Dysfunktion des Gehirns bei Patienten mit Multiple Chemical Sensitivity festgestellt

Gehirn zeigt Auffälligkeiten bei MCS-Patienten

 

Eine aktuell in der medizinischen Fachzeitschrift Journal of Neurological Science erschienene Studie berichtet über Patienten, die unter MCS – Multiple Chemical Sensitivity leiden und bei denen nachgewiesen wurde, dass hirnorganische Störungen durch Chemikalienexposition eintreten. (1) Das Wissenschaftlerteam des Universitätshospitals Vall d‘ Hebron in Barcelona setzte Provokationstests ein und ermittelte danach durch eine radiologische Untersuchungsmethode und psychometrische Testverfahren die Veränderungen in der Hirnfunktion bei den MCS-Patienten. Es konnten neurokognitive Beeinträchtigungen bei den Chemikalien-sensiblen festgestellt werden. Die pathologischen Ergebnisse bei den MCS-Patienten bestätigen die Ergebnisse von vier vormals von amerikanischen Wissenschaftlern durchgeführten SPECT Studien. (2-5)  

Provokationtest zeigt Unterschiede bei MCS-Patienten

Für ihre Studie hatten die spanischen Wissenschaftler eine Probandengruppe ausgewählt, die aus Patienten mit diagnostizierter MCS und einer Kontrollgruppe aus gesunden Personen bestand. Alle Probanden wurden unter kontrollierten Bedingungen Chemikalien in nicht toxischer Dosis ausgesetzt. Nach der Provokation wurde ein SPECT Scan (photon emission computed tomography) durchgeführt, als auch validierte psychometrische Tests. Mittels dieser verschiedenen Untersuchungen konnten die Wissenschaftler eine Veränderung der Durchblutung des Gehirns und der kognitiven Auswirkungen bei den Patienten feststellen. 

Im Vergleich zu den Kontrollpersonen wiesen die MCS-Patienten nach der Provokation mit Chemikalien eine Minderperfusion in verschiedenen Teilen des Gehirns auf. Die verminderte Durchblutung wurde vor allem in den Bereichen, in denen Geruch verarbeitet wird, dem rechten und linken Hippocampus, dem rechten Parahippocampus, der rechten Amygdala und den rechten temporalen Regionen des Cortex festgestellt. 

MCS, eine Krankheit organischen Ursprungs

Im Vergleich zu den Kontrollpersonen wiesen MCS-Patienten eine geringere Lebensqualität und verminderte neurokognitive Funktion auf. Bei den MCS-Patienten verschlechterte sich neurokognitive Funktion nach Chemikalienexposition. 

Das spanische Wissenschaftlerteam geht aufgrund der Untersuchungsergebnisse davon aus, dass MCS eine neurogene Ursache hat, weil die provozierten Chemikalienexpositionen eben diese neurokognitiven Beeinträchtigungen verursachten und weil das SPECT Scan Fehlfunktionen des Gehirns insbesondere in den geruchsverarbeitenden Arealen aufwies, was somit für MCS einen organischen Ursprung nahelegt.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 7. Dezember 2009

Literatur:

  1. Orriols R, Costa R, Cuberas G, Jacas C, Castell J, Sunyer J., Brain dysfunction in multiple chemical sensitivity, J Neurol Sci. 2009 Oct 2. 
  2. Heuser G, Mena I, Alamos F (1994) NeuroSPECT findings in patients exposed to neurotoxic chemicals. Toxicol Ind Health 10, 561-571. 
  3. Simon TR, Hickey DC, Fincher CE, Johnson AR, Ross GH, Rea WJ (1994) Single photon emission computed tomography of the brain in patients with chemical sensitivities. Toxicol Ind Health 10,573-577. 
  4. Fincher CE, Chang TS, Harrell EH, Kettelhut MC, Rea WJ, Johnson A, Hickey DC, Simon TR (1997) Comparison of single photon emission computed tomography findings in cases of healthy adults and solvent-exposed adults. Am J Ind Med 31,4-14. 
  5. Fincher CE, Chang TS, Harrell EH, Kettelhut MC, Rea WJ, Johnson A, Hickey DC, Simon TR (1997) Comparison of single photon emission computed tomography findings in cases of healthy adults and solvent-exposed adults: Correction of previous results. Am J Ind Med 32,693-694.

10 Kommentare zu “Dysfunktion des Gehirns bei Patienten mit Multiple Chemical Sensitivity festgestellt”

  1. Galaxie 7. Dezember 2009 um 13:46

    Hallo,

    ich habe 1996 auch so eine Spect-Untersuchung bei Dr. Labouvie in Leutkirch machen lasse, aber hier wird das ja nicht anerkannt. – Dr. Labouvie hat auch Studien darüber gemacht.

    – vielleicht wird das ja in Spanien akzeptiert.

    Grüsse v. galaxie1

  2. Silvia 7. Dezember 2009 um 13:58

    Hallo Galaxie,

    die Studie von Labouvie hatte ein gemischtes Patientenkollektiv, sie war keine Studie die auf MCS-Patienten ausgelegt war. Deshalb habe ich sie in meinem Artikel nicht aufgeführt.

