Resonanz des Finanzministeriums zur Beschwerde über Problematik durch Duftbriefmarken

Als werbewirksame Besonderheit wurden den diesjährigen Wohlfahrtsbriefmarken Duftstoffe zugefügt. Für Behinderte, die unter Asthma, Duftstoffallergie, Chemikalien-Sensitivität leiden, ist ein solcher Duftstoffzusatz problematisch. Grenzwerte gelten für diese Personengruppen nicht, denn ihre Beschwerden werden häufig weit darunter, oft schon von Spuren bestimmter Substanzen, ausgelöst.

CSN wies am 11. Januar in einem Offenen Brief auf die besondere Problematik hin und bat um Stellungnahme. Das Schreiben war an Bundespräsident Dr. Horst Köhler, Frau Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg und Herr Dr. Wolfgang Schäuble gerichtet. Bis heute wurde keine Antwort darauf erteilt.

Eine Aktivistin, die sich ebenfalls an der Verbreitung der Duftbriefmarken störte, weil sie gesundheitliche Beeinträchtigung für Allergiker und Chemikaliensensible befürchtet, meldete sich ebenfalls zu Wort. Sie erhielt jetzt die nachfolgende Antwort vom Finanzministerium. Daraus ist zu erkennen, dass man die eigentliche zugrundeliegende Problematik in keiner Weise verstanden hat.

Antwort des Finanzministeriums, Referat Postwertzeichen:

Sonderpostwertzeichen-Serie „Für die Wohlfahrtspflege“ des Jahres 2010 Apfel, Erdbeere, Zitrone, Heidelbeere

Sehr geehrte Frau xxx,

vielen Dank für Ihre E-Mail vom 4. Januar 2010, mit dem Sie die Sonderpostwertzeichen-Serie „Für die Wohlfahrtspflege“ des Jahres 2010 ansprechen.

Die Idee für Duftmarken ist nur bei den Deutschlandmarken neu, im internationalen Postverkehr und auch bei einem weiteren in Deutschland tätigen Postdienstleister sind Duftbriefmarken schon seit längerem in Gebrauch.

Ich möchte Ihnen versichern, dass wir uns als Herausgeber im Vorfeld der Ausgabe intensiv damit beschäftigt haben, möglichst alle Belange – selbstverständlich auch die der Allergiker – umfassend zu berücksichtigen. Gerne informiere ich Sie darüber, welche Maßnahmen wir zum Schutz besonders empfindlich veranlagter Menschen getroffen haben.

Vor der Herausgabe dieser Briefmarken sind selbstverständlich die Empfehlungen des Umweltbundesamtes herangezogen worden. Zudem sind die Duftstoffbriefmarken von einem neutralen Institut auf ihren allergenen Gehalt und die Einhaltung üblicher Grenzwerte von bekannten allergenen Stoffen hin untersucht worden. Bei der Beschaffung  der verwendeten Duftöle wurde darauf geachtet, dass keine gesundheitsschädlichen Stoffe enthalten sind und Grenzwerte allergener Stoffe vergleichbarer Produkte nicht überschritten werden.

Die Menge an Duftfreisetzung ist sehr gering, da in den aufgedruckten kleinen Duftkapseln nur geringste Mengen an Öl enthalten sind. Hinzu kommt, dass beim Darrüberstreichen nur ein Teil der Kapseln den Duft freisetzen. Die Kontaktzeit mit der Duftfläche ist im Regelfall sehr kurz, so dass ein dauerhafter Einfluss auf die Haut ausgeschlossen werden kann. Im Übrigen sind auf größeren Gebinden, bei denen der Empfänger eine Vielzahl von Briefmarken und damit ein größeres Duftstoffpotential erwirbt, entsprechende Hinweise – vergleichbar der bei Kosmetikartikeln- aufgedruckt worden.

Im Rahmen der Briefbeförderung kann es durch den Bearbeitungsvorgang in den Briefverteil- und Stempelanlagen zu einer sehr geringen  Aktivierung der Duftkapseln kommen. Die Übertragung der Duftstoffe auf  andere Briefsendungen kann als unbedeutend angesehen werden. Im täglichen Sendungsstrom von ca. 70 Mio. Briefen ist der Anteil von Sendungen, die mit duftenden „Wohlfahrtsmarken“ freigemacht sind, minimal.

Ein nicht unbeträchtlicher Teil der hergestellten Postwertzeichen wird von Philatelisten postfrisch gesammelt und nicht zur Freimachung verwendet.

Als Absender haben Sie zusätzlich die Möglichkeit, andere Briefmarken ohne solchen Duftstoffzusatz, zu verwenden. Denn alle übrigen vom Bundesministerium der Finanzen herausgegebenen Briefmarken sind weiterhin duftstofffrei.

Mit freundlichen Grüßen

Im Auftrag

Timo Sur

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Timo Sur, M.A.

