Alles über den Klimawandel und Zivilisationsopfer

Es ist Zeit etwas zu tun

 

Zum Blog Action Day – 09 Climate Change 

Mich interessiert überhaupt nicht, ob CO2 oder Methan-Pupse für den Klimawandel verantwortlich sind. Es ist zu vermuten, dass sich das rücksichtslose Werkeln des Menschen auf das Klima auswirkt. Wir sind bald sieben Milliarden und da wäre es doch gelacht, wenn wir diesen Planeten nicht kaputt kriegen würden. 

Selbst wenn uns kein Klimawandel bevor stünde oder wenn sich dessen Auswirkungen nicht als schädlich herausstellen sollten, wären Umweltschutz und nachhaltiges Wirtschaften angebracht, falls uns etwas an unserem Wohlergehen liegt. Die materiellen Lebensbedingungen mögen sich für uns verbessert haben, da wir zufällig in der Ersten Welt leben. Die gesundheitlichen Lebensbedingungen haben sich mit dem Prozess der Industrialisierung und der Verbreitung petrochemischer Produkte verschlechtert. Darüber kann man sich genauso wie über CO2 streiten. Es sieht so aus, als ob die Menschen Dank des medizinischen Fortschrittes immer gesünder leben müssten oder zumindest die Chance dazu hätten. Dass dies nicht alle schaffen und einer Zivilisationskrankheit zum Opfer fallen ist bekannt und wird von niemand geleugnet. 

Strittiger ist, dass es immer mehr Menschen gibt, die das was der sogenannte normale Mensch an Umweltbelastungen aushält nicht vertragen. Während man in Studien das Aussterben von Insekten und anderer Tiere als Indikator für die bedrohte Natur statistisch erfasst, stellt man die umweltbedingte Erkrankung von Menschen in Frage. Wenn Menschen auf Spuren allgegenwärtiger Chemikalien mit komplexen Erkrankungen reagieren, erklärt man dies als psychisch bedingte Überempfindlichkeit. Dass diese in der Tat empfindlicheren Menschen ein Indikator für sich verschlechternde Lebensbedingungen sein könnten, lässt man nicht zu. 

In den USA schätzt man die Zahl solcher störender Überempfindlicher auf 48 Millionen. Das wären etwa 16% der Bevölkerung. In einer seit 1998 jährlich stattfindenden Kampagne riefen Bürgermeister und Gouverneure den Monat Mai 2009 zum Monat des Bewusstseins für MCS und Gift in Alltagsprodukten aus. Selbst wenn es bei uns aus welchen Gründen auch immer nur halb so viele zu empfindliche Menschen gäbe, wären das über 6 Millionen Umweltkranke in Deutschland. 

Falls jemandem diese Zahl zu spekulativ erscheint, so ist in Deutschland nach dem vom Statistischen Bundesamt im Jahr 2000 veröffentlichten Spezialbericht Allergien von 12 bis 20 Millionen Allergikern auszugehen. Sensibilisiert aber nicht zwangsläufig erkrankt sollen rund ein Drittel aller Bundesbürger sein. Das wären ungefähr 28 Millionen. Allergiker reagieren wenn Sie Glück haben mit überschaubaren Reaktionen auf nur einen allergenen Stoff. Das sind längst nicht mehr nur Naturstoffe, wie dies der obige Spezialbericht weiß machen will, sondern auch Chemikalien im Haushalt, am Arbeitsplatz und in der Umwelt. 

Warum tut man sich mit der Diagnose von Allergien leichter als mit Umwelterkrankungen wie MCS? Hat es damit zu tun, dass Allergien von den meisten Erkrankten als individuelle körperliche Unzulänglichkeit akzeptiert werden? Eine Umwelterkrankung enthält den Vorwurf ungesunder Lebensbedingungen. 

