Monatsarchiv für Februar 2008

MCS- Schutzengel Helene zieht positive Bilanz

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Meist berichte ich über negative Erlebnisse unserer MCS- Schützlingen oder von anderen unerfreulichen Dingen. Heute aber, möchte ich über die aktuelle Entwicklung zu MCS sprechen. Ist es nicht schön wie die augenblicklichen Entwicklungen verlaufen? Merkt Ihr Leute, unsere Bemühungen, MCS in die Öffentlichkeit zu bringen, tragen Früchte.

Die Medien zeigen Interesse an MCS. Es wurde ja auch einmal Zeit, oder? Ich freue mich, dass sich viele von Euch gemeldet haben, um als Fallbeispiel für einen TV-Beitrag zur Verfügung zu stehen. Die Meisten von Euch arbeiten lieber im Hintergrund, ist auch toll. Denn jeder noch so kleine Beitrag ist ein Teil des Puzzles, an deren Vollendung, nämlich die wirkliche und öffentliche Anerkennung von MCS, wir gemeinsam arbeiten, mit all unseren individuellen Möglichkeiten und noch zur Verfügung stehenden Kräften. Es ist ein langer und harter Weg, aber wir haben schon viel erreicht und arbeiten daran, dass es noch besser wird.

Die vergangenen Wochen haben uns gezeigt, dass es sich lohnt, hartnäckig zu sein, zu kämpfen und auch einmal etwas auf sich zu nehmen, was man sonst nicht tut, doch belohnt werden kann. Dass das ZDF einen ausführlichen und sachlichen Bericht über MCS gesendet hat, ist einfach wunderbar. Wir Schutzengel haben uns auch alle darüber sehr gefreut. Auch dass die Schweiz sich öffentlich des Problems MCS annimmt und unterstützt. Und sogar die Presse, sogar die BILD hat MCS auf den Tisch gebracht und ein Ende ist nicht in Sicht. Weitere TV-Sender möchten über MCS berichten und viele von Euch haben sich bereit erklärt dort mitzumachen. Meinen ganz lieben Dank an Euch alle für Euren Einsatz. Glaubt mir, auch wenn´s schwer fällt, es lohnt sich, wie wir an den aktuellen Ereignissen deutlich erkennen können. Toll, oder?

Weiter so,

Eure Helene

Anerkennung von MCS durch Stadt Zürich

christian-maske.jpgChristian Schifferle, Präsident der MCS Liga Schweiz, gehört zu den Chemikalien-sensiblen, die trotz schweren Reaktionen auf Alltagschemikalien zwei Dinge nie verlieren: Mut und Beharrlichkeit. Jetzt zeigt es sich, dass es sich auszahlt, wenn man den Kopf nicht in den Sand steckt, ganz gleich wie dick es kommt. Die Stadt Zürich baut als erste europäische Stadt Wohnraum für Menschen mit MCS.

Schadstofffreier Wohnraum gesünder für alle Menschen

fotos_mcs_alu-vorbau_wohnwa.jpg Über zehn Jahre lebt der Schweizer in einem Wohnwagen, den er mit Alu ausgekleidet hat, um Ausgasungen von Materialien zu  unterbinden. Keine normale Wohnung war so schadstofffrei, dass er es lange darin aushielt. Reaktionen auf lösemittelhaltige Farbe, Ausdünstungen aus Teppichboden, rauchende oder Duftstoffe benutzende Mitbewohner, irgendetwas war immer, was ihn krank werden ließ. Seit der Gründung der MCS Liga traf der rührige Schweizer auf viele weitere Chemikaliensensible, denen es ähnlich geht und hatte nur noch ein Ziel vor Augen: MCS-gerechter Wohnraum.

