Archiv der Kategorie ‘Gefahren durch Alltagschemikalien‘

Arbeitsschutz für Allergiker

Behörden setzen Rücksichtnahme auf Duftstoffallergiker durch

Das Benutzen von Parfüms, Bodylotions, Deo’s und anderen Duftstoffen an Arbeitsplätzen hat Dimensionen angenommen, die Behörden tätig werden lässt. Etwas Duft kann eine angenehme Bereicherung sein, wenn zu viel des Guten verwendet wird, werden Duftstoffe zur quälenden Last. Insbesondere in Büros, wo man auf engem Raum zusammen sitzt, kann das Parfüm oder Aftershave des Kollegen sogar zum handfesten Gesundheitsproblem werden. Für Allergiker, Asthmatiker und Chemikaliensensible (MCS) reicht ein wenig Parfüm, um die Arbeitsfähigkeit einzuschränken oder aufs Spiel setzen. Selbst ein kurzer Aufenthalt einer Person, die ein Parfüm oder Pflegeprodukt benutzt hat, das allergieauslösende natürliche Duftstoffe oder Chemikalien enthält, kann die Luft in einem Innenraum für viele Stunden belasten.

Die kanadische Bezirksregierung von Kootenay Boundary hat einer Arbeitsanweisung zur Minimierung von Duftstoffen und Parfüms am Arbeitsplatz höchste Priorität eingeräumt. Am 11. Juli 2012 trat die Leitlinie in Kraft. Seit einiger Zeit kann man nahezu wöchentlich über die Einführung solcher Regulierungen oder über Verbote von Parfüm und Duftstoffen bei Behörden, in Konzernen, auf Veranstaltungen, als auch in Schulen und Universitäten lesen.

Gründe für ein Duftstoffverbot

Die kanadische Bezirksregierung von Kootenay Boundary beschreibt in ihrer Leitlinie mit dem Titel „Scent-Sensitive Environment“ die Gründe für die nun in Kraft tretende Arbeitsanweisung. Man möchte die Gesundheit und das Wohlbefinden aller Mitarbeiter und Besucher durch Minimierung von parfümierten Produkten die Umwelt- und Chemikaliensensitivität auslösen können, sicherstellen. Das Ziel der Leitlinie ist die Reduzierung der Verwendung stark gedufteter Produkte. Die Behörde hat insbesondere folgende problematische Produkte im Visier und bittet darauf zu verzichten, wenn sie parfümiert sind, bzw. auf duftfreie Alternativen auszuweichen:

  • Shampoo, Conditioner
  • Haarsprays
  • Deos
  • Parfüms, Aftershaves
  • Bodylotions, Cremes
  • Potpourri
  • Handseifen
  • Kosmetika
  • Lufterfrischer, Raumsprays
  • Aromatherapie Produkte
  • Duftöle
  • Beduftete Kerzen

Die Behörde ist bestrebt, Reinigungs- und Desinfektionsmittel zu finden, die verträglich sind und verspricht die Verwendung zu beobachten und im Falle von Unverträglichkeiten durch Ersatzprodukte Abhilfe zu schaffen.

Duftfreie Arbeitsplätze werden zur Norm

In USA und Kanada sind Arbeitsplätze, an denen ein „Duftstoff- oder Parfümverbot“ herrscht, keine Seltenheit mehr. Arbeitsplätze, an denen Duftstoffe und Parfüms reglementiert sind, stellen in diesen Ländern laut Dokument der Bezirksregierung von Kootenay Boundary zwischenzeitlich eine gewisse Norm dar. Ähnliche der Gesundheit von Angestellten an Arbeitsplätzen zuträgliche Bestrebungen sind in europäischen Ländern erst selten anzutreffen. Die Leitlinie wurde von der kanadischen Bezirksregierung als Teil eines umfassenden Programms für Arbeitssicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz eingeführt. Mitarbeiter, Leiter von Behörden wie auch Besucher sollen sich daran halten, um die Gesundheit ihrer Mitmenschen zu schützen.

Ist Verzicht auf Duftstoffe wirklich nötig?

Duftstoffe bestehen aus Chemikalien oder aus natürlichen Ölen, die allergene Wirkung haben können. Zusätzlich oxidieren solche ätherische Öle durch Licht-, Luft- und Ozoneinwirkung wodurch Schadstoffe freigesetzt werden. Es ist also keineswegs unbedenklich, wenn nur natürliche Duftöle / Aromaöle verwendet werden, oder bspw. Reinigungsmittel mit Zitrusöl. Beides, chemische und natürliche Duftstoffe belasten die Raumluft und können die Gesundheit einer Person erheblich beeinträchtigen. Folgende Gesundheitsbeschwerden durch beduftete Produkte, Parfüms, etc. werden häufig berichtet und auch in der Leitlinie für Arbeitssicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz angeführt:

  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Benebeltes Gefühl im Kopf
  • Übelkeit
  • Erschöpfung
  • Schwäche
  • Müdigkeit
  • Konzentrationsstörungen
  • Depressionen
  • Angst
  • Taubheitsgefühle
  • Atemwegbeschwerden
  • Kurzatmigkeit
  • Hautirritationen
  • Tränende, gereizte Augen
  • Anaphylaxie

Kosten für die Umsetzung eines Duftstoffverbots am Arbeitsplatz

Duftfreie Seife für Seifenspender und Reinigungsmittel ohne Duft kosten nicht mehr als herkömmliche Produkte, wenn man etwas Preisvergleich betreibt. Die Kosten für die Umsetzung eines Duftstoffverbots sind abhängig von der Größe eines Unternehmens oder einer Behörde. Hinweisschilder, Schulungsmaterial und Aufklärungsbroschüren sind die Hauptposten. Wenn nicht viele Mitarbeiter über ein Duftstoffverbot informiert werden müssen, reicht oft eine einfache Dienstanweisung, die außer Mühe und Zeit, sie zu erstellen, keine oder kaum Kosten verursacht.

Rigoroses Verbot oder freiwilliges Verzichten auf Duftstoffe?

Ob an einem Arbeitsplatz ein rigoroses Duftstoffverbot eingeführt werden muss oder ob Aufklärung und die Bitte an Mitarbeiter und Besucher auf duftende Kosmetika zu verzichten, ausreicht, hängt von einigen Faktoren ab:

  • Kooperationswille der Mitarbeiter und Gebäudebesucher
  • Mitarbeiter, die schwere gesundheitliche Reaktionen durch Parfüms und Duftstoffe erleiden
  • Gesundheitsbewusstsein, Einsicht
  • Schrittweises Vorgehen aus Umsetzbarkeitsgründen
  • Zeitlicher Aufwand, Mitarbeiter über das Duftverbot zu informieren (Schulungen)
  • Duftstoffe vom Arbeitsplatz verbannen

Parfüms und Duftstoffe gehören zwar für viele Menschen zum Leben dazu, sie sind jedoch in keinster Weise notwendig. Jeder, der besorgt ist um das Wohlergehen und die Gesundheit seiner Mitmenschen, kann dazu beitragen, dass eine Firma, ein Betrieb oder eine Behörde barrierefreier und ein gesünderer Arbeitsplatz wird.

Unterstützen kann man die Einführung einer solchen Duftstoff-Reglementierung durch:

  • Hinweisschilder an Eingängen, auf Toiletten und in den verschiedenen Arbeitsbereichen
  • Eliminierung von Duftspendern auf Toiletten, statt dessen Einbau einer besseren Lüftung
  • Besonders eingeschränkten Mitarbeitern gestatten, einen Raumluftfilter in ihrem Arbeitsbereich einzusetzen, ihre Pausenzeiten frei wählen zu können, bei Erfordernis eine Aktivkohle-Schutzmaske verwenden zu dürfen
  • Telefon, Intranet, iMessage, Messenger, SMS und andere Möglichkeiten elektronischer Kommunikation nutzen, um Mitarbeiter mit schweren Gesundheitsproblemen vor massiver Duftstoffexposition zu warnen

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 30. Juli 2012

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Chemikalien in Kosmetika können Diabetes-Risiko bei Frauen erhöhen

Weichmacher in Körperpflegemitteln, Medikamenten und Medizinprodukten gefährden die Gesundheit

Kosmetika enthalten häufig eine ganze Anzahl von unterschiedlichen Chemikalien. Zum Teil haben diese Substanzen, die in vielen Bodylotions, Nagellacken, Seifen, Haarsprays, Parfüms, Aftershaves, etc. nachzuweisen sind, weitreichende Auswirkungen auf unseren Hormonhaushalt. Wissenschaftler aus Dallas fanden jüngst einen Zusammenhang zwischen erhöhten Konzentrationen bestimmter Phthalate im Körper und einem erhöhten Risiko für Diabetes bei Frauen. Diese als Weichmacher für Kunststoffe eingesetzte Chemikaliengruppe ist in den Kosmetika oft anzutreffen. Phthalate werden auch in Klebstoffen, Elektronik, Spielzeug und einer Vielzahl von anderen Produkten verwendet.

