Bericht Konferenz „Innenraumluftqualität: Gesunde Umwelt in Innenräumen“

Schulkinder funktionieren besser in gesunden Schulen ohne Raumbeduftung

Innenraumluftqualität: Gesunde Umwelt in Innenräumen“ – Konferenz des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes 

Die Politik will sich zukünftig mehr für eine bessere Qualität der Innenraumluft einsetzen und Maßnahmen gegen Innenraumluftbelastung ergreifen. Das ist das Ergebnis der Konferenz des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt, die am 23 und 24. Juni 2009 in Berlin veranstaltet wurde. In Rahmen der Konferenz wurden Schadstoffquellen für Raumluftbelastung in Innenräumen diskutiert, ihre gesundheitliche Risiken und möglichen politischen Handlungsoptionen erörtert. Einer der Foren befasst sich mit dem Einsatz von Duftstoffen in Innenräumen und den dadurch verursachten Gesundheitsstörungen wie Allergien, Reizungen oder Unverträglichkeiten. In diesem Forum hat Frau Dr. Silvia Pleschka die Problematik der Raumbeduftung für Allergiker, Asthmatiker und empfindlicher Personen vorgebracht. Sie hat darauf hingewiesen, dass Duftstoffallergien (Kontaktallergien) und Duftstoffunverträglichkeiten durch luftgetragene Duftstoffe für Betroffene nicht nur gesundheitliche Risiken und vielfältige Beschwerden bedeuten, sondern auch eine deutliche Einschränkung im Alltag und einen Verlust an Lebensqualität, die vereinzelt auch zur sozialen und gesellschaftlichen Ausgrenzung führen können. Betroffene von Duftstoffunverträglichkeiten haben keine Möglichkeit, einer Exposition im öffentlichen Bereich aus dem Weg zu gehen, zumal eine Kennzeichnung des Einsatzes von Raumbeduftung bis jetzt nicht üblich ist. 

Im Rahmen der abschließenden Podiumsdiskussion hat Dr. Pleschka folgende Forderungen in Bezug auf Raumbeduftung präsentiert: 

  • Transparenz des Einsatzes von Raumbeduftung mit Aushängen, Schildern etc.
  • Vermeiden unnötiger Raumluftbelastung durch Verzicht auf Raumbeduftung
  • Verbot der Beduftung wichtiger öffentlicher Bereiche wie Verwaltungen, Bildungsstätten, Kindergärten, Gesundheitseinrichtungen, öffentlichen Verkehrsmitteln
  • Verzicht auf bekannte allergene und persistente (langlebige) Duftstoffe in Beduftungsprodukten (insbesondere auch in Produkten für den Privatgebrauch)
  • Erforschung der gesundheitlichen Wirkung luftgetragener Duftstoffe auch im Niedrigdosisbereich und Erforschung der Langzeitwirkungen niedrig dosierter Duftstoffe und der Wechselwirkungen mit anderen Chemikalien
  • Aufklärung der Verbraucherinnen und Verbraucher sowie gewerblichen Anwender über mögliche Risiken des Duftstoffeinsatzes für duftempfindliche Personen und Personen mit hyperreagiblen Atemwegsystem sowie über den Einfluss der Duftstoffe auf die Qualität der Raumluft
  • Bewusstseinschaffen für die Probleme der sensiblen Personen, Allergiker, Asthmatiker, MCS-Betroffenen mit luftgetragenen Duftstoffe

Das Fazit der Konferenz war, dass gemeinsames und konsequentes Handeln aller Akteure aus Politik, Industrie, Handel, Handwerk, Wissenschaft und Verbraucher- und Patientenschutz notwenig ist, um die Qualität der Innenraumluft in Wohn- und Arbeitsräumen zu verbessern. Die Bundesregierung hat die Innenraumluftproblematik zum Schwerpunkt des Bereiches Umwelt und Gesundheit der kommenden Jahre erklärt. Mit der Gründung des Kompetenzzentrums für Innenraumhygiene ist der erste Schritt zur Annäherung an das wichtige und sehr komplexe Thema der Qualität der Innenraumluft getan. 

Autor: Dr. Silvia Pleschka, Mitarbeiterin im Beratungsteam des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (DAAB). Allergie konkret 3/09

Herzlichen Dank an den DAAB für die freundliche Genehmigung den Artikel im CSN Blog einstellen zu dürfen.

5 Kommentare zu “Bericht Konferenz „Innenraumluftqualität: Gesunde Umwelt in Innenräumen“”

  1. Gerhard Becker 22. Oktober 2009 um 22:47

    Vielen Dank für diesen inforamtiven Blogbeitrag. Den größten Teil des tages verbringen die meisten Menschen in den entwickelten Industriestaaten wohl in geschlossenen Räumen. Da die Raumluft oftmals erheblich mehr mit Schadstoffen verseucht ist, als die Luft im Freien, ist das kein unbedeutender Fakt, wenn es um die Gesundheit von Kindern, Schülern, Arbeitnehmern und Senioren geht.
    Mögen die Politiker auch der neuen Regierung dieses Thema entsprechende Priorität einräumen.

    Gerhard

  2. Eike 23. Oktober 2009 um 14:28

    Bei dem geplanten „Kompetenzzentrum für Innenraumhygiene“ habe ich so meine Bauchschmerzen.

    Dieses Kompetenzzentrum soll nämlich „paritätisch“ besetzt werden. Die Industrie wird sehr wahrscheinlich auch dabei sein, um den „Dialog“ zu führen.

  3. Alena 23. Oktober 2009 um 15:44

    Vielen Dank. Toll, dass sich jemand in Europa auch einsetzt fuer Duftstoffverbot im Innenraum.

    Werde es gleich weiterleiten:-)

    LG Alena

  4. Janik 23. Oktober 2009 um 16:10

    Das Bewusstsein dass sich etwas ändern muss ist da wie man sieht. Jetzt muss das Richtige daraus entstehen. Von mir aus kann auch Industrie dabei sein, wenn sie in Richtung menschen denkt und nicht nur in Richtung gnadenlose Gewinnmaximierung.

    Verbote für Duftstoffen in öffentlichen Gebäuden gehören zu einer auf Gesundheit ausgerichteten Strategie dazu. Es kann schließlich nicht sein, dass Asthmatiker, Allergiker, Migränekranke und Chemikaliensensible, etc. extrem in der Gesundheit angegriffen werden, nur damit ein paar Firmen ihren Duftstoffmist verkaufen können der dazu auch noch die Umwelt erheblich belastet.

  5. Eike 23. Oktober 2009 um 23:57

    Hallo Jannik,
    hast du schon mal erlebt, dass Industrie in Richtung „Menschen“ denkt?

    Ich habe diese Erfahrung bisher noch nicht gemacht.

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