Wohnen im Mehrfamilienhaus ist nicht einfach

Allergiker und MCS-Kranke haben es besonders schwer

Das Leben in einem Mehrfamilienhaus kann sehr anstrengend sein, besonders wenn man Allergien hat oder unter Multipler Chemikaliensensitivität (MCS) leidet. Je mehr Menschen in einem Haus wohnen, desto unkontrollierbarer wird die Wohnsituation. Allergiker und Chemikaliensensible wären, wenn man es genau betrachtet, am Besten in einem baubiologisch ausgestatteten Einfamilienhaus statt in einem Mehrfamilienhaus untergebracht. In Städten und Ballungsgebieten kaum machbar, und wenn man unter einem gewissen Limit leben muss, auch unbezahlbar. Es bleibt also nichts anderes übrig, als sich mit dem Leben in einem Mehrfamilienhaus zu arrangieren und zu versuchen, die Gegebenheiten in den Griff zu bekommen. Spezielle Wohnprojekte für Multiallergiker und MCS-Kranke gibt es in Deutschland noch nicht, obwohl dieser Behindertengruppe gemäß der UN-Behindertenkonvention Hilfe zustünde und geeignete Wohnprojekte geschaffen werden müssen. Nicht einmal machbare Übergangslösungen zur Verbesserung der Wohnstuation von Chemikaliensensiblen sind durch die zuständigen Behörden angedacht. CSN hat sich deshalb auch am SPD Zukunftsdialog mit einem Vorschlag für die Umsetzung einer Übergangsregelung beteiligt: Behindertengerechte Übergangsregelung für Umwelterkrankte (BÜfU) zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention

Allergiker und Chemikaliensensible haben in einem Mehrfamilienhaus bspw. Probleme mit:

  • Verwendung chemischer Wasch- und Reinigungsmittel, meist mit Duft
  • Raucher (in der Wohnung oder auf dem Balkon)
  • DECT Telefone, Handy’s WLAN
  • Renovierungsarbeiten in anderen Wohnungen
  • Raumduftsprays durch Nachbarn, Duftlampen, Räucherstäbchen
  • Grillen auf dem Balkon
  • Haustiere von Nachbarn (Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen)
  • Verwendung von Pestiziden (Wohnraum, Flur, Balkon)
  • Trocknen von Wäsche mit Weichspüler oder duftendem Waschmittel auf dem Balkon

Thommy’s Blogfrage der Woche:

  1. Wie kommt Ihr im Mehrfamilienhaus zurecht mit MCS und Allergien?
  2. Habt Ihr oft Gesundheitsbeschwerden durch Eure Nachbarn und ihre Lebensgewohnheiten? Welche?
  3. Was schränkt Eure Gesundheit am Meisten ein im Mehrfamilienhaus?
  4. Sind Eure Nachbarn kooperativ und unterlassen das, was Euch krank macht, oder konfrontieren sie Euch noch extra mit dem, was Euch krank macht?
  5. Was war die schlimmste Reaktion, die Ihr erlitten habt durch das Leben im Mehrfamilienhaus?
  6. Was war der Auslöser und welche Symptome traten ein?
  7. Musstet Ihr bereits umziehen, weil das Leben im Mehrfamilienhaus Euch noch kränker gemacht hat?
  8. Wie habt Ihr Euch mit dem Leben im Mehrfamilienhaus arrangiert, um gesundheitlich einigermaßen über die Runden zu kommen?
  9. Welche Hilfsmittel oder Umbauten waren hilfreich?
  10. Wie geht Ihr auf Nachbarn zu, um sie um Kooperation zu bitten? Hattet Ihr Erfolg?
  11. Was würde Euch am Meisten helfen, um im Mehrfamilienhaus zurecht zu kommen?

11 Kommentare zu “Wohnen im Mehrfamilienhaus ist nicht einfach”

  1. Franzi 11. Juni 2012 um 23:31

    Außerdem befinden sich in Mehrfamilienhäusern häufig auch Gemeinschaftswaschküchen mit Waschmaschinen, die jeder Mieter, der sie nutzt, mit dem eigenen Waschmittel und Weichspüler füllt, was einen gewaltigen Duftcocktail ergibt, der über die Lüftungen nach draußen und dann in die Wohnung gelangt, wenn man zur falschen Zeit lüften will.