Phthalate verstärken Risiko, an Diabetes zu erkranken

Wissenschaftler des renommierten Brigham and Women‘s Hospital (BWH) in Dallas untersuchten die gesundheitlichen Auswirkungen von Phthalaten. In der groß angelegten Studie analysierten Forscher unter der Leitung von James Tamarra-Todd, Ph.D. die Urin-Konzentrationen von Phthalaten bei 2.350 Frauen. Die Probanden der in der medizinischen Fachzeitschrift „Environmental Health Perspectives“ veröffentlichten Studie hatten zuvor an einer Befragung zur nationalen Gesundheit der US Bundesbehörde „National Institute of Environmental Health Sciences“ teilgenommen. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Frauen mit höherer Phthalat-Konzentration im Urin häufiger unter Diabetes leiden als solche mit geringerer Weichmacherbelastung.

Diabetes-Risiko bis zu 70% erhöht durch Weichmacher in Kosmetik

Die Wissenschaftler spezifizierten ihre Erkenntnisse, um deutlich zu machen, welche weitreichenden Auswirkungen die unterschiedlichen Phthalate in Kosmetika auf die Gesundheit haben können:

  • Bei den Frauen in der Studie, bei denen die höchsten Werte von Mono-Benzyl Phthalate und Mono-Isobutyl Phthalate nachgewiesen wurden, stellte man ein fast doppelt so hohes Risiko, an Diabetes zu erkranken, fest, als vergleichsweise bei den Frauen mit den niedrigsten Werten dieser Chemikalien im Urin.
  • Frauen mit einer etwas höher als dem Mittelwert liegenden Belastung von Mono-(3-Carboxypropyl) Phthalat im Urin hatten ein um etwa 60 Prozent erhöhtes Risiko für Diabetes.
  • Studienteilnehmerinnen mit mäßig hohen Belastungswerten der Chemikalienkombination Mono-n-Butyl-Phthalat-und Di-2-ethylhexylphthalat hatten etwa ein 70 Prozent erhöhtes Risiko für Diabetes.

Weitere Ursachenforschung notwendig

Einen Unsicherheitsfaktor gibt es jedoch in der Studie. Es steht zwar außer Frage, dass Phthalate mit Diabetes in Zusammenhang stehen und dass die Stichprobe einen repräsentativen Querschnitt für die Bewertung eines Risikofaktors für Diabetes in der weiblichen amerikanischen Bevölkerung darstellt. Doch obwohl die vorliegenden Forschungsergebnisse Rückschlüsse auf das Vorhandensein einer Phthalat-Belastung bei amerikanischen Frauen zulassen, bedarf es weiterer Absicherung der Kausalitätskette. Warum dies so ist, erläutert Studienleiter James Tamarra-Todd, Ph.D. von der Abteilung für Frauenheilkunde am BWH:

„Dies ist ein erster wichtiger Schritt in der Erforschung des Zusammenhangs zwischen Phthalaten und Diabetes“, sagte Dr. James-Todd. „Wir wissen, dass zusätzlich zu den in Körperpflegemittel verwendeten Phthalate in bestimmten Arten von medizinischen Geräten und in Medikamenten zur Behandlung von Diabetes vorhanden sind, das könnte ebenfalls erklären, warum Phthalate bei Frauen mit Diabetes in so hohen Konzentrationen nachweisbar sind. Also insgesamt wird mehr Forschung benötigt.“

Verbraucherschutz

Welche Konsequenzen seitens der Entscheidungsträger in Behörden und bei den Herstellern aus der aktuellen Studie gezogen werden, bleibt abzuwarten und kann dauern. Verbraucher können sich nur bedingt schützen, bis die Weichmacher in Kosmetika, Medizinprodukten und Medikamenten verboten werden.

Zwei der gängig in Kosmetika verwendete Phthalate müssen auf der Verpackung von Kosmetika angegeben werden und können unter den Kürzel DMP und DEP identifiziert werden. Einige andere Phthalate sind in Deutschland durch die Kosmetikverordnung verboten. Welche Chemikalien in nachgemachten Parfüms und anderen Kosmetika aus unsicheren Quellen zu erwarten sind, kann niemand einschätzen, und man ist gut beraten, auf solche unsicheren Produkte zu verzichten.

Bei Medizinprodukten und Medikamenten ist die Situation noch schwieriger. In diesen Bereichen hat man gerade erst begonnen, mögliche Ersatzchemikalien für die gesundheitsschädlichen Phthalate zu finden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 15. Juli 2012

Literatur:

Brigham and Women’s Hospital, Chemicals in personal care products may increase risk of diabetes in women, Environmental Health Perspectives, 13. Juli 2012.

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Grobe Missstände bei Antibiotika-Einsatz in Massentierhaltungen von NRW aufgedeckt

Bundesregierung muss endlich handeln

Berlin/Düsseldorf: „Die Geflügelindustrie hat den Einsatz von Antibiotika überhaupt nicht im Griff und gefährdet damit die Gesundheit der Bevölkerung“, kommentierte Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die heute veröffentlichten Studienergebnisse über Antibiotika im Tränkewasser nordrhein-westfälischer Geflügelmastanlagen. Dem unkontrollierten Antibiotikaeinsatz in der Massentierhaltung müsse endlich ein Riegel vorgeschoben werden, forderte Weiger.

Das Verbraucherschutzministerium in NRW habe in 62 Prozent der untersuchten Puten- und Masthühneranlagen grobe Missstände beim Einsatz von Antibiotika festgestellt. So wurden mehrere Antibiotika im Trinkwasser nachgewiesen, die teilweise schon seit Jahren nicht mehr zur Behandlungen eingesetzt wurden. Die Medikamente seien im Tränkesystem der Massentierhaltungen verschleppt worden. Darüber hinaus seien auch nicht speziell zugelassene Antibiotika zum Einsatz gekommen.

Weiger: „Hauptursache für den Antibiotikamissbrauch sind die miserablen Haltungsbedingungen in den Anlagen und die fehlende Kontrolle des Medikamenteneinsatzes. Doch Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner versagt bislang bei der Aufgabe, hier gegenzusteuern. Beim geplanten neuen Tierschutzgesetz sucht man vergeblich nach besseren Tierschutzstandards. Und das Arzneimittelgesetzt lässt der Geflügelindustrie Hintertüren offen, so groß wie Scheunentore.“ Um die Verbraucher wirkungsvoll vor Antibiotikaresistenzen zu schützen, müsse Ministerin Aigner dringend nachbessern und sofort strengere Tierschutz- und Arzneimittelgesetze vorlegen. Geschehe dies nicht, müsse der Bundesrat alle Widerspruchsmöglichkeiten ausschöpfen.

Die Studienergebnisse zeigten, dass industrielle Mastanlagen mit ihren typischen Tränkesystemen beim verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika versagten, so der BUND-Vorsitzende. Antibiotikareste, die in den Tränkerohren von Riesenmastanlagen hängen blieben, würden offenbar von den Betreibern ignoriert. Dabei könnten schon Kleinstmengen an verschleppten Antibiotika Resistenzen bewirken.

„Die Untersuchung in NRW offenbart eine neue Dimension der Risiken der Agrarindustrie. Da der Einsatz der Antibiotika noch immer nicht zentral erfasst, geschweige denn flächig kontrolliert wird, haben Betreiber von Massentierhaltungen keinen Anlass, sorgfältig mit den Medikamenten umzugehen. Je schlampiger der Einsatz jedoch ist, desto eher bilden Keime Resistenzen gegen die Wirkstoffe“, sagte Weiger: Die Kontrollen müssten deshalb deutlich erhöht und im Missbrauchsfall wirksame Sanktionen erteilt werden können.

Der BUND forderte Ministerin Aigner auf, unverzüglich eine arzneigesetzliche Grundlage zu schaffen, nach der jeder Einsatz und jede Verschreibung vom Tierhalter und Tierarzt digital dokumentiert werden müssten. Ein Ampelsystem müsse Behörden automatisch und in Echtzeit ermöglichen, nachzuvollziehen, welche Betriebe zu hohe Mengen einsetzten und welche Tierärzte auffällige Mengen verschrieben. Untersuchungen wie in NRW müssten zudem auch in allen anderen Bundesländern vorgenommen werden, um die repräsentative Datenlage zu verbessern.

Autor: BUND, Reinhild Benning, BUND-Agrarexpertin, Presseerklärung vom 3. Juli 2012

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Chronische Erschöpfung verursacht enorme Kosten

Ständig müde und erschöpft

Chronische Müdigkeit ist häufiger Grund für einen Besuch beim Hausarzt, doch einige dieser Patienten berichten, dass sie mit ihren Symptome nicht ernst genug genommen werden. Man glaubt ihnen einfach nicht. Nahezu eine von zehn Personen in der Bevölkerung leidet irgendwann in ihrem Leben länger als sechs Monaten unter extremer Erschöpfung und ausgeprägter anhaltender Müdigkeit.

Ärzte wissen oft nicht weiter

Viele Ärzte unterschätzen es, welche Auswirkungen völlige Erschöpfung und permanente Müdigkeit auf das Leben eines Patienten hat. Wissenschaftler vom Kings College in London untersuchten, welche wirtschaftlichen Auswirkungen chronische Müdigkeit auf Patienten hat, welche Hilfe sie von Hausärzten erhielten und auf welche Weise die Krankheit den Erkrankten und ihren Familien Kosten verursacht. In sehr vielen Fällen wären die enormen Kosten vermeidbar, wenn tatsächliche Ursachen von chronischer Erschöpfung besser kommuniziert und Prävention betrieben würde.

Arbeitsplatzverlust durch Erschöpfung und Müdigkeit

Für die Studie wurden Patienten aus 29 Allgemeinarztpraxen in London und aus den South Thames Regionen, die unter ungeklärter Erschöpfung litten, mittels Fragebogen bewertet. Es wurde erkundet, welche medizinische Versorgung die Patienten in den letzten sechs Monaten erhalten hatten und ob sie ihre Arbeit in dieser Zeit wegen der Erschöpfung verloren hatten. Die Wissenschaftler setzen Regressionsmodelle ein, um Faktoren und Abweichungen der jeweiligen finanziellen Auswirkungen bei den einzelnen Patienten zu identifizieren und zu erklären.

Erschöpfung verursacht Kosten für den Patienten und seine Familie

Die durchschnittlichen Gesamtkosten für Dienstleistungen, Arztrechnungen und Verluste durch Arbeitsunfähigkeit lagen bei den 222 Patienten, die an der Studie teilnahmen, bei etwa 4800 Euro für den Zeitraum von sechs Monaten. Bei dieser Summe entfielen 13% des Betrages auf Dienstleistungen, 61% wurden durch Arbeitsunfähigkeit und 26% durch Pflege des Erkrankten verursacht. Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Verteilung der jeweiligen Gesamtkosten für den Patienten und dessen Familie zu den aussagekräftigsten Faktoren gehört, die in Zusammenhang mit der Schwere der Erkrankung und dessen sozialer Funktionsfähigkeit steht.

Entgegenbringen von Verständnis bringt keine Heilung

Die volkswirtschaftlichen Kosten, die durch chronische Müdigkeit produziert werden, sind hoch und werden in erster Linie von den Patienten und ihren Familien getragen. Unterstützung durch Versicherungen und Behörden sind selten. Ein genaues Nachfragen bei den Patienten, wie sich die funktionellen Folgen der Ermüdung im individuellen Fall auf das soziale und berufliche Leben auswirken, kann behandelnden Ärzten helfen besser zu verstehen, welche Auswirkungen die chronischen Müdigkeit auf den Alltag und das Berufsleben hat und wie sich mache Patienten fühlen, wenn ihnen nur Misstrauen entgegen gebracht wird. Es wäre jedoch falsch davon auszugehen, dass dieses Entgegenbringen von Verständnis ausreicht, um bei einem Patienten nachhaltige Besserung zu erzielen.

Aus- und Fortbildung verbessern, Krankheitsursachen aufdecken

Angemessen hinsichtlich Schwere und den Auswirkungen wäre, dass Ärzte in die Lage versetzt werden, Patienten mit chronischer Erschöpfung umfassende Anweisung zur Gestaltung ihres Alltags und ihres Umfeldes zu geben. Ärzte sollten durch Fortbildungen darin geschult werden, die tatsächlichen Ursachen für die chronische Erschöpfung bei ihren Patienten zu finden. Hierzu gehören oft schadstoffbelasteter Wohnraum oder Arbeitsplatz, weitreichenden Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Eine Änderung der Situation muss für den Patienten nicht zwangsläufig mit hohen Kosten verbunden sein. Das Weglassen eines allergieauslösenden Nahrungsmittels beispielsweise kostet nichts.

Autor:

Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 21. Juni 2012

Literatur:

Sabes Figuera-R, P McCrone, Hurley M, König M, Donaldson AN, Ridsdale L., The hidden cost of chronic fatigue to patients and their families, BMC Health Serv Res. 2010 Mar 4; 10.56.

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Kaffee mit Pestizid süßen?

Eine giftige Chemikalie wird als gesundheitsbewußter Süßstoff verkauft

Das amerikanische Süßmittel „Splenda Essentials“ ist angeblich für die Gesundheit gut, während es in Wirklichkeit mehr mit Pestiziden als mit Zucker gemeinsam hat.

Sucralose [E955], unter dem Markennamen Splenda verkauft, ist einfach nur chlorierter Zucker; chemisch ausgedrückt ist es eine Chlorkohlenwasserstoff-Verbindung. Die Idee dahinter ist, daß der Körper dies nicht weiter als Zucker erkennen wird. Doch wie der John Hopkins Schüler und Biochemiker Dr. med. James Bowen betont, handelt es sich bei Chlor um den „Doberman-Kampfhund der Natur – ein sehr reaktionsfreudiges, aggressives chemisches Element, dessen Anwendung vom Biozid in Bleichmitteln, in Desinfektionmitteln, in Insektiziden bis zum Giftgas des ersten Weltkrieges und zu Chlorwasserstoffsäure [Salzsäure] reicht“. Zu den bekannten Chlorkohlenwasserstoffen gehören Chlordan und DDT, ein Produkt das so schädlich ist, daß es inzwischen für die landwirtschaftliche Anwendung weltweit verboten ist.

Nun verkauft Splenda ein Produkt das Splenda Essentials heißt. In verschiedenen Rezepturen sind Vitamin B, Antioxidanten (die Vitamine C und E) oder Ballaststoffe enthalten. Das Marketing und die Werbung zielen offenbar auf gesundheitsbewußte Menschen, die sich für Vitamine und Nährstoffe interessieren – obwohl Splenda de facto hoch giftig ist und in einer gesunden Ernährung nichts zu suchen hat.

Die Werbung von Splenda behauptet, daß die Zugabe von Vitamin B1, B5 und B6 „für einen gesunden Stoffwechsel sorgen“. Das Antioxidanten-Produkt „enthält Vitamin C und E, wie jene, die in Früchten und Gemüse vorkommen“, während das Ballaststoff-Produkt (Fiber) damit beworben wird „ein Gramm gesunde Fasern“ zu enthalten. Es sollte erwähnt werden, daß das normale Splenda-Produkt bereits Fasern enthält – Traubenzucker-Pulver und oder Maltodextrin, das als Transporter für den Süßstoff dient – jedoch nur zwischen 0,5 bis 1.0 Gramm davon. Für das Ballastsstoff-Produkt haben sie diese auf ein ganzes Gramm hoch gepowert. Applaus, Applaus!

Was die Vitamine angeht, hat Splenda 20 Prozent der empfohlenen täglichen Aufnahmemenge dazu getan; was die Ballaststoffe angeht sind es 0,03 Prozent der empfohlenen Tagesmenge. Doch vergleichen wir diese Werte mit den Empfehlungen des emeritierten Wissenschaftlers, Forschers und Artzes Dr. Emanuel Cheraskin von der International Academy of Science:

B1 B5 B6 C E Fasern
RDA*
empfohlene Aufnahme
1,2 mg 5 mg 15 mg 85 mg 15 mg (22,35 IE) 32 mg
Inhalt pro Packung 0,24 mg 1 mg 3 mg 17 mg 4,5 IE 1 mg
Cheraskin (PDF) 25 mg 100-200 mg 25 mg 1,000 mg 450 IE

[*US-Empfehlungen, IE = internationale Einheiten]

Aufgrund der winzigen in einer Packung enthaltenen Nahrstoffmengen, müßte man eine unverantwortlich große Zahl an Päckchen einnehmen, um überhaupt irgend eine gesundheitliche Auswirkung zu erzielen – allerdings vorausgesetzt, man würde die Sucralose selbst nicht einnehmen! Wie wir letztes Jahr berichtet haben, verändert Splenda die Mikroflora im Darm und „ruft zahlreiche Nebenwirkungen hervor“, wie aus einer Studie der Duke University hervorgeht, dazu gehören Zunahme des Körpergewichtes (was nicht genau das ist, was man von einer „Diät-Hilfe“ erwartet) und Zunahme von Leber-Enzymen, was die Bioverfügbarkeit von Nährstoffen beeinträchtigt.

In „Die lethale Wissenschaft von Splenda, ein giftiger Chlorkohlenwasserstoff“, berichtet Dr. Bowen, daß „jeder Chlorkohlenwasserstoff der vom gesunden Körper nicht sofort ausgeschieden wird, dem Prozeß des menschlichen Stoffwechsels großen Schaden zufügen kann und, letztendlich, unseren inneren Organen. Die Leber ist das Entgiftungsorgan, das sich mit den eingenommenen Giften befaßt. Chlorkohlenwasserstoffe beschädigen die Hepatozyten, die Stoffwechselzellen der Leber, und zerstören sie“.

Dr. Bowen weist darauf hin, daß das hohe Lösungsvermögen von Chlorkohlenwasserstoffen wie Splenda das Nervensystem angreift und Krebs, Geburtsfehler und eine Zerstörung des Immunsystems hervorrufen kann. Bei Versuchstieren hat Splenda Leberschwellungen hervorgerufen (was alle Chlorkohlenwasserstoffe tun) und Leberentzündung verursacht.