Bundesministerium der Finanzen

Leitungsstab

Referat Postwertzeichen

Berlin

7 Kommentare zu “Resonanz des Finanzministeriums zur Beschwerde über Problematik durch Duftbriefmarken”

  1. Clarissa 9. Februar 2010 um 21:28

    Meine Güte, warum können diese Bürokraten eigentlich nicht lesen, sollten sie doch lesen können, dann können sie den Sinn und Inhalt nicht verstehen.
    Es ist ein Trauerspiel mit den Angestellten die auch von meinen Steuergeldern bezahlt werden. Setzen, 6, Thema verfehlt.

  2. Schlumpf 9. Februar 2010 um 23:39

    Es gibt Menschen mit einer sehr starken Duftstoff-Allergie! Oder würde man einem Erdnuß-Allergiker einen Schokoriegel mit einem geringen Anteil von Erdnüssen als Zwangsernährung vorsetzen?

  3. Eike 10. Februar 2010 um 00:00

    Mal wieder eine typische Verarschung.
    Die haben nichts kapiert oder wollen nichts kapieren.

  4. Energiefox 10. Februar 2010 um 08:43

    Ich mache ein ähnlich unwürdiges Spielchen beim Schutz des Straßenbegleitgrüns mit. Bürger mähen es einfach wöchentlich ab und das bundesweit. Das Gesetz läßt es zu das Städte und Bundesländer es dem Bürger verbieten, doch ist stoße auf Granit.

    So auch das Beduften der Briefmarken, es ist total hirnrissig und überflüssig. Ich habe früher bei einer Behörde gearbeitet, die gehen nach Verfügungen und wenn eine Verfügung es erlaubt, handeln die nicht.
    Es ist ein riesiges Trauerspiel, es schädigt unnötig Leute und verschwendet auch noch Energie. Wo bleibt da die immer wieder so groß angemahnte Energieeffizienz und der – Menschen – Umweltschutz?
    Gruß Energiefox

  5. yolande 10. Februar 2010 um 18:15

    Es gäbe hier nur eine Möglichkeit dass Hirne von Beamten die mit Steuergeldern ihren Lebensunterhalt gesponsort bekommen: die gleichen Pflichten/Rechte/Anforderungen wie in der Privatwirtschaft.
    Keinerlei Privilegien und keinerlei Sicherheiten.

    Ob dann das geschriebene Wort nicht doch verstanden werden täte?

    Dann wenn’s auch an den eignen Speck gehen würde…denn das ist die beste Motivation aus statischen Systemen dynamische zu machen.

    Leider tut sich das nicht von selber und wer würde es wagen diese allgemeine Massenproblematik in die Hand zu nehmen? Wer denn hat heute noch so viel Mut zu einer gewissen Gerechtigkeit unter dem schaffenden Volk?

  6. Maria Magdalena 13. Februar 2010 um 00:12

    Meines Erachtens erfüllt diese Aktion den Tatbestand der Körperverletzung, weil Allergiker und Chemikaliensensible auf geringste Mengen von Duftstoffen mit zum Teil schwersten Symptomen reagieren können. Das ist ein unumstößliches medizinisches Faktum.

    Und aufgrund der Tatsache, dass diese sehr zahlreichen Patienten nun mal als Bürger dieses Landes nicht in der Lage sind zu verhindern, dass sie mit den kritischen Stoffen in Berührung kommen, da sie auch Empfänger wichtiger Post-Sendungen sind, für die sie die Duftbriefmarken nicht gekauft haben, werden sie dem gesundheitlichen Risiko rücksichtslos ausgesetzt.

    Hier ist noch einmal der Link zu einer Studie über die Gefährlichkeit von Duftstoffen, die im CSN-Blog vorgestellt wurde.

    Der wissenschaftliche Beweis lautet:

    Duftstoffe lösen Asthma aus! Dabei spielt die Konzentration keine Rolle, denn bei sensibilisierten Personen reichen oft kleinste Spuren aus, um schwere gesundheitsgefährdende Reaktionen auszulösen.

    Hier ist der Beitrag:
    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/06/12/studie-beweist-asthma-durch-parfumwerbung-in-zeitschriften-ausgeloest/

  7. Jürgen 13. Februar 2010 um 13:00

    Wir hatten das böse Spiel doch schon mal vor ein paar Jahren, die Post bot m.W. Duftpakete an. Das war damals schon übel, es wurden nämlich durch den Transport die „Duftstoffe“ auf andere cleane Pakete übertragen. Bei den blödsinnigen Marken könnte das ähnlich sein. Das UBA warnt schon seit Jahren vor der willkürlichen Freisetzung von „Duftstoffen“. Wissen die wirklich nicht was die andere Hand tut, oder sind die Auswirkungen verfehlter Bildungspolitik in Ministerien angekommen – Legasthenie? Die Attacken durch andere Duftemittenten reichen doch wirklich und werden von mir als gefährliche Körperverletzung eingestuft. Hey ihr Poli-tiker ihr lebt nur in einer Welt mit endlichen Ressourcen, die erholen sich nicht, da ihr alle Regenerationsflächen systematisch immer schneller nachhaltig vernichtet. Wann tickt ihr mal wieder richtig?

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