Arbeit und Renovierung im Büro – Resultat: Diagnose MCS

Aktenordner, bedrucktes Papier lösen Gesundheitsbeschwerden aus

Seit 01.09.1983 war ich als Lohn- und Finanzbuchhalterin in einer Spedition mit 28 Std./Wo. angestellt. Ende 92 wurde für die Disposition eine Büroerweiterung vorgenommen. Im Zuge dieser Umbaumaßnahmen wurde dort auch eine Fußbodenheizung eingebaut. Nach einem Wassereinbruch (ca. 98) zeigten sich im Fußboden Blasen, später wurden daraus Löcher und offene Fugen, die aber nicht repariert wurden. Im Oktober 2005 wurde dann die Fußbodenheizung repariert, da sie „zu heiß“ wurde. Ende August 07 kam es aufgrund des undichten Dachs erneut zu einem großen Wassereinbruch in der Dispo. Um die Räume auszutrocknen, hatte die damalige Geschäftsleitung die Fußbodenheizung über Nacht voll aufgedreht. Fenster und Türen hielten sie jedoch geschlossen. Am folgenden Tag gingen wir wie gewohnt zu unserem Büro und sahen dort eine enorme Giftgaswolke. Wir rissen sofort sämtliche Fenster und Türen weit auf. 

An diesem Tag begann unsere Leidensgeschichte. Betroffen sind Herr S. (kaufm. Leiter, geb.1963), Frau H. (Auszubildende, geb.1986) und ich. 

Der Fußboden dieses Büros wurde samt Kleber am 01.10.07 von dem Baubiologen Herrn Dr. Hiltner untersucht. In den Proben fanden sich verschiedene VOC: 2-Ethyl-1-Hexanol, n-Butanol, Isobutanol, 1-Methyl-2-pyrrolidon, Longifolen (Terpene) etc. In der Beurteilung des Baubiologen heißt es:

„In unterschiedlichem Ausmaß sind alle Stoffe schleimhautreizend, leber- oder nierenschädigend und können bei längerer Einwirkung Konzentrationsschwäche und Benommenheit hervorrufen… Generell können die gesundheitlichen Reaktionen insbesondere auf Gemische solcher Stoffe sehr unterschiedlich ausfallen…

Wie sich im Nachhinein herausstellte, hätte auch der damals benutzte Kleber niemals verwendet werden dürfen. Er ist für Fußbodenheizungen nicht geeignet und härtet deshalb unter dem Fußboden nie aus. 

Mein Hausarzt stellte bei mir im November 99 bei einer Routineuntersuchung leicht erhöhte Leberwerte fest: Gamma-GT: 37,6 (Normalwert: bis 36).  Den genauen Auslöser dafür kannten wir damals noch nicht, Alkohol konnten wir aber ausschließen. Die nächste Blutuntersuchung war im April 06: Gamma-GT: 134, GLDH 9,6 (Normalwert: bis 5,1). 

Nun forderte mein Hausarzt eine Abklärung dieser erheblich erhöhten Werte. Nachdem keine weiteren Gesundheitsstörungen festgestellt werden konnten, diagnostizierte der Arzt nach etlichen Laboruntersuchungen eine autoimmune Lebererkrankung. Halbjährliche Kontrollen zeigten, dass die Werte (evtl. auch aufgrund der Einnahme von Mariendistel, etc.) bis Mai 07 auf  63 / 5,4 sanken. 

Zu dieser Zeit hatten meine Kollegen zwar nicht mit erhöhten Leberwerten zu kämpfen, dafür aber klagte vor allem unser Disponent über häufige Kopfschmerzen, Unwohlsein und zahlreiche grippale Infekte. Seine Launen wurden mit der Zeit unerträglich. Eine Alkoholunverträglichkeit kam später dazu. Er kündigte 2003. Sein Nachfolger klagte ebenfalls bald über Kopfschmerzen. Auch sein Verhalten wurde recht bald launisch.

Mein Kollege, Herr S., und ich saßen im angrenzenden Büro, das über ein großes Schiebefenster zur „Dispo“ verfügt. Tagsüber war dieses Fenster häufig und nachts immer geöffnet. Auch wir beide hatten Erkältungen und „Dauerschnupfen“ und litten darüber hinaus auch noch unter Konzentrationsschwäche. 

Der zweite Wassereinbruch am 23.08.07 und die dadurch entstandene enorme „Giftgaswolke“ verschlimmerte unseren Gesundheitszustand erheblich. Zu erhöhten Leberwerten, Kopfschmerzen, Erkältungen und Dauerschnupfen kamen bereits wenige Tage nach der Gaswolke, schon am 27.08.07, neue Symptome hinzu: Juckreiz, Lippen- und Augenbrennen/-tränen, Hautausschlag, Konzentrationsschwächen, Zittern, innere Unruhe, Seh- und Wortfindungsstörungen, Aggressivität. 

Wir versuchten durch das Öffnen der Fenster und sogar durch das zeitweilige Verlassen der Büroräume die Belastung so gering wie möglich zu halten. Die Krankheitszeichen verschlechterten sich jedoch zusehends. 

Wir zogen deshalb am 22.10.07 in eine leer stehende Wohnung im angrenzenden Wohnhaus um, samt unserer EDV und den nötigsten Ordnern. Zu dieser Zeit wussten wir bereits, dass bedrucktes Papier einer der Hauptauslöser unserer Symptome war. Deswegen hatten wir die Drucker auch schon nicht mehr auf unseren Schreibtischen stehen, sondern sie bei geöffnetem Fenster im Bad untergebracht. Durch den Büroalltag kamen aber natürlich trotzdem jeden Tag eine Menge neuer Ausdrucke dazu. Wir arbeiteten mittlerweile überwiegend auch bei offenen Fenstern. Das Arbeiten im Wintermantel war aber unser kleinstes Problem, denn unsere Symptome blieben. Der Umzug hatte leider nichts daran geändert. 

Daraufhin baten wir unseren betriebsärztlichen Dienst (BAD) um Hilfe. Dieser hatte keinerlei Erklärung für unsere „Erscheinungen“. Eine Blutuntersuchung am 11.10.07 ergab bei mir einen Gamma-GT von 92. Bei der Urinuntersuchung wurde Ameisensäure mit 16,7 belegt (Normalwert: bis 15). Der Betriebsarzt deutete dies mit „Formaldehyd im Körper“. Als ich auf meine roten Augen aufmerksam machte, meinte er nur: „die hat doch heut jeder“. 

Vom 8. bis 22.11.07 lies der BAD immerhin Luftschadstoffmessungen in der Firma durchführen (Firma Dräger Safety, Lübeck). Erhöhte Werte wurden u.a. festgestellt für: Cyclohexan, Ethylacetat und Terpene. Man gab uns nur den Rat, zu lüften. 

Im November 07 bekam ich Gürtelrose, Frau H., unsere neue Auszubildende, wurde mehrfach krankgeschrieben, nachdem bei ihr bereits Lähmungserscheinungen auftraten. 

Mein Hausarzt konnte die Fülle der Symptome nicht mehr einordnen und riet mir dringend, den Umweltmediziner Dr. Noppeney in Bayreuth aufzusuchen. Dieser diagnostizierte bei uns drei Büroangestellten am 20.12.07 MCS. Mein Gamma-GT lag nun bei 131. Zur Stärkung der körperlichen Selbstheilungskräfte empfahl er uns zunächst ein Nahrungsergänzungsmittel. Ab dem 08.01.08 versuchten wir uns zusätzlich bei ihm mit Matrix-Regenerations- und Bioresonanztherapie zu entgiften, anfangs wöchentlich. Die Behandlung mit einem ZMR-Gerät (Zell-Milieu-Revitalisierung) kam Ende Januar 08 dazu. An den Behandlungstagen ging es uns besser. Jedoch spätestens am zweiten, dritten Tag danach waren die Symptome wieder da. 

Am 04.01.08 hatten wir die Unfallmeldung an die zuständige Berufsgenossenschaft erstattet. Zahlreiche Telefonate und schriftliche Aufforderung, uns zu helfen, folgten – leider ohne den geringsten Erfolg. 

Bei einer Blutuntersuchung am 16.04.08 hatte ich durch die Behandlung bei Herrn Dr. Noppeney nur noch einen Gamma-GT von 65 (der GLDH war mit 3,3 in Ordnung). Die Symptome hatten sich allerdings noch nicht wesentlich gebessert. Dr. Noppeney sagte nur noch: „Sie müssen da raus!“ 

Doch an ein Aufhören im Büro war zu diesem Zeitpunkt nicht zu denken. Nach der Insolvenz der ersten Firma im April 2007 hatten wir unter neuer Leitung im gleichen Gebäude weitergearbeitet. In der neuen Speditionsfirma waren wir drei nun die einzigen kaufmännischen Mitarbeiter. Unser Fehlen hätte das sofortige Aus für die neue Firma bedeutet, an eine Krankschreibung oder gar Kündigung war daher zu diesem Zeitpunkt nicht zu denken. Also arbeiteten wir weiter.  