Unsere Kollegen von ANH-Europa weisen auf andere Nebenwirkungen bei Versuchstieren hin, welche Folge der Aufnahme von Sucralose waren: DNA-Schäden in den Organen des Magen-Darm Traktes, Zunahme normaler Zellen im Oberflächengewebe der Nieren, hämorrhagische Degeneration der Lebernierenrinde (die den Stoffwechsel von Kohlenhydraten und Fett, den Salz und den Wasserhaushalt reguliert), das Auftreten von Katarakten, ausgeprägte Störungen des Magen-Darm Traktes, sowie tote, schwangere Kaninchen und Abgänge von Kaninchen-Föten. Zu den Nebenwirkungen von Splenda auf Menschen zählen Kopfschmerzen und Migräne und eine langen Liste von Nebenwirkungen die Verbraucher berichtet haben, wie z.B. Hautausschlag und Rötungen, panikartige Erregungen, Schwindel und Benommenheit, Durchfall, Schwellungen, Muskelschmerzen, Bauchkrämpfe, Blasenleiden und Magenschmerzen.

Splenda hat Aspartam als Nummer Eins der künstlichen Süßstoffe in Lebensmitteln und Getränken ersetzt; die Popularität von Aspartam ließ nach, nachdem die Öffentlichkeit erfuhr, daß es sowohl ein Neurotoxin als auch eine verborgene Ursache chronischer Erkrankungen ist. Wie Dr. Bowen warnt, „sollten wir uns nicht wieder durch den Segens der FDA [US-Lebens- und Arzneimittelaufsicht] und der Sättigung mit Reklame täuschen lassen und die Unbedenklichkeit einer giftige Chemikalie akzeptieren. Bezüglich der potentiellen Langzeit-Toxizität für den Menschen sollten wir Sucralose zusammen mit seinem chemischen Verwandten DDT betrachten, das aufgrund seiner schrecklichen Langzeit-Toxizität nun verbotene Insektizid, die selbst in winzigen Spuren im Gewebe von Menschen, Vögeln und Säugetieren wirkt“.

Zum Online-Marketing von Splenda gehört eine Serie von Youtube-Videos, die mit „Grundlegende Wahl für ein gesundes Leben“ betitelt sind, in denen ein ADA zertifizierter, zugelassener Diätist [Amerikanischer Diätetiker Verband] präsentiert wird, der den Menschen Gesundheitsratschläge gibt – die wir besser „natürliche Gesundheit für einfache Ansprüche“ nennen könnten – wozu die Empfehlung von Splenda Essentials gehört.

ANH-USA hat wegen der irreführenden Werbung von Splenda eine Petition bei der Federal Trade Commission (PDF) [US-Handelsaufsicht] eingereicht. Splendas Marketing zielt eindeutig auf gesundheitsbewußte Menschen die sich gesund ernähren wollen, dabei wird versucht, eine giftige Chemikalie als gesund zu verkaufen.

Autor: Ohne Angabe für Alliance for Natural Health USA (ANH-USA), 21. Februar 2012
Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Der Original-Artikel „Toxic Chemical Being Sold as a Health-Conscious Sweetener“ wurde unter der Creative Commons Lizenz: BY (Namensnennung) veröffentlicht. Für diese Übersetzung gilt CC: BY-NC-SA (Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen).

Copyright Artikel-Foto: Montage von CSN-Deutschland CC:BY-SA
Spray Plane von Teo CC:BY-SA
Cup of coffee von X_urara_X CC:BY-SA

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Wohnen im Mehrfamilienhaus ist nicht einfach

Allergiker und MCS-Kranke haben es besonders schwer

Das Leben in einem Mehrfamilienhaus kann sehr anstrengend sein, besonders wenn man Allergien hat oder unter Multipler Chemikaliensensitivität (MCS) leidet. Je mehr Menschen in einem Haus wohnen, desto unkontrollierbarer wird die Wohnsituation. Allergiker und Chemikaliensensible wären, wenn man es genau betrachtet, am Besten in einem baubiologisch ausgestatteten Einfamilienhaus statt in einem Mehrfamilienhaus untergebracht. In Städten und Ballungsgebieten kaum machbar, und wenn man unter einem gewissen Limit leben muss, auch unbezahlbar. Es bleibt also nichts anderes übrig, als sich mit dem Leben in einem Mehrfamilienhaus zu arrangieren und zu versuchen, die Gegebenheiten in den Griff zu bekommen. Spezielle Wohnprojekte für Multiallergiker und MCS-Kranke gibt es in Deutschland noch nicht, obwohl dieser Behindertengruppe gemäß der UN-Behindertenkonvention Hilfe zustünde und geeignete Wohnprojekte geschaffen werden müssen. Nicht einmal machbare Übergangslösungen zur Verbesserung der Wohnstuation von Chemikaliensensiblen sind durch die zuständigen Behörden angedacht. CSN hat sich deshalb auch am SPD Zukunftsdialog mit einem Vorschlag für die Umsetzung einer Übergangsregelung beteiligt: Behindertengerechte Übergangsregelung für Umwelterkrankte (BÜfU) zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention

Allergiker und Chemikaliensensible haben in einem Mehrfamilienhaus bspw. Probleme mit:

  • Verwendung chemischer Wasch- und Reinigungsmittel, meist mit Duft
  • Raucher (in der Wohnung oder auf dem Balkon)
  • DECT Telefone, Handy’s WLAN
  • Renovierungsarbeiten in anderen Wohnungen
  • Raumduftsprays durch Nachbarn, Duftlampen, Räucherstäbchen
  • Grillen auf dem Balkon
  • Haustiere von Nachbarn (Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen)
  • Verwendung von Pestiziden (Wohnraum, Flur, Balkon)
  • Trocknen von Wäsche mit Weichspüler oder duftendem Waschmittel auf dem Balkon

Thommy’s Blogfrage der Woche:

  1. Wie kommt Ihr im Mehrfamilienhaus zurecht mit MCS und Allergien?
  2. Habt Ihr oft Gesundheitsbeschwerden durch Eure Nachbarn und ihre Lebensgewohnheiten? Welche?
  3. Was schränkt Eure Gesundheit am Meisten ein im Mehrfamilienhaus?
  4. Sind Eure Nachbarn kooperativ und unterlassen das, was Euch krank macht, oder konfrontieren sie Euch noch extra mit dem, was Euch krank macht?
  5. Was war die schlimmste Reaktion, die Ihr erlitten habt durch das Leben im Mehrfamilienhaus?
  6. Was war der Auslöser und welche Symptome traten ein?
  7. Musstet Ihr bereits umziehen, weil das Leben im Mehrfamilienhaus Euch noch kränker gemacht hat?
  8. Wie habt Ihr Euch mit dem Leben im Mehrfamilienhaus arrangiert, um gesundheitlich einigermaßen über die Runden zu kommen?
  9. Welche Hilfsmittel oder Umbauten waren hilfreich?
  10. Wie geht Ihr auf Nachbarn zu, um sie um Kooperation zu bitten? Hattet Ihr Erfolg?
  11. Was würde Euch am Meisten helfen, um im Mehrfamilienhaus zurecht zu kommen?

Rentenversicherung setzt sich für Duftstoffallergiker ein

Schutz für Allergiker und Chemikaliensensible

Einige Angestellte, die bei der amerikanischen Rentenversicherung „Multi Sector Pension Plan“ (MSPP) arbeiten, berichteten ihrem Arbeitgeber, dass sie auf verschiedene chemische oder parfümierte Produkte mit gesundheitlichen Beschwerden reagieren. Die Duftstoffallergiker und Chemikaliensensible unter den Mitarbeitern litten zunehmend unter der allgemein üblichen Verwendung von Parfüms, Bodylotions, Haarspray, Deos durch Kollegen und Publikumsverkehr. Das bewog die Rentenversicherung dazu, ein Duftstoffverbot am Arbeitsplatz einzuführen. MSPP bittet alle Mitarbeiter auf der Internetseite und durch Dienstanweisungen um Kooperation, um der besonderen gesundheitlichen Problematik von Mitarbeitern, die auf Chemikalien und Duftstoffe reagieren, gerecht zu werden und dazu beizutragen diese zu schützen.

Büroräume wurden zur duftstofffreien Zone deklariert

Haarspray, Parfüm, Deo kann bei Duftstoffallergikern oder bei Personen, die chemikaliensensibel sind, Kopfschmerzen, Atemwegbeschwerden und andere Symptome hervorrufen. Deshalb werden alle Angestellten und Besucher aufgefordert, völlig auf Parfüm und parfümierte Pflegeprodukte zu verzichten, wenn sie in die MSPP Büros kommen.