Jetzt hat Christian Schifferle es geschafft, sein lang gehegter Traum wird wahr. Im schweizerischen Uster wurde vergangene Woche die Wohnungsbaugenossenschaft „Gesundes Wohnen MCS“ gegründet. Deren Ziel ist es, in der gesamten Schweiz baubiologischen Wohnraum zu schaffen. Dieser soll in erster Linie Menschen mit MCS zugute kommen, aber selbstverständlich auch anderen Bevölkerungskreisen. Gleichzeitig stellte sich ein größerer Erfolg ein, die Stadt Zürich sagte zu, dass sie ein MCS Apartmenthaus baut. Zukunftsgerichtet denkend, erhofft man sich von Seiten der Stadt dadurch auch Bündelung von Knowhow für weitere gesunde Wohnprojekte, die vielen Menschen zugute kommen werden.

Sieben Zeitungsartikel in kürzester ZeitAnerkennung MCS

Zum Wochenende erschien ein weiterer Artikel im Züricher Tages-Anzeiger über die Umweltkrankheit MCS, mit dem gleichen Foto eines Artikels über Christian Schifferle wie vor einem Jahr. Thema war, dass die Stadt Zürich nun ca. 12 MCS-gerechte Wohnungen bauen will. Für Anfangs März sind Baubiologe Guido Huwiler und Christian Schifferle von der Stadt zur Begutachtung von möglichem Bauland eingeladen. Guido Huwiler hat bereits einen Beratungsauftrag durch die Stadt erhalten, das Projekt ist also auf gutem Weg. Im Endeffekt bedeutet dies eine weitgehende Anerkennung von Multiple Chemical Sensitivity (MCS) durch die Stadt Zürich. Ein Erfolg, der in Europa seinesgleichen sucht.

Nichts ist umsonst und Anstrengung lohnt

Erst vergangene Woche hatte der 53-jährige Schweizer MCS Aktivist eine große Strapaze auf sich genommen. Er flog von Zürich nach Hamburg, um an einer Talkshow teilzunehmen, die im Anschluss an einen Beitrag über ihn in der ZDF Sendung 37° ausgestrahlt wurde. Es war sehr schwierig für Christian Schifferle, denn eine Aktivkohlemaske allein reicht nicht, um hundertprozentig vor Reaktionen durch Flugzeugbenzin, Dieselabgase bei Start und Landung zu schützen. Im Flugzeug selbst ist mit Antiflammschutzmitteln, Rückständen von Reinigungslösungen und vor allem mit Chemikalien aus Parfums und Aftershaves der Mitreisenden zu rechnen. Trotz aller berechtigten Bedenken ging alles gut vonstatten. Christian Schifferle hat die Reise gut überstanden und sich auch von seinem Auftritt bei Johannes B. Kerner ganz gut erholt. Die Sendung 37° wurde am Folgetag wiederholt und durch eine spannende Expertendiskussion mit Dr. Tino Merz, Rechtsanwalt Tamm und Prof. Dr. Eikmann ergänzt. Christian Schifferles Einsatz hat sich also gelohnt, es war ein voller Erfolg. Über 100 positive Reaktionen erreichten ihn, auch bei der Schweizer Partnerorganisation MCS SOS und bei CSN und anderen deutschen MCS-Gruppen gab große Resonanz.

Ausruhen ist nicht, denn auf Los geht’s los

Für ein Ausruhen bleibt kaum Zeit, denn in etwas zwei Wochen wird die MCS- Wohnbaugenossenschaft, als deren Präsident Christian Schifferle gewählt wurde, konstituiert und beginnt mit der Arbeit. Der Start lief vom Fleck weg gut und verspricht weiteren Erfolg. Innerhalb von drei Wochen gab es sieben Zeitungsartikel über MCS in Schweizer Zeitungen. Unterstützung durch die Medien ist den Schweizer Chemikaliensensiblen weiterhin gewiss. Alles in Allem also ein toller Erfolg, den die Schweizer MCS Aktivisten zu verbuchen haben.

