Subject: so wird heute betrogen…

VORSICHT FALLE:

Umweltkranke wurden unfreiwillig Darsteller in einem Werbefilm

Es sollte ein anspruchsvoller TV Beitrag über Elektrosensitivität werden, produziert für das ZDF und ARTE. Aufklärungsarbeit über die Umweltkrankheit Elektrosensitivität geht seit Jahren nur schleppend voran. Wer auf Handystrahlung reagiert, hat im Prinzip keine Lobby. Um Unterstützung zu leisten, erklärten sich zwei elektrosensible Personen bereit, als Fallbeispiele bei den Dreharbeiten in einer Umweltklinik für einen vermeintlichen TV Beitrag mitzuwirken. Kurz darauf mussten die beiden ahnungslosen Umweltkranken feststellen, dass ihre Hilfsbereitschaft missbraucht wurde. Statt in einem anspruchsvollen Fernsehbeitrag bei ARTE und im ZDF, sind sie in einem Werbefilm für ein dubioses Produkt zum Abhalten von Handystrahlung auf YouTube, auf deutscher und englischer Sprache zu sehen. Die Webseite des Vertriebs für das Produkt nutzt den Film ebenfalls. Auf schriftliche Mitteilung, dass man nicht einverstanden sei mit der Verwendung ihrer Interviews, reagierte man einfach nicht.

Elektrosensible als Werbe-Darsteller für einen „eFilter“?

Die beiden Umwelterkrankten fühlen sich betrogen. Der Film war in Süddeutschland in der Spezialklinik Neukirchen gedreht worden. Wer hegt da Zweifel, wenn eine Umweltklinik als Drehort dient und der Klinikleiter einer der Interviewpartner ist? Nie hätte sich die Wissenschaftsjournalistin als Fallbeispiel in einem Werbefilm zur Verfügung gestellt. Zumal der Commercial dem Verkauf eines Plastikplättchens für 19.95€ dient, das angeblich schädliche Handystrahlung abhalten soll. Als die Autorin des Buches „Käufliche Wissenschaft: Experten im Dienst von Industrie und Politik“ letztendlich misstrauisch wurde, war es zu spät. Der professionell gedrehte Film war im Kasten und ist nun auf Deutsch (Vollversion & Kurzversion) und in einer „US-Version“ für jeden im Internet zu sehen.

Umwelterkrankte unwissentlich Darsteller in Werbefilm

Zitat E-Mail Text:

Subject: so wird heute betrogen…(1)

Die E-Mail der Umwelterkrankten – Date: Tue, 21 Jun 2011 05:12:04 EDT

Liebe Leute,

ein Patient aus Wien und ich wurden von einem angeblichen Fernsehteam reingelegt:

Wir haben in einem Interview über unsere Elektrosensibilität berichtet, angeblich für eine Reportage für ZDF und Arte. Weil wir misstrauisch geworden sind, haben wir schriftlich ausdrücklich mitgeteilt, dass wir keine Erlaubnis zur Veröffentlichung für Werbezwecke erteilen und die Aufnahmen dafür nicht verwendet werden dürfen.

Nun sind wir für efilter in youtube aufgetaucht. Vermutlich steckt ein großer Konzern dahinter, dem wir nicht beikommen können.

Auf jeden Fall distanzieren wir uns ausdrücklich von dieser Plakette, die Esmog ohnehin nicht verhindert, was der Mitpatient mit Messungen herausgefunden hat.

xxx

Wissenschaftsjournalistin

Wissenschaftlich erwiesen oder plumpe Bauernfängerei?

Der „eFilter“ für den die beiden Umwelterkrankten zu ahnungslosen Darstellern in einem reinen Werbefilm wurden, ist ein simpler Plastikaufkleber mit einem Zeichen drauf, der angeblich Elektrosmog filtern soll, wenn er auf das Handy geklebt wird.(2)

Der Hersteller wirbt damit, dass es sich um ein „Präventives Gesundheitsprodukt“ handle. In seiner Funktionsweise soll der „eFilter“ als „Transformer“ dienen und „Longitu- dinalwellen / Skalar-Wellen“ abhalten, deren tatsächliches Vorhandensein wissenschaftlich jedoch als keineswegs erwiesen gilt.

Der wissenschaftliche Nachweis für das Plättchen sei mittels Dunkelfeld-Mikroskopie, Vegatest und Bioresonanz erbracht worden, heißt es. In der seriösen Wissenschaft besitzen die angeführten Methoden keinerlei Relevanz.

Das Geschäft mit der Angst

Auf der Vertriebs-Webseite prangt einem in übergroßen, giftgrünen Lettern entgegen: „WHO warnt: Handys können Hirntumore verursachen! Am rechten Webseitenrand wird damit geworben, dass das Produkt aus der Zeitschrift „Stern“ bekannt sei. Dass „Scheibes“ in seiner Stern-Kolumne den „eFilter“ eher als Kuriosität darstellt, scheint nicht zu stören, ganz nach dem Motto „Es steht jeden Tag einer auf, der…“ und den von Scheibes als „stylischen runden Aufkleber mit eingebautem Mikrochip“ kauft, von dem im Boulevardblatt 2009 berichtet wurde.(3)

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 21. Juni 2011

Literatur:

  1. E-Mail: „Subject: so wird man heute betrogen..“, 21.06.2011
  2. Esowatch, eFilter, 14. Sept. 2010
  3. Stern, Scheibes Kolumne, Gefährliche Handy-Strahlung, 27.11.2009

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8 Kommentare zu “Subject: so wird heute betrogen…”

  1. Clarissa 21. Juni 2011 um 19:34

    Hat sie unterschrieben das sie alle Rechte ab tritt oder eine Bezahlung erhalten, dann wird es schwierig, ansonsten ist die einfachste Sache das Recht am eigenen Bild. Strafanzeige bei Staatsanwaltschaft dann muss die tätig werden.
    Zivilrechtlich, geht es dann Richtung, Schmerzensgeld, Schadenersatz, wegen des beschädigten Rufes, das kann bei ihr als Journalisten dann doch etwas teurer werden.

    Einstweilige Verfügung besorgen und Google zustellen lassen, dann muss es sofort entfernt werden, im Fall das Google nicht spurt, eine Strafe von 100.000 € / Tag androhen.

  2. Kira 22. Juni 2011 um 08:38

    das ist echt der Hammer!

    auch hier wird der Film gezeigt:
    http://www.efilter.tv/funktionsweise.php
    vielleicht hilft das weiter beim recherchieren!

    “Wer das Schweigen bricht, bricht die Macht der Täter” (Whistleblower)

  3. PappaJo 22. Juni 2011 um 11:45

    Sachen gibt es!

    Es ist wohl auch eine Grauzone so eine Behauptung aufzustellen und dafür nicht belangt zu werden. So mysteriöse Handystahlen-Plattchen, Aufkleber usw. werden ja von einigen Onlineshops verkauft.
    Finde ich wirklich unmöglich das der Staat da zuschaut und sich diesen wirtschaftlichen Schaden gefallen lässt. Denn hier wird nun wirklich das umlaufende Geldvermögen dem Kreislauf entzogen und fließt in Dubioso Kassen und auf Konten den Abzocker.

    Ich meide grundsätzlich Online-Shops die so einen Unfug verkaufen. Da ist das Vertrauen in den Shop und in die weiteren Produkte gleich Null. Wer sowas verkauft betreibt noch weitere unsinnige Dinge, und mit denen will ich mich nicht rumärgern.

    Nun ja, Luxus kann man sich am schnellsten leisten wenn man die Leute hinters Licht führt. Die Gewinnmarge beträgt hier ja mehrere 1.000% – was kostet schon so ein Plastikkärtchen.

    Wirkung von diesem Unfug gleich Null! Ist hier ja jedem wohl klar. Bei nicht E-Smog-Sensiblen ist wohl eher mit einem Gesundheitsschaden zu rechnen, da diese Gruppe mit dem Plättchen am Handy wohl eher bedenkenlos Mobil telefonieren wird. Da sie meinen die Strahlen sind nun nicht mehr schädlich.

    Die Frage bei den Geschädigten Darstellern ist auch vielmehr, wie haben sich die Filmleute ausgegeben. Haben sie tatsächlich „mündlich“ behauptet sie seine von ARTE oder ZDF – gibt es Zeugen für diese Aussage? Wurde in irgend einer Form festgehalten, was und wie und wo ausgestrahlt wird und in welchem Kontext die Handlung steht.

    Würde dann auch mit ARTE und ZDF in Verbindung treten, die beschäftigen ganze Horden von Anwälten, das wäre für die ein gefundenes Fressen!

    Auf jeden Fall wenn finanzierbar einen Anwalt beauftragen und alles verklagen was bei drei nicht am Baum hockt.

    Bei der Staatsanwaltschaft mal ankopfen und fragen ob bei denen was bekannt ist bzw. ob diese tätig werden kann.

    Und was halten wir alle nun spätestens von solchen „Spezialkliniken“ gerade in Deutschland!? – Buhhhhhhhh – da werde ich niemals einen Fuß reinsetzen.

    Und nur zur Erinnerung:
    – Klinink wie Praxen und Ärzte sind nichts anderes als Wirtschaftsunternehmen, mit dem primären Ziel viel Geld zu verdienen.

    – Also auch den Ex-Halbgöttern-in-weiß nur bedingt Glauben schenken und immer schön misstrauisch sein.

  4. Minaurus 22. Juni 2011 um 15:32

    Die Klinik und die Journalistin sollten die Plastikplättchen Firma verklagen. Das ist arglistige Täuschung. Guten Anwalt nehmen und ab dafür!

  5. Anuschka 23. Juni 2011 um 14:11

    Bisher wurde nichts darüber gesagt, dass die Klinik an dieser Sache irgendwie beteiligt ist. Vielleicht wurde sie auch reingelegt!

  6. Anuschka 23. Juni 2011 um 14:13

    Schaut euch mal die Seite von efilter an. Da werden lauter kritische Esmog Experten zitiert. Der neueste Werbegag!

  7. Anuschka 23. Juni 2011 um 15:26

    Diese Klinik kann nicht immer helfen. Die Halbgötter in Weiß sind eben keine Götter. Aber sie dient mindestens mit einer großen Spannbreite von diagnostischen Verfahren dazu, dass wir nicht mehr einfach als Spinner und Simulanten hingestellt werden können!

  8. Heike Becker 23. Juni 2011 um 18:58

    Das kommt raus ob die Klinik Bescheid wusste oder nicht. Die Betroffene ist eine mutige Journalistin und Whistleblowerin wenn ich mich nicht täusche. Die Wahrheit muss und wird ans Licht kommen. Aber wichtiger ist, dass dieses Video verschwindet und diese dubiose Firma damit kein Geld mehr machen kann!

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