MCS ist unter Medizinern weitgehend unbekannt. Was war die windigste Diagnose, die Ihr statt „MCS“ erhalten habt?

MCS die unbekannte Krankheit?

Multiple Chemical Sensitivity / ICD-10 T78.4 wird selten diagnostiziert, obwohl ca. ein Drittel der Bevölkerung leicht bis schwer betroffen ist.

Grund: kaum ein Allgemeinmediziner kennt sich mit der Krankheit aus. Weder Diagnostik, noch Therapie der Krankheit wird flächendeckend angeboten.

Nur wenige Ärzte, verteilt über ganz Deutschland, bieten Hilfe für die Erkrankten an. Für schwerer Erkrankte gibt es überhaupt keine Anlaufstelle.

MCS-Blogfrage der Woche:

  • Welche Diagnose wurde Euch statt MCS T.78.4 gestellt?
  • Was war die windigste Diagnose die Euch stattdessen erteilt wurde?

9 Kommentare zu “MCS ist unter Medizinern weitgehend unbekannt. Was war die windigste Diagnose, die Ihr statt „MCS“ erhalten habt?”

  1. Clarissa 17. November 2008 um 19:58

    Die Hitliste fürhrt die Soziophobie an gefolgt von den allseits beliebten Somatoforme Störung, dicht gefolgt von der Hypochondrie. Das waren meine persönlichen Top 3.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Soziophobie

    http://de.wikipedia.org/wiki/Somatoforme_Stoerung

    http://de.wikipedia.org/wiki/Hypochondrie

  2. Mary Poppins 17. November 2008 um 20:07

    Meine Hausärztin damals schoss den Vogel ab. Magersucht hätte ich mit ziemlicher Sicherheit.

    Ich wog knapp 50kg bei 1.60m, nichts ungewöhnliches und gegessen habe ich auch. Mir war schleierhaft wie sie darauf kam.

    Nachher kam raus, dass ihre Tochter Magersucht hatte und sie diese Diagnose ziemlich oft stellte seitdem sie sie bei ihrer Tochter viel zu spät gestellt hatte.

    Es dauerte dann noch fast 6 Jahre, bis eine korrekte Diagnose gestellt wurde.

  3. Stables 17. November 2008 um 22:36

    Katzenallergie war die absurdeste Diagnose die ich erhielt, die für alles herhalten sollte. Mein kaputtes Immunsystem, Nervschäden, Hirnschäden,…

    Als Therapie meinte die Allergologin dann zu meiner Frau und mir, dass der Expositionsstopp zur Katze weiter ausgeweitet müsse. Unsere Katze war zu diesem Datum 19 Monate tot. Wir wohnen alleine im Haus und es gibt keine Katze weit und breit. Pestizide kämen als Ursache nicht in Frage, da war sie sich ganz souverän sicher. Diese Diagnose war im wahrsten Sinne des Wortes für die Katz.

  4. Babyface 17. November 2008 um 23:01

    Hier Diagnosen von sog. Ärzten für Neurologie und Psychiatrie in diversen Gutachten:

    vorgetäuschte Störung
    Somatoforme Störung vom Typ MCS
    Verdacht auf Somatisierungsstörung
    depressives Psychosyndrom

    Sämtliche langjährige Erkrankungen die nicht in Zusammenhang zu MCS stehen, wurden seitens dieser Mediziner? ebenfalls komplett ignoriert, Befunde die meine MCS belegen, erst recht.

    Das sind meiner Meinung nach Gutachten, bei denen die Ergebnisse von vorne herein feststehen, ob man als Patient mit all seinen Befunden nun anwesend ist oder nicht.

  5. Henriette 18. November 2008 um 17:36

    Bei mir waren die Diagnosen so ähnlich wie bei Babyface. Es ist mehr als eine Schande, was wir Umweltkranke uns bieten lassen müssen. Aber nicht mit uns, die Zeit arbeitet mit uns, wie der neuste CSN-Blog verdeutlicht.

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/11/18/golfkriegsveteranen-leiden-unter-einer-realen-krankheit-die-durch-toxische-chemikalien-verursacht-wurde/

  6. Phoenix 18. November 2008 um 20:11

    Als bei mir die Symptome der MCS so stark wurden, das ich dann doch mal zum Arzt ging, bekam ich die Diagnose:

    – vegetative Dystonie

    Als ich dann nach einem Jahr aus berufl. Gründen umgezogen bin, mir eine neue Hausärztin suche, die Allgemeinmedizinerin und Psychotherapeutin ist, ich ihr meine Symptome schilderte meinte sie:

    – das hört sich sehr nach einer chronischen Intoxikation an!

    Das war im Jahr 1993 und ich kann nicht glauben, das es im Jahr 2008 Ärzte gibt, die immer noch nicht in der Lage sind, über ihren Tellerrand zu sehen.

    Ich war in den Jahren auch bei Fachärzten im Umkreis und niemand unterstelle mir eine psychische Erkrankung. Einige bestätigten die Vergiftung und Chemikaliensensibilität und die die es nicht taten, stritten es auch nicht ab.