Kanadische Gewerkschaften schützen Geringverdiener

Nicht nur die Solidarität gegenüber Chemikaliensensiblen und Arbeitnehmern mit Duftstoffallergien ist alles andere als alltäglich, MSPP selbst ist eine bemerkenswerte Einrichtung. MSPP wurde von zwei kanadischen Gewerkschaften gegründet. Ihnen war aufgefallen, dass in manchen Berufsbereichen Geringverdiener nur freiwillig ganz gering versichert waren oder gar nicht abgesichert und somit keine Rente erhielten. MSPP sorgt dafür, dass diese Geringverdiener, die meistens Frauen aus einkommensschwachen Schichten sind, über die Arbeitgeber abgesichert werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 4. Juni 2012

Literatur: MSSP, Scent free Policy, 2012

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Bündnis 90/ Die Grünen stellt Anfrage zur Verbesserung der Raumluft in öffentlichen Gebäuden

Gesündere Baustoffe helfen, Gesundheitsschäden zu verhindern

Laut Umweltbundesamt halten Menschen in Mitteleuropa durchschnittlich 90% der Zeit in Innenräumen auf. Wöchentlich berichten Zeitungen über schadstoffbelastete Schulen, Kindergärten, Behördengebäude oder andere öffentliche Gebäude. Oft führt es zu Gesundheitsbeeinträchtigungen und -schäden bei den Gebäudenutzern. Schadstoffanalysen, Expertengutachten werden erstellt und nicht selten dauert es Monate bis Jahre, bis gehandelt wird. Solche „Sick Buildings“ („kranke“ Gebäude) sind vermeidbar, wenn von Vornherein bei Neubauten, Sanierungen und Renovierungen auf gesunde Baumaterialien geachtet wird. Die Partei „Bündnis 90 / Die Grünen“ hat die Tragweite der Gesundheitsbelastungen durch Schadstoffe in der Innenraumluft erkannt und forderte von Behörden in verschieden Regionen Deutschlands detaillierte Informationen im Rahmen von Anfragen. (1,2)

Behörden nehmen schadstoff- und umweltbedingte Krankheiten ernst

Umweltschadstoffe und belastete Innenraumluft werden von Behörden zunehmend thematisiert. Anfang 2012 eröffnete die WHO in Bonn ein Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit. Die Weltgesundheitsbehörde hatte im Vorfeld durch Erhebungen festgestellt, dass zwischen 20 und 54% aller Erkrankungen in der EU umweltbedingt verursacht sind. Bedenklich ist, dass insbesondere bei Kindern beim Ausmaß umweltbedingter Erkrankungen steigende Tendenz zu beobachten ist. Bei Kindern unter 15 Jahren liegt der Prozentsatz der durch Umwelt verursachten Krankheiten bei rund 34%. Die WHO rät daher explizit zur Verwendung von Umwelt- und gesundheitsverträglichen Bauprodukten. (3,4,5)

Das deutsche Umweltbundesamt geht bei jüngeren Veröffentlichungen ebenfalls intensiv auf die Schadstoffproblematik und Verbesserungen der Innenraumluftqualität ein und stellt klar, dass in Bezug auf Innenraumschadstoffe für Arbeitsplätze andere Maßstäbe gelten als für Innenräume von Behörden oder öffentlichen Räumen. Für Arbeitsplätze, an denen mit Gefahrstoffen umgegangen wird, gelten Grenzwerte nach der Gefahrstoffverordnung. Diese Werte können jedoch nicht für Innenräume herangezogen werden. (6)

Das UBA nennt zur Verdeutlichung ein Beispiel:

„So ist eine Belastung mit Formaldehyd PDF / 381 KB in der Luft eines Büroraumes, die durch Ausgasung aus spanplattenhaltigen Möbeln entsteht, wie eine Wohnraumbelastung zu betrachten und nicht wie eine Belastung am Arbeitsplatz, etwa in der chemischen Industrie.“

Ständig Nachrichten über schadstoffbelastete Gebäude

Die Vorschläge und Ausführungen, die man Veröffentlichungen von Bundesbehörden entnehmen kann, lesen sich gut, die Realität sieht jedoch weniger erfreulich aus. Nahezu wöchentlich sind in deutschen Zeitungen Berichte über schadstoffbelastete öffentliche Gebäude zu finden. Immer wieder stehen Schulen und Behördengebäude in den Schlagzeilen, weil die Benutzer der Gebäude erheblich krank wurden. Für die Erkrankten beginnt in solchen Fällen oft ein nicht enden wollender Kampf um Anerkennung. Schülern wird „Massenhysterie“ unterstellt und Lehrer werden bezichtigt, „nur psychisch krank“ zu sein. Der Grund für solche bagatellisierenden Expertisen liegt auf der Hand, es geht um erhebliche Summen, die aufgewendet werden müssen, wenn ein Sick Building saniert werden muss, und es geht oft um Schadensersatz.

„Bündnis 90 / Die Grünen“ fragt nach

Weil die Problematik schadstoffbelasteter Innenräume sich häuft, stellte „Bündnis 90 / Die Grünen“ in verschiedenen Städten und Gemeinden in Deutschland im ersten Quartal 2012 folgende Anfrage:

„Vor diesem Hintergrund bittet Sie die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, folgende Anfrage auf die

Tagesordnung der nächste Ratssitzung zu nehmen und durch die Verwaltung beantworten zu lassen:

1. Welche Maßnahmen und Kontrollen unternimmt die Verwaltung in verbandgemeindeeigenen Gebäuden, um den Gesundheitsschutz für die sich darin aufhaltenden Kinder, MitarbeiterInnen und BürgerInnen zu gewährleisten?

2. Sind der Verwaltung Fälle in kommunalen Gebäuden (Kindergärten, Schulen, Bürogebäuden, Sporthallen etc.) bekannt, in denen es gehäuft zu gesundheitlichen Belastungen im Sinne eines „Sick-Building-Syndroms“ gekommen ist, also beispielsweise zu Geruchsbelästigungen, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, allergischen Reaktionen, Asthma, Pilzsporen, MCS (Multiple Chemical Sensitivity = Vielfache Chemikalienunverträglichkeit)? Falls ja, welche?

3. Welche Vorgaben/Kriterien hinsichtlich der Auswirkung auf die Raumluft, hat die Verwaltung bei der Beschaffung von Baustoffen zu beachten?

4. Welche weitergehenden Maßnahmen zur Erkennung, Vermeidung und Verringerung von insbesondere baustoffgebundenen Schadstoffquellen in der Innenraumluft der Gebäuderäume plant die Verwaltung?“

Behörden und Verwaltungen tragen Verantwortung für das Wohl der Bürger

Die Antworten der jeweiligen Verwaltungen werden mit großem Interesse erwartet und es wäre erfreulich, wenn die angestoßene Diskussion eine Wende hin zur Verbesserung der Innenraumluft in öffentlichen Gebäuden einleiten würde.

Schadstoffkontrollierte Bau- und Sanierungsmaterialien müssen nicht zwangsläufig teurer sein als schadstoffbelastete Materialien, diese Tatsache führen Fachleute immer wieder an. Doch selbst wenn schadstoffkontrollierte Baumaterialien etwas kostenintensiver wären, zahlen sie sich aus, denn wenn ein Sick Building erst saniert werden muss, wird es richtig teuer. Oft kostet eine aufwendige Sanierung Millionen. Von den gesundheitlichen Schädigungen, die Gebäudebenutzer erleiden, bis es irgendwann zu einer Sanierung kommt, ganz zu schweigen. Behördenziel sollte es sein, dass Meldungen, dass bspw. ein erheblicher Teil der Lehrerschaft einer Schule an Krebs starb, der Vergangenheit angehören.

Schadstofffreie Innenräume tragen dazu bei, die UN-Behindertenrechtskonvention umzusetzen

Ein weiterer Aspekt, der durch schadstoffkontrollierte Innenräume in Behörden und öffentlichen Gebäuden positiv beeinflusst würde, wäre die Inklusion von Allergikern, Umweltkranken, Asthmatikern, Chemikaliensensiblen und anderen Behindertengruppen, die besonders empfindlich auf Schadstoffe und Allergene wie z.B. Schimmelpilze in Innenräumen reagieren.

Seit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention ist Deutschland seinen Bürgern, die unter diesen Behinderungen leiden, eine Integration schuldig. Bislang ist dies für die Behindertengruppe, die unter MCS (multiple Chemikaliensensitivität) leidet, noch nicht einmal ansatzweise geschehen, was einer erheblichen Benachteiligung gegenüber anderen Mitbürgern und Behinderten gleichkommt. Insbesondere, weil selbst Übergangslösungen, die durchaus machbar und bezahlbar wären, oft sogar nicht einmal etwas kosten, lediglich von Seiten der Betroffenen angedacht wurden. (7,8)

Autor:

Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 1. Juni 2012

Literatur:

  1. Bündnis 90 / Die Grünen, Verbesserung der Raumluft in öffentlichen Gebäuden, 8. Februar 2012
  2. Bündnis 90 / Die Grünen im Landtag von NRW, Mustervordruck Raumlufthygiene, 12.01.2012
  3. Zsuzsanna Jakab, WHO Regionaldirektorin, Rede zur Eröffnung des erweiterten Europäischen Zentrums für Umwelt und Gesundheit, 14 Februar 2012, Bonn, Germany.
  4. WHO – Europäischen Zentrums für Umwelt und Gesundheit, WHO eröffnet erweitertes Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn und stellt neuen Bericht über gesundheitsrelevante Umweltungleichheit vor, Kopenhagen und Bonn, 14. Februar 2012
  5. ECEH, Report Environmental health inequalities in Europe, 2012
  6. Umweltbundesamt, Gesundheit und Umwelthygiene, Innenraumlufthygiene, 13.02.2012
  7. Bundesbeauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, UN-Behindertenrechtskonvention, Oktober 2010
  8. CSN, BÜfU – Behindertengerechte Übergangsregelung für Umwelterkrankte, 29.05.2012

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Eigene Regulierung für endokrine Disruptoren?

