Adäquate Behandlung von MCS Patienten in einer Umweltklinik spart Gesundheitskosten

Stein auf Stein

Das Nova Scotia Environmental Health Center war die erste staatlich finanzierte Umweltklinik weltweit. Die Klinik war von Anfang an erfolgreich und ihre Warteliste lang für Patienten, die sich nach Behandlung ihrer Umweltkrankheiten sehnten. Die Wissenschaftler an der Klinik belegten in einer Studie, dass ihr Behandlungskonzept Patienten tatsächlich gesundheitlich hilft und den Krankenkassen in Folge Kosten spart. Das Argument, dass man Chemikaliensensiblen nicht helfen könne, weil ihre Krankheit zu teuer sei, ist somit kein stichhaltiges Argument, um den Erkrankten adäquate Behandlung vorzuenthalten.

Können umweltmedizinische Behandlungen Kosten sparen?
Die Mediziner des Nova Scotia Environmental Health Center verwendeten zur Diagnostik von MCS bei den Patienten in ihrer Klinik u. a. die American Consensus Diagnosekriterien und einen detaillierten Fragebogen. Es ging ihnen in ihrer Studie darum festzustellen, ob Patienten der Klinik nach Behandlung gesünder waren und weniger Beschwerden hatten, sowie um die Häufigkeit der Arztbesuche. Sie werteten Daten von 563 Patienten aus drei Gruppen aus (145 von 1998, 181 von 1999, 237 von 2000).

Weniger Arztbesuche durch gezielte umweltmedizinische Therapie
Das kanadische Umweltmedizinerteam stellte anhand der Auswertung der Patientendaten fest, dass die 563 MCS-Patienten, die in die Studie einwilligten und eine Therapie in der Umweltklinik in Nova Scotia durchlaufen hatten, danach weniger Arztbesuche bei Allgemeinärzten, Spezialisten, Notfallaufnahmen und Krankenhausaufenthalte aufwiesen und die damit verbundenen Kosten in den Jahren nach der Behandlung in der Umweltklinik geringer ausfielen, als vor der Behandlung.

„Gesünder“ als die Gesamtbevölkerung
Der gesamte jährliche Rückgang der Konsultationen während der Jahre seit der ersten Konsultation der Umweltklinik in Fall River bis 2002 lag bei der Gruppe im Jahr 1998 bei 9,1%, bei der Gruppe von 1999 bei 8% und bei der Gruppe von 2000 bei 10,6%, verglichen mit 1,3% bei der Gesamtbevölkerung von Nova Scotia. Bei der Patientengruppe von 1998 lag die Reduzierung der Arztbesuche bei den Patienten mit den meisten Symptomen vor der Therapie sogar bei 31% in den Folgejahren nach der Behandlung in der Umweltklinik. Roy Fox und sein Team wollen durch weitere Studien die bisherigen positiven Ergebnisse bestätigen.

Gesündere MCS-Patienten – Entlastung für Krankenkassen
Die vorliegende Studie aus Kanada zeigt deutlich, dass eine gezielte Therapie bei MCS-Patienten positive Auswirkungen haben kann und den Krankenkassen hilft, Kosten zu sparen. Das Studienergebnis widerlegt gleichzeitig mehrere Behauptungen, nämlich, dass man den Gesundheitszustand von MCS-Patienten nicht verbessern kann, dass es keine Therapie gäbe und dass Behandlung von Chemikaliensensiblen nicht finanzierbar sei.