foto_wohnwagen_schnee-ii.jpg Als Krönung ist zu erwarten, dass für Christian Schifferle persönlich die beschwerliche Zeit im betagten Wohnwagen einem Ende zugeht. „Es wird auch wirklich Zeit“, meint er gegenüber CSN, „denn noch einmal zügeln (umziehen) schafft der treue alte Bursche wahrscheinlich nicht mehr. Schon beim letzten Zügeln hatte ich große Bedenken. Ja, und wohin auch?“

Zürich handelt zukünftsorientiert und nachhaltig

Sobald die Realisierung des Projektes beginnt, wird auch Heidi Stremminger mit von der Partie sein. Die Leiterin des Vereins MCS-SOS verfügt durch den Bau ihres eigenen MCS Hauses nämlich sehr viel Erfahrung mit der Auswahl schadstofffreier Baumaterialien und Lösungen für MCS-typische Problemstellungen während der Bauphase.

Die Stadt Zürich hat eine gute Entscheidung getroffen, indem sie 10-12 Apartments für Chemikaliensensible schaffen will, denn kein Anderer als Chemikaliensensible kann mit soviel know how einen größeren Beitrag zu gesundem Bauen leisten. Ein Risiko besteht ohnehin nicht, meinte Arno Roggo Leiter der Liegenschaftsverwaltung, denn die Wohnungen können in jedem Fall vermietet werden. Zürich zeigt Weitblick, den gesundes Wohnen ist nicht nur ein gegenwärtiger kurzfristiger Trend, sondern, wie in vielen anderen Ländern erkannt, bedeutet es Gesundheit und Leistungsfähigkeit, statt Krankheit durch Sick Building’s (kranke Gebäude), und es erhöht die Lebensqualität aller Menschen, die in solchen gesunden Wohnräumen wohnen und arbeiten dürfen.

Autor: Silvia K Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Februar 2008

Ausländische Wissenschaftler in der Medizin fragen: „What’s up in Germany“?

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Eine Frage, die immer wieder gestellt wird, wenn man sich mit Ärzten, Wissenschaftlern oder Organisationsleitern aus dem Bereich der Umweltmedizin aus den USA ganz pauschal über Studien zu Chemikaliensensitivität unterhält, lautet: „What’s up in Germany?“ (Was ist los in Deutschland?).

Der Grund: Bei den wissenschaftlichen Studien, die in den vergangenen 10 Jahren über die Erkrankung Chemikaliensensitivität (MCS – Multiple Chemical Sensitivity, WHO ICD-10 T78.4) veröffentlicht wurden, fallen die Deutschen aus dem Rahmen. Leider nicht im positiven Sinne.

Unter dem Teppich türmen sich die Fakten
Während auf internationaler Ebene Wissenschaftler davon ausgehen, dass mindestens 15% der Bevölkerung auf Alltagschemikalien wie z.B. Parfüm, frische Farbe, Autoabgase, Putzmittel im Niedrigdosisbereich reagieren, wird in Deutschland die Meinung künstlich am Leben gehalten, Chemikaliensensitivität sei selten, kaum erforscht, nicht existent, nicht diagnostizierbar und vor allem, dass die Krankheit psychisch bedingt sei. Demzufolge bleiben Erkrankte ohne medizinische Hilfe, erhalten keine Unterstützung, obwohl Ihre Gesundheit und Arbeitsfähigkeit in erster Linie von chemikalienfreien Räumlichkeiten und der Akzeptanz und Rücksichtnahme ihres Umfeldes abhängt.

Deutschland hält international Führung für MCS – Psychostudien
Betrachtet man alle seit 1945 veröffentlichten wissenschaftlichen Studien über Chemikaliensensitivität, wird auf einen einzigen Blick klar deutlich, dass die Behauptung, MCS sei eine rein psychisch basierende Erkrankung, nicht gehalten werden kann. Von bisher insgesamt 833 publizierten Studien gingen noch nicht einmal ein Viertel (199 / 24%) von einer psychischen Ursache aus. Von diesen 199 Studien und Veröffentlichungen erschienen alleine 62 in den vergangen acht Jahren, gegenüber 137 in den ganzen 54 Jahren zuvor. Merkwürdig, wo doch die Diagnostik sich in allen Bereichen der Medizin drastisch verbessert hat und Wissenschaftler über Möglichkeiten wie nie zuvor verfügen.