US-Wissenschaftlerin: Endokrine Disruptoren haben viele ‚Expositionswege‘

EurActiv, 9. Mai 2012Shanna H. Swan, eine angesehene Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der reproduktiven Medizin, hat von den gesundheitlichen Folgen von Chemikalien, die den Hormonhaushalt stören [endocrine disrupting chemicals] (EDCs) gewarnt, z.B. Phthalate, die über Pestizide oder Kunststoffe in Lebensmittel gelangen können. In einem Interview mit EurActiv appelliert sie an Gesetzgeber, die Verbraucher besser gegen solche „versteckten Chemikalien“ zu schützen.

 

Sie sind eine bekannte Forscherin auf dem Gebiet endokrin disruptiver Chemikalien (EDCs), die Sie seit vielen Jahren erforschen. Was sind Ihre wichtigsten Ergebnisse?

Meine wichtigsten Ergebnisse – und ich habe mich insbesondere mit Pestiziden, Phthalaten und Bisphenol A befaßt – haben vor allem etwas mit der menschlichen Entwicklung zu tun, um so mehr, wenn es sich um eine fötale Exposition handelt. Die Belastung von Erwachsen spielt oft aber auch eine Rolle.

Hat die Belastung mit der Zeit zugenommen?

Es gibt ein paar Untersuchungen von alten, aufgehobenen Proben. Das ist die einzige Möglichkeit, wie wir die Belastung einer Person erfassen können. Also zum besseren Verständnis, anders als bei Studien zu Rauchen oder Medikamenten, bei denen wir die Person fragen können, um welche Exposition es sich handelte, kann man über die EDC-Belastung einer Person nichts – oder nur sehr wenig – erfahren, wenn man sie über ihr Verhalten befragt.

Diese Chemikalien sind versteckt – ich nenne sie Tarnkappen-Chemikalien – und aus diesen Grund besteht die einzige Möglichkeit zu wissen, welche Belastung vorlag, darin, sie in biologischen Proben zu messen, entweder im Urin oder im Blut. Urinproben sind normalerweise einfacher und aus zahlreichen technischen Gründen für diese unbeständigen Chemikalien vorzuziehen.

Wenn es ältere Proben gab und sie untersucht wurden, zeigten diese, dass die Werte in der Vergangenheit niedriger waren. Leider kann ich das nicht genauer ausführen, aber ich kann Sie auf ein paar Quellen verweisen.

Und diese gehen bis in die 1960er Jahre zurück?

Es gab 1958 eine Studie namens kollaboratives Perinatal Projekt, bei welcher Urinproben eingelagert wurden. In den frühen 60er Jahren gab es eine Studie von Kaiser Kalifornien, die Urinproben einlagerte. Es handelt sich also um sehr wenige Studien, sie sind die einzigen.

In den letzten vergangenen Jahren sind manche Phthalate zurück gegangen, z.B. nahm DEHP mit dem Ersatz durch andere Stoffe ab. Wir können also gewisse Trends anhand der staatenweiten Proben von Metaboliten im Urin erfassen.

Kennen wir die genauen Quellen der Exposition?

Dazu müssen wir uns jede Chemikalie einzeln ansehen. Wenn wir uns also auf Phthalate beschränken, müssen wir dies noch weiter eingrenzen, denn Phthalate werden unterschiedlich eingesetzt. Manche Phthalate werden Schläuchen zugesetzt, um sie weich zu machen, besonders DEHP.

Es ist in den Schläuchen der Krankenhäuser, in den Schläuchen von Melkanlagen, immer wenn man weiches, flexibles Plastik nimmt, wird man DEHP nehmen. Alles was da durchfließt, besonders wenn es warm ist, wird es aufnehmen. Auf diese Art werden wir durch Materialien belastet, die da durchgegangen sind.

Also auch durch Milch?

In Milch ist es messbar, ja. Was DEHP betrifft, ist die Nahrung unser häufigsten Expositionsweg und man findet es auch im Wasser. Doch man bekommt auch DEHP ab, wenn man sich in einer Krankenhaus-Abteilung befindet und an Schläuchen hängt.

Phthalate sind für manche Anwendungen wie z.B. Spielzeug etc. bereits verboten. Können wir deshalb das Problem als gelöst betrachten?

Lassen Sie mich kurz noch einmal zurück gehen. Bei Phthalaten handelt es sich um eine Klasse von Chemikalien und das ist deshalb wichtig, weil sie mich fragen, ob es viele Belastungsquellen gibt.

Wenn mir Kosmetik auf unsere Haut, auf unser Gesicht auftragen – Männer, Frauen, Kinder, Babys – nehmen wir sofort ein weiteres Phthalat in unseren Körper auf, nämlich DEP. Und darüber besteht kein Zweifel. Wenn wir Haarspray oder Nagellack verwenden, dann atmen wir ein Phthalat ein, das hauptsächlich DEP ist.

Darum ist dies eine komplizierte Geschichte, weil es viele Quellen und viele Wege der Exposition und auch unterschiedliche Toxizitäten gibt. Nun dazu, ob das Problem gelöst ist – überhaupt noch nicht. Wir haben erst damit angefangen, das Problem zu lösen.

Aber es hat doch für ein paar der schlimmsten Anwendungen von Phthalaten, wie z.B. Babyfläschchen-Verbote gegeben…

Nein, das war Bisphenol A, das ist eine andere chemische Klasse. Stellen Sie es sich so vor. Phthalate machen Plastik weich, BPA macht Plastik hart. Wenn Sie also eine dieser Sport-Wasserflaschen vor sich haben, ist diese mit BPA hergestellt. Harte Babyfläschchen, das ist BPA. Die Beschichtung von Konservendosen, das ist BPA. Doch die Phthalate stehen auf der anderen Seite des Vergleichs, obwohl es sich in beiden Fällen um Plastifizierer handelt. [Frage: Sind Phthalate nur Materialzusatz oder das Material selber, wie BPA? Polycarbonat ist polymerisiertes BPA]

OK, warum sage ich nun, das Problem ist nicht gelöst? Die hauptsächliche Verbannung von Phthalaten betraf Kinderspielzeug. Sicher ist dies wichtig, doch es schützt die empfindlichsten Organismen nicht, und das sind sich entwickelnde Föten.

Ein Spielzeug ist ja etwas, mit dem man nach der Geburt spielt, die schwangere Mutter ist einer Exposition ausgesetzt, die für den Fötus sehr viel gravierender ist als jene, die das Kind über ein Spielzeug abbekommen wird.

Wenn man diese Phthalate aus Kinderspielzeug verbannt – ich denke, dies ist wichtig, ausgezeichnet, ich unterstützte es unbedingt – würde ich dies aber nicht zu Lasten der Verbannung von Phthalaten aus Produkten tun, denen Schwangere ausgesetzt sind. Denn dies ist das empfindlichste Ziel von Phthalaten.

Seit vielen Jahren gibt es eine Kontroverse über die Gesundheitsgefahren durch eine niedrigdosige Belastung mit Chemikalien wie z.B. Phthalate. Gibt es dafür Belege, wenn man sich die Forschung ansieht?

Lassen Sie mich drei Dinge sagen.

Zu aller erst besteht absolut kein Zweifel daran, dass sehr, sehr kleine Hormondosen die Entwicklung des Fötus dauerhaft verändern können – wenn der Zeitpunkt gegeben ist. Man kann nicht nur auf die Dosis sehen, man muss die Dosis in einem bestimmten Zeitfenster berücksichtigen, ansonsten erfasst man die Toxizität nicht, denn diese ist tatsächlich das Resultat von zwei Dingen: Es ist nicht nur die Dosis, sondern auch der Zeitpunkt.

Im nächsten Punkt geht es eindeutig nicht nur um Chemikalien, sondern darum darauf hinzuweisen, was wir aus ein paar Humanstudien und vielen Tierstudien wissen, dass Nager in utero (im Bauch der Mutter), dass jeder von ihnen am Uterushorn hängt und sich wiederum zwischen zwei anderen Jungen befindet.

Wenn sie nun ein Männchen zwischen zwei Männchen und ein Männchen zwischen zwei Weibchen untersuchen, können sie den Testosteronspiegel in diesen beiden Männchen messen. Und der Unterschied ist signifikant und messbar und sehr, sehr klein. Es ist ungefähr ein Tropfen in ein olympisches Schwimmbecken. So klein ist es. Es ist eine extrem niedrige Dosis, ein Teil pro Billion [1/10^15].

Und welche Folgen hat eine Exposition damit?

Die Folge ist, dass jener Nager, der eines zwischen zwei Männchen ist, zu einem aggressiveren in seinem Verhalten und seiner allgemeinen Entwicklung mehr maskulinerem heran wächst. Er wird eine größere Spermienzahl erreichen; er wird fruchtbarer sein. Und dies wird nicht angezweifelt, dies wurde für viele Tierarten gezeigt. Und es gibt einige Humanstudien, die das bestätigen. Ich habe dies nur als Beweis des Prinzips erwähnt, dass eine sehr niedrige Menge hormonaler Substanz zum passenden Zeitpunkt die Entwicklung verändert.

Sehen wir uns nun die Situation des Menschen an. Wenn Leute sagen, ‚Was soll’s, die Dosen sind viel zu niedrig‘, sage ich zwei Dinge. Da eine ist, ‚Mag sein, aber wir sehen Wirkungen‘. Also egal welche Dosis, es scheint etwas zu bewirken. Es gibt wohl an die 30 Studien, die eine Verbindung zwischen Phthalaten und einer Vielzahl von Folgen für die menschliche Gesundheit feststellen.