  2. Twei 12. Juni 2012 um 12:19

    1. Sehr schlecht komme ich im Mehrfamilienhaus zurecht; – es ist eine tägliche und häufig auch nächtliche nervenaufreibende Tortur.
    Ich will überleben – irgendwie. Draußen in der freien Natur kann ich nicht leben, da ich Probleme mit dem Skelett habe. Sobald ich keine geeignete Schlafstelle und Wärme, sowie ordentliche Arbeitshöhen vorfinde, treten unaufhörliche Schmerzen auf.
    Weil ich auf Hilfen des Sozialgesetzbuches angewiesen bin, muß ich in einem Mehrfamilienhaus zu preisgünstiger Miete wohnen.

    2. Ja – sehr oft habe ich Gesundheitsbeschwerden durch die Lebensgewohnheiten bzw. dem „Leben“ meiner Nachbarn. Es vergeht kaum eine Zeit, ohne einschleichende Gase. Ich muß mit sehr vielen Nachbarn auskommen, auch mit denen aus den Nebenhäusern. Es wird häufig gewaschen und geputzt. Wenn eine Nachbarin das Fenster auf hat und es ist Ost und-oder Südwind, dann muß ich alle Rollladen und Vorhänge schließen. Duch die Ritzen zieht trotzdem noch ein beißender Geruch rein, der Nagellackentferner mit Essigessenz ähnelt, permanent und immer wieder ohne Pause – Stunde für Stunde. Meine Augen brennen, jucken, kratzen und ich sehe manchmal etwas milchig. Die Nase ist trocken und trotzdem verengt. Ich bekomme Kopfdruck, Koordinationsprobleme, Müdigkeit und Mattigkeit, trockenen Mund, Heiserkeit, Durst und habe keinen Hunger mehr.

    Häufig wird gewaschen und gespült und die Abwasserrohre scheinen die Dämpfe durchs Mauerwerk in meine Räume durchzulassen. Dann sind ähnliche Reizungen vorhanden wie Oben erwähnt. Häufig riecht es dann sehr stark nach Chlor (vermutlich Waschmittel). Dieses bekomme ich meist bei West und-oder Nordwind ab. Zusätzlich erhalte ich davon Magen- und Darmbeschwerden, Verstopfungen und Blähungen, Wasserlassen, die Konzentration ist stark gemindert, Pulssteigerung und ein häufigeres Atmen müssen, da ich nicht richtig Luft beim Einatmen kriege.
    Jene Nachbarn benutzen nachts von ca. 22:00 bis 24:00 Uhr irgendwelche Reiniger, die meinen Puls höher schlagen lassen, es zu Hitzewallungen sowie Unruhe kommt, meine geschlossenen Augen trotzdem brennen, kratzen als auch trocken sind und ich deshalb nicht Einschlafen kann.

    Ein bis zweimal die Woche riecht es ganz heftig nach billigem „Verdünner“ zur Entfernung von Farben. Vermutlich reinigt sich ein Nachbar damit, schüttet Reste in den Abfluss und hängt die Reinigungslappen zum Trocknen ins Badezimmer. Für mehrere Stunden ist die ganze Umgebungluft und das Treppenhaus ganz heftig damit kontaminiert und Teile meiner Wohnung leicht. Kopfschmerzen, Kopfdruck, Muskelversteifungen, Bewegungsfehler und Koordinationsstörungen sowie etliche o.g. Beschwerden sind die Folge davon.

    Ab und zu werden morgens um ca. 5 Uhr von irgendwelchen Nachbarn die Schuhe eingesprüht. Diese Dämpfe belagern dann beide Fensterseiten bis morgens ca. 7:30 Uhr die Außenluft. Gleichzeitig gelangen während dieser Zeit die Dämpfe auch in meine Wohnung, trotz geschlossener Fenster, Türen und abgeklebter Wohnungstür. Alle o.g. Beschwerden sind angesagt, die Muskelsteife mit Bewegungsschmerzen sind heftiger mit zusätzlicher Müdigkeit.

    Eine weitere Nachbarin benutzt soviel Parfüm, ähnelt Rosenwasser, was durch ihre geöffneten Fenster ebenfalls ein Lüften für mich unmöglich macht. Manchmal gelangen kleine Dosen durch die Fensterritze rein. Davon bekomme ich erheblichen Kopfdruck, kurze Zeitausfälle, Gleichgewichtsstörungen und weitere o.g. Beschwerden. Wenn dort Waschtag ist, dann erreichen mich so Persilähnliche Gerüche – Beschwerden wie oben und zusätzlich ist die Nase zu mit Niesern. Sehstörungen mit Lichtempfindlichkeit machen sich auch bemerkbar.

