MCS / CFS Tagung in Bern – Bericht eines Umweltkranken

MCS -Der Schlüssel zum besseren Verstehen

Erlebnisbericht von Jörg Müller zur umweltmedizinischen Tagung über MCS und CFS am 3.12.2008 in Bern:

Als ich hörte, dass Prof. Pall in die Schweiz kommt, dachte ich: Super! Das ist der Mann, der bei MCS den Durchblick hat –  ich hatte bereits von ihm gelesen.

So fuhr ich an diesem Mittwoch nach Bern, betrat den grossen Hörsaal des Inselspitals, traf einzelne Bekannte und lernte Heidi Streminger von MCS-SOS kennen. Diese motivierte mich, einige Zeilen zu diesem Anlass zu schreiben.

Interessante Vorträge
Den stärksten Eindruck an diesem Nachmittag hinterliess bei mir Dr. Binz aus Trier.
Sein Engagement für seine Patienten und die Wahrheit beeindruckten mich sehr. Es war erschreckend, wie viele Menschen bei der Arbeit durch Umweltschadstoffe ganz schlimm erkrankten. Wir bekamen zu sehen, wie ihre Hirne zerstört sind.

Silvia Müller bereitete mir Freude. Schön, dass sie sich so gut von ihrer Krankheit erholt hat, sie, die nahe am Tod war. Eine Ermutigung für alle.

Prof. Pall bewundere ich wegen seiner wissenschaftlichen Leistung. Er schaffte einen Durchbruch im Verständnis von MCS. Zum Glück hatte ich vorher schon in seinem Buch gelesen, sonst hätte ich kaum etwas verstanden. Sein Modell von MCS ist sorgfältig begründet und klar. Allerdings abstrakt, weil reine Biochemie, aber hilfreich, weil es zu einer Therapie führt, die an den Ursachen ansetzt.

Nach fast fünf Stunden ging ich nach Hause, zufrieden und gestärkt (aber wegen Belastung zitternd und frierend, was sich aber bald legte, zum Glück).

Was bleibt?
Vereinfacht: Die Krankheit MCS ist weitgehend geklärt. Es handelt sich um eine Entzündungsreaktion, die aus dem Ruder gelaufen ist. Und zwar, weil im Vergleich zur Belastung nicht genügend entzündungshemmende Stoffe und Antioxidantien im Körper waren und sind.
Es ist falsch zu sagen, diese Krankheit sei rein psychisch. MCS betrifft aber häufig Nervenzellen, dadurch können psychische Funktionen beeinträchtigt sein. Die Therapie besteht demnach vor allem in der Gabe von entzündungshemmenden und antioxidativ wirkenden Stoffen.
Sehr wichtig dabei: Nur eine Kombination von vielen Nährstoffen, zum Teil in hohen Dosen, ist wirksam.

Prof. Pall empfahl mehrere Maßnahmen

  1. Hohe Dosen Vitamin C als Infusion (12g und mehr, anfangs etwa zweimal wöchentlich)
  2. Hohe Dosen Vitamin B12 (5-10mg anfangs sehr häufig), nicht zum Ausgleich eines Mangels, sondern als Entzündungshemmer
  3. Dazu eine Vielzahl von Nährstoffen in Kapseln zur täglichen Einnahme

Ähnlich therapieren schon verschiedene Ärzte mit Erfolg. Die Wirksamkeit von Prof. Palls Nährstoffkombination wird derzeit noch geprüft. Von ersten klaren Erfolgen konnte er bereits berichten.

Diese Nährstoffe ersetzen aber nicht die bisher bekannten Massnahmen, diese bleiben unerlässlich:

  1. Belastungen minimieren, vor allem chemische
  2. Bewegen an frischer Luft
  3. Metalle aus dem Körper entfernen, vor allem Quecksilber
  4. Gesunde Ernährung inklusive Darmsanierung unter Beachtung von Allergien, z.B. eine Mittelmeerdiät, reich an Antioxidantien und gesunden Ölen
  5. Eventuell zusätzlich Schadstoffausleitung durch Niedertemperatursauna und Massagen
  6. Sauerstoffgaben und andere Massnahmen sind unter Umständen sehr hilfreich. Vermutlich wirken sie aber eher unterstützend und lindernd als heilend

Mir war und ist es auch nicht möglich, all dies durchzuführen. Aber ich bleibe dran durch alle Entmutigungen hindurch. Es geht mir auch viel besser und dafür bin ich sehr dankbar.