Das Gegenargument könnte sein, dass diese Wirkungen von etwas ganz anderem kommen.

Genau. Nicht das Gegenargument, aber ein wichtiger, zusätzlicher Aspekt ist, dass wir niemals nur einer Chemikalie ausgesetzt sind. In der Tat stellte eine neuere Studie durchschnittlich 200 Chemikalien in Neugeborenen fest.

Das bedeutet, in utero zirkulierten bei den Babys durchschnittlich 200 Chemikalien in ihrem Körper und beeinflussten ihre Entwicklung. Der Höchstwert in diese Stichprobe von 10 [Kindern] war 287. Daher sind wir unbestreitbar Expositionen ausgesetzt und die Föten genauso.

Nun ja, es gibt viele Chemikalien und statistisch kann man fragen, welcher Zusammenhang nur zu DEHP oder nur zu DBP Metaboliten besteht. Doch das ist nicht die effektivste Art. wie man es tun kann. Besser ist zu fragen, was es mit der Belastung durch all diese Stoffe auf sich hat. Wie wirkt sich der Cocktail-Effekt aus?

Mit Stichproben von der Größe, wie sie uns zur Verfügung stehen, können wir zurzeit nicht ernsthaft all die 200 [Substanzen] zusammen untersuchen. Aber wir können und wir untersuchen mehrfache Belastungen. Trotz der Tatsache, dass sie für sich genommen sehr gering sein mögen wissen wir, dass sich diese Dosen addieren und wenn sie mehrere davon haben, erhalten sie natürlich eine sehr viel höhere Dosis.

Sind bestimmte Kombinationen bekannt, die besonders schädlich sind?

Ja, es gibt viele DEHP Metaboliten, von denen gerade vier oder fünf gleichzeitig untersucht und die Gesamtwirkung festgestellt werden. Das ist ein Beispiel, es gibt aber noch andere.

Das klingt erschreckend. Wie sollen sich Verbraucher verhalten oder reagieren? Was soll ich meiner Frau erzählen, wenn sie schwanger ist?

Diese Frage höre ich dauernd. Es ist eine frustrierende Frage, weil ich nur eine Teilantwort geben kann. Als einfache Antwort würde ich ihr sagen, dass sie ihre Belastung durch schädliche Körperpflegemittel begrenzen kann.

Und der Grund, weshalb wir diesen Rat geben können ist, dass sie sehr sorgfältig von ein paar NGOs untersucht worden sind, und ich verweise insbesondere auf die Webseite der Environmental Working Group die ‚Not Too Pretty‘ (PDF) [Nicht zu hübsch] heißt, wo sie Produkt für Produkt auflisten und über die Chemikalien darin informieren. Das ist ein nettes Tool für Verbraucher. [Vermutlich ist Skin Deep gemeint]

Sie können auch sagen, einfach als generellen Sicherheitsratschlag: Benutze keine Raumduftsprays, besprühe nichts zu Hause, benutze keine Sprays usw.

Was die Sache problematischer macht ist, dass selbst wenn wir den Leuten das alles erzählen, können wir nur in seltenen Situationen diese Chemikalien aus ihrem Körper entfernen. Und einer der Hauptgründe ist, dass sie derart versteckt sind, Sie können das Etikett auf der Lotion prüfen, aber sie können nicht das Etikett ihrer Spaghetti-Soße oder ihrer Milchflasche prüfen usw.

Deshalb müssen wir den Verbrauchern Werkzeuge geben, eine informierte Wahl zu treffen. Und zurzeit haben wir diese Werkzeuge nicht.

Meinen Sie Deklarierung?

Ja, Deklarierung und auch Verhaltensratschläge – zum Beispiel nicht in Plastik lagern, nicht in Plastik in die Mikrowelle stecken.

Was ich den Leuten sage, wenn sie das best Mögliche tun wollen ist, kauft lokale Produkte, kauft sie unverarbeitet, kauft aus biodynamischem Anbau. Es gibt eine Bevölkerungsgruppe in New York, welche dies tut, und das sind die Mennoniten der alten Ordnung [eine den Amish ähnelnde religiöse Anti-Technologie Gruppe [Wiedertäufer]]. Sie sind sehr streng, sie pflanzen alles selbst an, fahren nicht Auto, benutzen keine Sprays… und sie haben sehr niedrige Umweltchemikalien-Werte im Körper.

Und das wurde wissenschaftlich gemessen?

Ja, wir haben gemessen, wie viel Phthalate und Phenole in ihrem Urin waren und sie hatten fast keine. Und es ist interessant, weil ein paar Frauen Spitzenwerte hatten. Eine war eine Frau die Haarspray benutzte. Und man konnte dies feststellen, weil wir fragten, was haben sie gemacht, bevor sie zur Urinabgabe her kamen. Und diese Frau sagte, „Nun, ich sollte es nicht, aber ich benutzte Haarspray weil ich ausging.“ Und daraufhin sehen wir den MBG-Peak in ihrem Urin.

Und eine andere Frau fuhr Auto, obwohl sie das normalerweise nicht tun und man sieht einen weiteren Peak. Das heißt, in einer extremen Situation – welche für die meisten Verbraucher sehr radikales Handeln bedeutet – kann man [Schadstoffe] eliminieren.

Eine andere Gruppe bekam normale Lebensmittel und danach haben sie gefastet. Ihr Urin wurde während der normalen Diät getestet und nach 48 Stunden Fasten, und sie hatten überhaupt kein DEHP im Urin.

Natürlich können wir nicht alle fasten! Deshalb denke ich, wir sollten es für die Verbrauchen viel einfacher machen, diese Produkte zu vermeiden.

Was das Vorhandensein von Chemikalien in Lebensmitteln angeht, wurden auf EU-Ebene Maßnahmen eingeführt, um den Einsatz von Pestiziden zu verringern. In Frankreich gab es beispielsweise das Ziel, den Gebrauch von Pestiziden bis 2018 zu halbieren, und es gab Verbote, mit dem Flugzeug zu sprühen und solche Sachen. Sind diese Schritte ausreichend, um das Risiko der Kontaminationen in Lebensmitteln zu reduzieren?

Nun, Pestizide abzuschaffen beseitigt sicherlich eine Expositionsquelle für EDCs – und zwar eine sehr wichtige und ich denke, das ist großartig.

Übrigens, mal Phthalate außer Acht gelassen, wir fanden in mittleren Westen einige Pestizide und Herbizide, die im Zusammenhang mit einer niedrigeren Spermienzahl standen. Die wirken also auch. Auch sollte ich darauf hinweisen, dass Phthalate tatsächlich in Pestiziden drin sind – sie werden hinein getan, um die Absorption zu steigern.

Deshalb sind diese Maßnahmen, Pestizide zu reduzieren sicherlich eine gute Sache die man machen kann, aber das reicht nicht aus. Solange wie Lebensmittel in Kontakt mit Phthalaten oder Bisphenol A verarbeitet, in Dosen verpackt, in Plastik geliefert, in Plastik gelagert oder in Teflon zubereitet werden, gibt es auf diesem Weg ziemlich viele Gelegenheiten, endokrin disruptive Chemikalien einzusammeln.

Und die Abschaffung von Pestiziden ist sicherlich ein sehr bedeutender erster Schritt, aber danach müssen wir uns Sorgen machen, was mit den Lebensmitteln, nachdem sie geerntet wurden, und auf dem langen Weg vom Acker zum Teller geschieht.

In Europa haben wird Grenzwerte für Pestizide in Lebensmitteln, unterhalb derer der Verzehr als mit keinem Risiko für die menschlich Gesundheit verbunden angesehen wird. Sind Sie der Ansicht, dass diese Werte weiter gesenkt werden sollten?

Ich kann zu vertretbaren Werten von Pestiziden nichts sagen. Aber ich kann etwas zur Frage von Grenzwerten sagen. In der Umweltwissenschaft haben wir viele Beispiele – das Beste ist glaube ich Blei – daß egal wie weit wir den Grenzwert absenken, wir selbst beim niedrigeren Wert immer noch unerwünschte Wirkungen sehen.

Und ich denke, was wir nicht vergessen sollten ist, dass für manche besonders empfindliche Bevölkerungsgruppen und zu besonders gefährdeten Zeitabschnitten, die Grenzwerte wahrscheinlich weiter reduziert werden müssten. Aber es wird einen praktikablen Grenzwert geben müssen – offensichtlich können wir nicht alles ganz los werden.

Wahrscheinlich ist Ihnen bekannt, dass wir in Europa diese REACH-Regulierung für Chemikalien haben, welche dieses Jahr einer Überprüfung unterzogen wird. Wollen Sie die Gesetzgeber dazu ermutigen, REACH noch weiter zu verschärfen?

Das bedeutendste an REACH ist, dass es die Beweislast umkehrt. Von den 80.000 weltweit gehandelten Chemikalien wurden in den Vereinigten Staaten 62.000 nur abgesegnet und für sicher erachtet.

