DRV Berlin – Tut sich da was? – Da tut sich was!

Ende März 2010 bekam ich von der Deutschen Rentenversicherung ein Schreiben zugesandt, in dem nicht nur namentlich MCS erwähnt wird, sondern mir auch meine MCS-Erkrankung indirekt anerkannt wurde. Indirekt, weil es hier nicht um mein laufendes Rentenverfahren ging, sondern um die zurück gezogenen Leistungen zur Rehabilitation.

…das eine Durchführung der mit Bescheid, vom 16.06.20089 bewilligten medizinischen Leistungen zur Rehabilitation, aufgrund der von Ihnen mit Schreiben vom 12.08.2008 geschilderten MCS Erkrankung nicht möglich ist.

Des Weiteren wird aus unserer Sicht auf eine Durchführung einer medizinischen Leistung nicht bestanden, sodass wir Ihnen auch keine Sorgfaltsverletzung vorwerfen. …

Wie viele von uns Umwelterkrankten habe auch ich das Prozedere Rente durchlaufen. Antrag stellen, Antrag wird postwendend abgelehnt, Widerspruch wird eingelegt, Reha-Leistungen werden angeboten. Eine MCS-geeignete Klinik gibt es nicht, Einweisungen im Eilverfahren müssen widersprochen werden, Jahre gehen ins Land und schlussendlich werden einem die angebotenen medizinischen Leistungen wieder entzogen, aber gleichzeitig wird einem Sorgfaltspflichtverletzung vorgeworfen, da man ja jede vorgeschlagene Klinik wegen der ungeeigneten Umweltbedingungen ablehnen muss.

Auszug aus dem Brief der DRV:

…der Bescheid vom 16.06.2009, mit dem Ihnen im Zuge des Rentenverfahrens Leistungen zur medizinischen Rehabilitation gemäß § 15 des SGB VI in der AHG Klinik Berus in Überherrn für die Dauer von (voraussichtlich) vier Wochen bewilligt wurde, wird nach § 48 Abs. 1 des SGB X aufgehoben.

Nach § 48 Abs. 1 SGB X ist ein Verwaltungsakt mit Wirkung für die Zukunft aufzuheben, soweit in den tatsächlichen oder rechtlichen Verhältnissen, die beim Erlass des Verwaltungsaktes vorgelegen haben, eine wesentliche Änderung eintritt.

Das ist bei Ihnen der Fall.

Die Rehabilitationsleistung wurde von Ihnen nicht angetreten, da es sich bei der ausgewählten AHG Klinik nicht um eine umweltbezogene Einrichtung handelt. Das Reha-Angebot unserer Rentenabteilung bezog sich jedoch nicht auf eine umweltmedizinische sondern psychosomatische Rehabilitation…

Natürlich habe ich gegen diese Unterstellung, dass ich meiner Sorgfaltspflicht nicht nachgekommen wäre, widersprochen.

Aber wieder wurde mir im nächsten Schreiben Interesselosigkeit angedichtet.

…wie Ihrem Schreiben zu entnehmen ist, sind Sie an der Durchführung der Ihnen bewilligten Leistungen nicht mehr interessiert…

Diesmal konnte ich keinen Widerspruch einlegen, sondern musste eine Beschwerde und Bitte um Berichtigung der Falschaussage einreichen.

„Es kann nicht sein, das mir die DRV den Mangel an Umweltkliniken in Deutschland ankreiden will.“

„Ich habe in jedem meiner Schreiben ausdrücklich eine Reha-Maßnahme in einer geeigneten Klinik befürwortet. Ich habe IMMER mein Interesse bekundet.“

Meine Beharrlichkeit hatte Erfolg. Seht nur wie die DRV nun schreibt:

…aufgrund der von Ihnen mit Schreiben vom 12.08.2008 geschilderten MCS Erkrankung nicht möglich ist…

…sodass wir Ihnen auch keine Sorgfaltsverletzung vorwerfen…

Ein bekannter und von mir sehr geschätzter Umweltmediziner aus Trier, sagte mir mal: Die Masse an Umwelterkrankten wird die DRV in die Knie zwingen, die werden bald nicht mehr leugnen können.

Der ausdauernde Kampf um Recht und Würde lohnt,

Eure Tohwanga

Weitere Artikel zum Thema

7 Kommentare zu “DRV Berlin – Tut sich da was? – Da tut sich was!”

  1. Juliane 13. April 2010 um 09:27

    Liebe Tohwanga,

    herzlichen Dank für die guten Nachrichten, die Du uns bringst.

    Es freut mich für Dich und natürlich für all jene Menschen, die jetzt durch Deine Geschichte neue „Anhaltspunkte“ finden.

    Steter Tropfen höhlt den Stein.

    Herzliche Grüße Juliane

  2. Maria 13. April 2010 um 16:20

    Hallo Tohwanga,

    ich gratuliere Dir recht herzlich zu diesem richtungweisenden Erfolg. Es freut mich sehr Deinen Artikel zu lesen und dass Du mit Deiner Beharrlichkeit letztendlich Erfolg verbuchen kannst.

    Wie bereits schon öfter von mir an anderer Stelle erwähnt, meine Devise lautet ja, Kämpfen lohnt immer. Genau das, bestätigt Dein Bericht.

    So wünsche ich und hoffe sehr, dass alle anderen, die noch in ähnlichen Verfahren stecken, nicht aufgeben, sondern zielstrebig um ihr Recht kämpfen.

    Viele Grüsse
    Maria

  3. Kira 14. April 2010 um 10:16

    Hallo Tohwanga,

    auch ich schließe mich der Gratulation an.

    Dein Artikel zeigt – Kämpfen lohnt sich !! Mut haben und die Ungerechtigkeit beim Namen nennen auch.
    Es kostet einige Kraft und Durchhaltevermögen sich in diesem Verwaltungsmechanismus zu wehren – aber es lohnt sich!!
    Auch ich werde nicht aufhören für die Rechte für meinen Mann und meinen Sohn zu kämpfen, getreu nach dem Motto „to lose is to die“.

    Ganz liebe Grüße und danke für deinen Beitrag

    Kira

  4. PappaJo 17. April 2010 um 20:43

    Ein Silberstreif am Horizont!:-))

    Hatte bei der letzten Untersuchung bei der ARGE arge Probleme. Obwohl ich infomierte, war der Untersuchungsraum mit einem schweren Parfumduft geflutet, so dass ich fast Ohnmächtig wurde. Der Arzt meinte nur ich solle nicht so rumzicken.

    Sobald ich mich gefangen habe, erkläre ich ihm den Zickenkrieg aber vor Gericht, falls ein Anwalt für Prozesskostenhilfe zu finden ist.

    Das was die gemacht haben ist vorsätzliche Körperverletzung an einem Schwerbehinderten!!!

    Beim nächsten Termin mit wahrscheilich einem anderen Arzt, werde den Ausdruck mal mitnehmen. Bin mal gespannt wie lange die noch leugnen wollen.

    Mal davon abgesehen, spezielle Klinik hin oder her. Das bringt nur kurzfristig was! MCS-Kranke brauchen ordentlich Geld, für entsprechende Wohnungen, Kleidung, Nahrung und Nahrungsergänzungsmittel! In entsprechender Umgebung verschwinden die Symptome von selbst!

    …das sagte auch die Legende aus Trier!

    OK, für uns eine Legende aber für die anderen ein wahrer Alptraum!

  5. Maria Magdalena 20. April 2010 um 11:54

    Hallo PappaJo,

    eine Schande, wie man Dich behandelt hat.

    Ich würde an Deiner Stelle sofort und unverzüglich Amtsaufsichtsbeschwerde gegen diesen Lehrling einreichen. Keiner hat das Recht, Menschen auf diese saudumme und schweinefreche Art und Weise zu behandeln.

    Auch Behörden sind verpflichtet, sich anständig zu benehmen, und dürfen die Gesetze genauso wenig missachten wie jeder normale Bürger. Man muss sich nichts gefallen lassen, was gegen das Gesetz verstößt.

    Immer schön reagieren und mit Beschwerden und Paragraphen schlagen- das ist die Devise eines jeden Profis. ;-) hehhehehe.

  6. Zoe N. Dean 21. Januar 2011 um 11:29

    Tohwanga, ein toller Erfolg wenn auch mit großen Schwierigkeiten erlangt.
    Ich kenne MCS erst seit 2 Tagen, beiläufig hingeworfen durch einen Dermatologen der sich auch mit Allergolie und Umweltmedizin befasst. Ich hab ihm von meinen Beschwerden erzählt und er meinte das ich darunter leiden könnte aber die Krankheit ist nicht anerkannt weil nicht nachweisbar. Er war richtiggehend gemein zu mir weil er mich nicht ernst nahm. Ich kam mir vor wie der letzte A….
    Ich hab den Begriff im Internet gegoogelt und bin zu der Ansicht gelangt das der Arzt seinen Beruf verfehlt hat oder das er sein Geld lieber leichter mit Falten und Haarentfernung verdient und das ich ihm schlichtweg zu anstrengend bin.
    Auch mit Diskriminierungen aller Art hab ich zu kämpfen obwohl ich auch viele positive Erfahrungen gemacht habe ua. auch bei Arbeitsagentur und ARGE (man glaubt es kaum), auf meiner früheren Arbeitsstelle und bei Freunden. Letztere gehören durch ihren Musikgeschmack und ihre Aufmachung zu einer Randgruppe (was spießig und unverständlich ist)und so verfüge ich über mehrere „Vorschnüffler“ die ich erst seit 4 Wochen bis 6 Monaten kenne. Einer davon ist mein Freund den ich im Internet kennengelernt habe. Vor kurzen habe ich sogar nach langer Zeit mal ein Clubkonzet besuchen können das zwar gewisse Risiken barg aber „meine“ drei „Beschützer“ suchten für mich nahezu duftfreie Ecken, Nischen hinter Absperrungen die sie mit Security aushandelten die sofort handelten so das ich nen sauber belüfteten Viplatz im Technikbereich bekam von dem ich zwar die Bühne kaum sehen konnte aber endlich mal wieder Livemusik hören konnte. Der einzige Risikofaktor blieb das Damenklo aber ich kann zwei Minuten die Luft anhalten.
    Zusammenhalt von Diskriminierten halt.
    Nur muß das so sein und bleiben?
    Ich will nicht isoliert sein, ich will nicht in Frührente, ich will ernstgenommen werden und mich nicht von Ärzten die mir eigentlich helfen sollen als Hypowesen diskriminiert werden.
    Rauchen verbietet man, die Verseuchung durch Düfte, Schadstoffe, Baustoffe, usw. nicht?
    Ich hab mir errechnet das es ca. 400000 Menschen in Deutschland gibt die unter MCS leiden und mal überlegt wieviele Menschen die ich kenne ebenfalls unter Gerüchen oder Berufskrankheiten (1 Maler/1 Maurer/1 Gas-Wasser-Instalateur/1 Autolakierer) leiden zudem kenne ich einige Duftstoffallergiker,zu denen gehöre ich auch, die weniger oder mehr (ich) unter den Ausdünstungen ihrer Mitmenschen leiden. Ich kenne auch jmd die unter dem Geruch von Gurken, Knoblauch, Kerzenstearin und Citrusfrüchten die selben Riechprobleme wie ich unter Düften hat.
    Wenn uns die Gesellschaft schon krank macht sollen sie uns wenigstens ernst nehmen und uns Gelder zur Verfügung stellen und uns Orte schaffen an denen wir aktiv am Leben teilhaben können. Es wird alles geschützt, Tiere, ?Umwelt?, Kinder, Nichtraucher und wo bleiben wir?
    Wir scheinen NICHTS zu sein und so fühle ich mich derzeit auch.
    Und wenn mir die Arbeitswelt keinen geeigneten Platz bieten kann so gehe ich in Rente aber bitte würdevoll.
    Ich nehme an das Ihr alle auch im CSN Forum seid und bin für jede Hilfe in jeder Hinsicht dankbar.
    LG Zoe N. Dean

  7. Thommy 21. Januar 2011 um 11:47

    Hallo Zoe,

    ich habe der Autorin des Artikel eine Nachricht zukommenlassen, sie wird Dir antworten. Du hattest Dich auch im Forum angemeldet, ich habe Dein Account jetzt freigeschaltet. Wenn Du im Forum Hilfe brauchst, melde Dich bei mir.

    LG, Thommy

Kommentar abgeben: