienten zu schaffen.

    http://www.umweltbundesamt.de/gesundheit/stoffe/duftstoffe.htm

    http://www.br-online.de/bayerisches-fernsehen/gesundheit/gesundheit-allergie-duftstoffe-allergien-ID1201014542165.xml

    Von daher stimme ich no doubt voll und ganz zu.

    AIR-DESIGN beim Arzt – NEIN DANKE!!!

  14. babsi 30. Juni 2010 um 18:56

    Ich bin bei einem neuen Hals-Nasen-Ohrenarzt, der auch Allergien und Schwindel behandelt. Als ich es nach meinem 3. Besuch gewagt habe ihn zu fragen, ob ihn bereits andere Patienten darauf angesprochen haben, dass der Geruch in seiner Praxis nur schwer zu ertragen ist, war er völlig fassungslos.
    Nein, ich wäre die Erste, die so etwas sagt. Außerdem handelt es sich nur um natürliche Duftstoffe, für die er jeden Monat über 300€ ausgibt. Für mich ist es kaum vorstellbar, dass keiner der Allergiker, die ihn besuchen, reagiert haben soll.
    Eigentlich macht er auf mich einen netten und kompetenten Eindruck. Vielleicht kommt er irgendwann mal auf die Idee, dass er sich diese „Düfte“ nicht nur sparen kann, sondern zum Wohle seiner Patienten auch sparen sollte.
    Ich bekomme dort Beklemmungen, Schwindel und Kopfschmerzen und werde außerdem aggressiv und unruhig.

  15. saskia 30. August 2010 um 19:42

    Mein Zahnarzt hat seid vielen Jahren eine Beduftung mit natürlichen und getesteten Aromaoelen.
    Wir finden das wunderbar, wenn es nicht nach Zahnarzt riecht und obwohl ich sehr empfindlich und auch oft allergisch reagiere auf künstliche Duftstoffe vertrage ich diese Aromen super gut.

    Es ist eben ein Unterschied, ob es getestete und natürliche Aromen sind oder künstliche. Da ich mich ausführlich mit diesen Themen auseinandergesetzt habe kann ich hier allen sagen, daß es Firmen gibt, die das professionell gut machen und Firmen, die chemische Duftträger für diese Beduftung verwenden und sobald ein chem. Duftträger enthalten ist, sage ich nein!

    Wie bei vielen Dingen, sollte man hier die künstliche Toilettenbeduftung nicht gleichsetzen mit einer professionellen, natürlichen Beduftung.
    Duftkerzen und Toilettenbeduftung ist etwas ganz anderes!!!!

    Soviel zu diesen vielen unterschiedlichen Kommentaren zu völlig unterschiedlichen Themen…!
    Liebe Grüsse
    Saskia

  16. Thommy 30. August 2010 um 21:27

    Hallo Saskia,

    auch natürliche Aromaöle sind ein Problem. Sie gelten als Auslöser für Duftstoffallergien. Um eine allergische Reaktion darauf zu bekommen, muss man das Öl nicht in Kontakt mit der Haut bringen, luftgetragen zeigen sie auch schon Wirkung.

    In diesem Artikel, der mit den entsprechenden wissenschaftlichen Studien belegt ist, findest Du nähere Informationen:

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/12/17/auch-natuerliche-duftstoffe-sind-aeusserst-bedenkliche-allergieausloeser/

    Außerdem oxidieren natürliche ätherische Öle durch den Ozongehalt der Luft und dadurch werden Schadstoffe wie bspw. Formaldehyd freigegeben.

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