 

Deutschland spitzenmäßig? Eher wohl nicht
Von diesen 62 psycholastigen Studien und Veröffentlichungen in peer review Fachjournalen aus verschiedenen Ländern stammen etwas über 40% (25) aus Deutschland. Nicht schlecht, Herr Specht!

Wundert sich jetzt noch jemand, dass MCS Forschung aus Deutschland im englischsprachigen Raum auf Argwohn stößt und man von ernsthaft forschenden Wissenschaftlern und Medizinern aus den USA gefragt wird: „What’s up in Germany?“

 

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Februar 2008

Literatur: MCS Bibiliographie MCS psychische Ursache Zeitraum 10/99 – 4/2007

Schweiz: Vier auf einen Streich und Eins obendrauf

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Diese Woche ist für Schweizer Chemikaliensensible eine Woche zum strahlen und jubeln. Vier Artikel in einer Woche in Schweizer Zeitungen über Chemikaliensensitivität, dass ist ein Rekord, den wir in Deutschland nicht halten können. Schweizer kämpfen für Gerechtigkeit und sind gründlich, dafür sind sie weltweit bekannt. Und weil die Schweizer gründlich sind, setzten sie sogar noch Eins oben drauf. In dieser Woche wurde ein lang gehegter Traum von Christian Schifferle, Leiter der MCS Liga, wahr. Es wurde eine MCS Wohnungsbaugenossenschaft gegründet.

Ein Traum wird Realität
Christian Schifferle lebt seit 8 Jahren in seinem mit Alu ausgeschlagenen Wohnwagen. Kein Zuckerschlecken, gerade in der klammen Herbst- und kalten Winterzeit.

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Jetzt ist Ende in Sicht, denn diese Woche wurde die Wohnbaugenossenschaft „Gesundes Wohnen MCS“ gegründet. Christian Schifferle ist Präsident der Genossenschaft, die das Ziel hat, Wohnraum und Notunterkünfte für Chemikaliensensible zu schaffen. Ein Anteilschein kostet 500.- Fr. Über 35 Genossenschafter sind schon dabei, darunter 5 Ärzte, die Toxikologin Prof. Dr.Margret Schlumpf, Uni Zürich und der Schweizer Schauspieler Beat Marti.

Wer mutig vortritt findet immer ein offenes Ohr
Anfang Dezember letzten Jahres hatte Schifferle die zündende Idee sich zum Schweizer Bundeshaus nach Bern aufzumachen, um dort mit Politiker über die Situation chemikaliensensibler Menschen zu sprechen. Der Präsident der MCS Liga hatte ein großes Plakat gefertigt und teilte Flugblätter an die Parlamentarier aus, als diese zur Mittagspause herauskamen. Es waren über hundert Parlamentsabgeordnete, die Christian Schifferle ansprechen konnte, und die zum Teil sehr interessiert waren. Auch mit Bundesrat und Gesundheitsminister Couchepin kam er ins Gespräch. Schifferle erklärte ihm, dass es sich bei MCS um eine Umweltkrankheit und Chemikalienschädigung handle, die in der Schweiz noch nicht anerkannt ist, und die Betroffenen deshalb die Unterstützung engagierter Politiker benötigen.


