Barrierefreiheit bei der Begutachtung von Behinderten
Umwelterkrankte mit MCS, auch beim Gutachter benachteiligt
Im Alltag, im Berufsleben und im sozialen Bereich sind Umwelterkrankte, die unter Chemikalien-Sensitivität (MCS) leiden, weitgehend ausgegrenzt. Barrierefreiheit, wie sie anderen Behinderte ermöglicht wird, existiert nicht. Selbst auf dem Papier nicht, obwohl MCS eine anerkannte körperlich bedingte Behinderung darstellt und die Anzahl der Erkrankten nicht unbeträchtlich ist.
Um Unterstützung zu erhalten und Behindertenschutz geltend machen zu können, beantragen Umwelterkrankte mit MCS eine Einstufung ihrer Behinderung. In den meisten Fällen wird eine medizinische Begutachtung anberaumt. Die Gutachter, die benannt werden, sind in der Regel jedoch weder fachlich für die Begutachtung von Umwelterkrankten mit MCS qualifiziert, noch verfügen sie über eine Praxis, die schadstoffkontrolliert ist. Das sind Erfahrungswerte, die durch zahlreiche Berichte Umwelterkrankter belegt und über Jahre gleich geblieben sind.
Begutachtungen im persönlichen Wohnumfeld der Umwelterkrankten mit MCS werden von Behörden und Institutionen zumeist kategorisch abgelehnt. Obwohl gerade eine Begutachtung im Wohnumfeld des Umwelterkrankten dem Gutachter besonderen Aufschluss über dessen Situation und Einschränkungen geben könnte. Gleichzeitig könnte die Benachteiligung Umwelterkrankter mit MCS, weil adäquate schadstoffkontrollierte Gutachterpraxen fehlen, ohne viel Aufwand ausgeglichen werden.
Thommy’s Blogfrage der Woche:
- Wie erging es Euch beim Gutachter, kamt Ihr mit den Räumlichkeiten klar?
- Waren der Gutachter und seine Praxisangestellten auf MCS eingestellt?
- Waren die Praxisräume, Toilette beduftet oder mit chemischen Mitteln gereinigt?
- Verzichtete man auf Parfüm, Aftershave, parfümierte Handcremes, etc.?
- Habt Ihr Reaktionen in den Räumlichkeiten erlitten, in denen die Begutachtung stattfand?
- Oder seid Ihr während der Begutachtung oder danach sogar kollabiert?
- Hat man Euch aufgrund fehlender schadstoffkontrollierter Praxisräume eine häusliche Begutachtung zugebilligt?
- Oder lehnte man Euren Vorschlag, zuhause zu begutachten, ab? Mit welcher Begründung?
Vor einem Jahr wurde ich zum Medizinischen Dienst einbestellt. Am Telefon war die Helferin freundlich und sagte, dass sie vorher lüften würden. Als ich hinkam war nichts mit gelüftet. Die Praxis roch nach Desinfektionsmittel und Duftstoffen aller Art. Der Gutachter hatte After Shave aufgelegt und meinte, ich soll mich nicht so haben, sonst müsse ich mich Zuhause verbarrikardieren. Als ich sagte, dass ich so leben müsse, meinte er das sei ein psychologisches Problem was ich hätte, sonst nichts und dass ich mich nicht reinsteigern solle.
@ Heike
Der Gutachter hat natürlich gegen mehrere Paragraphen verstoßen. Er hat dich total diskriminierend behandelt.
Nicht nur aus menschlicher, sondern auch aus juristischer Sicht darf er niemals so vorgehen, wie er es bei dir getan hat.
Im CSN-Forum findest du hilfreiche Tipps dazu von anderen Betroffenen.
Viele Grüße
Mirijam
@Heike
Das machen die nur bei Frauen, habe ich das Gefühl. Denn wenn Heike ein Horst gewesen wäre, wären in dem Fall die Fäuste geflogen!
War beim MDK, Hatte zuvor dort angerufen und um duftfreie Räumlichkeiten und parfümfreie Ärzte und Helferinnen gebeten, welches mir auch zugesagt wurde.
?Wie erging es Euch beim Gutachter, kamt Ihr mit den Räumlichkeiten klar?
Nein, ganz und gar nicht. Im Labor stand eine Lösemittelwolke. Im Arztzimmer stank es ebenfalls nach Desinfektionsmittel, dass ich öfters mal raus auf den Gang zum Fenster musste.
?Waren der Gutachter und seine Praxisangestellten auf MCS eingestellt? Nein, nein und nochmals nein
?Waren die Praxisräume, Toilette beduftet oder mit chemischen Mitteln gereinigt? Die Toilette war mit 3 verschiedenen Düften versehen. Der Klostein in der Toilette, ein Raumspray in der Ecke zum selber sprühen und Duftbrise an der Wand, welches kondinuierlich Düft versprühte.
?Verzichtete man auf Parfüm, Aftershave, parfümierte Handcremes, etc.? Nein. Der Arzt hat gestunken, als hätte er in Parfüm gebadet. (In seinem anschließendem Bericht stand, dass ich mich über die Düfte in der Praxis beschwert hätte, er aber davon nichts wahrgenommen hat)
?Habt Ihr Reaktionen in den Räumlichkeiten erlitten, in denen die Begutachtung stattfand?
Ja, ich konnte mich nicht mehr konzentrieren, bekam Durchfall, konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten und später bekam ich noch Fieber.
?Oder seid Ihr während der Begutachtung oder danach sogar kollabiert? Kollabiert bin ich noch nie, aber ich bekomme immer Durchfall und Fieber
?Hat man Euch aufgrund fehlender schadstoffkontrollierter Praxisräume eine häusliche Begutachtung zugebilligt? Nein
Jetzt sollich wegen meinem Rentenantrag begutachtet werden. Erster Vorschlag ein Rheumatologe, der mir telefonisch mitteilte, dass seine Räumlichkeiten für MCSler nicht geeignet wären und er eine Begutachtung ablehne. Später bekam ich einen Anruf, warum ich nicht zu Termin gekommen wäre (ich hatte überhaupt keinen Termin). Ich benachrichtigte die Rentenversicherung. Die Rentenversicherung hat nun eingesehe, dass eine Begutachtung in einer Praxis nicht möglich ist und wollen jetzt den letzten Krankenhausbericht abwarten, ob dann über meine Rente entschieden werden kann.
Meine Antwort hierzu könnt ihr unter
http://www.csn-deutschland.de/blog/2011/02/21/behordenkrieg-gegen-einen-jugendlichen-mit-chemikalien-sensitivitat/
http://www.csn-deutschland.de/blog/2011/02/22/macht-oder-ohnmacht-des-gerichts/
nachlesen!!!!
Meine Erfahrungen bei einem favorisierten Gutachter des Landessozialgerichts Essen(Anlass: Anerkennung einer Schwerbehinderung)
zu 1 – 6
Die Räumlichkeiten waren nicht geeignet für MCS Patienten.
Selbst meine Begleiterin, die kein MCS hat, fand die Raumluft des Zimmers, in dem ein EKG gemacht werden sollte und in dem ein Test geschrieben werden musste, auffallend schlecht.
Im Raum roch es stark nach Desinfektionsmitteln.
Die Saugnäpfe fürs EKG kamen wohl frisch aus dem Desinfektionsbad in einem Becken des Zimmers. Zudem wurden sie auch noch mit einem GEL versehen.
Das EKG konnte nicht zu Ende geführt werden, da ich recht schnell heftige Reaktionen hatte(Luftnot, Zittern, Herzrasen, hoher Puls, Schwindel, unkontrollierten Weinkrampf)
Die einzige Reaktion des Arztes, der das EKG abbrechen musste:
„Wovor haben Sie ANGST?“
Von MCS schienen wohl alle in der Klinik Bergmannsheil keine Ahnung zu haben.
Von diesem Raum aus musste ich anschließend zur Befragung des Gutachters in ein anderes Zimmer auf einer höheren Etage.
Den Weg dorthin konnte ich nur mit Hilfe meiner Begleiterin bewältigen, da ich großen Schwindel hatte und kaum auf den Beinen stehen konnte.
Dies teilte ich dem Gutacher mit. Doch es wurde – auch im Gutachten – einfach ignoriert.