An MCS – Multiple Chemical Sensitivity Erkrankte helfen sich gegenseitig zu überleben

Einen Schutzengel braucht man mit MCS

Notfälle werden von Mitbetroffenen versucht zu meistern
MCS ist eine besonders schwerwiegende umweltbedingte Erkrankung. Sie verlangt den Betroffenen Einiges ab, um mit den vielfältigen, in alle Lebensbereiche einschneidenden Symptomen, zurecht zu kommen. Doch es gibt immer wieder Situationen, bei denen die Stärke und die Überlebenskunst, die man als MCS Kranker zwangsläufig im Laufe der Zeit entwickelt, mit all dem klar zu kommen, leider nicht ausreicht. MCS Betroffene können schnell in Lebenslagen hineingeraten, in denen sie auf die Hilfe Anderer angewiesen sind. Notfälle im Leben von MCS Patienten, lassen sich nicht so leicht beheben, wie bei Patienten anderer Erkrankungen.

Da Desinfektionsmittel, Duftstoffe, Medikamentenunverträglichkeiten und andere Schadstoffe bei MCS Kranken bereits im Niedrigdosisbereich heftigste Reaktionen und sogar anaphylaktische Schockzustände, auslösen können, sind Krankenhausaufenthalte und andere medizinische Behandlungen oft nicht möglich. Auch Hausbesuche von Ärzten sind aus den genannten Gründen nicht so einfach umsetzbar. Es müssten schon Mediziner sein, die mit dem Krankheitsbild der MCS – Multiple Chemical Sensitivity vertraut sind. Diese Tatsache verdeutlicht die Brisanz und die Eingeschränktheit von MCS Kranken.

MCS Kranke werden fallengelassen
Nicht nur, dass MCS Kranke auf Grund ihrer vielfältigen Unverträglichkeiten ihr komplettes früheres Leben verlieren, ihre Arbeit aufgeben müssen, sich viele ihrer Freunde, Bekannte und Verwandte von ihnen abwenden und sie in Zwangsisolation und unverschuldete Armut geraten, schlimmer noch, ihnen steht nicht einmal die notwendige Grundsicherung an ärztlicher Versorgung zur Verfügung. Durch öffentliche Verneinung der Existenz von MCS – Multiple Chemical Sensitivity und anderen Umwelterkrankungen wird dieser schlimme Zustand noch geschürt.

Plötzlich eintretende Wohnungsnot
Es gibt immer wieder schwierige Situationen, bei denen die Gemeinschaft der MCS Kranken all ihre verbliebenen Kräfte einsetzt, um in Not geratenen Mitbetroffenen zu helfen, ihre schwierige Lage zu meistern, ja sogar am schwierigen Unterfangen, zu überleben, zu helfen. Es kommt häufiger vor, dass äußerst dringend alle Hände in Bewegung gesetzt werden müssen, um MCS-taugliche Unterkünfte ausfindig zu machen. MCS Kranke geraten schnell in die dringliche Lage, dass ihnen auf Grund von Renovierungsarbeiten in Nachbarswohnungen des gleichen Hauses oder auch umliegenden Wohnungen, durch Gerüche von Farben und anderen Schadstoff-konzentrationen, durch Elektrosmog, auf Grund neu installierter Mobilfunk-antennen oder neu benutzter Geräten ihrer Nachbarn etc., von jetzt auf gleich der dortige Aufenthalt für sie plötzlich unmöglich wird. Auch der Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln, Spritzen im Garten von Herbiziden und Insektiziden, kann solch unabdingbare Konsequenzen für Chemikalien-sensible nach sich ziehen.

Blitzaktionen zum Organisieren des Lebensnotwendigsten
Öfter kommen durch das CSN-Forum Blitzhilfsaktionen zu Stande, bei denen für in Not geratene MCS Kranke völlig selbstlos und unkompliziert von Mitbetroffenen von dem bisschen was sie selbst zur Verfügung haben, Lebensmittel, Kleidung und andere Hilfsmittel gespendet werden, damit diese nicht verhungern bzw. sie wieder etwas zum Anziehen haben oder Ihnen wenigstens ein wenig Geld für das Notdürftigste zur Verfügung steht.

Dringend Ärzte gesucht, die sich mit MCS auskennen
Plötzliche Verschlechterung des Gesundheitszustandes Chemikaliensens-ibler bedeutet häufig einen akuten Notfall für die Betroffenen. Im CSN-Forum wurde aufgrund dessen u. a. schon öfter durch Blitzaktionen ein geeigneter Mediziner gesucht. Ohne Internet und die Hilfe Anderer wäre schon häufig für die Betroffenen noch Schlimmeres passiert, das ich mir an dieser Stelle lieber nicht vorstellen möchte. Da MCS Kranke häufig an Medikamentenun-verträglichkeiten und extremen möglichen Überempfindlichkeitsreaktionen leiden, wäre ein Arzt, der die MCS Erkrankung nicht ernst nimmt, hier völlig ungeeignet, da in Folge von Unkenntnis dieser Umweltkrankheit oder mangelnder Bereitschaft, die schwerwiegenden Unverträglichkeiten MCS Kranker zu tolerieren, manch weiteres Unglück geschehen könnte.

Solide umweltmedizinische Ausbildung ist unabdingbar
Durch die Krankheit resultierende Tatsache, dass MCS Kranke meist keine Narkosemittel, Duftstoffe und Desinfektionsmittel tolerieren, sind Krankenhausaufenthalte in der Regel unmöglich. Ärzte, die MCS in Abrede stellen, könnten bei den Schwerstkranken weiteres Unheil mit ungeahnten Folgen anrichten. Aufklärung und die Bereitschaft Multiple Chemikalien Sensitivität als organische Erkrankung zu akzeptieren, sind unabdingbar und ein ernst zunehmendes Problem im deutschen Gesundheitswesen, man kann m. E. sogar von einem schwerwiegendem Manko sprechen, das es schnell zu beheben gilt.

Vielen Ärzten in Deutschland ist MCS immer noch völlig unbekannt. Eine solide und ausführliche Ausbildung im Bereich Umweltmedizin sollte die Ausbildung eines jeden Mediziners beinhalten. Dies ist unabdingbar für eine patientengerechte medizinische Versorgung, die im hochtechnisierten Deutschland absolut jeder Patientengruppe zur Verfügung stehen müsste, auch MCS Kranken, damit derartige Hilfsmaßnahmen Schwerstkranker und selbst stark eingeschränkter Mitbetroffener, wie zuvor beschrieben, überflüssig werden. Dann müsste auch nicht, wie bereits fünfmal in den letzten Jahren geschehen, ein selbst schwer erkrankter CSN Mitarbeiter ehrenamtlich andere MCS Kranke in eine US Umweltklinik begleiten und sie dort betreuen, ihnen bei Arztterminen übersetzen und sie versorgen.

Unhaltbare Zustände für MCS Kranke
Es ist meiner Meinung nach ein unhaltbarer Zustand, dass sich MCS Erkrankte, ihre medizinische Versorgung selbst, und zwar unter schwersten Bedingungen und mit eigener letzter Kraft, schließlich sind sie selbst schwer krank, organisieren müssen. Auch dass es keine geeignete Unterkünfte für uns Chemikaliensensible gibt, sowie uns nicht einmal die Möglichkeit offen steht, uns von einen Arzt, geschweige denn in einem Krankenhaus behandeln zu lassen. Dies kann im Notfall das vorzeitige Ende der Betroffenen, nämlich auf Grund mangelnder ärztlicher Versorgung oder womöglich durch Falsch-behandlung etc., bedeuten. Durch die unverzichtbare Hilfe untereinander konnten bisher viele schlimme Katastrophen gerade noch einmal verhindert worden.

Ganz besonders freue ich mich, erzählen zu können, dass sich sogar Nutzer des CSN-Forums, die nicht an MCS erkrankt sind, an den dringenden Hilfsaktionen beteiligen. Sei es durch Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Wohnungen, Ärzten oder durch Anbieten finanzieller Unter-stützung für die Notleidenden.

In der Hoffnung, dass auch die verantwortlichen Entscheidungsträger meinen Bericht lesen und den unfassbaren Zuständen möglichst bald ein Ende bereitet werden, wünsche ich allen MCS Kranken von Herzen, das sie niemals in solch eine lebensbedrohliche Notlage geraten.

Eure Helene

6 Kommentare zu “An MCS – Multiple Chemical Sensitivity Erkrankte helfen sich gegenseitig zu überleben”

  1. Kallewirsch 13. Januar 2009 um 17:02

    Hallo Helene,

    Du hast wahrhaftig auf den Punkt gebracht, in welch missliche Lage man als MCS Kranker schnell hineingeraten kann, mit folgenschweren Konsequenzen. Dank unserer Solidargemeinschaft hier im CSN Forum wurde bisher oft Schlimmes in letzter Sekunde abgefangen. Ich hoffe sehr, dass auch diesmal bei den drei aktuen Notfällen, am Ende noch alles gut wird.

    Gruss Kalle

  2. Henriette 14. Januar 2009 um 09:40

    Das sind unfassbare Zustände, die mir nur beim Krankheitsbild MCS bekannt sind. Das Lesen des Beitrags ist mir sehr an die Substanz gegangen. Die armen Betroffenen, die sich in akuter Not befinden. Ich hoffe auch, dass ihnen bald geholfen wird.

    Wann geschieht allgemein endlich etwas, um MCS Kranken effektiv zu helfen?

    MCS Kranke sind auch Menschen.

  3. Andi 14. Januar 2009 um 14:36

    Dass ich anderen MCS Betroffenen mit meinen Möglichkeiten helfe, wenn Not am Mann ist, ist selbstverständlich. Doch ich sehe es wie Helene, es sind unhaltbare Zustände, denn die Betroffenen sind in Gefahr, ihr Leben zu lassen. Weil viele Ärzte die Erkrankung MCS überhaupt nicht kennen, oder weil es einfach zu lange dauert, bis ein Hausbesuch mit einem geeigneten Mediziner organisiert ist.

    Hoffentlich geschieht bald etwas,
    Andi

  4. Mona 15. Januar 2009 um 21:02

    Bei mir war kurz vor Weihnachten eine solche Notsituation aufgetreten,denn vor unserem Haus wurde aus 2 alten Traktoren beim Reparieren Diesel-Heizölgemisch abgelassen und alles lief vor unseren Hausaufgang und auf den Hof.
    Viele Lachen mit Diesel vor dem Haus und der Gestank war erbärmlich.
    Was tun?
    Ich habe keinen,wo ich mal eben hinkann für ein paar Tage und lüften war für viele Tage nicht mehr drin.
    Mein Mann versuchte mit Sägemehl die Lachen zu bedecken und da kein fester Hofboden ist,sickerte alles in die Erde und in den Schotter.
    Der Verwalter war noch sauer,als wir ihn ansprachen und drohte mit Kündigung,weil wir immer etwas zu bemängeln hätten.
    Zum Glück schneite es dann und es wurde eisig kalt bis heute und der Geruch ließ dann nach 6 Tagen etwas nach.
    Aber ich habe eine starke hautvergiftung und überall kam in roten,geschwollenen Punkten das Gift wieder raus unter den heftigsten Schmerzen bis heute am ganzen Körper.
    warum gibt es nicht irgendwo eine Zufluchtstätte für uns MCS-Schwerbetroffenen???
    In 2 Monaten geht es mit der Spritzerei der Herbizide und Co wieder los und ich weiss nicht wohin.
    meine Hütte im Wald wurde mir vom Förster wieder abgenommen,bzw.er tat einfach meinen Stuhl und meine decke hinaus und nahm den Schlüssel wieder an sich.
    Die Waldbesitzer möchten keine Einsiedler im Wald.
    Also wohin???Seit Jahren suchen wir mit Anderen ein Wohnprojekt zu gründen,aber es fehlt an Finanzen und Standorten,die für alle passen.
    Es muss wirklich etwas passieren,sonst sterben noch viele,die in Wirklichkeit auf keinen fall sterben müssten.
    Ich bin noch dran mit der Lebensgemeinschaft der Anthroposophen zu verhandeln,denn die bauen nur rein biologisch an und haben die schönsten,unbelasteten Gebiete hier in unsrem land.
    Habt Ihr sonst noch Ideen?Alles Liebe von Mona

  5. Supergirl 18. Januar 2009 um 11:50

    In solch eine Notsituation kann jeder von uns schnell reingeraten. Danke Helene, dass Du das Thema aufgreifst und es somit auch der Öffentlichkeit zugänglich machst, denn Du hast in Deinem Bericht unsere Situation gut dargestellt. Ich finde es ungeheuerlich, dass man uns einfach abschiebt und uns unserem Schicksal überlässt. MCS Kranke sind extrem ausgegrenzt und abgeschoben. Nicht einmal ärztliche Hilfe steht uns flächendeckend zur Verfügung, da nur einige wenige Ärzte das Krankheitsbild der Chemikaliensensitvität behandeln können, da die Mehrheit der Mediziner bisher nichts von MCS gehört hat.

    Es ist zu hoffen, dass die aktuellen Notfälle glimpflich verlaufen, ich hoffe es sehr für die Betroffenen.

    Es kann doch nicht angehen, dass man im hoch technisierten Zeitalter, schwer Kranke einfach so vor die Hunde gehen lässt. Das stimmt mich wütend, denn wir als Selbstbetroffene haben schließlich auch nur begrenzte Möglichkeiten. Hoffentlich ist dieses traurige Kapitel im deutschen Gesundheitswesen bald Vergangenheit.

    Es ist unfassbar, dass es solche unglaublichen Zustände überhaupt gibt.

  6. Jewel 10. März 2009 um 09:38

    Hallo Helene,

    danke dass Du dieses für uns alle interessante MCS Thema aufgegriffen hast. Keine andere Patientengruppe hat es in Deutschland so schwer, ist so auf sich selbst und die Selbsthilfe untereinander angewiesen, wie wir MCS Kranken. MCS wird gerade jetzt, wo die öffentlichen Institutionen, wie Krankenkasse & Co., knapp bei Kasse sind, weiter ins Abseits gedrängt werden. Dennoch ist es gut zu wissen, dass man wenigstens über CSN und auch Euch MCS Schutzengel Hilfe erfahren kann.

    Danke an alle daran teilnehmenden Mitbetroffenen, ohne unsere Gemeinschaft wäre mit Sicherheit schon mehr Unheil geschehen. Aber dennoch möchte ich mahnend erwähnen, Patienten die nötige Hilfe zu entsagen, sie abzuschieben und vielfach falsch zu behandeln, ist mehr als ein Kavaliersdelikt.

    Hoffen wir, dass wir nie in eine schlimme Notsituation geraten, doch das kann schneller gehen, als man denkt.

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