Wirtschaftliche Schwierigkeiten zwangen den neuen Chef am 02.06.08 dennoch dazu, Insolvenzantrag zu stellen, worauf uns Herr Dr. Noppeney am 05.06.08 endlich wegen MCS krankschreiben konnte. Krankengeld erhielten wir ab dem 17.07.08. 

Im Juni und September 08 bekam ich Blasenentzündung, die mit Ciprofloxacin behandelt wurden. Die Werte schnellten wieder nach oben: Gamma-GT 110, GLDH 17,3. 

Zwischenzeitlich hatten Herr S. und ich bei der Berufsgenossenschaft einen Antrag auf Erstattung unserer Krankenkosten gestellt, die sich bis März 08 mittlerweile auf ca. 1.700€ Person beliefen. Nachdem dies abgelehnt worden war, legten Herr S. und ich am 22.08.08 über unsere Anwältin Widerspruch ein. 

Nach Rücksprache mit meiner Sachbearbeiterin bei der IKK (später TK), suchte ich am 03.09.08 Rat beim medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK). Ich schilderte meine Situation: Meine Symptome waren im Freien stets kaum vorhanden, in geschlossenen Räumen traten die Symptome je nach Umgebung sofort wieder auf. In meiner eigenen Wohnung fühlte ich mich wohl, solange keine Zeitung oder ähnliches im Zimmer lag. In anderen geschlossenen Räumen konnte ich andere auslösende Ursachen nicht immer sofort erkennen. Die Ausdünstungen, auf die ich reagierte, konnten von allem möglichen stammen: von Putzmitteln, Computern, gummibezogenen Sportgeräten, Kleidungsstücken, Teppichen, Druckerzeugnissen aller Art etc. Nachdem ich nicht mehr den Dauerausdünstungen des Büros ausgesetzt war, konnte ich mehr und mehr symptomauslösende Ursachen erkennen und benennen. Den Sachbearbeiter beim MDK machte ich darauf aufmerksam, dass bereits die von mir (in Folien) mitgebrachten Ausdrucke der verschiedenen Messergebnisse Reaktionen auslösten. Meine rot werdenden Augen bei seinem  kurzen Durchblättern waren nicht zu übersehen. 

Das Gutachten des MDK attestiert: „Die Erwerbsfähigkeit im erlernten Beruf ist nach geltenden Richtlinien zumindest erheblich gefährdet…. Durch eine medizinische Reha-Maßnahme ist wahrscheinlich keine Besserung des Erkrankungsbildes MCS zu erzielen… 

Trotzdem wurde ich von der Krankenkasse zwei Wochen später dazu aufgefordert, einen Reha-Antrag zu stellen. Schon das Ausfüllen der Formulare war eine Qual. Die Ablehnung der Reha bekam ich am 20.12.08 mit der Begründung:

„Verdacht auf somatoforme Störung. Wir halten nervenärztlich-psychotherapeutische Diagnostik und Mitbehandlung für ausreichend.“

Obwohl ich wusste, dass diese Begründung falsch war, legte ich dagegen keinen Widerspruch ein, denn ich wollte ja auch gar nicht an einen mir unbekannten Ort, von dem ich nicht sicher wusste, ob die Ausdünstungen dort auch wirklich schadstofffrei wären. Vor einer solchen Situation hatte ich Angst, da eine Kur in diesem Falle absolut kontraproduktiv gewesen wäre. 

Am 25.03.09 reichten wir (Herr S. und ich) nach der Beratung mit unserer Anwältin gegen die Ablehnung auf Erstattung der Krankenkosten Klage gegen die Berufsgenossenschaft beim Sozialgericht Bayreuth ein. Grund: Eintrittspflicht aufgrund Vorliegens eines Arbeitsunfalls; Vorliegens einer Berufskrankheit. 

