Deutschland 2030 – CO² Endlager mit potenziell tödlicher Wirkung?

co2 ist ein tödliches Gas

Zumindest geplant: Die Bundesregierung will den CO²-Ausstoß in gesamt Deutschland bis 2020 um 40% senken. Das als Klimaschädling bekannte Gas steigt vor allem aus den Schornsteinen der Kohlekraftwerke auf, in Deutschland kommt fast die Hälfte des CO² aus diesen Schloten! Wie soll also die Reduzierung zu schaffen sein? Schließlich setzen wir weiter auf Kohle, auch wenn sich die Unwetter häufen und die Küsten durch den steigenden Meeresspiegel gefährdet sind, der Klimawandel schwer zu übersehen ist. Bis 2012 sollen trotzdem 25 neue Anlagen geplant werden. Was wohl aus den Schornsteinen dieser doch viel moderneren Anlagen kommen wird?

Reinwaschen der Kohlenergie mit der Wundertechnik CCS?

Vorreiter beim Reinwaschen der Kraftwerke ist der Energiekonzern Vattenfall. Während sich E.ON und RWE nur darauf berufen, dass ihre Kraftwerke später mit der erstaunlichen neuen Technik nachrüstbar sein würden, will Vattenfall bereits die ersten Modellprojekte starten. Was die neue Sauber-Technik sein soll? Sie nennt sich CCS, „Carbon Capture and Storage“, also „CO² einfangen und lagern“. Wie will ein Gas erst gefangen und dann gelagert werden? Mit einem Netz funktioniert das schwerlich, und wo hin mit Tonnen des schlüpfrigen Klimakiller-Gas? Damit es auch bloß nicht wieder hervorkriecht?

Es soll oben am Schornstein abgefangen werden, mit einem Rohr und nicht mit einem Netz natürlich. Dann wird das Gas zusammengepresst, kompressiert. Mit LKW, Zug oder Pipeline gelangt es dann zu seiner Lagerungsstätte. Wo die ist? Nun, zum Beispiel unter Ihnen. Im Boden in längst leer gepumpten Erdöl- oder Gasspeichern ebenso wie in Salzseen, die in begrenztem Maße CO² aufnehmen können. Dort wird es schlicht und einfach hineingeblasen. Loch zu machen, und was passiert jetzt? Wo ist das Problem?

Milliardenschwere Projekte, Sponsor: Der Steuerzahler

Wenn es denn nur ein Problem allein wäre. Es ist nämlich mehr als ein Problem. Der erste Haken ist, dass es unserem Klima erst viel zu spät helfen würde. 2030 könnte das System frühestens „serienmäßig“ angewandt werden. Außerdem ist es eben sehr teuer – ob es sich in der Marktwirtschaft durchsetzen kann? Immerhin bräuchten wir in Europa schon mal 10 Milliarden Euro vom Staat, damit die Anlagen überhaupt entwickelt werden können, geschweige denn gebaut. Viele Grüße von den Steuerzahlern, kann man da nur sagen. Billig würde es nicht gerade werden.

Keine Hilfe fürs Klima, aber saures Wasser

Aber nun denn, wenn es dem Klima hilft, selbst wenn das erst 2030 wäre, sollte es uns doch nicht zu teuer sein, oder? Da kommt der nächste Haken. Hilft es dem Klima? Das Erdinnere ist kein hermetisch abgeriegelter Sicherheitsbereich. Und Gase sind schlüpfrig. Warum denn dort unten bleiben? Forscher rechnen mit 1% Austritt pro Jahr. Angenommen, wir lagern im Rahmen eines Modellprojekts 2012 das erste Gas ein, sind bis 2022 nur noch 90% des Gases in der Erde. Wenn die Berechnungen stimmen. Es wird also nur langsamer abgelassen. Aber raus kommt es, wenn es erst mal da ist, werden wir es nicht mehr los. Und unter der Erde nimmt es Platz weg, für Erdgasspeicher und Erdwärmegewinnung.

Nebenbei hat das unterirdische Gas noch andere Nachteile. So könnte unser Wasser wortwörtlich sauer werden, denn das CO² reagiert schließlich auch mit dem Wasser und anderen Stoffen. Nichts gegen Kohlensäure im Mineralwasser, aber man will sie schließlich nicht überall haben. Und sie schadet der Umwelt, die nur eine bestimme Menge Säure ertragen kann. Zum Beispiel dem Boden, der hat mehr Säure als genug. Wir wollen ja, dass hier noch was wächst, auf unseren Feldern, im Wald, im Garten…

Tödlicher Klimaschutz? Was passiert, wenn das CO² herauskommt?