Zu den Aspekten von ethischem Gewicht, die in einer wissenschaftlichen Studie nicht beleuchtet werden, aber erwähnenswert sind, gehören die Reduzierung des Leides der Patienten und die Steigerung von deren Lebensqualität, die bei schwer Erkrankten oft um den Nullpunkt angesiedelt ist. Alles zusammen verleiht dies der dringenden Forderung von MCS-Patienten in Deutschland und anderen europäischen Ländern nach einer Umweltklinik mit adäquaten Therapienangeboten und umweltkontrollierten Räumlichkeiten einen wissenschaftlich begründeten Nachdruck.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 30. September 2008

Literatur:
Fox RA, Joffres MR, Sampalli T, Casey J., The impact of a multidisciplinary, holistic approach to management of patients diagnosed with multiple chemical sensitivity on health care utilization costs: an observational study, Nova Scotia Environmental Health Centre, Fall River, Nova Scotia, Canada, J Altern. Complement Med. 2007 Mar; 13(2):223-30

17 Kommentare zu “Adäquate Behandlung von MCS Patienten in einer Umweltklinik spart Gesundheitskosten”

  1. Annamaria 1. Oktober 2008 um 00:39

    Sehr schön. Adäquate Behandlung nützt den Erkrankten und dem System. Eine richtige Win-Win-Situation.

  2. Terminator 1. Oktober 2008 um 08:17

    Dass adäquate Behandlung von MCS Patienten in Umweltkliniken in Deutschland immense Gesundheitskosten einsparen würde, müsste selbst für unsere Widersacher offensichtlich sein.

    Aber bevor man diese Behandlung für MCS Kranke in einer Umweltklinik zulassen bzw. in Deutschland erst einmal schaffen würde, wird noch viel Wasser die Elbe runter fließen. Schließlich kann man die hohen Gesundheitskosten viel besser auf die Bevölkerung abwälzen, am kränkelndem System braucht keiner etwas zu ändern, alle können weitermachen wie bisher, ohne die Existenz von MCS offiziell zugeben zu müssen.

    Das versuchen die Verantwortlichen noch jahrelang durch zuziehen, nur dumm, dass das Ausland im Wissenschaftssektor die Nase vorne hat und Deutschland in Fachkreisen ziemlich alt aussehen lässt in Bezug auf Umwelterkrankungen und Co.

    Peinlich, peinlich…

  3. Meddy57 1. Oktober 2008 um 16:02

    Es gibt die Klinik in Neukirchen. Ich selbst war dort und wurde erfolgreich behandelt. Nur peinlich das die Krankenkasse trotzdem behauptet dies sei „medizinisch nicht notwendig“ gewesen und die Kosten der Behandlung von der Klinik zurück fordert. Damit ist mir, als Patient, jede Hilfe seitens der Klinik verwehrt und ich bin mittlerweile nach 2 Jahren wieder so krank wie vor dem Aufenthalt. Man könnte dies schon als unterlassene Hilfeleistung sehen aber so ist das in diesem Lande. Trägst Du nicht mehr zum Bruttosozialprodukt bei muss man eben zusehen das derjenige schnellstmöglich „Sozialvertäglich frühvergruftet“ wird.

  4. T-Rex 1. Oktober 2008 um 20:13

    In Kanada scheinen die Uhren für MCS-Kranke etwas anders zu ticken als bei uns. Mir imponierten schon die Aussagen der kand. Menschenrechtskommission über MCS. Jetzt noch die Studie einer staatlichen Umweltklinik die rausfindet, dass Behandlung von MCS-Kranken das Gesundheitssystem entlastet. Das sollte man nutzen um die Verantwortlichen in unserem Land ein wenig zu konfrontieren mit der Realtität.

  5. Wanderfalke 2. Oktober 2008 um 07:35

    Das sagt mir schon mein gesunder Menschenverstand, dass adäquate Hilfe für Umweltpatitienten die Kostenexplosion im Gesundheitsbereich radikal senken würde, abgesehen davon, dass man damit das Leid der Betroffenen lindern könnte.

    Kanada zählt punkto Duftstoffe und MCS zu den vorausschauenden Ländern. Die haben kapiert, dass Handeln der einzige Ausweg aus dem Dilemma ist, wegzusehen und die Erkrankung in Abrede zu stellen, bringt da rein gar nichts, außer einer Menge neuer Probleme.

  6. Silvia 3. Oktober 2008 um 07:58

    Die Studie aus Kanada hat nur die eingesparten Kosten durch Arzt-, Therapeuten- und Klinikkosten ermittelt. Wenn MCS-Kranke wieder arbeiten können durch eine adäquate Therapie, ist noch viel mehr gewonnen.

