Umwelterkrankte: Mona’s Fall – Kein Geld zum Überleben

Mona hält es wegen ihrer schweren Chemikalien-Sensitivität fast nur draussen aus 

Mona ist schwer chemikaliensensibel. Sie muss auf dem Land leben und ist völlig von ihrer Umgebung isoliert. Arbeiten kann sie nicht mehr. Sie lebt vom kleinen Einkommen ihres Mannes. Weil sein Geschäft im Winter nicht gut genug läuft, musste er eine Unterstützung beantragen. Da sein Betrieb aber nun nicht „saniert“ ist, sollen sowohl Mona als auch ihr Mann von Hartz4 leben. Das hieße, in eine billige Wohnung in die Stadt zu ziehen. Das ist unmöglich für Mona. Wegen ihrer Erkrankung muss sie in natürlicher Umgebung leben. Außerdem verweigert ihr die Krankenkasse lebensnotwendige Hilfsmittel. Mona benötigt aufgrund ihrer Erkrankung Sauerstoff, verschiedene Medikamente und Hilfsmittel. Obwohl MCS eine schwere Erkrankung ist, gibt es von den Krankenkassen keinen Cent. Ebenso bekommen MCS-Kranke keinen Zuschuss für verträgliche Lebensmittel. 

Sauerstoff zum Atmen

„Ich habe seit Jahren Probleme, die Sauerstoff-Flasche bezahlt zu bekommen von der Krankenkasse. Vor 5 Jahren auf Rezept vom damaligen Hausarzt wegen hyperreagibler Bronchien verschrieben…abgelehnt…vor 4 Jahren wegen MCS und Folgekrankheiten verschrieben…abgelehnt und nun ist mein seit 3 Jahren gewählter Hausarzt gar nicht mehr in der Lage, solch ein Rezept auszufüllen…auch Massagen wegen meiner Muskel-Spasmen darf er angeblich nicht aufschreiben. 

Die Sauerstoff-Flasche, die Große, (weil günstiger), kostet jede Füllung 98 Euro!!! Und Sauerstoff ist bei mir das Einzigste!! was in Notfällen hilft, was sogar den Blutdruck nachweisbar herunterbringt auf Dauer und die Symptome bei den Anfällen in der Nacht abschwächt.“ 

Der Sauerstoff wäre also dringend nötig. Dem Arzt, selbst wenn er auf der Seite des Patienten steht, sind die Hände gebunden. 

Arbeiten trotz schwerer MCS?

„Mein Mann kann uns nicht mehr beide durchbringen… er ist selbstständig mit einem Haus und Garten-Service und hat im Winter kaum Arbeit. Beim Harz 4 Amt sagten sie, ich solle mitarbeiten und als ich der Sachbearbeiterin schilderte, dass ich das mit Sicherheit nicht kann, sollte ich zum Gesundheitsamt. 

Daraufhin mailte ich ihr, dass sie mal bitte in den CSN Blog schauen möge, und es kam seit einem halben Jahr keine Aufforderung mehr. Ich sagte ihr auch, dass ich überhaupt nicht zum Gesundheitsamt kann, weil ich in keiner Stadt mehr atmen kann nach 10 Jahren Isolation hier im Wald. (Hab’s öfters ausprobiert..) 

So bekam mein Mann 307 Euro für uns beide dazu AG 2 für 1 Jahr. Das reichte auch leider nicht, aber… Nun soll er in 2 Monaten am Jahresende, seine selbstständige Fa. aufgeben, weil er sich nicht „saniert“ hat und wir beide voll Harz4 beantragen. Dazu müssen wir die noch relativ verträgliche und billige Wohnung (2,50/qm) aufgeben und in die Stadt in eine 70 qm Wohnung ziehen, was ja sowieso nicht geht. Und das Auto weg und alle Arbeitsgeräte meines Mannes. 

Leben, überleben – Aber wie?

Da wir das nicht können, sind wir wieder auf uns selbst angewiesen, aber wie?? Nahrung: Bio..Kleidung: nur Bio..Schuhe : nur pflanzengegerbt…Sauerstoff… Nahrungsergänzung und Hilfen …Wasser…. 

