Hoffnung auf neue Ansätze für CFS Therapie, durch Gentests ermittelt

Hoffnung auf Therapie

Neuere Diagnosemethoden haben auch beim Chronic Fatigue Syndrome / CFS insbesondere in den letzten beiden Jahren Gesichtspunkte erbracht, die zu völlig neuer Betrachtungsweise der Krankheit führen. Auch auf Therapieansätze zur Behandlung von CFS haben sie Einfluss, wie aktuelle genetische Untersuchungen der St. George’s University of London andeuten. In Deutschland schätzte das Bundesgesundheitsministerium bereits vor Jahren, dass man von über 1 Million Erkrankten ausgehen müsse.

Das Chronische Erschöpfungssyndrom / die Myalgische Enzephalomyelitis (CFS – Chronic fatigue syndrome / ME) ist eine Erkrankung, die mehrere Organsysteme betrifft. Die genauen Krankheitsvorgänge sind noch nicht aufgeklärt. Um Ursachen und Prädisposition besser beurteilen zu können, erstellte ein englisches Wissenschaftlerteam genetische Profile bei Patienten mit Chronischem Erschöpfungssyndrom / Myalgischer Enzephalomyelitis.

Nach zwei speziellen molekularbiologischen Untersuchungen berichteten JR. Kerr und sein Team in der Dezemberausgabe der Fachzeitschift Current Rheumatologic Reports über die unterschiedliche Ausprägung von 88 menschlichen Genen bei Patienten mit CFS; 85 dieser Gene waren hoch reguliert, 3 waren abgesenkt. Diese 88 Gene sind vor allem zuständig für Funktion und Erkrankung des Blut- und Immunsystems, Krebs, Zelltod, Immunantwort und Infektion.

Kerr et al. stellten bei CFS-/ME-Patienten die Daten von Polymerase-Ketten-Reaktionen zahlenmäßig zusammen und konnten so sieben Untergruppen mit deutlichen Unterschieden hinsichtlich der Short Form (SF)-36 Scores, der klinischen Phänotypen und des Schweregrads feststellen.

Den Wissenschaftlern der englischen Universität zufolge legen die Genmuster in jeder Untergruppe fünf menschliche Gene als mögliche Ansatzpunkte für eine spezifische Therapie nahe. Nun ist es für sie von vorrangiger Wichtigkeit, einen Test zur Bestimmung des Untergruppen-Status zu entwickeln.

Möglicherweise stellen diese Untergruppen individuelle Antworten auf bestimmte, durch Erreger verursachte Infektionen dar. Dies wird zurzeit untersucht. Die Wissenschaftler der St. George’s University of London erhoffen sich, dass sich hier ein neuer Weg für gezielte Therapien bei CFS-Patienten eröffnet.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 20. November 2008

Übersetzung: Annamaria

Literatur:
Kerr JR., Gene profiling of patients with chronic fatigue syndrome/myalgic encephalomyelitis, St. George’s University of London, Curr Rheumatol Rep. 2008 Dec;10(6):482-91.

Adäquate Behandlung von MCS Patienten in einer Umweltklinik spart Gesundheitskosten

Stein auf Stein

Das Nova Scotia Environmental Health Center war die erste staatlich finanzierte Umweltklinik weltweit. Die Klinik war von Anfang an erfolgreich und ihre Warteliste lang für Patienten, die sich nach Behandlung ihrer Umweltkrankheiten sehnten. Die Wissenschaftler an der Klinik belegten in einer Studie, dass ihr Behandlungskonzept Patienten tatsächlich gesundheitlich hilft und den Krankenkassen in Folge Kosten spart. Das Argument, dass man Chemikaliensensiblen nicht helfen könne, weil ihre Krankheit zu teuer sei, ist somit kein stichhaltiges Argument, um den Erkrankten adäquate Behandlung vorzuenthalten.

Können umweltmedizinische Behandlungen Kosten sparen?
Die Mediziner des Nova Scotia Environmental Health Center verwendeten zur Diagnostik von MCS bei den Patienten in ihrer Klinik u. a. die American Consensus Diagnosekriterien und einen detaillierten Fragebogen. Es ging ihnen in ihrer Studie darum festzustellen, ob Patienten der Klinik nach Behandlung gesünder waren und weniger Beschwerden hatten, sowie um die Häufigkeit der Arztbesuche. Sie werteten Daten von 563 Patienten aus drei Gruppen aus (145 von 1998, 181 von 1999, 237 von 2000).

Weniger Arztbesuche durch gezielte umweltmedizinische Therapie
Das kanadische Umweltmedizinerteam stellte anhand der Auswertung der Patientendaten fest, dass die 563 MCS-Patienten, die in die Studie einwilligten und eine Therapie in der Umweltklinik in Nova Scotia durchlaufen hatten, danach weniger Arztbesuche bei Allgemeinärzten, Spezialisten, Notfallaufnahmen und Krankenhausaufenthalte aufwiesen und die damit verbundenen Kosten in den Jahren nach der Behandlung in der Umweltklinik geringer ausfielen, als vor der Behandlung.

„Gesünder“ als die Gesamtbevölkerung
Der gesamte jährliche Rückgang der Konsultationen während der Jahre seit der ersten Konsultation der Umweltklinik in Fall River bis 2002 lag bei der Gruppe im Jahr 1998 bei 9,1%, bei der Gruppe von 1999 bei 8% und bei der Gruppe von 2000 bei 10,6%, verglichen mit 1,3% bei der Gesamtbevölkerung von Nova Scotia. Bei der Patientengruppe von 1998 lag die Reduzierung der Arztbesuche bei den Patienten mit den meisten Symptomen vor der Therapie sogar bei 31% in den Folgejahren nach der Behandlung in der Umweltklinik. Roy Fox und sein Team wollen durch weitere Studien die bisherigen positiven Ergebnisse bestätigen.

Gesündere MCS-Patienten – Entlastung für Krankenkassen
Die vorliegende Studie aus Kanada zeigt deutlich, dass eine gezielte Therapie bei MCS-Patienten positive Auswirkungen haben kann und den Krankenkassen hilft, Kosten zu sparen. Das Studienergebnis widerlegt gleichzeitig mehrere Behauptungen, nämlich, dass man den Gesundheitszustand von MCS-Patienten nicht verbessern kann, dass es keine Therapie gäbe und dass Behandlung von Chemikaliensensiblen nicht finanzierbar sei.

Zu den Aspekten von ethischem Gewicht, die in einer wissenschaftlichen Studie nicht beleuchtet werden, aber erwähnenswert sind, gehören die Reduzierung des Leides der Patienten und die Steigerung von deren Lebensqualität, die bei schwer Erkrankten oft um den Nullpunkt angesiedelt ist. Alles zusammen verleiht dies der dringenden Forderung von MCS-Patienten in Deutschland und anderen europäischen Ländern nach einer Umweltklinik mit adäquaten Therapienangeboten und umweltkontrollierten Räumlichkeiten einen wissenschaftlich begründeten Nachdruck.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 30. September 2008

Literatur:
Fox RA, Joffres MR, Sampalli T, Casey J., The impact of a multidisciplinary, holistic approach to management of patients diagnosed with multiple chemical sensitivity on health care utilization costs: an observational study, Nova Scotia Environmental Health Centre, Fall River, Nova Scotia, Canada, J Altern. Complement Med. 2007 Mar; 13(2):223-30