Radioaktive Strahlung – Aus diesem Alptraum gibt es kein Erwachen

Ein Alptraum wird wahr

Während das Atom-Desaster in Japan immer größere Ausmaße annimmt, werden immer mehr seiner Bürger und Bewohner zu den neusten Mitgliedern der Weltcommunity von Strahlengeschädigten. Sie bemerken wie Hibakusha (Überleb- ende der Atombombenabwürfe), Downwinders (die den Fallout der Atomtests in Nevada durch den Wind abbekamen), Uranbergleute, Atom-Veteranen (Soldaten, welche bei den ersten Test zugesehen haben) und die vielen, die an Orten wohnen, wo es Betriebe der Nuklearindustrie gab, wie sich ihr Leben durch eine gefährliche unsichtbare Bedrohung tiefgreifend verändert, so dass die Furcht vor radioaktiver Verseuchung und die Auswirkungen der Strahlung auf die persönliche Gesundheit und auf die Nachkommen alle Aspekte des sozialen, kulturellen, ökonomischen und psychologischen Befindens einfärbt.

Einige durch Strahlung generierte Communitys sind im Endergebnis geographisch bedingt: man wohnt Wind abwärts oder in Nachbarschaft von Uranminen oder Fabriken, Atomkraftwerken und Atommülldeponien, Atomwaffentestgebieten, Kampfplätzen oder militärischen Übungsgeländen. Andere Communitys kommen durch berufliche Strahlenbelastung zustande, als Soldat, Wissenschaftler, Bergarbeiter, Arbeiter in Kraftwerken oder an anderer Stelle. Typisch für solche Biographien sind aufgrund der mit ihnen verbunden Strahlenbelastung abnehmende Gesundheit, Schmerz und Leid durch Fehlgeburten und die Geburt missgebildeter Kinder, Probleme mit dem Großziehen körperlich behinderter Kinder und der Pflege immer schwächer werdender Senioren, Furcht vor und Angst wegen weiteren Belastungen, Furcht vor und Angst wegen unbekannten vererbbaren und anderen Folgen der Strahlenbelastungen und die psychosoziale Demütigung, Marginalisierung und Stigmatisierung, die üblicherweise Strahlungsopfergruppen widerfährt.

Das Leben in einem nuklearen Alptraum stellt eine Reihe stressiger und schwieriger Fragen oft immer wieder aufs Neue:

  • Wie kann man wissen, wann man in Gefahr ist, wenn man Strahlung nicht sehen kann?
  • Wie lange wird die Gefahr weiter bestehen?
  • Wie kann man den Schaden für sich und seine Familie verringern?
  • Welches Maß an Belastung ist unschädlich?
  • Wie bekommt man rechtzeitig lebenswichtige Informationen, um eine Belastung zu verhindern oder möglichst gering zu halten?
  • Was sind die potentiellen Risiken einer akuten oder chronischen Belastung?
  • Welchen Informationen vertraut man?
  • Wie kommt man nach einem atomaren Zwischenfall wieder zu einem gesunden Lebensstil?

Auf solche Fragen Antworten zu finden, ist im Chaos und Kontext einer gerade stattfindenden Katastrophe äußerst schwierig. Es ist umso schwieriger, wenn Regierung und Industrie die Informationen, die Notfallmaßnahmen und die wissenschaftliche Auswertung von Atomunfällen kontrollieren.

Wir können beispielsweise meteorologische Ereignisse vorhersagen und präsentieren. Doch im Gegensatz zu Vorhersagen von UV-Strahlung gibt es keine für die Öffentlichkeit zugänglichen Vorhersagen für Radioaktivität in der Atmosphäre. Radiologische Daten der Atmosphäre werden von der CTBTO gesammelt, der United Nations Preparatory Commission for the Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organization (Vorbereitungkommission der UN für eine Organisation zu einem umfassenden Atomwaffen-Testverbot), eine Einrichtung in Wien, welche als Implementierungs-Instrument des Atomwaffen-Testverbot-Vertrages Radionukleide, seismische, hydroakustische und Infraschall Ereignisse auf dem ganzen Erdball überwacht. Seit Jahrzehnten nun wurden die Ergebnisse an die Mitgliedstaaten berichtet und haben bei der Entwicklung eines Tsunami-Frühwarnsystems eine Rolle gespielt. Warum gibt es kein Frühwarnsystem für radioaktive Niederschläge? Warum beschränkt sich das Wissen der Öffentlichkeit über lokale Strahlungsverhältnisse auf Geiger-Zähler Werte, die von unabhängigen Bürgern übermittelt wurden, während an der Westküste der Fallout herunter kommt?