So ist das in diesem Land, und so geht es fast allen mit schwerer MCS, und da die vielen Sorgen nicht gut für die Seele sind, werden wir immer mehr krank. Daran sollte mal gedacht werden und nicht, dass wir von vorneherein „Psychos“ sind, sondern dass die Sorgen um den Lebensunterhalt uns sehr belasten und auch unsre Partner, was sich auf die Dauer auch nicht positiv auswirkt.“ 

So werden Menschen also immer kränker gemacht

MCS-Kranke könnten in passender Umgebung ein relativ normales Leben führen. Gäbe es z.B. ein Wohnprojekt mit verträglichen Wohnungen und von der Kasse bezahlten Hilfsmitteln, in dem in einem Haus mit verschiedenen Wohnungen jeweils MCS-Kranke leben, wäre das Problem der Isolation beseitigt und die meisten Gesundheitsprobleme auch. In so einem Umfeld könnte man auch Weiterbildungen ermöglichen, sodass die Kranken z.B. durch Telearbeit am Erwerbsleben teilhaben können. So ein Projekt würde aber Geld kosten. Die Kranken selbst bzw. ihre Angehörigen können das nicht bezahlen. Und keiner würde daran verdienen. Deshalb lässt man die Kranken lieber weiter leiden oder versucht, sie zu psychiatrisieren, damit man in der Psychiatrie wieder Pharma-Geld an ihnen verdienen kann.  

Autoren: Amalie und Mona für CSN – Chemical Sensitivity Network, 18. Oktober 2009

Weitere MCS-Fälle dargestellt von Amalie:

7 Kommentare zu “Umwelterkrankte: Mona’s Fall – Kein Geld zum Überleben”

  1. Schlumpf 19. Oktober 2009 um 08:38

    Über die Situation von MCS-Kranken in Deutschland sollte öfters in den Medien berichtet werden. Es ist ein Skandal was hier abläuft!

  2. Franzi 19. Oktober 2009 um 12:47

    … ein absoluter Skandal!! Und auch ich befinde mich seit Monaten in einer finanziell ausweglosen Situation. Meine Suche nach Auswegen war bisher leider absolut erfolglos!

  3. Energiefox 19. Oktober 2009 um 18:18

    Zitat Mona, Amalie:

    „MCS-Kranke könnten in passender Umgebung ein relativ normales Leben führen.“

    Zitat Amalie, Mona:
    Das ist genau der Knackpunkt, es gilt auch für Gesunde, immer weniger passende Umgebung finden wir. Es wir alles dem schnellem Geld geopfert, jedenfalls ist es mein Eindruck.
    Gruß Energiefx

  4. PappaJo 19. Oktober 2009 um 18:49

    Das ist Skandal² – spreche da aus Erfahrung. Hilfen derzeit: 0,0% – Ärger: 100% – was soll man noch schreiben, eigentlich wurde schon alles gesagt und geschrieben. Aber niemand der daran etwas ändern könnte, hört zu oder wird tätig.

    In meinen Augen ist das was hier mit MCS-Kranken abläuft FOLTER von SCHWERBEHINDERTEN!

    Wahrscheinlich habe ich die Klausel im Grundgesetz überlesen, die es legalisiert.

  5. Alex 19. Oktober 2009 um 22:00

    Den Vorfall könnte man schon Sabotage nennen. Anstatt Hilfe anzubieten wird Lebensgrundlage mutwillig entzogen.

    Es ist gut dass Du es öffentlich machst Mona.

    Ich wünsch Dir eine Wende zum Besseren!

  6. Sonja 19. Oktober 2009 um 23:38

    Wenn ich diese Geschichte lese, bekomme ich die Krise. Man könnte mit so wenig Mitteln so viel helfen. Wieso kommt das nicht an bei den Behörden? Lass Dich nicht klein kriegen, Mona, kämpfe weiter um Dein Recht und ums überleben!!! Nicht aufgeben!!! Ganz viel Kraft!!!

  7. Gerhard Becker 20. Oktober 2009 um 22:28

    Mona und Amalie – gut gemacht!
    Niemand von den Umweltpsychiatern, niemand von ihren Geldgebern und niemand, der ihnen bisjetzt auf den Leim geht, soll sagen können: „Ich habe von all dem nichts gewusst…“ Es wird sich rächen, wie schon so oft in der Geschichte, wo Verbrechen gegen die Menschlichkeit gerechter Strafe zugeführt wurden. MCS-Kranke zu psychiatrisieren, sie verarmen und medizinisch im Stich zu lassen, obwohl Länder wie die USA, Kanada, auch Großbritannien und neuerdings Japan zeigen, wie es richtig gemacht werden kann und muss, ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, denn dieses Vorgehen forderte schon mehrmals sinnlose Todesopfer und massive Verschlechterungen des Gesundheitszustandes von Betroffenen. Wir selbst sind Opfer einer solchen abgesegneten Handlungsweise.

    Gerhard

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