Studie zeigt, chloriertes Trinkwasser kann Geburtsfehler auslösen

Werdende Mutter

Wie wichtig es ist, ausschließlich wirklich sauberes Wasser ohne chemische Rückstände zu trinken, veranschaulicht eine Studie der Universität Birmingham über Frauen, die während ihrer Schwangerschaft herkömmliches chloriertes Leitungswasser tranken. Die Kinder dieser Frauen hatten ein erhöhtes Risiko für Geburtsfehler, u. a. Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, Hirnschäden und Herzschäden.
Die Analyse der Wissenschaftler basierte auf der repräsentativen Untersuchung von fast 400000 Kindern in Taiwan. Es ist die erste Studie ihrer Art, die Nebenprodukte bei der Chlorierung von Trinkwasser mit drei spezifischen Geburtsdefekten in Zusammenhang bringt.

Chlorierung von Wasser wird weltweit eingesetzt. Es ist eine höchst effektive Methode, Trinkwasser zu desinfizieren und reduziert das Auftreten von Krankheiten. Zahlreiche Studien haben jedoch die Präsenz vieler Nebenprodukte aus der Chlorierung im Wasser aufgedeckt. Jüngste wissenschaftliche Forschung weißt darauf hin, dass Exposition gegenüber diesen Nebenprodukten vor der Geburt das Risiko für Geburtsdefekte ansteigen lässt.

Das Wissenschaftlerteam, das von Jouni Jaakkola vom Institut für Arbeits- und Umweltmedizin an der University Birmingham geleitet wurde, sammelte Daten von fast 400000 Säuglingen, die in Taiwan geboren wurden. Die Forscher verwendeten statistische Analysen um festzustellen, ob Trinkwasser, das hohe, mittlere oder geringe Mengen an Nebenprodukten der Chlorierung enthielt, das Risiko für 11 häufig auftretende Geburtsdefekte verstärkt.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Exposition gegenüber hohen Mengen der Nebenprodukte das Risiko für drei häufige Geburtsdefekte in beträchtlichem Maße erhöhen: Loch in der Herzscheidewand, Lippen-Kiefer-Gaumenspalte und Anenzephalie (wenn die Entwicklung der Nerven fehlschlägt, was zum Fehlen wichtiger Teile des Gehirns, des Schädels, der Hirnhäute und der Kopfhaut führt).

Eine Exposition gegenüber einer Gesamtmenge Trihalomenthan (Chloroform) von über 20 µg/l stand in Zusammenhang mit einem 50 bis 100% verstärktem Risiko, verglichen mit 5 µg/l. Die Ergebnisse der Wissenschafter wurden durch zusätzliche Analysen gestützt, indem man die gesammelten Daten mit solchen aus ähnlichen Studien abglich

„Der biologische Mechanismus, wie diese Nebenprodukte der Desinfektion nun genau solche Defekte verursachen können, ist noch unklar“, sagte Studienleiter Jaakkola, „jedoch tragen unsere Feststellungen nicht nur zum Beweis bei, dass Chlorierung des Trinkwassers Geburtsdefekte auslöst, sondern deuten auch darauf hin, dass Expositionen gegenüber Nebenprodukten der Chlorierung verantwortlich für einige ganz spezifische und häufig auftretende Geburtsfehler sind.“

Chlor wird zwar in der Trinkwasseraufbereitung nicht mehr in dem Umfang zur Desinfektion eingesetzt wie vor Jahren, aber es ist immer noch im Einsatz, weil es im Vergleich zu anderen Chemikalien oder neueren Methoden wesentlich günstiger ist.
Zusätzlich muss darauf hingewiesen werden, dass bei Schadensfällen und Kontaminierung des Trinkwassers temporär oft höhere Mengen an Chlor beigemischt werden, um die Sicherheit des Wassers zu garantieren. Schwangere sollten auf das Trinken von ungefiltertem Leitungswasser verzichten.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 26.11.2008