Und warum gibt es, während die Welt wieder mal einen Schnellkurs über Atomreaktoren, abgebrannte Brennstäbe und Fallout erhält, keine eindeutige Meinung darüber, was dies für die örtliche und die globale menschliche Gesundheit bedeutet?

Informationen über die gesundheitliche Wirkung von Strahlung sind zwar immer mehr verfügbar, spiegeln aber weitgehend die Fehler und Verbiegungen der Forschung aus der Ära des Kalten Krieges wieder, welche Regierungs- und Industrieinteressen gedient hat. Ergebnisse, die der offiziellen Lesart widersprachen, wurden typischerweise zensiert, die Forscher erlitten Repressalien und wurden auf schwarze Listen gesetzt. Der Anthropologe [und spätere Friedensaktivist] Earle Reynolds – dessen Untersuchungen für die Atomic Bomb Casualty Commission zeigten, dass japanische Kinder, die von den Radioisotopen des Fallouts geschädigt wurden, viel kleiner als ihre Altersgenossen waren, eine geringere Widerstandskraft gegen Krankheiten und eine größere Anfälligkeit für Krebs, insbesondere Leukämie besaßen – musste z.B. feststellen, dass sein Bericht von 1953 zensiert wurde, da er Belege enthielt, die für ein weltweites Verbot von Atomwaffenversuchen sprachen. Nach Überprüfung dieser und andere historischer Dokumente, kam die 1994 eingesetzte Advisory Commission on Human Radiation Experiments zu dem Schluss, dass die Literatur zu Strahlung und Gesundheit aus den Jahren des Kalten Krieges stark bereinigt und zurecht geschrieben war, um zu beruhigen, die öffentlichen Proteste zu befrieden und gleichzeitig militärische und ökonomische Ziele durchzusetzen.

Jahrzehnte unter derartiger Kontrolle hämmerten wieder und wieder die Kernbotschaft in die Köpfe: Der Mensch habe sich in einer Welt entwickelt, in der es radioaktive Strahlung von der Sonne und von natürlich vorkommenden Elementen gab und eine gewisse Strahlung wäre natürlich und nützlich. Jede schädliche Wirkung von Strahlung wäre seltene und zufällige Folge hoher Strahlenbelastung. Alle sich aus einer Strahlenbelastung ergebenden negativen Gesundheitsfolgen sind auf das Individuum begrenzt und betreffen nicht die Nachkommen. Die Energieerzeugung durch Atomkraft ist sicher, die mit ihr verbundene regelmäßige Abgabe niedriger Radioaktivität stellt für die menschliche Gesundheit keine Gefahr dar. Diese Lesart war während den letzten Wochen in der einen oder anderen Form in den Pressemeldungen von Regierung und Industrie präsent.

Beispiel: In den ersten Stunden nach dem Erdbeben und Tsunami veröffentlichten die japanische Regierung und die Tokyo Electrical Power Company (TEPCO) Meldungen, die von geringen Schäden am Atomkraftwerk Fukushima sprachen. In den darauf folgenden Tagen berichteten Regierungs- und Industrievertreter vom „Ablassen von Wasserstoffgas“, behaupteten aber, dass „für die Gesundheit keine Gefahr“ bestünde. Diese Beteuerung nicht bestehender Gesundheitsgefahr wurde wiederholt, als es im Kraftwerk zu Wasserstoffexplosionen kam. In Wirklichkeit handelt es sich bei dem freigesetzten Wasserstoff um tritiumhaltigen Wasserdampf, ein Niedrigstrahler, der über die Haut, über die Atmung und beim Trinken von kontaminiertem Wasser aufgenommen wird. Tritium zerfällt durch Abgabe von Beta-Strahlung und hat eine Halbwertszeit von ungefähr 12,3 Jahren. Während des Zerfalls gibt Tritium Beta-Partikel mit sehr geringer Strahlungsenergie ab und verwandelt sich in das stabile nicht strahlende Element Helium. Nachdem Tritium in den Körper gelangt, löst es sich schnell auf, wird gleichmäßig verteilt und über den Urin innerhalb ungefähr eines Monats nach Aufnahme ausgeschieden. Es führt zu einer Belastung im Niedrigdosisbereich und kann für die Nieren von toxischer Wirkung sein. Wie jede ionisierende Strahlung, erhöht eine Belastung durch Tritium das Risiko, Krebs zu entwickeln.

Warum kommt Tritium in den Erklärungen von Regierung oder Industrie nicht vor? Relativ gesehen sind die Gesundheitsfolgen eines Niedrigstrahlers wie Tritium gering, vergleicht man sie mit den anderen strahlungsbedingten und toxischen Gefahren dieser Nuklearkatastrophe. Solche Unterlassungen sind in der Industrie gängige Praxis, um der Öffentlichkeit zu versichern, dass die normalen Betriebsabläufe eines Atomkraftwerkes keine wesentliche Bedrohung für die menschliche Gesundheit darstellen.

Es gibt andere Quellen beweiskräftiger Daten, die eine ganz andere Interpretation der Gesundheitsgefahren zulassen, welche mit diesem nuklearen Desaster verbunden sind: die Geheimhaltung im Kalten Krieg und die inzestuöse Natur der Regierung, die Absichten des Militärs und der Industrie machten es schwierig, die Annahmen, welche dieser „Vertrauen Sie uns“ Lesart zugrunde liegen in Frage zu stellen. Beispielsweise bedeutete die Annahme, dass die gesundheitliche Wirkung von Strahlung durch einen direkten Kausalzusammenhang (ein Isotop, eine Auswirkung) demonstriert werden müsse, dass zu kumulativen und synergistischen Effekten keine Forschung betrieben wurde. Die toxische Natur verschiedener Radioisotope herunter zu spielen oder zu ignorieren bedeutete, dass die Abschätzung von Gesundheitsrisiken und der Erlass von Vorschriften auf der Basis akuter Belastungen und deren Folgen (Strahlenkrankheit und tödliche Krebsfälle) vorgenommen wurden.

Die Freigabe der United States‘ human radiation experiment Dokumente (menschliche Bestrahlungs-Experimente) Mitte der 90’er Jahre, die Veröffentlichung ähnlicher Dokumente der Sowjetunion in den Jahren nach deren Zerfall, die Neubewertung der Atomic Bomb Casualty Commission Dokumente (Dokumentation zu den Opfern der Atombomben) und neuere von japanischen Wissenschaftlern durchgeführte Untersuchungen, Übersetzung und Veröffentlichung von Langzeituntersuchungen zu Tschernobyl-Arbeitern und anderen Überlebenden, und die Bemühungen, die Schäden durch Atomwaffentests und den durch sie verursachten Fallout auf den Marshall Inseln zu verstehen und zu beseitigen, all das hat zu einem Wissensstand geführt, der den Annahmen heftig widerspricht, die das Vertrauen in die Atomkraft und die in Fähigkeit bekräftigen, jegliches Desaster verhindern, handhaben, begrenzen, kontrollieren und beheben zu können.

Was wissen wir aus dieser Literatur von erforschter und gelebter Erfahrung?

  • Wir wissen, was Fallout ist, und dass Radionukleide über die Biotope von Meer und Festland in der Nahrungskette und im menschlichen Körper ankommen.
  • Wir wissen, dass die Bioakkumulation von Radioisotopen relative kleine „Spuren“ in der Umwelt verstärkt und bei Aufnahme größere Belastungen und signifikante negative Wirkungen auf die Gesundheit zur Folge hat.
  • Wir wissen, dass die Aufnahme selbst von winzigsten Partikeln langlebiger Isotope zum gesundheitlichen Verfall und zu tödlichen Krebserkrankungen führen kann.
  • Wir wissen, dass akute Belastungen weitaus komplizierter sind, wenn ihnen eine Dauerbelastung folgt, da solche Verletzungen kumulative und synergetische Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden haben.
  • Wir wissen, dass niedrige Belastungen mehr bewirken, als nur das Risiko zu erhöhen, Krebs zu bekommen; solche Belastungen bedrohen das Immunsystem, was eine Veränderung der Fruchtbarkeit, einen höheren Anteil an Geburtsfehlern, erhöhte Krebsraten, körperliche und geistige Entwicklungsstörungen, Stoffwechselerkrankungen und vorzeitiges Altern zur Folge hat.
  • Wir wissen, dass die toxischen Inhaltstoffe des Fallouts, wie die Strahlung selber, ein signifikantes Risiko für die öffentliche Gesundheit darstellen. Und wir wissen, dass sich die gesundheitlichen Folgen solcher Belastungen über Generationen erstrecken.

Sehen wir uns z.B. die Zusammenfassung von Tschernobyl-Erfahrungen an, die Alexy V. Yablokov, Vassily B. Nesterenko und Alexy V. Nesterenko’s 2009 bei der New York Academy of Sciences veröffentlicht haben. Zu den Gesundheitsfolgen gehören nicht nur das verbreitete Auftreten von Schilddrüsen-Erkrankungen und Krebsen (auf jeden Fall von Schilddrüsenkrebs durch Tschernobyl kommen ungefähr 1.000 andere Fälle von Schilddrüsen-Erkrankungen, was aufsummiert Millionen von Menschen mit endokrine Erkrankungen zur Folge hat). Studien im Anschluss an Tschernobyl bestätigen eine erhöhte Sterberate, Schädigungen und Behinderungen; onkolgische Erkrankungen [Krebs]; vorzeitiges Altern; und mehr nicht-maligne (gutartige) Erkrankungen (Blut, Lymphen, Herzkreislauf, Stoffwechsel, Hormonhaushalt, Immunsystem, Atemwege, urogenitaler Bereich, Knochen, Muskeln, Nervensystem, Augen, Verdauung und Haut). Diese Gesundheitsfolgen beschränken sich nicht einfach nur auf die Generation, die durch den Fallout geschädigt wurde. Aufgrund der langlebigen Natur von Radioisotopen und den mutagenen Veränderungen die eine Exposition bewirkt, sind die generationsübergreifenden Folgen von Tschernobyl gravierend.

Es gibt viel zu lernen, sowohl aus dem, was Strahlenschädigung für die menschliche Gesundheit bedeutet, als auch aus den vielen unterschiedlichen Strategien, die Menschen entwickeln, wenn sie anfangen, die Umweltgefahren und die Gesundheitsrisiken, die das Leben in einer verstrahlten Community mit sich bringt, zu verstehen und sich ihnen anzupassen. Es gibt vorsorgliche Strategien, um das Risiko zu minimieren. Anbau gesunder und schadstofffreien Lebensmittel, um die individuelle und die familiäre Gesundheit, als auch die der Community zu verbessern – was durch die gewährten Leistungen des Schadenersatz-Tribunales für die Atomwaffentests der Republik der Marshall Inseln (RMI) demonstriert wurde (ein von den Vereinigten Staaten eingesetztes und finanziertes Tribunal), um die Gemeinden von Bikini, Enewetak, Utrik und dem Rongelap-Atoll wieder herzustellen und zu entschädigen. Jahrelange Forschung und Sammlung von Zeitzeugenberichten über die Schäden durch den Fallout und die unterschiedlichen Ansätze, wie man solche Schäden beseitigen könnte, führten zu den Entschädigungszahlungen des RMI Nuclear Claims Tribunal (s.o.), die dafür vorgesehen waren, Erdböden zu dekontaminieren, die Gegenwart von Radioisotopen in der Nahrungskette zu reduzieren, eine neue Generation von marshallesischen Strahlungs-Gesundheits-Experten auszubilden und zu trainieren, ganzheitliche Gesundheitsvorsorge und andere Maßnahmen bereit zu stellen, die versuchen, einen nachhaltigen und gesunden Lebensstil wieder herzustellen. Solche Maßnahmen wurden jedoch nicht verwirklicht, da die Regierung der Vereinigten Staaten unter Bush die Ergebnisse des Nuclear Claims Tribunal nicht anerkannte. 2010 verweigerte der Supreme Court den Bewohnern der Marshall Inseln das Recht, für ihre Belange zu klagen und der Congress muss noch über einen Antrag abstimmen, das Tribunal vollständig zu finanzieren, um auf diese Weise den wuchernden Verletzungen, welche dieses ehemalige US-Gebiet auf sich genommen hat, gerecht zu werden.

Die Idealvorstellung des Regierens, wie sie durch die Verfassungen der Welt zum Ausdruck kommt, besteht darin, dass der Staat ein institutionalisierter Apparat ist, der die grundlegenden Rechte seiner Bürger auf Leben und dessen Grundlagen schützt. Das nukleare Desaster in Japan, wie andere katastrophale Ereignisse (Katrina, Tschernobyl) zeigen, wie weit wir uns von diesem Ideal entfernt haben. In jeden Entwicklungsstadium dieses nuklearen Alptraumes gab es das Bemühen, den Fluss der Nachrichten und ihren Inhalt zu kontrollieren, gesellschaftsweiter Panik (und dem damit verbundenen Vertrauensverlust in die Regierung) vorzubeugen, Verantwortlichkeiten zu reduzieren und die Interessen der nuklearen und anderer Industrien zu wahren. Solche Entscheidungen haben für die öffentliche Gesundheit grundlegende Konsequenzen.

Es gibt hier sehr viel zu lernen, nicht zuletzt, wie man reagieren, den Umweltgefahren und den Gesundheitsrisiken begegnen soll, die sich aus einem Leben in dieser nuklearen Welt ergeben. Wenn die Nationen der Welt ihre nukleare Energieerzeugung neu bewerten und ihre Energieentwicklungspläne neu abstimmen, sollten wir mehr denn je alle Daten nutzen unsere Entscheidungen auf Informationen zu stützen, insbesondere die Erfahrungen der Strahlungsopfer-Communities dieser Welt.

Autor: Barbara Rose Johnston für t r u t h o u t

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Zu obigem Foto: Bravo-Test über Enewetak, Marshall Inseln, Operation Castle, 1. März 1954. Speziell entwickelt, um eine größtmögliche Fallout-Wolke zu erzeugen, war der Bravo-Test die erste Explosion einer Wasserstoffbombe, die von einem Flugzeug abgeworfen wurde. Mit einer radioaktiven Wolke, die sich über mehr als 18.000 Quadratkilometer ausbreitete, war diese Detonation eine der größten Atomwaffen der USA, welche 23 japanische Thunfisch-Fischer außerhalb der „Gefahrenzone“ einer beinahe tödlichen Exposition aussetze, ebenso 28 Metereologen der US-Marine, welche die Strahlung in Rongerik überwachten und die gesamte marshallesische Bevölkerung von Rongerik und der Ailinginae Atolle. Der Fallout verteilte sich global, radioaktive Rückstände erreichten die amerikanischen Länder laut Berichten nach fünf Tagen. Damals bestätigten die USA der UN derart gefährliche Strahlenwerte innerhalb eines Radius von 100 Meilen (ca. 161 km), doch 1955 behauptete Kommissar Willard Libby, eine Untersuchung der Atomic Energy Commission habe ergeben, daß von dem Fallout wahrscheinlich keine Gefahr ausgehen wird. Tatsächlich geht aus einem 1999 freigegebenen Dokument hervor, dass der Fallout dieses Tests die gesamten Marshall Inseln mit einer hoch gefährlichen Kontamination überzog – 22 bewohnte Atolle eines Gebietes in der Größe von Mexiko – mit Kontaminanten, die bis zum heutigen Tag in der Nahrungskette und im menschlichen Körper vorhanden sind. (Foto: US Atomic Energy Commission / Department of Energy)

Barbara Rose Johnston ist Umwelt-Anthropologistin am Zentrum für Politische Ökologie in Santa Cruz, Kalifornien. Ihre Bemühungen, die Wirkung von Atomwaffen auf Mensch und Umwelt sowie Erfahrungen mit örtlichen Nuklearbetrieben des Kalten Krieges zu dokumentieren, sind in ihrem Sammelband „Half-lives and Half-truths: Confronting the Radioactive Legacies of the Cold War“ (SAR Press, 2007) veröffentlicht. Ebenso in dem von ihr mit Holly Barker verfaßten Buch „Consequential Damages of Nuclear War: The Rongelap Report“ (Left Coast Press 2008). Ihr allerneustes Buch ist „Life and Death Matters: Human Rights, Environment, and Social Justice“ (Left Coast Press 2011).

Originalartikel: Waking Up to a Nuclear Nightmare

Dieser Artikel steht unter einer Creative Commons Lizenz: by-nc. Für diese Übersetzung gilt: by-nc-sa. Das Foto der „Bravo“-Bombe ist Public Domain.

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