    Vom Badezimmerfenster kommt auch ein ganz starker „Reinigergeruch“ permanent und heftig rein. Leider haben die Nachbarn ihr Badezimmerfenster über mir fast immer auf – und der Geruch hört eingenartiger Weise auch nie auf. Der ist so stark, dass zusätzlich zu obigen Beschwerden sofort die Nase zu geht mit heftigen Niesern und Sehstörungen.
    Und da gibt es noch vieles mehr zu berichten… – Es gibt ganz ganz selten RUHE davor… und die Krankheitsbeschwerden richten sich immer nach den verschiedenen Chemikalien und Duftstoffen, denen ich ausgesetzt bin sowie der Zeit/Dauer/Konzentration. Die Krankheitsbeschwerden können auch Auswirkungen für 2-3 Tage ausüben.

    Im gegenüberliegenden Haus wird noch mit Kohle geheizt, was starke Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, verstopfte Nase, Niesen, Kopfdruck und Muskelsteifheit hervoruft. An schönen Wochenden wird in der Umgebung gegrillt, sodass gleiche Krankheitsbeschwerden auftreten. Ein lüften ist dann für viele Stunden nicht möglich.

    3. Das Leben mit den Lebensgewohnheiten meiner Nachbarn schränkt mich am Meisten ein bzw. deren Gebrauch von Hygiene- und Reinigungsartikeln, mit und ohne Duft. Ebenfalls das nicht Einhalten von Ruhezeiten und Hausarbeitszeiten.

    4. Teils zeigen die Nachbarn Kooperation. Allerdings ist die Wirkung und das „Verstehen um MCS und Duftstoffallergie“ so gering, dass ich es auf das Minimalste beschränkt habe, um jene nicht zu heftig zu verunsichern. Ihr Kaufverhalten und Wissen sind nicht darauf abgestimmt, um die Häufigkeit und Gefährlichkeit von „Chemikalien“ und „Dufstoffen“ zu erkennen, um diese dann gezielt vermeiden zu können.
    Dankbar bin ich dafür, dass niemand meine Treppe mit Putzmittlen kontaminiert, den Keller und den Hof in Ruhe läßt, die Haustüre leise geschlossen wird und sich im Treppenhaus leise verhalten wird, die Waschmaschine nach 22:00 Uhr nicht mehr läuft (früher bis 2:30 Uhr).
    Absichtlich scheint niemand etwas gegen mich zu unternehmen. Deren verwendeten Produkte sind nun mal so aggressiv, langhaltig und intensiv – die Nachbarn merken und verstehen das nicht, was sie sich und anderen damit antun.

    5. In meiner alten Dachgeschosswohnung war ich so vielen nachbarschaftlichen Düften, von Reinigungschemikalien, Waschmitteln, Zigarettenrauch, Holzleimstoffen, Bauschaum, PVC und Holzpestiziden der Balken ausgesetzt, dass ich so häufig für 1-3 Wochen und manchmal für Monate unter heftigsten Gelenk- und Muskelschmerzen litt. Es gab kaum Luft zum Atmen – ALLE o.g. Beschwerden unter Punkt 2 waren kontuinierlich im erheblichem Maße bis an meiner absoluten Belastungsgrenze irgendwie auszuhalten. Ebenfalls waren dort auf der höchsten Stelle nach einem Tal viele Mobilfunkmasten vorhanden, sodass ich viele elektrische Störungen bei Akustikgeräten hatte und ich unter starken Schlafstörungen litt (auch durch die Luft der nächtlichen Aufladung der Nachtspeicherheitzungen).

    Zusätzlich litt ich unter starker Lichtempfindlichkeit, verminderter Sehfähigkeit, Dauerverstopfung, unendlichem Durst, vermehrtem Wasserlassen, dauerhaften Blähungen und dem Aufstoßen zu müssen, starker Heiserkeit, heftige Konzentrationsstörungen, Leere, starker Ohrendruck (wie 5 Meter unter Wasser), starke Höhrschwäche, Atemnot und darunter immer kurz vor dem Niesen zu sein… Leider gab es auch Phasen, wo ich mich zusammenkrampfte und weinen mußte. Dieser Krampf dauerte manchmal eine Stunde – so – als wollten die Giftstoffe aus den Augen und dem Körper raus. Auch hatte ich täglich mehrere Phasen von Schüttelfrost, Zittern und starkem Frieren mit Zähneklappern, obwohl für seltenen „Besuch“ immer eine sehr warme Temperatur herrschte.