Mein zwischenzeitlich beim Integrationsamt gestellter Antrag auf Anerkennung einer Behinderung wurde mit Bescheid vom 26.06.09 mit folgender Begründung abgelehnt: 

„Bei der Beurteilung sind wir von folgenden Erwägungen ausgegangen: Die anfangs erheblich erhöhten Leberwerte sind inzwischen deutlich gesunken. Mit weiterer Normalisierung ist zu rechnen. Bei entsprechender Kontaktvermeidung mit den identifizierten Chemikalien sind keine dauerhaften Beeinträchtigungen oder Schädigungsfolgen zu erwarten. Deshalb war diese Gesundheitsstörung mit einem GdB von 10 zu bewerten.“ 

Bei der Antragstellung hatte ich angegeben, auf welche Dinge und an welchen Orten ich Reaktionen zeige. Die vom Integrationsamt geforderte „Kontaktvermeidung“ bedeutet für mich aber eigentlich nichts anderes, als jedes Mal sofort zu flüchten, sobald aufgrund einer schädlichen Ausdünstung die ersten Symptome auftreten. Das ist aber leider nicht immer möglich. 

Gegen den Bescheid vom Integrationsamt legte ich keinen Widerspruch ein, da ein Beratungsgespräch beim VDK  ergab, dass es sinnvoller sei, einen Antrag auf Erwerbsunfähigkeitsrente zu stellen. Ein Widerspruch gegen das Integrationsamt würde diesen Antrag behindern oder zumindest verschleppen. 

Die TK bat mich am 01.07.09, erneut beim MDK vorzusprechen. Bei dem dort erneut angefertigten Gutachten bescheinigte mir der Gutachter zwar eine Verschlechterung meines Gesundheitszustandes:

„Unverändert bleibt festzustellen, dass die Erwerbsfähigkeit im erlernten Beruf … erheblich gefährdet ist… Gleichzeitig attestierte er mir aber auch: „unverändert kann von einem positiven, vollschichtigen Leistungsvermögen in einem beruflichen Umfeld welches nicht mit den entsprechenden Chemikalien belastet ist, ausgegangen werden.“ Daraufhin wurde ich am 17.07.09 von der TK aufgefordert, mich ab 18.07.09 beim Arbeitsamt arbeitssuchend zu melden. 

Allein das Vorsprechen im Arbeitsamt war Horror für mich: Formulare, laufender Drucker des Sachbearbeiters vor meiner Nase, Broschüren usw. Aber wie hätte der Sachbearbeiter reagiert, wenn ich die Flucht ergriffen hätte? Auf meinen Hinweis zu Beginn unseres Gesprächs, das mich vor allem die beim Ausdrucken entstehenden Ausdünstungen krank machen, hatte er vorher nur geantwortet:

„95000 Mitarbeiter der BA arbeiten mit diesen Druckern und wir haben einen technischen Dienst. Mir ist kein einziger Krankheitsfall bekannt.“

Also blieb ich sitzen und wartete auf meine Formulare und weitere Anweisungen. 

Meine ausgefüllten Formulare (schon wieder massiver Kontakt) gab ich bei meiner Sachbearbeiterin ab. Interessanterweise lag ihr innerhalb von wenigen Tagen ein Gutachten des AA-Arztes vor: es war fast wortwörtlich vom MDK übernommen und hatte lediglich im Satzbau kleine Änderungen. 

Seit 05.08.09 bin ich EU-Rentenantragstellerin. Da ich vor 1963 geboren bin, habe ich Hoffnung, dass eine Berufsunfähigkeit zumindest zu einer halben EU-Rente führt.

Einen Verhandlungstermin wegen der Klage gegen die Berufsgenossenschaft gibt es noch nicht. 

Im Moment bin ich arbeitslos und muss mir eine Vollzeitstelle als Gehilfin im gärtnerischen Bereich suchen (aufgrund meiner eigenen Aussage, dass es mir in meinem Garten am besten gehe). 

Es gibt Tage, an denen ich denke, ich wäre gesund. Im Urlaub zum Beispiel, wenn ich keine Wander- oder Landkarte in die Hand nehme. Einfach immer dann, wenn ich es schaffe, „mich fernzuhalten“. Aber jedes noch so kleine bedruckte Blatt Papier in meiner Nähe, und die Symptome kehren sofort wieder zurück. Auch andere normale Alltagssituationen können für mich zu einem Problem werden: beim Einkaufen die Ausdünstungen neuer Kleidung in den Geschäften, beim Arztbesuch eine laufende EDV-Anlage, Patienten blättern in Zeitschriften. 

Die letzten Blutwerte vom 17.07.09: Gamma-GT: 72, GLDH:6,4. 

Der Gesundheitszustand von Herrn S. ist noch schlimmer als mein eigener: beim ihm führen noch mehr Faktoren dazu, dass die Symptome wieder ausbrechen. Weitere Beeinträchtigungen, wie Atemnot und Schweißausbrüche kamen bei ihm dazu.