Und was passiert da, wo das CO² austritt? Ist es wirklich nur schlimm, wenn so viel von dem Gas austritt, dass der Sauerstoff verdrängt wird? Tatsächlich könnte CO² stellenweise in höheren Konzentrationen austreten, und nicht nur da, wo man es vermutet. Man weiß nämlich nicht genau, wo sich winzige Risse bilden, durch die das Gas hochkommt. Warum bringen den Kritiker den Vorwand vor, dass man noch nicht wüsste, wie man mit den rechtlichen Klagen der Erkrankten umgehen sollte, wie es mit Haftbarkeit der Konzerne aussieht? Ja, gäbe es denn so viele mit austretendem CO² „Verunfallte“, dass so finanzkräftige Firmen wie Vattenfall Probleme mit den Kosten solcher Prozesse hätten?

Und das CO² ist in kleiner Dosierung zwar immer in unserer Luft, aber in hoher Dosierung sogar dann schon giftig, wenn noch Sauerstoff zum Atmen da ist. Also, wenn die Projekte klappen und Sie, sagen wir, 2015 (in sechs Jahren) über so einem Lagergebiet wohnen, und Ihnen draußen auf einmal seltsam zu Mute wird, Ihr Kopf anfängt weh zu tun (geschieht bei 3-5% CO² in der Luft), Sie bei steigender Konzentration des Gases (8-10% CO²) beim weiteren Austritt des Gases schwindlig werden, Sternchen sehen, bald in gnädige Bewusstlosigkeit fallen und irgendwann der Tod eintritt, wissen Sie im letzten Moment, was passiert ist… Danke, Vattenfall, oder war es dann schon E.ON oder RWE?

Bürgerinitiative CO2ntraEndlager – Bürger machen nicht alles mit

Aber wer weiß. Vielleicht passiert es ja gar nicht. Auch Deutschlands Bürger lassen sich nicht alles gefallen. Haben Sie schon von der Bürgerinitiative CO2ntraEndlager gehört? Sehen Sie mal auf http://www.CO2bombe.de nach. Die Landesregierung Brandenburgs plant zusammen mit Vattenfall in zwei Landkreisen im Lausitz, die CCS-Anlagen zu bauen und Milliarden Tonnen CO² in die Erde zu pressen. Neben den Risiken der CO²-Lager unter der Erde müssten die drei Dörfer Kerkwitz, Grabko und Atterwasch für den Tagebau umgesiedelt werden.

Die Bürgerinitiative CO2ntraEndlager hält erfolgreich dagegen: Flugblätter, Information im Internet, Briefe an Politiker und das CO2ntraEndlager Umweltfestival in Berlin auf der Straße. Dort konnten am 17. Juni 100.000 Besucher die Aktion „Sprayen gegen CO2 Verklappung“ auf einer extra dafür bereitgestellten, 15m² großen Wandfläche bewundern und immerhin 500 unterschrieben die Petition der Bürgerinitiative. Insgesamt hat die Petition über 6000 Unterzeichner!

CDU macht Rückzieher – Aber der nächste Anlauf ist geplant

Und die Initiative ist sehr erfolgreich. Denn die Pläne waren noch gar nicht praktisch „durch“, wie es erst hieß, sondern noch nicht mal rechtlich abgesegnet! Und im Landtag darüber abgestimmt muss auch noch werden. Die CDU/CSU-Fraktion hat jedenfalls erst mal einen Rückzieher gemacht. Die rechtliche Absicherung läuft noch. In zwei Wochen soll über das neue Gesetz noch mal beraten werden.

Stellung gegen die Vattenfall-Pläne nehmen

Der Rechtsexperte Dirk Tessmer stellt klar, dass noch keinerlei Entscheidung gefallen ist.

„Alle Bürger, die sich für den Erhalt der Natur, Landschaft und vor allem der betroffenen Ortschaften aussprechen, können und sollten gegen die neuen Vattenfall-Pläne Stellung beziehen“, so Tessmer.

Tun wir das! Auf http://www.CO2bombe.de finden Sie Infos zur Petition. Unterschreiben auch wir! Das macht Sinn, wenn wir weiter in Europa leben wollen. Allein Deutschland würde nach Plänen von Vattenfall & Co. in Norddeutschland und Süddeutschland von unterirdischen Lagern und durch die Mitte mit Pipelines durchzogen werden! Wo sollte man da noch sicher sein? Verhindern wir das!

Autor: Amalie für CSN – Chemical Sensitivity, 19. Juni 2009

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4 Kommentare zu “Deutschland 2030 – CO² Endlager mit potenziell tödlicher Wirkung?”

  1. Energiefox 19. Juni 2009 um 11:50

    Amalie ,
    Du sprichst mir aus der Seele.
    Ein wirklich toller Bericht der zum Nachdenken bzw. zum Protest anregen sollte. Es ist ein Trauerspiel es lässt sich schlicht und einfach viel Energie einsparen, durch ENERGIEEFFIZIENZ.
    Besser gesagt nicht umsetzen, man kann Energie nur umwandeln. (Schluss mit Standby). Auch erneuerbare Energien stehen zur Verfügung. Sogar China der Umweltverdrecker schlechthin, setzt verstärkt stark auf alternative Energien, weil damit auch viel Kohle sprich Geld gemacht werden kann. Hier will man wieder etliche Kohlekraftwerke bauen. In Sachen Windkraft ist Deutschland recht gut, auch Meeresströmung kann ausgenutzt werden sowie Geothermie, es gibt da recht interessante Neuentwicklungen. Weg von den Großkraftwerken und hin zur dezentralen Stromerzeugung denke ich ist gut. Besser vernetzt sein sollte unser Stromnetz eurpoaweit gemacht werden, wir haben ein schlechtes Verbundnetz, Windkraftwerke müssen im Norden ab und zu abgestellt werden, weil Leitungen fehlen.
    Schluss mit der uralt Technik und der unverschämten Abzocke der 4 großen Stromanbieter.
    Gruß Energiefox

  2. Energiefox 23. Juni 2009 um 13:55

    Also die CDU hat eine satte Mehrheit hier im Emsland so auch im Kreis Meppen, der für das Emsland zuständig ist.

    Die CDU und FDP Fraktion hat am 22.06.2009 geschlossen, so wie ich es erkennen konnte, für das Kohlekraftwerk in Dörpen abgestimmt.

    Die anderen Parteien haben es abgelehnt.

    Eine Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung wäre durch Gutachter bestätigt (der Kraftwerksbetreiber) nicht gegeben. Ein Argument zu den Gutachtern war, andere Gutachter wären auch nicht neutral. (sinngemäß zitiert) Ein Mann der CDU sagte sogar der Tourismus wäre nicht gefährdet. Er hätte mal ein Kraftwerk auf einer Postkarte gesehen als Werbung. (sinngemäß zitiert) . Jedenfalls war immer gebetsmühlenartig zu hören durch das neuen Kraftwerk würden alte stillgelegt und daduch weil die alten so uneffizient sind sogar CO 2 eingespart. Also wer für Umweltschutz ist, sollte für so ein Kraftwerk sein. Es wurde dann auch argumentiert die Staubbelastung würde nur wenig von 19 auf ca 20 Mikrogramm Pro m3 Luft erhöht. Somit im Einklang mit der Weltgesundheitsorganisation und unter der jetzigen Norm . Dann kam man müsste Kamine verbieten, die wären um etliches höher in der Staubbelastung auch Autos usw, usw. wären an der Staubbelastung verantwortlich und wer will das alles verbieten.

    Ich hatte es mir gedacht das es so läuft, nur so schlimm nicht und so arrogant wie viel Volksvertreter für mich in dem Kreistag sind, damit hatte ich nicht gerechnet. Dem Bürger bzw. der Bürgerinitiative wurden 30 Minuten Redezeit zugebilligt. Was sehr mies war, es wurde dann und das überwiegend aus dem Reihen der CDU gemurmelt, nach ca. 20 Minuten Redezeit der Bügerinitiative, was ich als sehr unhöflich empfand.

    Eine Frau hat gesagt sie hätte 2 Asthma behaftete Kinder, ob sie mit ruhigem Gewissen da zustimmen könnten. Sie hat ein Blatt verteilt in dem Sie darauf aufmerksam machte und bat zu unterschreiben das keine Gefährdung für diese Kinder vom Kraftwerk kommt. Auch dies ist jetzt sinngemäß zitiert.

    http://img36.imageshack.us/i/meppen.jpg/
    vorm Kreishaus in Meppen in der Aufbauphase, es waren aber nur ca. 30 Leute aus Bürgerinitiativen um Dörpen bzw. Dörpen.
    Aus Meppen bzw. direkter Umgebung hier, so gut wie keine Leute.

    Heute ein kleiner Auszug aus der Lingener Tagespost (im Studentenheim in Osnabrück sagte mal jemand
    CDU Blatt)

    Auf dem Titelblatt….Insbesondere Landrat Herr Hermann Bröring bleib Ihnen keine Antwort schuldig…
    Kein Hinweis was die Umweltgruppen forderten.

    Auf Seite 7 noch Ergänzungen aber auch kein Wort zu den Forderungen der Bürgerinitiativen.

    Dann….Dörpen leistet damit einen Beitrag zum Klimaschutz…

    Ich möchte dazu anmerken, dass ich gelesen habe
    gerade alte Kraftwerke würden so lange laufen wie
    es möglich ist, weil damit richtig KOHLE gemacht wird, sprich viel Geld.Ich bitte um Nachsicht die
    4 Stromerzeugern arbeiten mit harten Bandagen, da
    kann man gar nicht Vorsichtig genug sein.

    Gruß von einem Energiefox der nicht ruhig schlafen konnte, weil ihm solche Politik im wörtlichen Sinne stinkt.

  3. Janik 24. Juni 2009 um 14:29

    BUND Pressemitteilung vom 24. Juni 2009

    CCS-Gesetz gescheitert. Kohlendioxid muss vermieden statt versenkt werden

    Berlin: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zeigt sich erfreut über das vorläufige Scheitern des Gesetzes zur Versenkung des Kohlendioxides aus Kohlekraftwerken in die Erde (CCS-Gesetz). Das Abtrennen und unterirdische Speichern von Kohlendioxid im großen Maßstab verursache zu viele Risiken und habe keine Akzeptanz in der Bevölkerung.

    „Das ist ein Erfolg für den Bürgerprotest und den Klimaschutz, daran haben auch wir hart gearbeitet. Aber leider ist das Thema noch nicht ganz vom Tisch“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. „Die Unionsfraktion, die das Gesetz jetzt vorübergehend gestoppt hat, fürchtet zu Recht den Bürgerprotest vor Ort und traut sich vor der Bundestagswahl nicht mehr, ein derart heißes Eisen anzufassen. Die Einführung von CCS in Deutschland ist jedoch generell eine technologische und klimapolitische Sackgasse, darauf muss ganz verzichtet werden.“

    Auch die Absicht, in der nächsten Legislaturperiode ein solches Gesetz zu verabschieden, müsse aufgegeben werden. Derartige Pläne seien reine Verschiebetaktik zugunsten der großen Energiekonzerne. Zu den entscheidenden Fragen über die Kosten- und Risikoverteilung gebe es sowohl im Bundestag als auch im Bundesrat keine Perspektive für eine Einigung. Es sei daher nicht zu erwarten, dass in einem erneuten Anlauf akzeptable Lösungen für die Entsorgung des in Kohlekraftwerken abgetrennten Kohlendioxids gefunden würden. Gleiches gelte im Grundsatz für einen abgespeckten Gesetzentwurf, der lediglich die CCS-Forschung regele. Dies würde dazu führen, dass mit öffentlichen Geldern Pilotanlagen in Deutschland gebaut würden und die Akzeptanzprobleme bestehen blieben.

    „CO2-Transportpipelines quer durch die Republik und risikoreiche Endlagerstätten will niemand in seiner Nähe haben. Und auch für eine klimafreundliche Energieversorgung sind sie nicht nötig. Dafür brauchen wir in Deutschland ein stärkeres Engagement der Politik und der Wirtschaft für eine kohlenstoffarme Energiezukunft“, sagte Weiger.

    Die CCS-Technologie liefere keinen Beitrag zu einer sicheren Energieversorgung. Sie bremse den Ausbau der erneuerbaren Energien und diene den Energiekonzernen lediglich als Feigenblatt für deren rückwärtsgewandte Kohlepolitik. Deutlich kostengünstiger als CCS sei die Vermeidung von Treibhausgasen durch Effizienztechnologien und erneuerbare Energien.

    Eine BUND-Stellungnahme zum CCS-Gesetz finden Sie im Internet unter http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/pdfs/klima_und_energie/20090304_energie_ccs_gesetz_stellungnahme.pdf

  4. Energiefox 28. Juni 2009 um 10:49

    Janik,
    danke für den Bericht. Er passt zu der Bewilligung des Neubaus eines Kohlekraftwerkes
    in Dörpen durch den Kreistag des Landkreises Meppen. (Niedersachsen).
    Ein Redner meinte nämlich es wäre so einfach, man
    braucht das Co2 ja nur in die Erde pumpen. (sinngmäß zitiert)
    Da kam Protest von einem anderen Mitgleid des
    Kreistages, ein Argument war das auch die Geothermie gefährdet wäre. Es ist dann nicht mehr möglich Geothermie zu nutzen.

    Janik genau wie Du es geschrieben hast so sollte
    es sein.

    Kohlendioxid muss vermieden statt versenkt werden

    Gruß Energiefox

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