    6. Auslöser waren Hygiene- und Reinigungsstoffe; Leimstoffe, Weichmacher, Pestizide und Brandschutzmittel in Baumaterialien (siehe Punkt 5); schlechte Bausubstanz sowie „Fertigung“ mit zügigen Rohr- und Leitungsschächten sowie Fußboden- und Deckenspalten, Wohnungstür, Türpfosten, Fensterrahmen/-dichtungen, Fensterbänke, rissiges Mauerwerk und Nachtspeicherheizung.
    Ein zusätlicher Auslösehöhepunkt der MCS erhielt ich, als in dieser alten Wohnung unter mir in der Wohnung, die alten Holzfußböden und Zwischendecken rausgerissen wurden und saniert wurden. Auch der Holzschnittstaub/-dunst, die Silikondüfte, Leimstoffe der PVC-Platten drangen wochenlang in meine Wohnung.
    Die Symptome sind unter Punkt 2 und 5 geschildert.

    7. Ja – ich mußte aus der alten Wohnung aus gesundheitlichen Gründen ausziehen. Es war dort kein Überleben und Aufenthalt auf Dauer möglich. Seitdem kommen für mich nur noch Erdgeschosswohnungen mit Betonfußboden/-decken in Frage! (Ein langer Aufenthalt und Weg im Treppenhaus, wie auch Stufensteigen, erhöhen die Krankheitssymptome bzw. das Leiden zusätzlich.)

    8. Sehr schwer und anstrengend muß ich mich im Mehrfamilienhaus arrangieren. Häufig kann ich nur zwischen 5:30 – 6:00 Uhr morgens frische Luft erhalten, was für bis ca. 9:30 Uhr ausreichen muß. Deshalb muß ich früh aufstehen. In der Regel erhalte ich abends ab ca. 18:00 Uhr keine unproblematische Luft mehr bis zum Morgen hin, – Fr. Sa. und So. schon ab ca. 14:00 Uhr nicht mehr. Oft müssen dann auch die Rollladen komplett geschlossen sein als auch die Vorhänge, um das Eindringen einigermaßen effektiv abzuwehren. Die Fenster können nur für kontrolliertes Stoßlüften als „Spießrutenlauf“ geöffnet werden. Die Wohnungstür muß nach jedem Öffnen mit einem Aufwand von ca. 20 Minuten sorgfältig abgeklebt werden.

    – Ich putze die Treppe sowie Keller und reinige den Hof alleine, damit mir niemand in die Quere kommt – also freiwillige Mehrarbeit, um Problemen wie z.B. „falschen Putzmitteln“ oder Parfüm auszuweichen.
    Meine Wäsche kann ich am Besten waschen, wenn es regnet, da dann die Nachbarn häufig ihre Außenwelt weniger kontaminieren; das Wäschetrocknen ist auch ein sehr großes Problem, wegen der verseuchten Außenluft.

    – Möglichst ist alles zwischen 9:00 bis 12:00 Uhr an Hausarbeit oder Einkauf zu erledigen, dann folgt noch ein 20 minütiges Wohnungstürabkleben, 20 Minuten dekontaminieren unter der Dusche und ein 30 minütiges Trocknen des Badezimmers. Bis ca. 13:00 Uhr gibt es am wenigsten Stress und wenn nicht, dann kann der Rest des Tages über eventuelle Anstrengungen davon Abhilfe leisten.
    – Zu Nachmittagszeiten gibt es nur schleche Erfahrungen, weshalb ein „Rausgehen“ oder „Arbeiten“ in der Wohnung von mir vermieden wird.

    9. Um meinem Leben ein bißchen mehr „Lebensqualität“ zu geben, versuchte ich in der neuen Wohnung eine möglichst sorgfältige Renovierung mit bescheidenen Mitteln zu meistern:
    – glasierte Fliesen auf Böden und Wänden, Cleanroom, Lüftungsanlagen, Abstellräume/Kabuffe, keine Holzmöbel, kein W-Lan-Funk, Elektrokabel weit weg vom Körper, Einsatz von Aluklebeband.
    – genauere Vorgehensweisen siehe unter (Bericht nach längerer Zeit) Link: http://www.csn-deutschland.de/forum/showthread.php?id=16775

    10. Für mich hat es einen Sinn gemacht, den Vermieter, als auch einige Nachbarn über meine Erkrankung an MCS und diverser Allergien zu erzählen. So werden z.B. untypische Verhaltensweisen von mir als Nachbarn oder „Bürger“ für jene verständlich. Entscheidend ist aber, dass wirklich versucht wird auf mich, als „Kranker/Behinderter“, Rücksicht zu nehmen – auf jeden Fall – auch wenn ich wegen des permanenten Stresses durch Expositionen eine „Milderung“ kaum wirksam verspühren kann.

    Aufgrund des regelmäßigen, teils täglich telefonischen Kontaktes zu meiner Nachbarin, weiß ich vieles an „Wahrnehmungen“ zu zuordnen und manchem gezielter auszuweichen (was jetzt nicht heißen soll, dass wir jedes Mal über MCS reden). Auch zu anderen Nachbarn besteht ein freundliches Verhältnis, was mir stark hilft, um nicht ein künstliches bzw. ungerechtfertigtes Feindbild zu erschaffen. Wenn MCS nicht wäre, hätte ich hier ein ganz tolles und nettes Leben!
    (Irgendjemand hatte mir auf zwei Fensterbänken zur Straße hin mal übles „Duschgel“ oder so aufgetragen. Wer weiß wer das war, ein Nachbar?, wer weiß – ist auch egal. Am Besten war es, das Ganze wegzuwischen und einfach zu VERGESSEN. Das ist seitdem, ca. einem Jahr, auch nie mehr vorgekommen.)

    11. Am Meisten würde mir helfen, wenn in dem Mehrfamilienhaus nur Umwelterkrankte leben würden, welche ebenfalls aus gesundheitlichen Gründen auf Chemikalien, Duftstoffe und Funkverbindungen verzichten würden; jenes würde auch die Nachbarhäuser betreffen – und die ganze Umgebung, was einer MCS-gerechten Wohnung bzw. Wohnhaus/-anlage entspräche.

    – Die nächste Möglichkeit wäre es, eine adäquate Hilfeleistung behördlicher Seits zu stellen, um das Überleben für Umwelterkrante in einem „umgebungsfeindlichen“ Lebensraum für eine gewisse Zeit zu sichern, wie z.B.:
    Zuteilung von Raumluftfiltern, erhöhter Pauschale für Renovierungsbeihilfen, behördlicher Sonderbeauftragter für „Wohnungs- und Mietangelegenheiten“, Erstausstattung und vielem mehr…

    … also – eine Umsetzung einer „Behindertenfreundlichen Übergangsregelung für Umwelterkrankte“ BÜfU
    http://www.csn-deutschland.de/MCS_Uebergangsloesung_Wohnraum.pdf

    Nur eine solche Maßnahme kann meines Erachtens helfen, um dem Teufelskreis des Dahinsichens, dem „Allein gelassen zu werden“ und einem nicht Enden zu wollenden Renovierungs- und Umzugsmarathons zu entkommen, bis zur tatsächlichen Schaffung von MCS-gerechten Wohnraumes.

  3. domiseda 12. Juni 2012 um 17:32

    Das Wohnen für MCS-Kranke in einer Mehrfamilienanlage ist ein unerschöpfliches Thema: angefangen bei der Gemeinschaftswaschmaschine mit Waschmittel-und Weichspülerkontaminationen, die erst nach mehreren Wäschen zu beseitigen sind; der nicht benutzbare Wäschetrockenraum;die Kosmetikadämpfe anderer,die durch Lüftungsschächte in die eigene Wohnung gelangen; der Spießrutenlauf durchs Treppenhaus mit der Quintessenz, zur hysterischen Ökochonderin abgestempelt zu werden…
    Und dennoch gibt es Hoffnungsschimmer: ich kopnnte bewirken, dass der Treppenhausanstrich mit Keimfarben durchgeführt wurde.

  4. Silvia 12. Juni 2012 um 17:56

    Genau diese Schwierigkeiten wollen wir detailiert von Euch wissen, damit Gesunde lernen können was es heißt mit MCS leben zu müssen.

