Flugreisen – Achtung toxische Flammschutzmittel reisen mit

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Toxische Flammschutzmittel als blinder Passagier an Bord

In normalen Flugzeugen wird ein hohes Maß an Flammschutz zur Sicherheit der Passagiere benötigt. Zu diesem Zweck werden bromierte Flammschutzmittel, einschließlich bromierte Diphenylether (PBDEs) eingesetzt. Weil PBDEs leicht von Staubpartikel absorbiert werden, nehmen Passagiere und Flugpersonal unter Umständen signifikante Mengen an PBDEs über den Inhalationsweg auf.

Sind Flugreisende Flammschutzmitteln ausgesetzt?
Ein Wissenschaftlerteam der Universität Stockholm stellte sich als Forschungsziel die Aufgabe abzuschätzen, ob PBDEs im Staub von Flugkabinen gefunden wird und ob die Serumwerte für PBDEs bei Flugpassagieren nach einem Langstreckenflug erhöht sind . Hierfür sammelten neun Personen während eines Intercontinentalfluges Staub in der Flugkabine und ließen ihr Blut vor dem Abflug und nach der Rückkehr nach Schweden untersuchen. Zwei Personen waren Vielflieger im Inland und wurden ebenfalls untersucht. Die Werte der PBDEs im Staub wurden mittels ECNI-Methode ermittelt.

Flammschutzmittel an Bord
Während des gesamten Fluges sitzen die Passagiere auf Sesseln, deren Schaumstoff mit Flammschutzmitteln ausgerüstet ist. Das gleiche gilt für den Teppichboden, alle Elektroinstallationen und sonstige Einbauten wie bspw. Rettungsrutschen. Obwohl PentaBDE und OctaBDE in Europa und Nordamerika verboten sind und nicht mehr produziert werden, sind sie in den überprüften Flugzeugen noch anzutreffen.

Flugzeuge höher belastet als Haushalte
Es wurde in allen Staubproben aus den Flugzeugen PBDEs in hohen Konzentrationen gefunden. Die Werte lagen höher als im herkömmlichen Hausstaub. Das schwedische Team ermittelte, dass PentaBDE, OctaBDE und DecaBDE in den Flugzeugen verwendet wurden. PBDEs gehören zu der Klasse der POP’s (Persistierende organische Schadstoffe), Chemikalien, die sich in unserer Umwelt nicht abbauen. POPs reichern sich im Gewebe von Menschen und Tieren an, was zu potentiellen Risiken für die menschliche Gesundheit und Umwelt führt.

Flugreisen belasten Reisende mit Chemikalien
Flammschutzmittelkonzentrationen waren bei den Reisenden vor Reiseantritt ähnlich der Belastungskonzentrationen, die bei der schwedischen Allgemeinbevölkerung beobachtet werden. Die Konzentrationen BDE-28, BDE-99, BDE-100, BDE-153, und BDE-154 waren im Serum der Probanden nach der Flugreise jedoch signifikant erhöht, im Gegensatz zum Wert vor dem Flugantritt. Die schwedischen Wissenschaftler der Universität von Stockholm verlangen anhand der Feststellungen ihrer Pilotstudie nach arbeitsmedizinischen Untersuchungen von Flugzeugbesatzungen.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 16. September 2008

Literatur:
Christiansson A, Hovander L, Athanassiadis I, Jakobsson K, Bergman K. Polybrominated diphenyl ethers in aircraft cabins – A source of human exposure? Department of Environmental Chemistry, Stockholm University, Chemosphere. 2008 Sep 9.

5 Kommentare zu “Flugreisen – Achtung toxische Flammschutzmittel reisen mit”

  1. Mary-Lou 23. September 2008 um 10:12

    Die Chemie hat in unserem Zeitalter Einzug in quasi alle Lebensbereiche gehalten und wirkt schleichend auf uns alle ein. Viele haben ein Leben lang unter den folgenschweren gesundheitlichen Störungen zu leiden, wie z. B. wir MCS-Patienten. Es ist besorgniserregend, dass immer weiter gemacht wird, kein Einlenken geschieht, um nach gesundheitsverträglichen Maßnahmen zu schauen.

    Beim Fliegen kann man ja noch andere böse Überraschungen erleben:

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/07/14/klage-gegen-air-france-wegen-verspruehens-von-insektiziden-vor-rueckfluegen-nach-europa/

  2. Jewel 25. September 2008 um 09:49

    Man wird uns alle schon kaputtkriegen: ein bißchen Flammschutzmittel im Flugzeug, Flammschutzmittel in Klassenzimmern, chemische Duftstoffe fast überall, Pestizidrückstände in Nahrungsmittel, Feinstaubbelastung der Atemluft, ausgasende Chemikalien aus Möbel, Weichmacher fast allgegenwärtig, Schadstoffe in Spielwaren …, die Liste lässt sich um ein Vielfaches verlängern.

    Es ist besorgniserregend und erschreckend, wie weit uns der immer so hochgelobte Lebensstandard gebracht hat.

  3. Franz 25. September 2008 um 16:49

    @ Jewel

    Wie sagte doch Experte Thomas Eikmann im Interview mit der
    Apotheken Umschau:

    „“Krankheiten haben viele Ursachen …. Schadstoffe spielen dabei nur eine begrenzte Rolle“

    Und um das zu belegen schiebt Herr Eickmann noch nach:

    „Die durchschnittliche Lebenserwartung der Deutschen steigt seit Langem – und zwar stetig und unbebremst“

    Die durchschnittliche Zahl der Neuerkrankungen an Krebs, Parkinson,
    Alzheimer, Allergien, Astma, MCS, etc. sind in der einfachen Weltanschauung der Experten nicht relevant.

  4. X-Faktor 26. September 2008 um 20:44

    Das denke ich auch, das interessiert die nicht die Bohne.

    Die Hauptsache die Wirtschaft floriert, fragt sich bloß, wie lange noch.

    Also ich kann bereits seit mehreren Jahren meinen erlernten Beruf nicht mehr ausüben, also überhaupt keiner beruflichen Tätigkeit nachgehen. Ich bin ich gut ausgebildet und habe selber all die Jahre für meine Weiterbildung gesorgt, und dann aus die Maus. Wertvolles Potential futsch für die Firma und insgesamt gesehen, auch für den Staat. Jetzt bin ich leider notgedrungen auf die staatlichen Kassen angewiesen. So habe ich mir mein Leben nicht vorgestellt.

    Die Flugbegleiter, die den Flammschutzmittel und wer weiß sonst noch was, Tag täglich ausgesetzt sind, haben sicherlich keine rosige Zukunft für ihre Gesundheit vor sich, denke ich.

    XXX

  5. Lucie 30. September 2008 um 01:43

    Gibt es in unserem Zeitalter überhaupt noch Lebensbereiche, die uns nicht krankmachen? Für mich ist es unbegreiflich, dass unsere Gesundheit von überall her so mit Füßen getreten und aufs Spiel gesetzt wird.

    Warum lassen die Verantwortlichen diesen Wahnsinn zu?

    Zudem wird vertuscht was das Zeug hält und sogar die Gesundheit unserer Kinder achtlos verspielt.

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