Dieser Nachmittag mit Prof. Pall hat mir gezeigt, dass MCS therapierbar, vielleicht sogar heilbar ist.

Autor: Jörg Müller für MCS-SOS, Dezember 2008

Weitere Artikel über die Arbeiten von Prof.Martin Pall:

MCS-SOS: Umweltmedizinische Tagung zu den Themen MCS und CFS in Bern

Ein kurzer Überblick zum Vortrag von Prof.Dr. Martin Pall

Ende einer Kontroverse Martin Pall’s MCS Theorie

4 Kommentare zu “MCS / CFS Tagung in Bern – Bericht eines Umweltkranken”

  1. Henriette 21. Dezember 2008 um 11:04

    Hallo Jörg,

    danke für die Schilderung Deiner persönlichen Eindrücke von der Umweltmedizinischen Fachtagung in Trier. Es ist toll über diesen Nachmittag in Bern aus Deiner Sicht zu lesen. Dein Bericht vermittelt mir einen ganz speziellen Eindruck und ich wäre selbst gerne dabei gewesen.

    Herzliche Grüsse
    Henriette

  2. Bongo Wongo 23. Dezember 2008 um 09:06

    Hallo Jörg,

    danke für Deine Mühe, die Du Dir mit Deinem Beitrag gemacht hast. Dr. Binz ist in der Tat ein ganz feiner Mensch, der seinen Beruf ernst nimmt und seinen Patienten wirklich helfen möchte. Er ist ehrlich und nennt die Fakten beim Namen.

    Silvia Müller hätte ich ebenfalls gerne gesehen. Dass sie so nahe am Tod war ist schlimm, aber ich freue mich sehr, dass sie sich vom ganz schlimmen Stand ihrer MCS Erkrankung erholt hat.

    Prof. Palls Vortrag beizuwohnen, hätte ich mir ebenfalls sehr gewünscht.

    Danke an alle, die diese Tagung ermöglicht haben, besonders an MCS-SOS und an Heidi. Vielleicht ist es mir irgendwann einmal möglich, selbst an einer Umwelttagung teilzunehmen. Es würde mich sehr interessieren.

    Lieben Gruß

  3. Maria Magdalena 23. Dezember 2008 um 13:47

    Eine gelungene, für Laien leicht verständliche Zusammenfassung wichtiger wissenschaftlicher Erkenntnisse über MCS (Multiple Chemical Sensitivity).

    Der Autor hat diesen tollen Wissenschaftler Prof. Dr. Martin Pall live erleben dürfen. Und den hervorragenden, menschenfreundlichen Arzt Dr. Binz auch. Was für ein Glück!

    Danke für die Mühe, Jörg Müller, alles Gute für Dich.

    Ganz herzlichen Dank an Heidi und Silvia für die tolle Arbeit an diesem einschneidenden Ereignis.

    Thank You, Prof. Dr. Pall und Dr. Binz!

    Maria Magdalena

  4. Lietha 16. September 2009 um 20:28

    Lieber Herr Müller

    etwas spät zwar, aber umso deutlicher möchte ich Sie beglückwünschen zu der ausgezeichneten Zusammenfassung nicht einfach nur des Vortrags-Nachmittags, sondern der „medizinischen“ Lage der betroffenen MCS-Leidenden – diese ist ja nicht nur eine medizinische, sondern leider auch eine „soziale“ Misslage, und wenn endlich mehr, viele Ärzte und andere Fachleute nur schon das, was Sie hier geschrieben haben, einigermassen zur Kenntnis nehmen würden, ja dann… noch sind wir aber nicht ganz soweit, doch allmählich wird es schon bessern (hoffen wir, dass es dazu nicht mehr weiterer Chemie-Unfälle bedarf).

    Mit vielen guten Wünschen und herzlichem Gruss, Roman Lietha

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