  5. Phönix 13. Juni 2012 um 12:20

    Das Leben im Mehrfamilienhaus ist immer verbunden mit Schmerzen und Symptomen. Ich habe nur einen kurzen Weg von Haustüre zur Wohnungstüre und dennoch haut es mich jedesmal um, wenn ich abends durch den Flur muss – liege dann erst mal ein bis zwei Stunden mit Schmerzen und brennendem Gefühl am ganzen Körper. In der Zeit als auf meiner Etage noch jemand lebte der mehrfach täglich Raumspray nutze, hatte ich fast täglich Migräne noch dazu. Es sind noch 3 Wohnungen auf der Etage. Meine Wohnungstüre hatte ich direkt richtig gut abgedichtet sonst hätte ich die Wohnung gar nicht mieten können. Mitlerweile wurden aber die Wohnungstüren der anderen Mieter wegen mir abgedichtet so dass nur noch Abends die Duftstoffe im Flur stehen, wenn die Leuts von Arbeit kommen, wieder wegfahren, also ihre Türen sich öfter öffnen. Waschraum- u. Trockenraum kann ich nicht nutzen. In den kleinen Wohnungen ist auch eine hohe Fluktuation und entsprechend desöfteren Renovierungsarbeiten. Ich bin auch auf Sozialhilfe angewiesen und es reichte daher nur für eine Einraumwohnung. Habe keinen Cleanroom. Aber wenigstens ist alles gefliest und die Wände haben Mineralputz. Immerhin. Wenn ich aber noch so starke MCS hätte, wie noch vor 10 oder 15 Jahren könnte ich hier nicht leben. Nein, das wäre nicht möglich. Zum Glück hatte ich in der Zeit die Bedingungen, die ich brauchte um wieder gesünder zu werden. Aber durch langjährige Arbeitslosigkeit, Rente durch diese Erkrankung kam dann auch irgendwann Grundsicherung und Armut, so dass ich mir die Bedingungen die gut für mich wären, nicht mehr so schaffen kann.
    Seit ich aber dort lebe stagniert die Besserng meiner Gesundheit. Oft habe ich auch starke „Rückfälle“ und oft ganz schlechte Tage.

    Chemikalien- und Elektrosensible brauchen dringend entsprechenden Wohnraum und entsprechende Lebensbedingungen. Mit Grundsicherung ist das aus eigener Kraft nicht zu schaffen. Es fehlt an gesunder Ernährung, an gesunden Wohnklima und an Hilfen für den Alltag, wie Einkaufen, etc.

    Wie gesagt, hätte ich die MCS so schlimm, wie sie war, müsste ich mir das Leben nehmen. Es wäre gar nicht möglich, ohne schadstoffarme Ernährung und ohne Cleanroom den Alltag zu meistern und zu überleben! Was da noch alles dran hängt, man braucht Hilfe zum Einkaufen, für Fahrten von A nach B und und und …… all das kann man sich mit Grundsicherung nun mal nicht leisten.

    Und es ist ganz klar, dass es mir nur besser geht, weil ich in der Zeit als mein Körper gar nichts mehr tolerieren konnte, die Bedingungen hatte die ich brauchte. Das waren absolut schadstofffreie Ernährung, hochwertige Nahrungsergänzung, Kleidung, Kochgeschirr aus Glas und Keramik, baubiolog. renovierten Wohnraum, extra Cleanroom, biol. Bettwäsche und Matratze, und alles frei von Elektrosmog, hochgeradig Elektrosensibel war ich nämlich auch. Ohne diese Bedingungen – keine Besserung !!!!

  6. Twei 13. Juni 2012 um 22:23

    Ergänzung zu oben, obwohl keine direkte Frage dazu passt, aber trotzdem ein Erschwernis zum Leben im Mehrfamilienhaus bedeutet.

    Von September/Oktober bis ca. April/Mai fängt sehr früh Morgens die Kanalisation an nach zerfallenden Duft- und Chemikalien auszugasen. Erst wenn die „Dunsthaube“ über dem Wohnviertel von der Sonne durchbrochen/erwärmt wird, ist ein morgendliches Lüften möglich, frühestens um ca. 10:00 Uhr, häufig aber erst so ab 12:00 Uhr.

    Nur bei Dauerregen ist ein Lüften vor 6:00 Uhr möglich (zwischen 6:00 bis ca. 9:30 Uhr wegen der Morgenhygiene der anderen eh und je nicht).

    An Sommertagen ab einer Tagestemperatur von ca. 28 Grad, wird die Luft Draußen dermaßen schlecht, dass ein Fenster öffnen nach ca. 12/13:00 Uhr nur gesundheitliche Verschlimmerungen hervorruft. Die Autoreifen und der Asphalt als auch Öle, Gummis, Benzin, Diesel, Holzschutzmittel uvm. sind die Ursache dafür.
    Für den Rest des Tages ist dann kein Lüften mehr möglich. Abends bekomme ich auch keine „saubere“ Luft mehr, da dann jeden Abend nachbarschaftliches Grillen und Wäschetrocknen angesagt ist.

    Zu alle dem sind noch Pollenflugzeiten sowie Rasenmähen und Heckenscheren zu berücksichtigen.

    Daher sind für mich adäquate Hilfsmittel zur Inklusion unabdingbar; – eine andere Wohngegend wäre explizit.

  7. PappaJo 14. Juni 2012 um 13:54

    Ich kürze die Fragen mal ab, da ich z.Z. nicht in der Lage bin lange Texte zu verfassen.

    Ich schließe mich meinen Vortextern an!

    Wohnen in der Stadt unter normalen Bedingungen bedeutet einfach die Hölle und das jeden Tag!

    Die deutsche Bunderegierung sollte sich in Grund und Boden schämen, dafür das Totkranke keine Hilfe erhalten und die verursachende Industrie belohnt wird.

  8. Clarissa 15. Juni 2012 um 03:14

    Eigentlich betrifft es mich nicht so richtig weil ich im eigenen Häuschen wohne. Nachbarn habe ich natürlich auch und teilweise keine 10 Meter entfernt.

    Wie kommt Ihr im Mehrfamilienhaus zurecht mit MCS und Allergien? ./.

    Habt Ihr oft Gesundheitsbeschwerden durch Eure Nachbarn und ihre Lebensgewohnheiten? JA

    Welche? Atemnot, Herzbeschwerden, Krämpfe, Sehbeschwerden, Entzündungen um nur die wichtigsten aufzuführen.

    Was schränkt Eure Gesundheit am Meisten ein im Mehrfamilienhaus? Grillen, Feuerkörbe, frisch gewaschene Wäsche die draußen aufgehängt wird.

    Sind Eure Nachbarn kooperativ und unterlassen das, was Euch krank macht, oder konfrontieren sie Euch noch extra mit dem, was Euch krank macht?
    Jein, ich habe es erreichen können das ich informiert werde wann die Nachbarn grillen. Bei der Wäsche aufhängen geschieht nichts.

    Was war die schlimmste Reaktion, die Ihr erlitten habt durch das Leben im Mehrfamilienhaus? ./.

    Was war der Auslöser und welche Symptome traten ein? Feuerkorb, Sehr starke Herzbeschwerden und extreme Probleme beim Atmen, ich musste in dieser Nacht fast 1000 Liter Sauerstoff verwenden und Notfallmedikamente.

    Musstet Ihr bereits umziehen, weil das Leben im Mehrfamilienhaus Euch noch kränker gemacht hat? ./.

    Wie habt Ihr Euch mit dem Leben im Mehrfamilienhaus arrangiert, um gesundheitlich einigermaßen über die Runden zu kommen? ./.

    Welche Hilfsmittel oder Umbauten waren hilfreich?
    Luftreiniger, Sauerstoff, ein EKG und ein Pulsoxymeter.

    Wie geht Ihr auf Nachbarn zu, um sie um Kooperation zu bitten? Ich habe vor einiger Zeit eine Brief an die Nachbarn geschrieben in dem ich meine Situation geschildert habe und ihnen erklärt das sich meine Erkrankung soweit verschlimmert hat das ich auf ihre Mithilfe angewiesen bin.

    Hattet Ihr Erfolg? Ja, wenn es Richtung Party und oder Grillen geht werde ich per SMS, Anruf, Email oder persönlich informiert. Manchmal sind es nur Stunden manchmal zwei Wochen im voraus.

    Was würde Euch am Meisten helfen, um im Mehrfamilienhaus zurecht zu kommen? ./.

  9. Elisavet 27. August 2012 um 21:50

    Hallo,

    Ich bin bereits drei Mal umgezogen aufgrund von Allergien und Belastungen durch Chemikalien im Mehrfamilienhaus. Duftlampen der Nachbarin sind die aktuelle Belasung bei mir…

  10. Clarissa 5. August 2014 um 20:21

    Leider muss ich sagen: Es ist ein Trugschluss, zu denken im Einfamilienhaus wäre man vor den Schadstoffattacken durch Fremdeinflüsse geschützt.

