US Hersteller nehmen toxische Babyflaschen vom Markt – Verkauf nach Europa geht weiter

Toxische Babyflaschen

In den USA haben die sechs größten Hersteller für Babyflaschen in der ersten Märzwoche mitgeteilt, dass sie den Verkauf von Fläschchen einstellen, die Bisphenol A (BPA) enthalten. (1) Der Druck von Konsumenten und Verbraucherorganisationen war immer stärker geworden. Erst kürzlich war bekannt geworden, dass bei Babyflaschen aus Polycarbonat durch Erhitzung in der Mikrowelle erhebliche Konzentrationen BPA in die Nahrung übergehen. (2) Generalsstaatsanwälte aus vier U.S. Bundesstaaten hatten aufgrund der zunehmenden Fakten über die Toxizität von den größten Herstellern für Babyflaschen erbeten, die Chemikalien aus der Produktion zu verbannen.

Bisphenol A – Jeder ist betroffen
Bisphenol A ist eine Chemikalie, die großflächig in der Kunststoffproduktion eingesetzt wird. BPA gilt als gesundheitsschädlich, insbesondere, weil sie in das Hormonsystem des Körpers eingreift. Wissenschaftler warnen seit Jahren immer stärker davor, dass Bisphenol A bereits in geringster Konzentration gesundheitlich folgenreich sein kann. Insbesondere für Ungeborene, Babys und Kleinkinder ist sie sehr bedenklich. Die Chemikalie greift u.a. in die Zellfunktion ein und stört die Entwicklung des Gehirns.

Bisphenol A wird in der Industrie seit den fünfziger Jahren eingesetzt. Die Chemikalie kann in der Bevölkerung nahezu bei jedem im Urin nachgewiesen (3) werden, was ein Beleg dafür ist, dass BPA in extrem vielen Produkten enthalten ist. Über 90% der industrieunabhängigen Studien belegen, dass die Chemikalie Risiken für die Gesundheit birgt. Wissenschaftliche Studien ergaben, dass BPA neben der Wirkung auf das Hormonsystem u. a. Herz- und Kreislauferkrankungen, Diabetes, Krebs und Leberschäden auslösen kann.

Behörden in Deutschland & Europa: Keine Gefahr durch Bisphenol A
In Deutschland wurde durch Umweltorganisationen, Zeitungs- und Fernsehberichte über die Gefahren der Babyfläschchen aus Kunststoff hingewiesen. Die Organisationen und Medien informierten die Verbraucher detailliert über gesundheitliche Folgen. Offizielle Stellen hingegen gaben mehrfach Entwarnung und ließen verlauten, es bestünde keine Gefahr. (4,5,6)

Wie man von Behördenseite in der EU die Basis für die Entwarnung für die Chemikalie Bisphenol A schafft, konnten interessierte Leser bspw. in der Süddeutschen Zeitung erfahren. (3) Dort stand nachzulesen,  dass man in der EU die Grenzwerte für die Chemikalien um das fünffache erhöht habe. Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA habe sich für die Heraufsetzung der Grenzwerte auf zwei Industriestudien berufen, die vom Interessenverband der Kunststoffhersteller bezahlt wurden.

Das deutsche Bundesamt für Risikobewertung BfR konnte sich bisher zu noch keiner eindeutigen Warnung hinreißen, im Gegenteil, man ließ Ende letzten Jahres in deutscher und in englischer Sprache verlauten, dass gemäß dem gegenwärtigen wissenschaftlichen Kenntnistand auf Babyflaschen aus Polycarbonat nicht verzichtet werden müsse. (4,5)

Der Deutsche Bundestag gab im November 2008 in einer offiziellen Meldung Entwarnung für die Bedenklichkeit von Babyflaschen, die Bisphenol A enthalten: (6)

„Berlin: (hib/HLE) Mehrere für Gesundheit und Verbraucherschutz zuständige nationale und europäische Einrichtungen sehen kaum Risiken durch den Kunststoffbestandteil Bisphenol A, der zum Beispiel in Behältern für Kleinkindnahrung enthalten ist.