Literatur:
Bing-Fang Hwang, Jouni JK Jaakkola and How-Ran Guo. Water disinfection by-products and the risk of specific birth defects: A population-based cross-sectional study in Taiwan. Environmental Health, 2 June 2008

8 Kommentare zu “Studie zeigt, chloriertes Trinkwasser kann Geburtsfehler auslösen”

  1. Henriette 26. November 2008 um 18:52

    Schwangere Frauen sollten sich äußerst gesund ernähren und ihre Lebensgewohnheiten so schadstoffarm als möglich gestalten. Vielfältige Forschungsergebnisse bieten immer wieder Anlass zur Besorgnis und animieren zum Handeln, jedenfalls die Verbraucher. Denn diese sind gut beraten, wenn sie ihre Kaufentscheidungen und ihr gesamtes Verhalten daran anpassen, sich kritisch und vorsichtig in der Konsumwelt zu „bewegen“. Denn auch diese wissenschaftlichen Erkenntnisse liefern Beweise dafür, dass solche Strategien im täglichen Leben mehr als angebracht sind.

    Um die Zukunft unseres Trinkwassers zu sichern, bedarf es weitreichender umweltfreundlicher Aktivitäten, Veränderungen unserer eingespielten Lebensgewohnheiten. Wir, die wir in der sog. Wegwerfgesellschaft leben, sollten uns allesamt für einen besseren Umweltschutz starkmachen, wir profitieren alle davon. Es ist erschreckend, was wir es in den letzten 100 Jahren der Natur und Umwelt alles angetan haben.

    Chloriertes Trinkwasser ist mit Vorsicht zu genießen. Gut dass es wissenschaftlich fundierte Forschungsergebnisse diesbezüglich gibt. Nun ist zu hoffen, dass diese Erkenntnisse auch Anwendung finden und sie nicht wieder durch weitere Studien in Frage gestellt und verwässert werden.

  2. Clarissa 27. November 2008 um 09:12

    Es gibt Kritiker die seit vielen Jahren die schlechte Trinkwasserqualität induLa anprangern, sie wurden und werden mundtot gemacht, sie werden wissentlich falsch beschuldigt und angezeigt. Sie sitzen monatelang in U-Haft werden ihrer Ämter enthoben und das alles bloß um weiter behaupten zu können, daß das Trinkwasser in Deutschland eines der am besten kontrolliersten Lebensmittel wäre.
    Wie mit Mahnern umgegangen wird induLa, könnt (solltet) ihr hier nachlesen: http://frontal21.zdf.de/ZDFde/inhalt/1/0,1872,7416449,00.html

  3. Energiefox 27. November 2008 um 09:43

    Ich hatte ja hier im Forum gebracht , dass am Speichersee in Lingen (Ems) Geeste Gift gespritzt wurde, damit das Gras auf den Gehwegen besser entfernt werden kann. Es war ja eine Schwierigkeit überhaupt einen Ansprechpartner zu finden. Nun sogar unser Umweltminister in Niedersachsen wurde informiert. Jetzt aber abschließende keine Antwort von der Behörde ob weiter gespritzt werden darf. Etliche E-Mails sind versandt, doch auf einmal Funkstille im Walde. Ist zwar kein See für Trinkwasser aber trotzdem in der Nähe eines Wasser Gift spritzten, nur damit es einfacher ist Gehwege von unerwünschtem Gras zu befreien, für mich nicht nachvollziehbar. Genau so ähnlich bei mir im Wald hat doch jemand großflächig Rasen gemäht, ist ca 2 Wochen her und der Fall wurde von einer Behörde zur nächsten Behörde zur Prüfung geschickt, auch noch keine Nachricht. Umweltschutz wird einfach nicht ernst genommen. Das beste Beispiel ist doch mein Bericht hier im Forum“ Das Schweigen der Umweltschutzorganisationen.“ Wasser ist mit das kostbarste was wir haben, hier in Deutschland scheint mir, das Auto ist das Kostbarste. Welch ein Geschrei jetzt wo es etwas kriselt in der Autoindustrie. Wenn die Leute doch auch mal um gutes Wasser so ein Geschrei machen würden.
    Wie lange hält ein Mensch es ohne Flüssigkeit aus, aber ohne Autos ging es schon Jahrmillionen.
    Gruß Energiefox

  4. Karlheinz 29. November 2008 um 10:46

    Es gab vor über 10 Jahren schon mal eine US-Studie die bei Frauen die Leitungswasser tranken im Vergleich zu solchen, die Mineralwasser tranken, ein erhöhtes Risiko für Fehl- oder Frühgeburten (genauer weiß ich’s nicht mehr) fand.

  5. T-Rex 29. November 2008 um 14:23

    Der Artikel hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Was bedeutet das für uns mit MCS?

  6. Tine 30. November 2008 um 19:51

    Für mich als MCS´lerin ist es seit 2 Jahren wichtig, mein Leitungswasser vor dem Kochen, Kaffeekochen, Teekochen usw. zu filtern. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, um fast 100% ig Schadstoffe, Viren und Bakterien herauszufiltern. Außerdem profitiere ich als MCS´lerin sehr von natürlichen Vitalstoffen.
    Außerdem kann ich jungen Frauen nur wärmstens empfehlen, schon vor einer geplanten Schwangerschaft zu entgiften und sich äußerst gesund zu ernähren.
    Liebe Grüße und noch einen schönen ersten Advent
    Tine

  7. Jewel 30. November 2008 um 21:03

    Hallo Tine,

    ich kann mich Deiner Meinung nur anschließen. Neben Schadstoff-freiem Wasser ist Entgiftung und eine gesunde Lebensweise enorm wichtig vor und während der Schwangerschaft.

    Ich kann allen Schwangeren nur dazu raten, sich keine Haare zu färben, keine Dauerwelle machen zu lassen und besonders wichtig, keine Duftstoffe zu verwenden.

    Herzliche Adventsgrüsse
    Jewel

  8. Silvia 5. Dezember 2008 um 17:26

    Eine Mail, die wir erhielten:

    Sehr geehrte Frau Müller,

    ich habe in einem Informationsschreiben der deutschen Stiftung Gesundheit und Umwelt (DUGI) von Ihrem Artikel zum Thema chloriertes Trinkwasser erfahren. Es ist überhaupt nicht nachvollziehbar, dass immer noch Chlor oder Chlorbleichlauge zur Trinkwasserdesinfektion eingesetzt wird, obwohl es wesentlich wirksamere Desinfektionsmittel gibt, die gleichzeitig erheblich weniger Desinfektionsnebenprodukte bilden. Die deutsche Trinkwasserverordnung 2001 und die aktuelle UBA-Liste lassen zur Trinkwasserdesinfektion eine Chlorzugabe von max. 6 mg/l freies Chlor zu. Dies entspricht einer Chlorbleichlaugedosierung von ca. 60 mg/l. Chlor bildet gesundheitsschädliche Nebenprodukte (THM, Chloramine, Chlorphenole etc.), die entweder beim Trinken des Wassers konsumiert werden oder über das Abwasser in die Umwelt gelangen. Berücksichtigt man den heutigen Stand der Technik, so könnte vollständig auf eine Chlorung zur Trinkwasserdesinfektion verzichtet werden, wenn man stattdessen Chlordioxid zur Wasserdesinfektion einsetzt. Chlordioxid ist ein gelöstes Gas, dass im Gegensatz zum Chlor nicht chlorierend, sondern oxidierend wirkt und deshalb auch keine THM oder Chlorphenole ausbildet. Es wird in Konzentrationen bis max. 0,4 mg/l zur Trinkwasserdesinfektion eingesetzt und beseitigt nachweislich sogar Bakterien in Biofilmen. Ersetzt man Chlor durch Chlordioxid, so kann die eingebrachte Desinfektionsmittelmenge deutlich verringert werden. Weitere Informationen zu dieser Thematik finden Sie auch auf unserer Internetseite http://www.iotronic.de.

    Mit freundlichen Grüßen / Best regards
    I O T R O N I C GmbH

    i.V. Holger Beissner

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