    Anerkannt ist SPECT schon, nur wird allzugerne versucht solche Belege unter den Tisch fallen zu lassen. Bei manchen Ärzten ist es auch einfach Unwissenheit, die haben keinen Plan was ein SPECT ist und was ein pathologisches SPECT Ergebnis im Alltag eines Patienten bedeutet. Ziemlich peinlich, dass Patienten in vielen Fällen mehr darüber wissen als die Mehrzahl der Ärzte.

    Viele Grüsse,
    Silvia

  3. Analytiker 7. Dezember 2009 um 15:02

    Ich erachte den allgemeinen Zustand, dass Patienten mehr über SPECT & Co. wissen, als viele Mediziner, als oberpeinlich.

    Dass man diese MCS belegenden wichtigen Untersuchungsergebnisse systematisch unter den großen Teppich kehrt, stellt für meine Begriffe ein Verbrechen an Umweltkranken dar, das in der Medizin seines Gleichen sucht.

    Patienten mit Multipler Chemikaliensensitivität werden m. E. von vielen Mediziner und Gutachtern belogen und um ihre berechtigten Ansprüche betrogen.

  4. Spider 7. Dezember 2009 um 19:07

    SPECT und PET sind anerkannte Untersuchungsmethoden, nur bei MCS Kranken ignoriert man diese wichtigen Fakten die Reihe um.

    Gerne lese ich derartige fundierte Studienergebnisse, weil sie weiter belegen, dass MCS Fakt ist und somit kein Hirngespinnst der Betroffenen. Dass man MCS Kranken immer wieder gerne Rentenbegehren andichtet und wichtige Befunde ignoiert, müsste strafrechtlich verfolgt werden.

    Ich schließe mich meinen Vorrednern an, das SPECT wie auch PET -Handling in Deutschland bzgl. MCS ist völlig inakzeptabel. Fundierte Befunde müssen in die Diagnostik einbezogen werden, alles andere ist Handeln am Patienten vorbei. Der einst geleistete Eid sollte vielleicht öfter einmal aufgefrischt werden.

  5. Henriette 7. Dezember 2009 um 20:34

    Soweit ich weiß werden SPECT und PET in der Forschung eingesetzt, bspw. um neue Medikamentenwirkstoffe zu testen, die wir als Patienten dann irgendwann von unserem Arzt verschrieben bekommen.

    Umso unverständlicher ist es, dass man auf der einen Seite SPECT und PET Untersuchungsergebnisse zulässt, im Gegenzug jedoch bei MCS Kranken bei Gutachten und in Sozialverfahren, SPECT und PET komplett außen vor lässt. Hier wird mit zweierlei Maß gemessen. Mit den avisierten Medikamenten lässt ich bekanntlich Kasse machen, ehrliche Gutachten und Diagnosen kosten oftmals Geld…

  6. PappaJo 8. Dezember 2009 um 08:45

    Es wird immer nur zugelassen womit auch „Geld“ verdient werden kann!!! Das zeigen auch einige Tierversuche. Um Medikamente zu testen, um diese in den Handel zu bringen, macht man Versuche an Tieren. Tierversuche die beweisen sollen das Menschen an xy erkranken können, werden auch da nicht akzeptiert.

    Der moderne Industriemensch wird nach Strich und Faden verarscht und die „noch“ gesunden sind zu träge das zu erkennen und sich dagegen zu wehren.

  7. Silvia 8. Dezember 2009 um 19:38

    Die SPECT Ergebnisse in Abrede zu stellen ist inkompetent. Insbesondere dann, wenn gleichzeitig psychometrische Testergebnisse vorliegen, die genau die Defizite aufzeigen die das SPECT bildlich darstellt.

    Es sei auch darauf hingewiesen, dass in anderen Bereichen der Medizin bei SPECT und PET Diagnostik von Goldstandard gesprochen wird. Warum soll die Untersuchung bei toxisch Geschädigten irrelevant sein? Viele Chemikalien wirken neurotoxisch und hinterlassen demgemäß Schäden im Gehirn.

    Konfrontiert die Leugner mit den wissenschaftlichen Fakten.

  8. Galaxie 11. Dezember 2009 um 22:11

    Ihr habt alle vollkommen recht. – Das darf nicht so weiter gehen denke ich und es muß was passieren. Politiker wissen auch bescheid. – Die sollten auch mehr für uns aktiv werden, besonders was die Gesetzgebung anbelangt. – Es muß gehandelt werden.

    Grüsse v. Galaxie!

  9. Sina 3. Januar 2010 um 17:38

    Also,ich habe eine PET-Untersuchung hinter mir. Das ist schon eine gute Sache, da man sie als MCS-Kranker u.U. aushalten kann.

    Und somit wissen die Angehörigen endlich auch bescheid, daß es eigentlich keine psychische Erkrankung ist.

    Aber natürlich trifft einen so eine Untersuchung, wenn man mitgeteilt bekommt, daß das Gehirn malade ist. Ist klar !!!

    Viele Grüße von Sina

  10. Sina 3. Januar 2010 um 17:52

    P.S. Und der Umweltmediziner kann dementsprechend handeln. Das ist doch was !!! Oder?

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