Ereignisreicher Tag 12.06.09 – Ein Konjunkturpaket gegen die Schweinegrippe?

Schweinegrippe

Am Freitag, den 12.06.09 rief die WHO die höchste Pandemie-Warnstufe sechs für die Neue Grippe, umgangssprachlich als Schweinegrippe bekannt, aus. Als Grund wurde der Anstieg der Zahl der insgesamt Erkrankten auf 30.000 genannt. Laut WHO hat sich das Virus (Stand 12.06.09) in 47 Ländern der Welt ausgebreitet, 145 Menschen sind nachweislich daran gestorben. Damit liegt die Wahrscheinlichkeit für einen Erkrankten, an der Schweinegrippe zu sterben, bei ca. 0,48%. Die Zahl der Infizierten schwankt in Deutschland um die hundert, in den USA waren bereits 13.217 Fälle gemeldet, 6241 in Mexiko und 2978 in Kanada. Die meisten Fälle in Europa verliefen bisher milde. Endgültig zwischen Schweinegrippe und grippalem Infekt oder Erkältung unterscheiden kann nur der Labortest.

Ausrufung der Pandemie – erster Liter Impfstoff am selben Tag

Doch die Forschung für einen Impfstoff kommt voran. Am selben Tag, an dem die höchste Warnstufe ausgerufen wurde, am 12.06.09, wurden auch die ersten zehn Liter eines Impfstoffs produziert. Diese sollen für klinische Tests verwendet werden. Es wird auf Hochtouren geforscht und mit einem neuen Verfahren gearbeitet. Statt auf Hühnereiern werden die Viren nun auf Zellkulturen herangezogen. Das geht viel schneller und effektiver. Aber: „Der Impfstoff muss noch getestet und freigegeben werden, aber September oder Oktober werden wir ihn bereitstellen können“, so Novartis. Allein in Marburg, Deutschland, könne man mehrere Millionen Dosen herstellen. Zugleich liefe weiter die Herstellung des üblichen Impfstoffs für die normale Grippe.

Während auch Sanofi-Aventis am 12.06.09 erklärte, in vier Monaten Impfstoff-Dosen liefern zu können und GlaxoSmithKline die Produktionskapazität aus weiten will, bekam Novartis bereits von 30 Regierungen Aufträge. Darunter war der Auftrag des US-Gesundheitsministeriums über 289 Millionen Dollar.

Lage in Österreich nicht dramatisch – Vertrag für Impfstoff abgeschlossen

Auch Österreichs Behörden haben einen Vertrag mit einer Pharmafirma, mit Baxter, abgeschlossen. Baxter betreibt in Orth an der Donau ein Forschungszentrum, das Impfstoffwerk dagegen liegt im tschechischen Bohumil. Im Ernstfall soll Baxter 16 Millionen Impfstoffdosen liefern. Allerdings sieht Österreich das Thema Schweinegrippe erst mal gelassen. „Derzeit brauchen wir wegen des moderaten Verlaufs der Pandemie in Österreich keine zusätzlichen Maßnahmen ergreifen“, sagte Generaldirektor für öffentliche Gesundheit Hubert Hrancik am 12.06.09 in Wien. Dort tagte an diesem Freitag ein Expertenrat der WHO. Zudem solle die Produktion des Impfstoffs für die saisonale Grippe weiterhin Vorrang haben. Hektik ist nicht angesagt.

Forscherin des Pasteur-Institutes: Weltbevölkerung durchimpfen

Ein wenig anders sieht das Sylvie van der Werf, Wissenschaftlerin am Pasteur-Institut. „Wir haben es mit einem neuen Virus zu tun“. Sie meint, auch das Schweinegrippevirus könne „virulenter“, gefährlicher, ansteckender, werden. „Ich denke nicht eine Sekunde daran, dass die Ausbreitung aufhört und dieses neue Virus wie von Zauberhand verschwinden“, meint van der Werf, „Es wird darauf hinauslaufen, dass wir alle impfen, im Norden wie im Süden, in den reichen Staaten wie in den Entwicklungsländern.“

Schnelle Impfstoffentwicklung – kurze Testphasen

US-Gesundheitsministerin Kathleen Sibelius meint, die Herstellung eines Impfstoffs werde „so schnell gehen wie noch nie“. Allerdings sieht sie, dass Vorsicht geboten ist. 1976 brachten US-Behördern gegen eine andere Variante der Schweinegrippe übereilt einen Impfstoff auf den Markt. 40 Millionen Menschen wurden geimpft. Doch viele Menschen erkrankten nach der Impfung, es gab sogar Todesfälle. Diesmal, so Sibelius, müsse gründlicher geprüft werden. Aber die Zeit drängt weiter.

Die klinische Prüfung eines Medikamentes, egal ob Impfstoff, Krebsmittel oder Kopfschmerzpille, geht normalerweise deutlich langsamer vor sich. Nachdem die Studie geplant und behördlich abgesegnet wurde, folgen jahrelange Versuchsreihen. Zuerst wird mit wenigen Personen und kleinen Dosen geprüft, ob das Medikament vielleicht überhaupt nicht am Menschen angewandt werden darf. Also wenn die Testpersonen gleich schwer erkranken oder, was selten vorkommt, aber vorkommt, sterben. 10% der Medikamente scheiden insgesamt wegen ihrer starken Nebenwirkungen aus, dürfen nicht auf den Markt kommen. Danach werden die Versuchsgruppen größer, die Gesamtdauer der Versuche beträgt Jahre. Insgesamt gibt es mehrere tausend Versuchspersonen! Die Suche nach Testpersonen bezeichnet man als „Patientenrekrutierung“. Dabei werden Personen nach bestimmten Kriterien ausgewählt, um die Risiken zu minimieren.

Tests an Menschen nicht ungefährlich

Medikamententester sind meist gesunde junge Personen, die dringend Geld brauchen, so dringend, dass sie das Risiko für ihre Gesundheit eingehen. Je neuer das Medikament, je weniger getestet, desto mehr Geld gibt es für die Versuchspersonen. Für den Grippeimpfstoff wird es sehr viele Versuchspersonen geben, an denen ein sehr neues Mittel getestet wird. Allerdings gibt es eine Gruppe von Testpersonen, die ein Drittel der Bevölkerung ausmacht und in den Studien verständlicherweise nicht vertreten ist. Dieses Drittel der Bevölkerung sind die Allergiker. Impft man also die gesamte Bevölkerung, testet man den Impfstoff damit erst mal an einem Drittel Allergikern und noch mehr chronisch Kranken und Kindern aus. Eine Impfreaktion ist im schlimmsten Fall ein anaphylaktischer Schock. Jedes neue Medikament birgt ein Risiko.

Durchimpfung der Bevölkerung geplant

Geplant ist trotz aller Gegenstimmen, die Bevölkerung im Fall einer flächenhaften Ausbreitung der Schweinegrippe durchimpfen zu lassen, sogar das Wort Zwangsimpfung ist bereits gefallen. Der höchsten Schätzung nach könnte 2010 ein Fünftel der Bevölkerung infiziert sein. Damit beträgt das Risiko, an der Schweinegrippe zu sterben, in einem Land, in dem sich ein Fünftel der Bevölkerung infiziert, 0,096%. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die Verstorbenen oft schwerst chronisch krank waren. Bei einem schwerkranken oder sehr alten Menschen kann eine Erkältung, ein leichter Sturz, eine ungewöhnliche Aufregung, ebenso verheerende Folgen zeigen. Bisher starben an der Schweinegrippe prozentual nicht mehr Menschen als an der saisonalen Grippe im Herbst oder Winter sterben.

Folgen von Zwangsimpfungen ungewiss

Die Frage ist, wie viele Tote würde es bei einer flächenhaften Ausbreitung der Zwangsimpfung gegen die Schweinegrippe geben? Wie viele anaphylaktische Schocks mit tödlichem Ausgang? Und wie viele Behinderungen durch Impfschäden? Wie viele autistische Kinder, wie viele chronisch Kranke? Wie viele zerstörte Leben? Impfungen wurden immer wieder mit dem Auftreten von Autismus bei Kindern, oder bei Erwachsenen von den unterschiedlichsten Erkrankungen des Nervensystems und Immunsystems in Verbindung gebracht, wenn auch nur wenige Studien existieren.

Impfen kann folgenreich sein

Im Heft Natur und Heilen 11/ 2008 zählt der Schutzverband für Impfgeschädigte e.V. eine halbseitige Liste teils schwerer Gesundheitsbeschwerden und Behinderungen als Impffolgen auf. Es wäre wirklich gut, hier Zahlen von anderen, großflächigen Impfungen einbringen zu können, beispielsweise die Zahlen von Toten oder Geschädigten bei Unverträglichkeit von Grippeimpfungen. Bitte, wenn Sie eine entsprechende Informationsquelle kennen, stellen Sie sie als Kommentar ein! Für diesen Blog konnte leider keine solche Quelle zur Gegenüberstellung von Zahlen gefunden werden.