    Ich wohne ganz alleine in einem großen EFH und habe ständig große Probleme mit den aggressiv bedufteten Wäsche im Nachbargarten, von der sogar meine Wohnung konterminiert wird, die stets gut durchgelüftet werden sollte wegen der dort verbauten Schadstoffe.

    Bei Regen strömen die Weichspülergerüche durch die Abluftschläuche der Wäschetrockner aus den Kellerfenstern. Obwohl reichlich Abstand zu den Nachbarn vorhanden ist, trägt der Wind die Schadstoffe direkt in meinen Garten und in das Haus. Ich kann bereits bevor ich den Geruch wahrnehme anhand des einsetzenden Magenbrennens „vorhersagen“, dass wieder Waschtag ist, und das ist heutzutage praktisch jeder Tag. Nur wenn die Nachbarn im Urlaub sind habe ich eine kurze Auszeit. Mein Garten wird binnen Sekunden von einer Oase der Erholung zu einer Giftküche. Ich muss wegfahren, um gemütlich an der Sonne zu liegen ohne dabei krank zu werden.

    Sobald es kühl wird heizen etliche Häuser ihre Kaminöfen ein, auch weiter entfernte, was dto., insbesondere bei bedecktem Himmel direkt in meinen Räumen landet. Dazu muss nicht einmal ein Fenster geöffnet sein, die Abgase gelangen durch die Ritzen der Rollladengurte in die Räume. Kommt man abends nach Hause hat man die Bescherung.

    Besonders beliebt ist die Angewohnheit einer Nachbarin, mit qualmender Zigarette bei mir vor der Türe zu stehen und auf ein Schwätzchen zu klingeln, oder sofort mit ebenselber in der Hand herüber zu laufen sobald ich im Gärten gesichtet werde. Obwohl ich sie jedesmal darauf hinweise, dass Zigarettenrauch für mich richtig schlimm ist „vergisst“ sie das immer wieder. Nun habe ich ihr verboten, auf meinem Grundstück zu rauchen und ich bin sie los, weil sie beleidigt ist.

    Eine andere Nachbarin -noch vom alten Schlag- reagiert auf jeden Grashalm in ihrer Kieseinfahrt mit der Giftspritze und versprüht reichlich davon an der Grundstücksgrenze.

    Kürzlich standen zwei Zeuginnen Jehovas vor meiner Haustüre, und noch bevor ich sie richtig erkennen konnte war ich bereits von einer Duftwolke KO geschlagen, die von der haarspraybefestigten Betonfrisur einer der sehr gepflegten Dame ausging. Noch am Nachmittag hatte ich den Geruch im Haus, obwohl sie nicht mal drin waren.

    Einziger Vorteil: ich musste nicht unhöflich werden um sie los zu werden sondern konnte sagen, ich leide unter einer schweren Duftstoffallergie, weswegen ich sie leider nicht herein lassen kann und sofort die Türe schließen muss. Das glaubten sie mir sofort und kapitulierten diskussionslos und betroffen.

    Meiner Meinung nach brauchen wir nicht mehr Verständnis von den Mitmenschen sondern klare Verbote für die Hersteller. Schreibt man einen Weichspüler- oder Putzmittelproduzenten an und schildert die Problematik mit den allergieauslösenden Duftstoffen, dann berufen sie sich stets auf die Gesetze, an die sie sich ja schließlich halten.

    Es gibt keine duftstofffreien Zonen mehr, nicht einmal hier auf dem Land. Ich wohne NICHT in der Stadt sondern in einem ziemlich kleinen Dorf.

    Ich leide unter MCS und einer Duftstoffallergie. Alles andere habe ich gut in den Griff bekommen, nur die Duftstoffproblematik ist unlösbar solange es keinen vernünftigen Allergikerschutz mit klaren und strengen Gesetzen gibt.

    Viele Grüße
    Clarissa

  11. Oliver Felinger 22. März 2018 um 12:53

    Hallo Thommy,

    die initiale Fragestellung finde ich sehr spannend, denn ich komme aus dem Immobilienbereich und engagiere mich bereits länger für ökologisches Bauen. Das Wohnen in einem Mehrfamilienhaus bedeutet nunmal leider auch weniger Möglichkeit zur Einflussnahme auf bestimmte Sachverhalte.
    Hilfreich finde ich das Betreiben eines Luftwäschers (und hier meine ich hochwertige Geräte). So kann zumindest die Konzentration von bestimmten Chemikalien in der Luft dauerhaft gesenkt werden.
    Beste Grüße
    Oli

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