Schweizer Parlamentarier hören betroffen zu

christian-flugblattaktion-k.jpgIdealerweise kamen nicht alle Parlamentarier gleichzeitig aus dem Schweizer Bundeshaus, sondern verteilt auf zwei Stunden. Damit hatte Christian Schifferle genügend Zeit, auf viele einzeln zuzugehen, u.a. Nationalrätin Pascale Bruderer SP,  Rolf Schweiger FDP, Anita Fetz, Josef Lang, Daniel Fischer, Gutzwiler FDP, Verena Diener, Grüne, Ursula Wyss, Vreni Allemann, Anita Thanei, Philippo Leutenegger, Aeschbacher, Paul Rechsteiner, Dr. med Yvonne Gilli Grüne, Fulvio Pelli FDP und andere. Es sei nicht die letzte Aktion dieser Art, teilte der Schweizer Aktivist gegenüber CSN mit. Der Erfolg der Aktion hat andere Chemikaliensensible davon überzeugt, dass es sich lohnt, Initiative zu zeigen, und beim nächsten Mal wollen weitere Schweizer MCS Erkrankte dabei sein.


MCS Aktivisten in der Schweiz brechen Rekorde
In der nächsten Woche werden die Schweizer MCS Aktivisten, die gerade wie Phönix aus der Asche aufsteigen, sich nicht schon gleich wieder zur Ruhe begeben. Im Gegenteil, drei Fernsehtermine im deutschen Fernsehen und ein Beitrag im Schweizer Lokalfernsehen sind anberaumt. Für den Fall, dass das noch nicht ausreichen sollte, um wieder alle Rekorde zu brechen, wird in den kommenden Wochen noch ein Buch über MCS erscheinen.

Erstes Schweizer Buch über MCS
„Ich kann Dich nicht riechen“, ist der Titel des Buches von Astrid Falk aus Wittenbach. Sie berichtet, welche Auswirkungen Chemikaliensensitivität in ihrem Alltag hat und was sie erleben musste. In dieser Woche publizierte das St. Gallener Tageblatt einen großen Artikel über die 48-jährige Frau, die ins Auge gefasst hat, eine weitere Selbsthilfegruppe für Chemikaliensensible in der Schweiz ins Leben zu rufen.

Aus Deutschland bleibt darauf nur noch zu sagen:


Ein Chapeau in die Schweiz und setzt weiterhin noch Eins obendrauf!

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

Schutzengel Helene erzählt über Begutachtungen von Chemikaliensensiblen:

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Es ist schön, dass die Möglichkeit, mit einem MCS-Schutzengel zu sprechen, sich Rat einzuholen oder sich den Kummer von der Seele zu reden, gerne von Euch in Anspruch genommen wird. Gründe dafür gibt es viele. Ein häufig von Euch angesprochenes Thema bei Schutzengel-Einsätzen sind Gutachten in EU-Renten- und Schwerbehindertenverfahren. Leider kann ich darüber nichts Positives berichten, denn Gutachter gehen dabei oft nicht gerade fair mit Chemikaliensensiblen um.

Oft beklagen meine Schützlinge, dass man sie äußerst unfreundlich und herablassend behandelt hat und dass sie sehr grob untersucht wurden. Das ist eine schlimme Entwicklung, denn auch Umweltpatienten haben eine Würde, wie jeder andere Mensch auch. Sollte man jedenfalls annehmen, denn Menschenwürde wird uns allen sogar durch das Grundgesetz zugesichert. Im täglichen Leben widerfährt es Chemikaliensensiblen leider ganz anders.

Die Gutachten werden bei Umweltkranken fast die Reihe durch, von Neurologen und Psychiatern durchgeführt. Diese Ärztegruppe verfügt aber meist nicht über die notwendigen Fachkenntnisse für eine objektive Begutachtung von Umweltkranken. So kommt es wie es kommen muss: In den Gutachten werden Chemikaliensensible psychiatrisiert – Umweltkrankheiten existieren für diese Ärztegruppe nicht. Neurologen und Psychiater begutachten eben nur aus ihrem subjektiven Blickwinkel heraus. Das ein ist ein trauriges Bild deutscher Umweltmedizin, ja sogar im gesamten deutschen Gesundheitswesen. Vielfältige internationale Studien belegen die Ursachen für Chemikaliensensitivität, während man sich in Deutschland sträubt, die Existenz umweltbedingter Erkrankungen öffentlich anzuerkennen. Immer wieder kann man lesen, MCS lasse sich nicht nachweisen. Das stimmt so nicht. Es ist ein Skandal, dass durch diese systematische Vorgehensweise, EU-Rentenantragsteller um ihre Rechte betrogen werden.