    Die mir folgende Diagnosen geben:

    – Anpassungsstörung
    – Somatisierungsstörung
    – neurotische Fehlverarbeitung
    – Angststörung

    waren AUSSCHLIESSLICH Gutachter die mich im Auftrag der Deutsche Rentenversicherung Bund begutachtet haben.

    Gutachter, darunter ein Psychiater, Psychoanalytiker die mich im Auftrag des Gerichtes begutachtet haben, haben die MCS bestätigt.

    Diese Fälle von Ärzten die nicht ganz weltfremd und „betriebsblind“ sind, sollte man auch erwähnen, da sich sonst die weltfremden und betriebsblinden noch in ihren windigen Diagnosen bestätigt fühlen.

  7. Mary-Lou 18. November 2008 um 23:27

    Ich habe viele Befunde, in denen meine MCS-Erkrankung ganz klar definiert und beispielsweise durch viele unterschiedliche Laborparameter eindeutig belegt ist.

    Allerdings sieht die Sache bei Begutachtungen schon ganz anders aus. Dort hat man bei mir ebenfalls die psychische Marschrichtung eingeschlagen, wie kann es auch anders sein.

    Die Diagnose: Verdacht auf Somatoforme Gesundheitsstörung, immer wieder ein Renner in Rentengutachten, hat auch in meinen Gutachten Einzug gehalten.

  8. Eike 19. November 2008 um 00:25

    Wie ich schon in einem anderen Beitrag erwähnte, habe ich Kontakt mit Lehrpersonen, die an schadstoffbelasteten Schulen erkrankt sind.
    Viele von ihnen haben auch eine MCS.

    Was bei denen so alles bei Chemikalienerkrankungen diagnostiziert wird, ist auch recht aufschlussreich z.B. :

    Menopausensyndrom
    Seelische Behinderung
    Anpassungsstörung mit wesentlicher Einschränkung der Erlebnis-und Gestaltungsfähigkeit
    Chemophobie
    überwertige Gedanken
    paranoide Persönlichkeitsentwicklung
    Schizophrenie
    Chronifizierte Depression
    Somatisierungsstörungen

    Ein Zitat eines Gutachters ist besonders erwähnenswert:

    „Zitat: „ Somit hat bei Frau (…) die anfängliche paranoide Reaktion, resultierend aus den überwertigen Gedanken zu einer paranoiden Entwicklung mit querulatorisch- kämpferischer Note , zu einer bleibenden Verrückung des persönlichen Standpunktes gegenüber der Umwelt, zu einem Verrücktsein geführt.
    Nachdem sie nun nicht mehr nur gegen PCP allergisch ist, sondern sich auch mit einer MCS behaftet sieht, hat sie von sich selbst nunmehr das Bild, eine Armee von Umweltschützern anzuführen, die ausgezogen ist, die Schüler vor dem Verrotten durch Umweltgifte zu retten.
    Ihr Husten ist dabei nur die – inzwischen eher bewusstseinsfern neurotisch aufgesetzte Fahne, die dem Heereszug, den anzuführen zu müssen sie glaubt, vorangetragen wird.“

    Ein vom Landessozialgericht bestellter Gutachter schrieb bei einer anderen Lehrperson u.a.:

    „xxxx ist, was die Entstehung der Erkrankung betrifft, FIXIERT auf die Vorstellung einer TOXISCHEN Schädigung.“

    Von einer FIXIERUNG auf eine bestimmte GENESE kann darüber hinaus gesprochen werden, wenn die GEDANKLICHE Auseinandersetzung des Patienten mit den URSACHEN seiner Erkrankung die eigentliche Behandlung der Erkrankung beeinträchtigt oder verhindert oder wenn diese BESCHÄFTIGUNG mit den KRANKHEITSURSACHEN selbst als KRANKHEITSWERTIG angesehen werden muss.“

    An einer anderen Stelle vermerkte dieser Gutachter:

    „Die ÜBERZEUGUNG, DUFTSTOFFE in ihrer Umgebung seien bei xxx für eine schwere Erkrankung verantwortlich, erschien allerdings UNVERRÜCKBAR“

    Dass auch das LANDESSOZIALGERICHT sich ausgerechnet nur auf den Gutachter beruft, der auf der PSYCHOSCHIENE fährt – auch bei MCS (entgegen aller Studien, die belegen, dass MCS NICHT PSYCHOGEN ist – s. Einträge im CSN Blog) , ist nicht akzeptierbar, es müsste sogar DRINGEND in die ÖFFENTLICHKEIT, fragt sich nur „wie“.

  9. Morlock 22. November 2008 um 19:00

    Mir wurde immer eingeredet, ich hätte eine chronische Infektanfälligkeit mit der ich mich abzufinden hätte. Außerdem wäre vieles stressbedingt, ich solle Entspannungstechniken lernen und mich schonen und überlegen, ob ich nicht eine Psychotherapie machen wolle. Ich solle bloß kein Ärztehopping machen. Zum Glück hat mich mein Hausarzt dann nach vielen Jahren an einen Umweltmediziner verwiesen, wodurch meine MCS- und CFS-Erkrankungen endlich ans Tageslicht kamen. Vermutlich würde ich sonst noch weiter im Dunkeln tappen, es war eine jahrelange Suche nach der tatsächlichen Ursache.

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