    Mir sind Fälle bekannt, die wieder ins Berufsleben zurück konnten, manche sogar Vollzeit. Klar wird das bei ganz schwer betroffenen Chemikaliensensiblen eher nicht der Fall sein, aber wenn Erkrankte im Anfangsstadium behandelt werden, ist die Chance doch in jedem Fall gegeben. Was will man mehr?

  7. Lucca 7. Oktober 2008 um 16:56

    Mehr kann man nicht verlangen das stimmt. Die Taktik die bei uns gefahren wird ist mega daneben und durch nichts zu rechtfertigen.

    Eine ganze Reihe von Chemikaliensensiblen die ich persönlich kenne, hatten Jobs die gut bezahlt waren. Jetzt leben sie unter Minimum. Ob das im Sinne der Wirtschaft ist?

  8. Mary-Lou 7. Oktober 2008 um 19:05

    Ich hätte gerne meine frühere Selbständigkeit und meine mich ausfüllende Arbeit. Das Gebrauchtwerden fehlt mir sehr, außerdem die Kontakte zu meinen Arbeitskollegen. Das ich nun von staatlichen Geldern lebe, müsste nicht sein.

    Es ist wie Du sagst Lucca, eigentlich habe ich nicht schlecht verdient, heute gibt´s leider nur eine kleine Rente. Neben meiner verlorenen gesellschaftlichen Integrität, ist meine Kaufkraft erheblich gesunken.

    Ob sich der Staat massenhafte gleichartige Fälle auf Dauer leisten kann, wage ich zu bezweifeln. Man hätte es in der Hand der negativen Entwicklung entgegen zusteuern, aber man glänzt lieber durch Passivität.

  9. K. Fux 10. Oktober 2008 um 16:02

    In Deutschland geht man lieber hin und jammert über Kostenexplosion im Gesundheitswesen, anstatt gescheite Rahmenbedingungen zu schaffen. Durch adäquate Hilfe für Chemikaliengeschädigte könnte man immense Kosten einsparen und müsste nicht ständig die Krankenkassenbeiträge erhöhen. Aber man macht lieber auf Sparflamme und Ignoranz, die Beitragszahler machen das schon.

    MCS ist kein Phänomen, wie so gerne behauptet, es ist bittere Realität!

  10. K. Fux 10. Oktober 2008 um 16:09

    Und was das Schlimmste bei der ganzen Sache ist, man überlässt die MCS Patienten sich selbst, verwehrt ihnen die dringend benötigte Hilfe, anstatt die vielen ausländischen MCS Studienergebnisse zu nutzen und notwendige Folgen daraus zu ziehen und endlich den schwer Kranken zu helfen. Ärzte die die Brisanz von Umweltkrankheiten und den auslösenden Faktoren erkennen, versucht man mit unlauteren Mitteln mundtot zu machen, wie derzeit Dr. Binz aus Trier.

    Da wird mir übel.

  11. Spider 14. Oktober 2008 um 21:34

    Dafür muss man nicht studiert haben, um zu begreifen, dass adäquate Behandlung von MCS Patienten in einer realen Umweltklinik, Kosten einsparen würde ohne Ende. Super Nebeneffekt des Ganzen, den Chemikaliensensiblen könnte jede Menge unnötiges Leid erspart werden.

    Darüber zu grübeln, wäre mal etwas anderes als nur von der Finanzkrise zu berichten und den Banken und Manager für ihre Fehler, das Geld hinterher zu werfen. Ein klein wenig von dem riesen Batzen Geld, und es könnte schon losgehen.

  12. Henriette 9. November 2008 um 11:46

    Das sehe ich genauso, Spider. Immense Summen für gebeutelte Banken bereitstellen, aber für uns Chemikaliensensible nicht mal eine gezielte Diagnostik, geschweige denn angemessene Behandlung anbieten, und Chemikaliensensible ihrem schweren Schicksal alleine überlassen, sodaß sie sogar unfreiwillig in schlimme Armut abrutschen und kaum noch Geld für´s Überleben aufbringen können. Das ist mehr skandalös. Geld ist ja da, wie wir alle verfolgen können, aber es ist wie immer, Geld zu Geld.

  13. Emily Erdbeer 16. November 2008 um 19:47

    Es wäre ja auch ein Wunder gewesen, wenn Nichtbehandlung billiger geesen wäre als Behandlung. Mich nervt das kurzsichtige Verhalten der Entscheidungsträger. Hat sich von diesen Leute nie einer Gedanken darüber gemacht, wieviel Leute noch oder wieder arbeiten könnten, wenn man sie im Anfangststadium behandelt hätte? Oder wenn man an Arbeitsplätzen mit schlechter Arbeitssicherheit den Riegel vorschiebt und Arbeitsschutz hochfährt, anstatt gegen Kranke Ränke zu schmieden.

  14. Stables 17. November 2008 um 22:32

    Henriette, Du sprichst etwas an, was dieser Tage viele Menschen realisieren. Es sitzen Herren in Aufsichtsratsposten und im Management, die den Karren an die Wand gefahren haben. Der stets ehrliche Bürger erwartet, das sie zur Rechenschaft gezogen werden. Nein, sie werden weiter hofiert und bekommen weiter Geld zum verzocken.

    Ich hatte einen Antrag für die Klinik in England gestellt, weil hier keiner richtig mit MCS bewandert ist. Um der Kasse zu belegen, dass die Klinik in England und die Spezialklinik in USA kostengünstiger ist, habe ich bei Unikliniken nach dem Tagessatz gefragt. Meine Augen sind tellergroß geworden, solche Kurse werden dort nur für das Bett aufgerufen. Dafür hätte ich mich in den Spezialkliniken komplett behandeln lassen können und es wäre noch viel Geld übriggeblieben.

  15. Zara 24. Juli 2009 um 16:27

    Unser Land ist nicht arm. Es gibt Spezialkliniken für alles mögliche, nur keine richtig adäquate Umweltklinik. Die Fachklinik Nordfriesland bei Bredstedt sollte eine Umweltklinik werden die auch schwere MCS Fälle aufnimmt. Was ist jetzt daraus geworden? In den Zimmern die für Umweltkranke und MCS Patienten gedacht waren, sind Spielsüchtige und Computersüchtige untergebracht. Traurig, denn das ist nichts lebensbedrohliches oder schmerzhaftes, MCS schon.

  16. Stables 20. Juni 2011 um 18:39

    Wieder drei Jahre um und nichts hat sich getan um Umweltkranken das Leben leichter zu machen. Für jede x-beliebige Krankheit gibt es Spezialkliniken und Kompetenzzentren, für MCS nichts.

    Welche Argumente werden eigentlich angeführt, warum man uns nicht hilft? Weil MCS angeblich psychisch bedingt ist, kann kein Grund nicht sein, denn Psychiatrien und Psychokliniken gibt es ja auch auf jedem Kuhdorf.

    Woran hängt es?

  17. Lauren 20. Juni 2012 um 00:39

    … und noch ein Jahr um, ohne dass sich etwas getan hätte. Es ist frustrierend und zum Verzweifeln.
    Ich habe hart gekämpft, um meinen Traumberuf studieren zu können – und ich könnte gutes Geld verdienen, wenn ich nicht so schwer krank wäre.
    Nun habe ich mit letzter Kraft viel Geld privat in teure Diagnostik gesteckt – sogar bei Ärzten, die sich in der Theorie bestens mit der Sache auskennen. Und wie sieht es praktisch aus? Ich habe Ergebnisse + Diagnosen, und werde nicht behandelt. Es ist deaströs. Ich möchte leben, arbeiten, der verdammten Gesellschaft dienen – ich bin noch jung (erst Ende 20), und „man lässt mich nicht“. Obwohl ich überall um Hilfe gebeten habe, scheint es keine zu geben.
    Die „Politik“ in diesem Land ist zum Schämen, und ich kann mich nur allen vorausgegangenen Kommentatoren absolut und zu 100% anschließen!

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