Aber was der Gipfel von dem Ganzen ist, dass mache Gutachter bewusst falsche Angaben in ihre Gutachten schreiben. Da werden aus den zum Gutachertermin mitzubringenden Fragebögen, vielfach wichtige Fakten nicht ins spätere Gutachten übernommen. Viele Angaben werden ganz und gar verdreht, so dass der zu begutachtende Patient in einem ganz falschen Licht dasteht. Das Krankheitsbild wird völlig anders, und zwar zum Nachteil des Patienten beschrieben. Da kann auch ein Schutzengel nicht mehr viel helfen, höchstens trösten. Ganz wichtig erachte ich, dass man einen guten Rechtsanwalt zur Seite hat, sonst sehe ich in Deutschland keine Möglichkeit, seine gerechtfertigten Ansprüche geltend zu machen. Man wird vom deutschen Gutachtersystem förmlich überrollt. Denn es geht um viel Geld und MCS-Kranke sind leider in einer schlechten Ausgangsposition. Sie gehören zu den gesellschaftlich Schwachen, auf Grund ihrer schweren Erkrankung und der fehlenden oder ignorierten, öffentlichen und behördlichen Anerkennung von MCS. Obwohl MCS (Multiple Chemikalien Sensitivität), CFS (Chronic Fatigue Syndrom) und FMS (Fibromyalgie) laut Schwerbehindertenrecht als Krankheit anerkannt sind, bescheinigen die Neurologen und Psychiater den Patienten in den Gutachten lediglich „somatoforme Gesundheitsstörungen“ in ihren Schwerbehinderten- und EU-Rentenverfahren.

Es ärgert mich und oft bin ich auch schockiert über das, was ich von Euch erfahre, bzw. auch von dem was ich auf diesem Gebiet bisher selbst erlebt habe. Z. B. wurden neulich jemandem Allergien als nicht existent ins Gutachten geschrieben, obwohl der Allergiepass mit vielen „echten“ Allergien vorgelegt, ja der Patient extra um Vorlage gebeten wurde. Es wird uns also nicht nur die Anerkennung unserer Überempfindlichkeiten verwehrt, man verleugnet sogar echte Allergien in den Gutachten. Ebenso wurden bspw. Krankheiten der Eltern, an denen der zu begutachtende Patient ebenfalls litt und andere schwerwiegende Symptome, nach denen der Gutachter den Patienten extra fragte, später im Gutachten nicht erwähnt. Andere Angaben wurden völlig anders dargestellt. Es ist ein Skandal, wie können Ärzte so grausam sein, immerhin haben sie alle den Eid des Hippokrates geleistet?!

Einige Gutachter tun auch ganz freundlich, verständnisvoll, hauen aber die Patienten dann hinterher im Gutachten so richtig in die Pfanne! Wahrscheinlich soll der Patient denken, dass der Gutachter nicht am ablehnenden Rentenbescheid schuld ist. Anders kann ich mir ein solch niederträchtiges Verhalten nicht erklären.

In was für einer Welt leben wir, in der man MCS verleugnet und somit schwerkranke Umweltpatienten demütigt und menschenunwürdig behandelt? Es wird gelogen was das Zeug hält und sogar betrogen, wo es nur geht. Es ist eine Schande! All das stimmt mich traurig und mir fehlen oft die Worte.
Ich bin neugierig auf Eure Erfahrungen zu diesem leidigen Thema. Scheut Euch nicht, mir zu schreiben, ich freue mich auf Eure Meldungen.

Herzliche Grüße von

Eurer Helene