Was ist nun Multiple Chemikalien Sensibilität (MCS)? Die daran Erkrankten reagieren nicht auf bestimmte einzelne Allergene sondern auf eine Vielzahl von Noxen. Sie reagieren auf Giftstoffe in nicht als schädlich geltenden Konzentrationen. Viele dieser Stoffe werden im Alltag mit funktionalen Namen und nicht als Gifte bezeichnet. Z.B. Lösungsmittel, Desinfektionsmittel, Reinigungsmittel, Farben, Kleber und Duftstoffe. Umweltschadstoffe wie Autoabgase und andere Verbrennungsprodukte machen MCS-Kranken ebenfalls zu schaffen. Anders als Allergiker entwickeln sie nicht einzelne Symptome sondern erkranken systemisch. Der ganze Körper ist betroffen. Olfaktorische (riechbare) Stoffe lösen anfallartige bis bedrohliche Zustände aus, sogar wenn der Geruchssinn nicht beteiligt ist. Manche MCS-Kranke können sich nicht einmal in ihre Wohnung zurück ziehen, weil sie dort auf Sporen von Schimmelpilzen, auf ausgasende Stoffe der Bausubstanz oder auf Giftstoffe aus Möbeln und Textilien reagieren. Das treibt immer wieder Menschen in den Selbstmord. MCS kann über eine akute oder schleichende Vergiftung durch Noxen erworben werden. Nach amerikanischen Studien können gut 40% der Betroffenen die Auslöser ihres Leidens konkret benennen. Ein signifikanter Anteil von ihnen gab Lösungsmittel oder Pestizide an. 

Entgegen mancher Behauptungen ist diese Erkrankung nicht unerforscht. Auf der Ebene von biochemischen Vorgängen ist vieles erklärbar. Wo ist denn der berühmte Krebs-Erreger? Wer außer Demagogen zweifelt an Krebs und wieviele Krankheiten sind wirklich bis in’s letzte erklärbar? Darf man objektiv vorhandene organische Erkrankungen uminterpretieren und die Kranken mit Psychopharmaka weiter vergiften? CSN-Deutschland bietet eine Hilfe zur Diagnose (PDF-Link) oder ausführliche Literaturnachweise an. 

Ein Streitpunkt und wie in einem früheren Posting geschildert Gegenstand eines Edit-Wars auf Wikipedia ist die Klassifikation von MCS und damit deren fachliche und juristische Anerkennung als organische Erkrankung in Deutschland. Diese kann mit einem Schreiben des Deutschen Institutes für Medizinische Dokumentation und Information an CSN-Deutschland (PDF-Link) am einfachsten belegt werden. Wer daran zweifelt, muß selber beim DIMDI nachfragen. Das DIMDI ist dem Bundesministerium für Gesundheit nachgeordnet. Deutschland ist Mitglied in der WHO. Die WHO erstellt einen Schlüssel zur Klassifikation von Krankheiten. Aktuell ist dies der ICD-10. Dieser Schlüssel wird von Deutschland und anderen als Grundlage für die Abrechnung ärztlicher Leistungen bei den Kassen übernommen. Das DIMDI ordnet im Sinne der WHO Chemical-Sensitivity [MCS]-Syndrom, Multiple- unter dem Schlüssel T78.4 ein. Bei einer Einordnung als psychische Erkrankung müsste der Schlüssel mit „F“ und nicht mit „T“ beginnen. Die Systematik des Schlüssels sollte jedem der Diagnosen stellt bekannt sein. Wer die korrekte Verschlüsselung von MCS schwarz auf weiß sehen möchte, muss sich vom DIMDI das Alphabet aller verschlüsselbarer Krankheiten herunter laden. 

Ich lasse mir gerne Parteilichkeit für das Chemical Sensitivity Network Deutschland unterstellen. Ich glaube auch nicht, dass ich mit meinen Belegen eingefleischte Frontkämpfer der Chemielobby bekehren kann. Vielleicht findet sich aber der eine oder andere Arzt, der sich nicht gerne gegen die Interessen von Patienten einspannen lässt und bereit ist, sich über MCS aus allen Quellen zu informieren. Darüberhinaus möchte ich CSN-Deutschland, inbesondere den Blog, als Informationsquelle, als Hilfe zur Selbsthilfe und als Elixier zum Mutmachen empfehlen. Man muss nicht selbst erkrankt sein. Gefährdet sind wir alle. 

Ich beobachte bei mir selber seit Jahren, dass ich mich unter direkter Sonnenbestrahlung immer unwohler fühle. Als Andenken an eine ausgestandene Styrol-Allergie werden meine Finger wurstig und meine Hände laufen rot an. Es bleibt bei dieser Irritation. Ich mache mir keine Sorgen. Dass ich mich aber wie Tofu in der Mikrowelle fühle, gibt mir zu denken. Baue ich ab? Werde ich einfach nur alt? Oder hat dies etwas mit dem Ozonloch und mit FCKWs zu tun? 

 Autor: BrunO Zacke, 15.10.2009, 00:00 Uhr

Ganz herzliches Danke für diesen Gastbeitrag geht an BrunO, der diesen Blog auf seiner Webseite Ufocomes veröffentlich hat. BrunO, Du hast allen bewiesen, dass man MCS verstehen kann ohne es selbst zu haben, wenn man will. Well done!  

4 Kommentare zu “Alles über den Klimawandel und Zivilisationsopfer”

  1. Gerhard Becker 15. Oktober 2009 um 18:47

    Hallo BrunO,

    eine sehr gute Darstellung der Dialektik und der kausalen Zusammenhänge zwischen der Umweltverschmutzung und der zunehmenden Erkrankungen der Menschen an Umweltkrankheiten, insbesondere MCS. Mögen diejenigen, die sich immer noch schützend vor den Verursachern der allgemeinen globalen Vergiftung stellen, endlich, endlich aufwachen!

    Gruß

    Gerhard

  2. Energiefox 16. Oktober 2009 um 08:08

    Habe es im Forum ja erwähnt und bekam auch die Information durch das Forum, dass es in Amerika Müllpaten gibt. Ich hatte ein Bericht gebracht, dass ich täglich Müll im Wald fand und Fotos dazu gebracht mein Fotomülltagebuch. Jetzt sammle ich auch noch den Weg hin zu meinem Lebensmittelladen, finde dort täglich neuen Müll. Ich habe schon keine Lust mehr zu sammeln, weil viele Reaktionen der Leute die ich ansprach waren,

    „da kann man nichts machen.“

    Die Gleichgültikeit vieler Menschen, aber auch die der Politik , Kirchen und Naturschutzverbänden macht mir am Meisten zu schaffen. Nur eine kleine Anzahl von Leuten nimmt das Problem ernst, und somit ändert sich so gut wie nichts. Ich sehe es änlich mit MCS, ich bin nicht betroffen und dankbar hier gelandet zu sein.

    Gruß Energiefox und prima sind diese Blogs, damit endlich mal ein Bewusstsein kommt, so geht es nicht weiter.

  3. BrunO 16. Oktober 2009 um 18:31

    Hallo Gerhard und alle anderen,

    vor wenigen Wochen bin ich das erste Mal über diese Webseiten hier gestolpert und seither sind mindesten 5 Menschen aus dem Umfeld gestorben.

    Ich habe mich nicht mit solchen Erkrankungen befaßt, um den obigen Artikel zu schreiben. Der entstand eher zufällig. Ich hatte mich gerade mit diesen Sachen beschäftigt. Ich wollte verstehen, warum man MCS-Kranken nicht einfach hilft, wie anderen Kranken auch. Und ich wollte den Mist mit der Klassifikation nicht nur glauben, sondern verstehen. Wenn man sich damit näher befaßt, kann man von der WHO eine schlechte Meinung bekommen. Überhaupt darf man nicht glauben, daß irgend jemand wirklich hilft und es sich mit den Herren dieser Welt verdirbt.

    Es ist makaber, aber man kann einfach nur weitermachen, weiter informieren, sich weiter organisieren und hoffen, daß das Problem irgendwann nicht nur den unmittelbar Betroffenen auf den Nägeln brennt. Leider sind Umwelterkrankungen bei diesem Vorgang nur ein Problem von vielen und die meisten wissen nichtmal, was mit ihnen los ist. Es wird spannend, wie weit man so ein Spiel treiben kann. Wahrscheinlich bis die Aktienkurse sinken. Kranke Hirne denken jetzt schon an die Besiedlung anderer Planeten.

    Keine Ahnung ob dieser Link hier funktioniert:
    http://www.symptome.ch/vbboard/nachdenken/58537-mitglied-mezzadiva-gestorben.html

    Verzweifeln wäre aber das Dümmste

    Der BrunO

    ]:o)

  4. Maria 17. Oktober 2009 um 22:28

    Hallo BrunO,

    mit Deinem Blog leistet Du einen prima Beitrag für ein besseres Verständnis um die Zusammenhänge zwischen Umweltzerstörung und Umweltkrankheiten wie MCS. Auch die Gleichgültigkeit und der Verschlüsselungstaktik vieler Menschen stellst Du anschaulich dar. Ich freue mich sehr, dass Du Dich so sehr für ein besseres Verständnis um Multiple Chemikalien Sensitivität einsetzt, damit andere Menschen zum Umdenken gelangen und die Welt mit offeneren Augen sehen.

    Ich gebe Dir vollkommen Recht, wir können nur weitermachen, weiter informieren und nicht aufgeben, denn ansonsten wird sich vermutlich nicht viel ändern. Aber Veränderungen sind durch jeden Einzelnen erreichbar, in kleinen Schritten, aber spürbar.

    Danke für Deinen tollen Artikel zum Weltblogtag!

    Liebe Grüsse,
    Maria

Kommentar abgeben: