Nahrungsmittelallergien können Migräne auslösen

Von Dr. Leo Galland

Migräne-Kopfschmerzen kommen schon seit Tausenden von Jahren vor, sie wurden bereits in Texten der antiken Medizin beschrieben. Jetzt hat die Wissenschaft Nahrungs- mittelallergien als eine der Ursachen entdeckt und in medizinischen Fachzeitschriften wie „The Lancet“ veröffentlicht.

Wenn Sie selbst oder jemand, den Sie mögen, an Migräne leidet, kennen Sie die Symptome: stechender Schmerz, so stark, dass er Übelkeit verursacht, manchmal mit Sehstörungen verbunden, mit gezackten, blinkenden Lichtblitzen, Benommenheit oder Kribbeln – stundenlang anhaltend.

Obwohl eine Gruppe von Medikamenten, die sogenannten Triptane, bei der Linderung der Migräne wirksam sein können, ist das Verhindern dieser Kopfschmerzen eine große Herausforderung.

Viele Faktoren können als Migräneauslöser fungieren, einschließlich Stress, Gerüche, Temperaturen und hormonelle Veränderungen. Der einzige Migräneauslöser, über den man jedoch die größte Kontrolle hat, ist die Nahrung.

Migräne-Kopfschmerzen und Ernährung

In den vergangenen 150 Jahren haben zahlreiche Wissenschaftler über einen Zusam- menhang berichtet zwischen Migräne und der Nahrung, die wir essen. Einige Wissenschaftler haben diesen Zusammenhang Allergien zugeschrieben, andere einer chemischen Wirkung der Nahrung auf das Gehirn.

Es wurden Migräne-Diäten entwickelt, aber sie sind für die meisten Menschen nur von begrenztem Wert. Sie basieren meist auf der Idee, dass bestimmte Nahrungsmittel wie Nüsse, Käse und Schokolade, Chemikalien enthalten, die Veränderungen im Blutfluss verursachen, die dann den Beginn von Kopfschmerzen auslösen.

Das Problem mit der Theorie einer chemischen Induktion von Migräne ist, dass niemals nachgewiesen wurde, dass sie tatsächlich eintritt.

Die einzigen Kopfschmerzen, von denen bewiesen wurde, dass sie chemisch ausgelöst werden, sind Rotwein-Kopfschmerzen, die sich jedoch sehr deutlich von einer herkömm- lichen Migräne unterscheiden.

Als in doppelblind angelegten Placebo-Kontrollstudien die Wirkung von Tyramin unter- sucht wurde, das in gereiftem Käse gefunden wird und von dem man annahm, dass es Migräne auslöst, stellte man fest, dass die Substanz nicht in der Lage ist, Migräne zu verursachen. (1,2)

Nahrungsmittelallergien lösen Migräne aus

Im Gegensatz dazu wurde in zahlreichen Studien nachgewiesen, dass das Immun- system bei Migräne beteiligt ist. Italienische Wissenschaftler fanden heraus, dass Menschen mit Nahrungsmittel-induzierter Migräne Komplexe in ihrem Blut entwickeln, bei denen Nahrungsmittelproteine mit Antikörpern verklumpen, die gegen diese Proteine gerichtet sind; diese werden als zirkulierende Immunkomplexe bezeichnet [3].

Ihr Auftreten steht in Zusammenhang mit einer komplizierten Reihe von Immunreak- tionen, die darauf hinweisen, dass irgendeine Art allergische Reaktion abläuft. [4,5]

Die Signifikanz der Erkenntnis, dass Nahrungsmittelallergien Migräne auslösen, besteht in der Schlussfolgerung, dass eine „Migräne-Diät“ für jeden anders sein muss; je nach- dem, auf welche Lebensmittel man allergisch ist.

Zahlreiche Wissenschaftler haben aufgezeigt, dass ein Allergie-Blocker „Natrium – Cromoglykat“ genannt, vor der Nahrungsaufnahme oral eingenommen, in der Lage ist, die Induktion von Migräne, die durch Nahrungsmittel ausgelöst wird, zu blockieren. (6-10) Dieser Allergie-Blocker scheint dergestalt zu wirken, dass er die Bildung von in Nahrungsmitteln enthaltenen, zirkulierenden Immunkomplexen verhindert. Diese Art allergische Reaktion kann nicht durch herkömmliche Allergie-Tests festgestellt werden, die darauf beruhen, das Vorhandensein einer Art von Antikörper zu entdecken, die IgE genannt werden. (11) IgE-Antikörper festzustellen ist bei Beschwerden wie Heu- schnupfen wichtig, spielt aber offenbar bei Migräne keine Rolle.

Nahrungsmittelallergie, IgG Antikörper und Migräne

Eine kürzlich durchgeführte Doppel-Blind-, Placebo-kontrollierte Studie zeigte, dass Veränderungen in der Ernährung, die auf das Vorhandensein einer anderen Art von Antikörpern gegen Nahrungsmittelproteine ausgerichtet ist – den IgG Antikörpern – eine wirksame Strategie zur Verringerung der Häufigkeit von Migräneattacken sind. (12) IgG-Antikörper sind die wichtigsten Arten von Antikörpern, die in zirkulierenden Immunkomplexen gefunden werden. In dieser Studie wurde das Blut von Patienten mit häufigen Migräne-Kopfschmerzen (mindestens 4 x pro Monat) auf IgG-Antikörper gegen- über 266 Lebensmitteln hin untersucht. Bei jeder teilnehmenden Person wurden Nahrungsmittel identifiziert, gegenüber die sie hohe IgG-Antikörper aufwies. Den Studienteilnehmern wurde dann eine Diät in einer Weise verabreicht, bei der sie Speisen erhielten, die jeweils mit oder ohne die auslösenden Nahrungsmittel zubereitet worden waren, und zwar so, dass weder sie noch die Wissenschaftler wussten, welche Lebensmittel es waren. Wenn die Personen eine Diät zu sich nahmen, aus der die Nahrungsmittel mit hohem IgG eliminiert waren, verringerte sich die Häufigkeit der Migräneanfälle signifikant. Die Migräne wurde jedoch nicht vollständig beseitigt, warum auch immer, der Schweregrad der Migräneanfälle wurde nicht reduziert. Die Kopfschmerzen, die noch auftraten, war die übliche Migräne, wie sie die Patienten für gewöhnlich erleben.

IgG Nahrungsmittel-Allergietests

Tests zur Feststellung von IgG Nahrungsmittelallergien werden durch viele verschiedene Labors in den USA (Anm.: und auch in Deutschland) angeboten. Es ist kein perfekter Test, aber er kann Menschen mit Migräne und ihren Ärzten dabei helfen, eine individuelle Diät zusammenzustellen, um die Häufigkeit der Migräne zu reduzieren.

Identifizierung von Nahrungsmitteln, die Migräne auslösen

Wenn IgG Tests auf Nahrungsmittel nicht zur Verfügung stehen oder nicht dabei helfen, eine wirksame Migräne-Diät zusammenzustellen, kann man die Nahrungsmittel, die eine Migräne auslösen, mit Hilfe einer Technik herausfinden, die „Elimination und Provokation“ genannt wird.

Details über diese Methode und Studien, die ihre Wirksamkeit belegen, vor allem bei Migräne, deren Beginn in der Kindheit liegt, finden sich in einem Artikel, den ich zusammen mit Dr. LM McEwen schrieb: „Eine Rolle von Nahrungsmittelunverträglich- keiten bei Migräne im Kindesalter“.

Nahrungsergänzungsmittel und Migräne

Zusätzlich zu einer Diät gibt es mehrere Nahrungsergänzungsmittel, die in kontrollierten Studien zeigten, dass sie die Häufigkeit des Auftretens von Migräne reduzieren.

Nahrungsergänzungsmittel, die bei Migräne helfen können

(Die nachfolgenden Dosierungen sind ungefähre Angaben auf der Grundlage der Forschung, natürlich ist die Menge, die eine einzelne Person nehmen sollte, individuell verschieden.)

  • Magnesium, in der Regel etwa 300 Milligramm pro Tag
  • Coenzym Q10, in der Regel etwa 300 Milligramm pro Tag
  • Alpha-Liponsäure, in der Regel etwa 600 Milligramm pro Tag
  • Riboflavin (Vitamin B2), in der Regel etwa 400 Milligramm pro Tag
  • Mutterkraut (Tanacetum parthenium), Dosis Vorbereitung variiert von Produkt zu Produkt

Weitere Informationen über wissenschaftliche Forschungen, die zu diesen Nahrungser- gänzungsmitteln durchgeführt wurden, einschließlich der dazugehörigen Referenzen, können kostenlos über die Gesundheits- App, die ich „Pill Advisted“ genannt habe, eingesehen werden, indem man sich einloggt und sich nach den positiven Wechselwirkungen zwischen Nahrungsergänzungsmitteln und spezifischen Medikamen- ten für Migräne umschaut. Um die Referenzen zu finden, gibt man nach der Anmeldung den Namen eines jeweiligen Migräne-Medikaments ein oder „Sumatriptan“, die Substanz, die das erste spezifische Migräne-Medikament darstellte. Man kann die Anwendung auch dazu benutzen, mehr über Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel und freiverkäufliche Arzneimittel zu erfahren, über die man vielleicht etwas wissen möchte.

Für weitere Informationen über diese Gesundheits-App schaut man sich am Besten den „Pill Advised Channel“ auf Youtube an.

Autor: Dr. Leo Galland, Januar 2011

Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

Vielen Dank an Dr. Garland, diesen Artikel übersetzen zu dürfen!