Frau H. wurde nach insgesamt nur sechs Wochen Krankengeld von ihrer Krankenkasse (AOK) dazu aufgefordert, sich beim Arbeitsamt zu melden, was sie auch tat. Ihre Symptome sind nach wie vor unverändert. 

Ich bedanke mich für CSN Veröffentlichungen, die mir (uns) schon viel dabei geholfen haben, MCS zu verstehen. Jetzt hoffe ich nicht als kleiner Ping-Pong-Ball zwischen den Instanzen zerdrückt zu werden. 

Autor: B. G. für CSN – Chemical Sensitivity Network, 26. Okt. 2009

7 Kommentare zu “Arbeit und Renovierung im Büro – Resultat: Diagnose MCS”

  1. Juliane 26. Oktober 2009 um 19:56

    Hallo B.G.,

    herzlichen Dank für Deinen Bericht.

    Was Euch passiert ist und was Ihr jetzt erlebt, ist sicher kein Einzelfall.
    Ihr hattet Glück im Unglück, dass Ihr überhaupt an einen Mediziner geraten seit, der sich einen Reim auf Eure Symptome machen konnnte. Einen der auch noch den Mumm hatte das Kind beim Namen zu nennen: Einen, der die Diagnose MCS gestellt hat.

    Man kann davon ausgehen, dass tausende Patienten durch die Arztpraxen gehen ohne jemals richtig diagnostiziert zu werden. Die s-Experten nämlich, unter den Weisskitteln, die sehr wohl wissen, was MCS Symptome sind, etikettieren die Krankheit in der Regel per DD um. Machen aus einer schweren körperlichen Erkrankung eine Somatisierungsstörung, eine Angststörung, eine Wahnstörung, die sie dann im schlimmsten Fall auch noch medikamentös therapieren.

    Einen Mediziner zu finden in diesem Land, der die Diagnose MCS stellt, ist schon zu vergleichen mit dem Unterfangen, eine Stecknadel im Heuhaufen zu finden.

    Was ihr jetzt mit den Kostenträgern und der Bürokratie erlebt, das hat Methode:
    MCS Kranke soll es hierzulande nämlich am besten gar nicht geben. Nein, die Menschen induLa sollen nicht darüber nachdenken, dass wir hier alle ein höchst ungesundes Leben führen. Das Spiel soll doch weitergehen. Die Show must go on. Und man sieht nur die im Lichte, die im Dunkel, sieht man nicht.

    Es ist erschütternd: Ihr habt Eure Gesundheit gegeben und weiter gearbeitet.
    Und jetzt, tief in der Krankheit, zeigt Euch diese Gesellschaft die Zähne. Demütigt Euch dafür, dass Ihr alles gegeben habt.

    Wie das ist, kann man nur mitfühlen, wenn man es selbst erlebt hat.
    Wir hier bei CSN fühlen mit Euch. Und wir kämpfen mit Euch.

    Ich wünsche euch die Kraft zum Kämpfen.

    Herzliche Grüße Juliane

  2. PappaJo 26. Oktober 2009 um 20:27

    Mal wieder ein Paradebeispiel wie das hier im Land abläuft. Ignoranz auf der gesamten Linie! Irgendeinem Chef von irgendeiner Spedition kann man es noch nichtmal „so sehr“ verübeln. Denen fehlt es an Wissen um die Gefahren der Chemiekalien. Kann aber auch sein, das es denen egal ist weil auch dort nur das Geld und der Umsatz zählt.

    So oder so ähnliche Komentare mußte auch ich mir anhören: „Als ich auf meine roten Augen aufmerksam machte, meinte er nur: „die hat doch heut jeder“.“

    Gefolgt von: „Das ist in der heutigen Zeit so.“

    Manchmal glaubte ich als Gott Hirn verteilte, waren die gerade in Urlaub!

    Haha, typisch Arbeitsamt. Stelle mir bis Heute die Frage wie hoch deren IQ wohl sein wird!
    Zitat: „95000 Mitarbeiter der BA arbeiten mit diesen Druckern und wir haben einen technischen Dienst. Mir ist kein einziger Krankheitsfall bekannt.“

    Auch bei mir kamen so Sprüche wie (als ich mit Atemschutz vorsprach): „Verkleiden kann ich mich auch!“ – Ich weiß nicht welche Macht mich davor bewahrte, diesem Deppen den Kopf abzureißen.