Konjunkturpaket Impfstoff?

Tatsächlich ist es erstaunlich, wie viel Geld Regierungen trotz der schweren Wirtschaftskrise für Impfstoffe aufbringen können. Um es nochmals zu erwähnen, 289 Millionen gab das US-Gesundheitsministerium für den Schutz der US-Bevölkerung vor der Schweinegrippe aus. Ein kleines Konjunkturpaket. Aber vielleicht erweist sich die Investition ja tatsächlich als wirksames Konjunkturpaket. Während die Wirtschaft trotz der Konjunkturpakete weiter einbricht, hat das „Konjunkturpaket“ der Regierungen für die Impfstoffhersteller angeschlagen. Trotz Finanzkrise stieg der Wert der Novartis-Aktie noch am 12.06.09 um vier Prozent an. Immerhin. Die Gesamttendenz der Aktien von Impfstoffherstellern: deutlich steigend. Die Tendenz der Pharmakonzerne: Wachstum. Da sag noch mal einer, dass Konjunkturpakete nicht funktionieren.

300.000 Klimatote jedes Jahr

Aber leider funktioniert die Bekämpfung anderer großer Gefahren nicht als Konjunkturpaket. Beispiel Klimawandel. Den bezeichnete Un-Generalsekretär Kofi Annan immerhin als „größte Herausforderung der Menschheit“. Nach Berichten im Rahmen der UN gibt es jährlich 300 000 Klimawandel-Tote. Nicht insgesamt, nicht voraussichtlich, sondern hier und jetzt, jedes Jahr, zehnmal so viel Klimawandel-Tote wie momentan Schweinegrippeinfizierte! Die Zahlen der Toten summieren sich aus den Folgen von Umweltzerstörung, die Mangelernährung und Krankheiten nach sich zieht, und sind wissenschaftlich belegt. Und sie sollen steigen, bis 2030 auf eine halbe Million jährlich. Bei 6,5 Milliarden Menschen auf der Welt und 300 000 Klimawandel-Toten jährlich ist die Gefahr, an den folgen des Klimawandels zu sterben, 0,0046% weltweit im Jahr. Aber, nicht nur so lang wie die Schweinegrippe grassiert, sondern im Jahr, jedes Jahr! Auf die Jahre, die ein Mensch lebt bezogen ist das viel mehr als das Risiko der Schweinegrippe! Wer impft uns alle gegen die Erreger des Klimawandels? Gibt es denn kein Mittel dagegen?

Wortfindung „Schweinegrippe“

Noch etwas zur Wortfindung „Schweinegrippe“. Das sprichwörtliche arme Schwein kann gar nichts dafür. Der genaue Ursprungsort der Schweinegrippe ist nicht bekannt, er liegt irgendwo in Mexiko, daher sollte die „Neue Grippe“ auch „Mexikanische Grippe“ genannt werden. Die Schweinegrippe ist ein mutiertes Virus, dessen nicht mutierte Form wohl beim Schwein häufig vorkommt. Daher der Name, und dessen Änderung, weil die Bevölkerung Angst vor Schweinefleisch bekam. Der erste Schweinebestand wurde von einem kanadischen Bauern infiziert, der einige Tage unter Grippesymptomen litt, ohne von seiner Schweinegrippe-Infektion zu ahnen, und dann nach drei Tagen in den Stall ging und seinen eigenen Bestand infizierte. Verwenden wir das Wort also nicht falsch. Die Schweine, die können nichts dafür. Das sollen sogar soziale Tiere sein.

Autor: Amalie für CSN – Chemical Sensitivity Network, 15. Juni 2009

Artikel zum Weiterlesen, die als Quellen für diesen Blog dienten:

2 Kommentare zu “Ereignisreicher Tag 12.06.09 – Ein Konjunkturpaket gegen die Schweinegrippe?”

  1. Energiefox 17. Juni 2009 um 09:02

    Amalie,
    danke für den informativen Blog. Schön finde ich
    die Wortwahl, so das man es gut kapiert.

    Gruß Energiefox

  2. Tabita 4. November 2009 um 15:42

    Äusserst lesenswerte Artikel zum Thema Schweingrippe und Klimawandel:

    http://newstopaktuell.wordpress.com/category/marchen-aus-dem-hause-von-und-zu-schweinegrippe-und-klimawandel/

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