Anmerkung: Der Artikel ist als allgemeine Information gedacht, er ist keine Aufforderung zu Selbstbehandlung und ersetzt keinen Arztbesuch.

Literatur:

  1. Forsyth WI, Redmond A. , Two controlled trials of tyramine in children with migraine, Dev Med Child Neurol 1974; 16: 794-799
  2. Moffatt A. M., Swash M, Scott D. F., Effect of tyramine in migraine; a double-blind study, J Neurol Neurosurg Psychiatr 1972; 35: 496-499.
  3. Marteletti P, Sutherland J, Anastasi E et al. Evidence for immune-mediated mechanism in food-induced migraine from a study of activated T-cells, IgG4 subclass, anti-IgG antibodies and circulating immune complexes, Headache 1989; 29: 664-670
  4. Marteletti P. T cells expressing IL-2 receptor in migraine. Acta Neurol (Napoli) 1991; 13: 448-456
  5. Marteletti P, Stirparo G, Rinaldi C et al., Disruption of the immunopeptidergic network in dietary migraine, Headache 1993; 33: 524-527
  6. Marteletti P, Bussone G, Centoze V et al., Prophylaxis of food-induced migraine with cromolyn sodium: efficacy of short- and long-term use, Cephalalgia 1989 (suppl 10): 441-442
  7. Mansfield L.E., Vaughan T.R., Waller S.F. et al., Food allergy and adult migraine: double blind and mediator conformation of an allergic etiology, Ann Allergy 1985; 55: 126-129
  8. Monro J,BrostoffJ,Carini C. et al. ,Food allergy in migraine, Lancet 1980; 2: 1-4
  9. Monro J, Carini C, Brostoff J. Migraine is a food allergic disease, Lancet 1984; 2: 719-721
  10. Paganelli R, Levinsky R.J., Brostoff J. et al. Immune complexes containing food proteins in normal and atopic subjects after oral challenge and effect of sodium cromoglycate on antigen absorption. Lancet 1979; 1: 1270-1272
  11. Doering P. Drug therapy of food allergies, In: Perkins J. E. (ed) Food Allergies and Adverse Food Reactions. Aspen Publishers, Gaithersburg, Maryland. 1990. pp 69-79
  12. Alpay K, Ertas M, Orhan EK, et al. Diet restriction in migraine, based on IgG against foods: a clinical double-blind, randomized, cross-over trial. Cephalalgia. 2010; 30:829-37.

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6 Kommentare zu “Nahrungsmittelallergien können Migräne auslösen”

  1. Linda 26. Januar 2011 um 10:46

    Unsere Ärzte bekommen überwiegend „Gehirnwäsche“ für Absatz Chemikalien.
    LG

  2. Manu 3. Februar 2012 um 10:28

    Danke für den informativen Artikel.
    Das Thema Nahrungsmittelallergie wird meiner Meinung nach unterschätzt, nicht nur in Zusammenhang mit Kopfschmerzen. Leider ist die Deklaration von vielen Produkten mangelhaft, so hat man es als Kunde auch richtig schwer die Ursachen genauer herauszufinden.

  3. Arzt Berlin 17. April 2012 um 17:42

    Super Infos über Migräne!
    Danke

  4. Renate 19. September 2013 um 19:14

    Ich bin so ein Nahrungsmittel-Migäniker und renne seit Jahren von Arzt zu Arzt und bekomme keine hilfe. Problematisch ist , dass die Anzahl der unverträglichen Nahrungsmittel weiter zunimmt.
    Ich habe bereits eine stark eingeschränkte Ernährung und mache mir echte Sorgen um Mangelerscheinungen.
    Wenn mir, hier Jemand einen Arzt nennen könnte, der sich damit mit befasst, würde mich das sehr freuen.

  5. Silvia 19. September 2013 um 20:41

    Hallo Renate,
    Tipps für Ärzte und zum Klarkommen mit der Krankheit findest Du im CSN Forum:

    http://forum.csn-deutschland.de

  6. michi 28. Dezember 2016 um 09:17

    Guten Morgen. Ich habe auch schlimme Migräne mit erbrechen usw.schlafstörungen.bauchschmerzen…ein Heilpraktiker entdeckt bei mir einen hefepilz.mehrere Diäten helfen nicht. Mir geht es immer schlechter. Ich werde immer dünner. Bekomme zum Schluss sehr starke Medikamente und der pilz ist auch aus der Speiseröhre verschwunden. Zeitgleich lasse ich mich gegen heuschnupfen desensibilisieren.die Allergien werden besser.auch kreuzallergien gegen Nahrungsmittel. Allergolact hat mir glaub ich auch geholfen und zu wissen wogegen ich besonders stark allergisch bin . spezial klinik in neunkirchen.seit der pilz weg ist wird es besser . viel Glück allen

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