    Zitat: „Im Moment bin ich arbeitslos und muss mir eine Vollzeitstelle als Gehilfin im gärtnerischen Bereich suchen (aufgrund meiner eigenen Aussage, dass es mir in meinem Garten am besten gehe).“

    Das geht gut bis man auf die Schimmelsporen reagieren wird, die bei jeder aufgewühlten Gartenerde so umher fliegen. Oder wenn Du mal Flieder oder war es Lavendel anpflanzen mußt.

    Zitat: „Jetzt hoffe ich nicht als kleiner Ping-Pong-Ball zwischen den Instanzen nicht zerdrückt zu werden.“

    Ich will Dir nicht den Mut nehmen, aber mit dem Drücken wurde bereits begonnen, bei Euch und alle die bereits an MCS erkrankt sind! Vor allem sobald man sich keinen Anwalt mehr leisten kann, werdet Ihr sehen das sich kaum einer die Mühe machen wird, per Prozeßkostenhilfe Euch zu Eurem Recht zu verhelfen. Hier zählt dann nur Kohle, aber nicht die Schwarze.

    Was bedeutet MCS? Armut, Diskriminierung, Verstoß gegen recht viele Grundgesetze, da man ja so gut geholfen wird – und bei jedem Kranken fangen die von vorn an zu „forschen“. Als wenn jeder MCS-Kranke der erste auf diesem Planeten wäre, immer die selben dummen Fragen und das Herunterspielen der Symptome. Manchmal glaubte ich da ist eine Vetternwirtschaft und die kennen sich alle untereinander oder werden zumindest von einem Leithammel diktiert.

    Und die einzigen Untersuchungen, die MCS beweisen würden, werden nicht gemacht weil von der KK nicht bezahlt. Das ist LTT – und wenn man es selbst bezahlt, die zigtausend Euros, heißt es das es nicht akzeptiert wird. Warum wohl – weil anscheinend die Welt eine Scheibe ist!

  3. Gerhard Becker 26. Oktober 2009 um 22:26

    Obwohl ich schon genügend bezüglich MCS erlebt habe durch die Krankheit meiner Frau, fehlen mir die Worte über die Vorgänge, die in diesem Blog beschrieben wurden.

    Es ist eine Schande für Deutschland, dass angeblich human sein will.

  4. Eike 27. Oktober 2009 um 00:33

    Als Chemikalienerkrankter, auch noch MCS- Erkrankter, in unserer Bananenrepublik zu leben, ist ein großes Schicksal.

    Recht herzlichen Dank für das ausführliche Fallbeispiel, das leider eines von Vielen ist.

  5. Franzi 27. Oktober 2009 um 09:07

    Das ist wieder ein Beispiel, wo der Beweis um so erdrückender ist, da er gleich dreifach simultan aufgetreten ist.

    Es gibt ja immer wieder Fälle in aller Welt, die das bestätigen, weil unzählige Angestellte in mit toxischen Substanzen verseuchten Büros arbeiten müssen. In der Suchmaschine „SBS“ für Sick Building Syndrome eingeben, und schon kommen die Fälle. Armes, armes „reiches“ Deutschland!

  6. Mona 27. Oktober 2009 um 18:45

    Der Blog ist super….aber nun ist hier wirklich alles am Ausufern..

    Was wir jetzt benötigen, ist ein cleanes Auto, das die Frau erstmal wieder zu ihrem Mann bringt,denn mit dem Auto, mit dem sie herkam, kann sie nicht mehr fahren…kontaminiert von Mann und Sohn…Sie wäre schon auf der Herfahrt beinahe gestorben…
    Hier kann sie nicht mehr bleiben …Zunge und alle Schleimhäute feuerrrot und Lunge zu….
    Wir brauchen ein Auto,dass sie von Hier Lauterbach Hessen nach Mannheim bringt,denn dort müsste sie wieder auf den Zeltplatz,wo sie vorher war …

    Eine Hütte aus Alu kann dort besorgt werden von einem Freund der Familie und das traut sie sich zu….Die Luft im Odenwald auf dem Platz war für sie viel besser wie hier…

  7. Bfox 18. September 2013 um 18:26

    Vielen Dank für diesen ausführlichen Blog bericht der liest sich wie ein Krimi. Ist einfach Unglaublich und das hier. Da sind meine Probleme mit der Krankenkasse die ich kundige und nun wechsle wirklich nichts dagegen.

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