In der Antwort der Bundesregierung (16/10759) auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion (16/10672) heißt es, die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit habe in einer Studie 2008 darauf hingewiesen, dass auch Säuglinge und Kleinkinder über eine ausreichende Stoffwechselkapazität zur Eliminierung der Mengen an Bisphenol A verfügen, wie sie bei der Aufnahme von Flaschennahrung auftreten könnten, schreibt die Regierung. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die Gesellschaft für Toxikologie e.V. würden sich der Einschätzung der Europäischen Behörde anschließen. Aus den Studien ergebe sich, „dass oral aufgenommenes Bisphenol A schnell in Darm und Leber zu einem hormonell/östrogen unwirksamen Metaboliten verstoffwechselt und bei Primaten einschließlich des Menschen mit einer Halbwertszeit von weniger als sechs Stunden ausgeschieden wird“, erläutert die Regierung. „Daher ist derzeit nicht davon auszugehen, dass es zu einer Akkumulation von Bisphenol A im menschlichen Körper kommt“, erklärt die Regierung.“

Behördenmeinung zweitrangig – Hersteller handeln
In den USA wird von Behördenseite ebenfalls Unbedenklichkeit proklamiert. Doch trotz dass das FDA und der American Chemical Council (vertritt die Chemische Industrie) in den vergangenen Tagen wiederholt bekundeten, dass Bisphenol A sicher sei (6), haben nun die größten Hersteller von Babyflaschen in den USA in der ersten Märzwoche den endgültigen Beschluss verkündet, keine BPA-haltigen Babyfläschchen mehr zu verkaufen. (1)

Babyflaschen aus Polycarbonat waren in den vergangenen Jahren sehr populär geworden, weil das Material bruchfest und leichter als Glas ist. Zunehmend waren jedoch Bedenken durch Wissenschaftler, Verbraucherorganisationen und Konsumenten an die Hersteller herangetragen worden, was diese nun letztendlich zum Handeln zwang.

Völliger Sinneswandel und der Entschluss, den Verkauf BPA-haltiger Babyflaschen zu stoppen, trat ein, nachdem der Generalstaatsanwalt von Connecticut, Richard Blumenthal, zusammen mit Generalstaatsanwälten aus Connecticut, Delaware und New Jersey elf Hersteller von Babyflaschen anschrieben und um freiwilligen Verzicht auf die in Verruf geratene Chemikalie BPA in ihrer Produktion baten.

In USA und Kanada ade, in Europa weiterhin „Herzlich Willkommen“?
In Kanada steht Bisphenol A schon seit Oktober 2008 auf der Liste für toxische Substanzen. (8,9) Seit Mitte 2008 sind dort der Verkauf, die Herstellung und der Vertrieb von Babyflaschen aus Polycarbonat, die BPA enthalten, verboten.

Jetzt stehen BPA-haltige Babyflaschen seit vergangener Woche bei den sechs größten amerikanischen Herstellern auf der Liste für auslaufende Produkte.

Die Sprecherin des größten Babyflaschenherstellers, Phillips Avent, sagte öffentlich, dass dieser Entschluss gefasst wurde, weil man BPA nicht mehr verwenden wolle. Ein weiterer Hauptgrund sei auch gewesen, dass die größten U.S. Discounter für Baby- und Kinderartikel Druck ausgeübt und die Abnahme ihrer Produkte eingestellt hätten.

Die Phillips Avent Sprecherin gab in ihrem Statement abschließend bekannt, dass der Konzern BPA-haltige Produkte nach der Deadline 31. Dezember 2009 in Europa weiterhin verkaufen werde. (1)

Giftige Babyflaschen? „Nein Danke“
Europäische Verbraucherorganisationen sind nun aufgerufen, gegen eine Verklappung von gesundheitsschädlichen Bisphenol A-haltigen Babyflaschen auf dem Europäischen Markt zu protestieren.

Wie in den USA bewiesen, können Verbraucher mithelfen, die Hersteller durch rigorosen Kaufverzicht toxischer Babyflaschen unter Handlungszwang setzen, hierdurch könnte ein eindeutiges Signal gesetzt werden, dass die Gesundheit von Babys und Kindern grundsätzlich vor Marktinteressen zu stellen sind.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 9. März 2009

Literatur:

  1. Washington Post, No BPA for Baby Bottles in the U.S., March 6. 2009
  2. Silvia K. Müller, Mikrowelle löst die gefährliche Chemikalie Bisphenol-A aus Plastik, CSN Blog 25.11.2008
  3. Iain A. Lang, PhD; Tamara S. Galloway, PhD; Alan Scarlett, PhD; William E. Henley, PhD; Michael Depledge, PhD, DSc; Robert B. Wallace, MD; David Melzer, MB, PhD, Association of Urinary Bisphenol A Concentration With Medical Disorders and Laboratory Abnormalities in Adults, JAMA. 2008; 300(11):1303-1310, September 16, 2008
  4. BfR, Ausgewählte Fragen und Antworten zu Bisphenol A in Babyfläschchen, Aktualisierte FAQ vom 29. Januar 2007
  5. BfR, Why has bisphenol A not been banned? 6.6.2008
  6. Deutscher Bundestag, hib-Meldung 312/2008, Behörden sehen kaum Risiken durch Bis-Phenol-A, 12.11.2008
  7. Manufacturing News, FDA: Baby Bottles With Bisphenol A Are Safe, June 11, 2008
  8. Health Canada, Government of Canada Protects Families With Bisphenol A Regulations, Press Release, 17. Oct. 2008
  9. Die Welt, Bisphenol A – Kanada verbietet giftige Babyflaschen, 1. Mai 2008

Weitere CSN Artikel zur Thematik Bisphenol A

16 Kommentare zu “US Hersteller nehmen toxische Babyflaschen vom Markt – Verkauf nach Europa geht weiter”

  1. Wanderfalke 9. März 2009 um 21:51

    Das Thema Bisphenol A ist ein bereits mehrfach diskutiertes Thema in Deutschland, doch die Interessen der Kunststoff-herstellenden Industriezweige haben wie so oft im Umweltbereich, auch hier Vorrang vor unserer Gesundheit. Immer wieder ist festzustellen, dass man Entscheidungen zu Gunsten der Industrie trifft, anstatt unsere Gesundheit zu schützen; die Interessen der Verbraucher gelangen ins Hintertreffen.

    Für mich ist das völlig unverständlich, da die Entscheidungsträger ebenfalls Verbraucher sind, auch sie haben Kinder. Ihrfe eigene, sowie die Gesundheit ihrer Familien wird durch Industrie-freundliche Entscheidungen aufs Spiel gesetzt, Gesundheitsrisiken werden in Kauf genommen.

    Die Welt-online berichtet im Mai des vergangenen Jahres ebenfalls kritisch über die gesundheitsschädigende Chemikalie Bisphenol A. Die Welt-online nimmt Bezug u. a. auf die möglichen Einflüsse der Geldgeber auf die Studienergebnisse.

    Zitat: „Einfluss von Geldgebern auf Studienergebnisse

    Welchen Einfluss der Geldgeber auf das Studienergebnis hat, führte kürzlich der Toxikologe Frederick vom Saal von der University of Missouri vor: Von 163 Studien, die bis November 2006 veröffentlicht waren, wiesen 138 der 152 öffentlich finanzierten Arbeiten auf gesundheitliche Schäden hin. Die elf industriell gesponserten fanden keine negativen Wirkungen. Die Efsa hält viele BPA-Wirkungen, die sich bei Tieren ergeben, für unerheblich: zum Beispiel wenn sich das Gewicht einzelner Organe geringfügig ändert, wenn Hormonhaushalt oder Gewebeaufbau abweichen oder sich der Zeitpunkt der Geschlechtsreife verschiebt. Es sei nicht klar, so die Efsa, ob so etwas tatsächlich schade.“…

    http://www.welt.de/wissenschaft/medizin/article1956260/Kanada_verbietet_giftige_Babyflaschen.html

    Studienergebnisse betrachte ich persönlich daher mit kritischem Auge. Es ist wichtig zu wissen, wer die Studie in Auftrag gegeben hat. Gerade wenn es um Auswirkungen von Chemikalien auf die Umwelt und Gesundheit geht, oder um Studien über die Verträglichkeit von Medikamenten, sollte man hellhörig werden, wenn diese durch industrielle Mittel finanziert wurden. Ich glaube schon lange nicht mehr, was man irgendwo schwarz auf weiß lesen kann. Recherche ist heutzutage m. E. unabdingbar, um zu wissen, was um einen herum tatsächlich passiert. Gerade wir Chemikaliensensible wissen wie Studien oft zustande kommen und was die Aussagen, die sie treffen, dann auch tatsächlich wert sind.

    Ich sage nur RKI-MCS-Studie…

    Ich vertraue eher auf ausländische als auf deutsche Studien. Das hat mich die Entwicklung der letzen Jahre gelehrt.

  2. Annamaria 10. März 2009 um 00:07

    Die Bundesregierung beruft sich auch auf die Gesellschaft für Toxikologie e.V.
    Was, oder besser wer, ist die Gesellschaft für Toxikologie?
    „Die GT ist die größte europäische wissenschaftliche Fachgesellschaft der Toxikologen aus Hochschulen, Behörden und Industrie mit über 1000 Mitgliedern.“
    (http://www.tox-online.de/files/stellungnahme_zu_uran_im_trinkwasser_22.09.2008.pdf)

    Und schon im Vorstand der GT findet man Merck und Solvay (http://www.tox-online.de/vorstand/vorstand.html).

    „Während die Universitäts-Laboratorien Effekte bei geringen Mengen feststellten, kamen die im Auftrag der Industrie durchgeführten Studien zu anderen Ergebnissen.“
    Aus: http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/64752/

    Ja, in dieser Frage sind nun die Verbraucher und die Verbraucherorganisationen aufgerufen.
    BPA und andere hormonartige Substanzen haben in Produkten des täglichen Bedarfs absolut nichts verloren.

  3. Energiefox 10. März 2009 um 07:11

    Wir geben uns in Deutschland ja immer so umweltfreundlich. Ich sehe aber wir verdrecken durch Müll immer mehr unser noch so schönes Deutschland.

    Prima Beitrag Silvia und super Kommentar Wanderfalke.

    Ich habe vor kurzem auf Arte? gesehen, in Amerika gibt es eine grüne Bewegung, Lehrgänge wo Leuten aus armen Gegenden, gezeigt wird wie man aus Armut, Arbeitslosigkeit und Umweltzerstörung herauskommt. Denn speziell die Armen leiden darunter.
    So was kenne ich aus Deutschland nicht, ich habe den Eindruck, die Umweltorganisationen schlafen hier, speziell zum Thema Umweltschutz vor der eigenen Haustür. Lieber den Finger auf das Ausland zeigen, (Tropenwaldvernichtung) usw. usw. Hat man Angst vor der Leserschaft, die nicht gerne hört, dass hier durch unsere Spießbürger die Umwelt im großen Stil vernichtet wird. Falsche Pflege von Grün, alles wird dauernd viel zu kurz und unfachmännisch abgesäbelt. Siehe den Blog „Das Schweigen der Umweltorganisationen“ hier im Forum.

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/10/26/das-schweigen-der-umweltorganisationen/

    Ich bin etwas vom Thema abgewichen, aber ich denke es passt im Gesamtzusammenhang. Wir waren mal recht gut auf dem Gebiet des Umweltschutzes, aber leider sind wir es nicht mehr. Das zeigt doch wohl auch dieser Bericht aus Amerika und das ganze Forum bringt doch dauernd wichtige Sachen, die kaum Beachtung in anderen Medien zu finden. Die Chemieunternehmen sind hier mächtig und Wirtschaftswachstum ist das Zauberwort, der Wanderfalke es schon treffend formuliert.

    Gruß Energiefox

  4. Henriette 10. März 2009 um 08:31

    Der Meinung der bisherigen Kommentatoren kann ich mich nur anschließen. Wenn man bedenkt, dass Ökotest bereits 2003 vor Babyflaschen mit der hormonell wirkenden Chemikalie Bisphenol A warnt.

    http://www.oekotest.de/cgi/nm/nm.cgi?doc=akt-bisp

    Doch was haben dieses Testergebnis und andere Warnmeldungen gebracht? Das Bundesinstitut für Risikobewertung sieht nach wie vor keinen Handlungsbedarf und duldet somit, dass die Gesundheit unserer Babys nachhaltig geschädigt werden kann, nur um Industrieinteressen zu wahren.

    Aber nicht nur die Gesundheit unserer Babys wird sinnlos und leichtfertig dem Gesundheitsrisiko von BPA ausgesetzt, auch für Erwachsene gilt der Stoff bei Experten als krebserregend. Laut Focus online besteht durch Bisphenol A ein erhöhtes Risiko an Diabetes, Übergewicht, Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerten zu erkranken.

    http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/herz/news/bisphenol-a-plastikstoff-gefaehrdet-das-herz_aid_331416.html

    Der Gipfel des Ganzen ist jedoch, dass die Grenzwerte um das fünffache erhöht wurden (nachzulesen im Bericht der Süddeutschen Zeitung), anstatt den ungebremsten Verbrauch der stark gesundheitsschädigenden Chemikalie einzudämmen.

    Zitat “…Weil die wissenschaftliche Lage so widersprüchlich ist, galt in der EU bisher ein relativ niedriger vorläufiger Grenzwert: Ein Mensch sollte demnach täglich höchstens zehn Mikrogramm BPA pro Kilogramm Körpergewicht über Lebensmitteln aufnehmen.

    Das ist ein Fünfhundertstel der Dosis, die in den Rattenversuchen der industriefinanzierten RTI-Studie zu Gesundheitsschäden geführt hat. Jetzt erhöhte die EFSA diese akzeptable Dosis (Tolerable Daily Intake, TDI): Künftig dürfen es 50 Mikrogramm sein…“

    http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/193/379997/text/

    Wir werden von den Behörden meiner Meinung nach quasi zu “Müllschluckern” gemacht und das ist ein unglaublicher Skandal. Aussagekräftige Forschungsergebnisse ausländischer Wissenschaftler werden bei uns in Deutschland immer wieder gerne voll und ganz ignoriert. Diese Ignoranz ist unbeschreiblich, denn es geht immerhin um unsere Gesundheit, die es zu schützen gilt. Aber bei uns wird lediglich die Industrie auf breiter Linie geschützt, kaum zu glauben aber wahr.

  5. X-Faktor 10. März 2009 um 12:37

    Kaum zu glauben wie wir alle Tag für Tag von öffentlichen Stellen belogen werden. Uns spielt man die Unschädlichkeit von vielerlei Alltagsprodukten / Alltagschemikalien vor, die in anderen Ländern längst verboten sind. Ich finde die an der großflächig angelegten Ignoranz Beteiligten machen damit strafbar.

    Der Sender 3Sat hat sich bereits 2005 der toxischen Chemikalie Bisphenol A angenommen. Da ich den Text äußerst interessant finde, hier der Link dazu:

    http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/news/78893/index.html

    XXX

  6. Maria 10. März 2009 um 12:49

    Alleine die Tatsache, dass in Europa und somit auch in Deutschland, der Verkauf der mit der Chemikalie Bisphenol A belasteten Babyflaschen ungebremst weitergeht, währenddessen man in den USA den Verkauf eingestellt hat, ist schon ein Hohn ohne Ende.

    Unsere Babys kann man also weiter mit toxischen Chemikalien wie Bisphenol A (BPA) belasten. Doch was geschieht, wenn sie folgenschwere Gesundheitsschäden davontragen?

    Wer ist dann schuldig, die Eltern oder wer?

    Die Hersteller und die verantwortlichen Politiker waschen ihre Hände doch wie immer in Unschuld. Das ist so bei BPA, wie auch bei anderen Chemikalien unserer Zeit nicht anders. MCS (Mulitple Chemikalien Sensitivität) lässt grüssen. Doch auch hier, die Verantwortlichen für den sorglosen Umgang mit toxischen Chemikalien und den draus entstehenden möglichen schwerwiegenden Folgeerkrankungen, waschen ihre Hände in Unschuld, Umweltkranke wie MCS Patienten haben auch hier das Nachsehen.

  7. Lucca 10. März 2009 um 13:39

    Einen hochinteressanten Artikel über BPA habe ich im Netz gefunden, den solltet Ihr wirklich lesen.

    http://www.readers-edition.de/2008/09/16/skandal-um-das-hormon-bisphenol-a

    …Wissenschaftsjournalistin Sabina Wolf weist darauf hin, dass sich deutsche Wissenschaftler mit der Lebensmittel-Überwachungsbehörde der Europäischen Union in Parma (EFSA) und deren Gutachtern über die Gefährlichkeit der Chemikalie Bisphenol A (BPA), eines künstlichen Hormons, streiten. Dieses Hormon ist in vielen bei uns gebräuchlichen Plastikgefäßen und -behältern aus Polycarbonat enthalten. In Kanada ist bereits der Bann über die Chemikalie verhängt worden. Die europäische Behörde wiegelt ab….

    …Der anerkannte Toxikologe Professor Dr. Gilbert Schönfelder, der im Eilzugtempo Karriere an der FU Berlin gemacht hatte und von dort im Jahre 2007 zur Universität Würzburg wechselte und nebenher an der Charité – Universitätsmedizin Berlin/Campus Benjamin Franklin Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie eine Arbeitsgruppe leitet, arbeitet seit Jahren intensiv am Thema BPA. Er hat ganz offensichtlich aussagefähiges Material über die erhebliche Gefährlichkeit von BPA für die menschliche Gesundheit gesammelt. Vergleiche hierzu http://www.uni-wuerzburg.de. …

  8. Lucca 10. März 2009 um 13:44

    Es gibt auch in Deutschland kritische Stimmen unter den Wissenschaftlern zu Bisphenol A, man sollte nur endlich auf sie hören:

    Pressemeldung der Uni Würzburg

    Alltagschemikalie Bisphenol A in Babyflaschen

    Besonders ungeborene und neugeborene Kinder sollten vor der Alltagschemikalie Bisphenol A geschützt werden: Der Würzburger Toxikologe Professor Gilbert Schönfelder kritisiert die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA. Foto: Stefan Beger/pixelio.deDie Chemikalie Bisphenol A (BPA) ist in Babyflaschen enthalten, in harten Kunststoff-Getränkeflaschen und in der Innenbeschichtung von Konservendosen. Seit Ende der 1990er Jahre wird diskutiert, ob von dem Plastikgrundstoff, der in geringen Mengen in die Nahrung übergehen kann, eine gesundheitsschädigende Wirkung ausgeht. Der Toxikologe Professor Gilbert Schönfelder von der Universität Würzburg forscht seit Jahren zu dieser Frage. Bestürzt reagiert er nun auf die jüngste Einschätzung der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA. Diese hatte Ende Juli festgestellt, dass von Bisphenol A keine Bedrohung für den Menschen ausgehe. In der Konsequenz bedeute dies auch, dass die geltenden Grenzwerte gelockert werden könnten, sagt Schönfelder.

    Dabei stellt Schönfelder bereits die Grundannahme für die Entscheidung der Behörde in Frage. Diese gehe davon aus, dass ungeborene Kinder durch die Mutter vor BPA geschützt seien beziehungsweise selbst ausreichend in der Lage seien, BPA im Körper abzubauen. Diese Auffassung stehe jedoch in deutlichem Widerspruch zu den bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen: Die vorliegenden Studien würden vielmehr zeigen, dass Frauen während der Schwangerschaft BPA im Körper einlagern. Schönfelder selbst hat schon 2001 nachgewiesen, dass Bisphenol A von der Schwangeren an ihr Kind weitergegeben wird. In der Folge haben Kollegen auch signifikante Mengen von aktivem BPA im Blut von Schwangeren und Föten gefunden.

    Außerdem, berichtet Schönfelder, hätten US-Forscher in 92 Prozent der Urinproben von 2500 Personen messbare Mengen von BPA gefunden. Dabei sei die Konzentration deutlich höher gewesen als jene, „die in Tierversuchen bereits zu Krankheiten und Geburtsschäden geführt hatte“. Im Tierversuch habe sich – über Generationen hinweg – das Erbgut von Tieren verändert, die Tiere seien fetter geworden, auch Anomalitäten seien beobachtet worden. Zum Beispiel sei es zu Veränderungen an den weiblichen Geschlechtsorganen gekommen.

    Diese Ergebnisse, die bis heute unangefochten seien, würden von der EFSA nicht zur Kenntnis genommen, sagt Schönfelder. In einer eiligen Stellungnahme haben sich der Toxikologe und seine Kollegen Andreas Gies vom Umweltbundesamt und der Toxikologe Professor Ibrahim Chahoud von der Berliner Charité an die Direktorin der EFSA, Catherine Geslaine-Lanèelle, gewandt. Darin bringen sie ihre Betroffenheit zum Ausdruck, dass die Behörde auf der Grundlage von nicht zutreffenden Argumenten entscheide und bitten darum, die gegenwärtige Einschätzung neu zu untersuchen – vor allem „um sicherzustellen, dass ungeborene und neugeborene Kinder ausreichend geschützt werden“.

    Schönfelder plädiert darüber hinaus dafür, die europäische Behörde solle dem Vorsorgeprinzip gehorchen und den Plastikgrundstoff verbieten – so wie es die kanadische Regierung bereits getan habe.

    Kontakt: Prof. Gilbert Schönfelder

    http://www.uni-wuerzburg.de/sonstiges/meldungen/single/artikel/bisphenol/

  9. Juliane 10. März 2009 um 16:48

    In der Apotheken Umschau vom 15.Juli 2008 hat Prof. Dr. Jürgen Angerer seine Meinung zum „Angriff auf die Familienplanung“ geäußert: „Bei keiner anderen Umweltchemikalie (DEHP) kommen wir dem Bereich schädlicher Wirkungen so nah. Angerers Institut sammelt Pressemitteilungen über hormwirksame Chemikalien:

    Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und UmweltmedizinPressespiegel
    http://www.arbeitsmedizin.uni-erlangen.de/Phthalate_Pressespiegel.html

    Wann aber wird man handeln bei DEHP, Bisphenol A und Co.?

  10. Henriette 11. März 2009 um 21:41

    Juliane,

    Warnungen werden in Deutschland zugegebenermaßen ja ausgesprochen, nur auf angemessenes Handeln wartet man dann vergeblich, wie z. B. auch bei DEHP, Bisphenol A und Co.. Hinzu kommen dann Studien, die die Gefährlichkeit derartiger toxischen Chemikalien auf breiter Linie verharmlosen. Sogar Babys können Gesundheitsschädigungen davontragen, anstatt sie zu schützen, wird auch hier bagatellisiert.

    http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=908

    http://www.efsa.europa.eu/EFSA/efsa_locale-1178620753824_1178620835386.htm

  11. Lucie 12. März 2009 um 03:44

    Dass Bisphenol A eine toxisch wirkende Chemikalie ist, belegen bereits mehrerer Berichte hier im CSN-Blog, Meldungen in der Öffentlichkeit gibt es ebenfalls zur Genüge. Doch man begegnet ihnen allesamt mit Ignoranz. Diese Passivität kann ich nicht nachvollziehen, einschreitendes Handeln wäre bei diesen aussagekräftigen wissenschaftlichen Erkenntnissen längst eine notwendige Schlussfolgerung, doch man tut so, als gäbe es all diese Meldungen nicht und widmet sich lieber anderen Bereichen.
    http://www.csn-deutschland.de/blog/2009/03/06/mindestens-84-der-limonaden-und-cola-in-dosen-mit-bisphenol-a-belastet/

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/11/25/mikrowelle-loest-die-gefaehrliche-chemikalie-bisphenol-a-aus-plastik/

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/09/08/flammschutzmittel-sorgen-im-klassenzimmer-fuer-eine-hoehere-schadstoffbelastung-als-in-bueros-und-autos/

    http://www.zentrum-der-gesundheit.de/bisphenol-a-ia.html

    Nicht nur im CSN-Blog stellen sich die Leser bzw. Kommentatoren die berechtigte Frage, wann reagiert man in Europa, wie u. a. der Bericht aus Readers aus dem Jahr 2008 von Rolf Ehlers belegt:

    http://www.readers-edition.de/2008/09/16/skandal-um-das-hormon-bisphenol-a

    Zitat:

    „…Die auch in Deutschland aktive US-Handelskette Walmart will Bisphenol A- haltige Fläschchen ab nächstem Jahr aus ihren Regalen verbannen. Sie bietet schon jetzt Bisphenol A-freie Flaschen an. Und wann reagiert Europa?

    Sabina Wolf: “…das geht auch uns Deutsche an. Immerhin ist Bisphenol A mittlerweile so weit verbreitet, dass es sich sogar in Hausstaub nachweisen lässt. Viele Forscher sind sich mittlerweile sicher, dass Bisphenol A Krankheiten auslösen kann, die bei uns besonders häufig vorkommen. Die Behörden sollten alarmiert sein.” Zitatende

    Kann es sich Europa tatsächlich leisten, aussagefähige Fakten zu Bisphenol A ignorieren, die Toxizität dieser weltweit massenhaft produzierten Chemikalie zu verharmlosen und unser aller Gesundheit munter weiter aufs Spiel zu setzen???

  12. Adele 12. März 2009 um 16:59

    Das ist ja der Gipfel, anzugeben, Bisphenol A sein nur von geringer akuter Giftigkeit. Uns unnötigerweise mit toxischen Chemikalien zu belasten, obwohl deren Schädlichkeit bekannt ist, stellt für mich den Tatbestand der Körperverletzung dar, zumal es die Kleinsten und Schwächsten in unserer Gesellschaft ebenfalls betrifft.

    Das ist ein SKANDAL!!!

  13. Lucca 3. April 2009 um 15:04

    Ein Lankreis im Bundesstaat New York hat Babyflaschen und Trinkbecher aus Polycarbonat wegen des Bisphenol A verboten. Das Verbot wurde gestern unterzeichnet. Californien, Oregon und Hawaii ziehen ein Verbot ebenfalls in Betracht.

    KAREN MATTHEWS, NY county ban on baby bottle chemical is official,
    Newsobserver, Apr. 02, 2009

    http://www.newsobserver.com/2188/story/1469096.html

  14. Lucca 6. April 2009 um 13:15

    In den USA ist durch NIEHS weitere Forschung zu Bisphenol A festgelegt worden:

    Bisphenol A: Research to Impact Human Health
    Recovery Act Limited Competition for NIH Grants: Research and Research Infrastructure „Grand Opportunities“ (RC2)

    Bisphenol A (BPA) is a high production estrogenic endocrine-disrupting chemical used primarily in the production of polycarbonate plastics and epoxy resins. There is significant human exposure as detectable levels of BPA have been found in 93% of urine samples collected from people 6 years and older. The estimated amount of BPA ingested in humans is similar to the doses used in animal models that cause a variety of diseases/dysfunctions.

    The National Toxicology Program’s Center for the Evaluation of Risks to Human Reproduction (CERHR) and an NIEHS sponsored Workshop recently independently reviewed the literature on BPA (over 700 publications) and both reports independently came to the conclusion that there is evidence from animal studies that BPA may be causing adverse effects at levels to which humans are exposed.

    http://www.niehs.nih.gov/recovery/bpa.cfm

  15. Lucca 7. April 2009 um 16:18

    Eine aktuelle Anfrage im EU Parlament:

    Parliamentary questions

    23 March 2009 P-2116/09

    WRITTEN QUESTION by Giovanna Corda (PSE) to the Commission

    Subject: Use of Bisphenol A in babies‘ feeding bottles

    Since October 2008 Canada has banned the use of Bisphenol A (BPA), an organic compound used in the manufacture of certain plastics from which, among other things, babies’ bottles and containers for use in microwaves are made, because of its harmful effects on the reproductive, neurological and immune systems. In the United States the six largest manufacturers of babies’ bottles are going to stop selling products containing BPA. In France the Réseau environnement santé (environment and health network) is calling for BPA to be banned in plastics that come into contact with food. Can the Commission say whether it has scientific data on the use of this substance, particularly in feeding bottles, and, if so, what measures it plans to take for the protection of consumers, particularly babies, in accordance with the precautionary principle?

  16. Lucca 3. Juni 2009 um 15:57

    Jetzt hat auch der Senat in Californien BPA verboten.
    Das Rudern der Lobby hat nichts genutzt.

    Ein toller Sieg für die Menschen.

    http://www.latimes.com/news/local/la-me-baby-bottles3-2009jun03,0,6458278.story

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