Das ist in den Vereinigten Staaten tatsächlich immer noch die Grundannahme: Solange die Schädlichkeit einer Chemikalie nicht bewiesen ist, wird angenommen, dass sie sicher ist. Natürlich verlagert dies die Beweislast ob etwas schädlich ist auf den Verbraucher, wo sie nach meiner Ansicht nicht sein sollte. Die Beweislast generell zu verschieben ist wie ich denke extrem wichtig und sollte auch in den US-Vorschriften eingeführt werden.

Die USA müssen sich an REACH halten, wenn sie nach Europa exportieren. wie hat sich dies auf die US-Industrie ausgewirkt, so wie Sie es sehen?

Das kann ich ihnen nicht sagen. Ich weiß, dass dies nicht die Grundannahme der Vorschriften ist. Selbst wenn sie nun etwas anders machen, um Dinge nach Europa zu schicken, ich bin sicher, sie müssen und sie tun es, akzeptieren sie es trotzdem nicht als ihre Pflicht, die Sicherheit eines Produktes zu beweisen, bevor es vermarktet wird.

Was die Verschärfung der Vorschriften angeht, ist dies eine sehr umfassende Frage. Und was meine Meinung angeht bin ich der Ansicht, dass endokrine Disruptoren eine Kategorie sind, die eigene Vorschriften erfordert. Sie unterscheidet sich ausreichend von reproduktiver Toxizität und Kanzerogenität. Die Risikobewertung für endogene Disruption ist eine andere. Die wissenschaftlichen Fragestellungen sind ausreichend verschieden, so dass es die öffentliche Gesundheit weitgehender schützen würde, wenn wir diese Chemikalien als eine eigene Klasse behandeln könnten. Ich sehe also hier mögliche Nachjustierungen.

Ist für Sie als Wissenschaftlerin der Zusammenhang zwischen jenen endokrin disruptiven Chemikalien, die Sie untersucht haben, und der geringeren Fruchtbarkeit bewiesen worden, und ist er wissenschaftlich wasserdicht? Könnte man dagegen argumentieren?

Wasserdicht? Das ist natürlich nie etwas. Es gibt immer noch Leute bei uns, die argumentieren, Zigaretten würden keinen Lungenkrebs verursachen. Natürlich wird immer dagegen argumentiert werden.

Ich denke, wir haben nun eine Menge Daten, dass Umweltchemikalien die Anzahl der Spermien verringern, den Zeitpunkt der Empfängnis beeinflussen, fötale Verluste in der frühen Schwangerschaft erhöhen und das Resultat einer Schwangerschaft beeinträchtigen können. Brauchen wir mehr Studien? Natürlich brauchen wir die. Aber haben wir genug Informationen und aufgrund der vorhandenen Studien zu handeln? Ich behaupte wir haben sie.

 

Das Interview mit Prof. Shanna H. Swan führte EurActiv-Redakteur Frédéric Simon
Übersetzung: Bruno für CSN – Chemical Sensitivity Network
Artikelfoto: eeetthaannn, CC: BY-NC

PhD Shanna H. Swan ist Professorin und Vizevorsitzende der Forschungs- und Mentorabteilung für präventive Medizin an der Mount Sinai School of Medicine. Dr. Swan ist für ihre Arbeit über die Folgen der Umweltbelastung auf die männliche und weibliche reproduktive Gesundheit bekannt und gehörte dem Komitee für hormonähnliche Giftstoffe der National Academy of Science an.

Copyright: EurActiv.com
Quelle des Original-Artikels – Wir danken EurActiv, dieses Interview übersetzen zu dürfen.

 

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Wie gesund ist Bubble Tea wirklich?

Die Techniker Krankenkasse warnte am 20.04.2012 in einer Pressemeldung vor Bubble Tea, da es sich bei diesen Getränk um keinen Durstlöscher, sondern um eine trinkbare Süßigkeit handelt, die Kinder gefährlich werden könnte. Nicht nur enthalten 0,2 Liter dieses Getränks 300 bis 500 Kalorien und damit bereits ein Drittel des täglichen Kalorienbedarfs eines Kindes. Wie die Augsburger Allgemeine berichtet, hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands davor gewarnt, daß sich Kinder an den kaugummiähnlichen Fruchtsirupkügelchen verschlucken könnten. Wenn dabei die Bubbles in die Lunge geraten, kann dies sogar eine Lungenentzündung oder einen Lungenkollaps zur Folge haben.

Leider ist damit noch nicht alles zu diesem unsinnigen Modegetränk gesagt. Eine Tierstudie der UCLA (University of California in Los Angeles) vom April 2012 hat gezeigt, daß eine erhöhte Aufnahme von Fruktose die Leistungfähigkeit des Gehirnes und das Erinnerungvermögen beeinträchtigen kann. Newswise betitelte die Pressemeldung der Universität mit „Zucker macht blöd!“ und landete damit einen Hit in der Bloggerszene. So etwas soll man Kindern geben, die gerade dabei sind, Wahrnehmung und Denkvermögen zu entwickeln?

Eine weitere Frage ist, um welche Art von Zucker es sich handelt, mit dem das Basis-Teegetränk und die angeblich gesunden Bubbles gesüßt werden. Fruchtsirup kann genau so gut Fruktosesirup mit hinzugesetzen natürlichen oder künstlichen Geschmacksstoffen sein. Vorsicht ist angebracht. Juliane Wiedemeier schrieb im November 2011 in den Prenzlauer Berg Nachrichten, daß die Zutaten aus asiatischer Produktion stammen. Ob heute in Bubble Tea, der nicht in jenem gentrifizierten Schickimicki Viertel Berlins gekauft wurde, wirklich Fruchtsirup drin ist, wie ihn früher Oma selber gemacht hat, ist mehr als fraglich. Eher darf man, so wie das Zeug manchmal aussieht, künstliche Aromen und Farbstoffe und damit u.U. allergische Reaktionen erwarten. Falls jemand mit MCS Bubble Tea Erfahrung gemacht hat, bitte dazu einen Kommentar schreiben.

Wenn große Mengen absahneffizient süß gemacht werden sollen, ist Fruktosesirup nicht weit. In den USA, wo fast alles Eßbare hoch verarbeitet, mit Geschmacks- und Farbstoffen versetzt ist, wo man vergeblich versucht, diese absolut tote Nahrung durch Zugabe von Vitaminen aufzuwerten, ist dieser Fruktosesirup durch seine Allgegenwärtigkeit nicht nur die Pest, sondern gentechnisch produziert. Aus Gen-Maisstärke wird mit Hilfe von Chemikalien High Fructose Corn Syrup (HFCS) hergestellt. Da es dort keine Deklarationspflicht für GMOs gibt, sind die Verbraucher diesem Gen-Sirup blind ausgeliefert. Bei uns haben die Hersteller vor der Gentechnik-Ablehnung ihrer europäischen Kunden Angst und schreiben „gentechnikfrei“ drauf. Das ist jedoch kein zertifiziertes Gütesiegel. Gentechnik wandert unter anderem über Futter in Lebensmittel und ein Hersteller muß nur angeben, was er in das Produkt hinein getan hat. Ich habe noch nie gelesen, von welchem Zulieferer die Zutaten stammen und woher sie kommen.

Ich hoffe, daß bei uns Bubble Tea keinen amerikanischer Corn Syrup enthält. Bereits 2002 soll eine Studie gezeigt haben, daß sich gentechnisch veränderte Bestandteile aus Lebensmitteln auf Bakterien im Verdauungstrakt des Menschen übertragen können. Eine Studie von 2009 wies Leber- und Nierenschäden bei mit GMO gefütterten Ratten nach, eine neuere Studie von 2011 bestätigte dies. Es ist nicht auszuschließen, daß sich der Schaden, den GMOs anrichten, beim Menschen erst nach Generationen zeigen wird. GMOs sind ein Geschäftsmodell zur Kontrolle der Agrar- und Lebensmittelmärkte und zur Umsatzsteigerung von Pestiziden und haben nichts mit nachhaltiger Ernährung, oder gar mit einer Bekämpfung des Welthungers zu tun. Wen wundert, daß gerade so ein Großverdiener wie Bill Gates, der den PC-Software Markt unter seine Kontrolle gebracht hat, sich nun auch für GMOs stark macht.

Auf noch etwas muß unbedingt hingewiesen werden, wenn es um ein kalorienhaltiges Getränk geht. Es wird immer vor einer zu hohen Kalorienaufnahme gewarnt, weil dies Übergewicht und noch gefährlichere Erkrankungen zur Folge haben kann. Es ist beschämend, wie lange die Schulmedizin braucht, bis sie neuere Forschungsergebnisse zur Kenntnis nimmt. Bei Übergewicht spielen unabhängig von der Kalorienaufnahme sogenannte endokrine Disruptoren eine Rolle. Das sind Chemikalien, die aufgrund zufälliger Ähnlichkeit mit natürlichen Hormonen an deren Rezeptoren andocken können und störend in die hormonelle Steuerung des Körpers eingreifen. Diese meist petrochemischen Stoffe kamen, als wir uns als Art entwickelt haben, nicht in der Umwelt vor und unser Körper kann sie deshalb nicht von echten Hormonen unterscheiden.

Das Journal Environmental Health Perspectives hat Anfang 2012 einen vielgelesenen und aufschlußreichen Aufsatz zu Obesinogenen (Adipositas- oder Dickmacher) von Wendee Holtcamp veröffentlicht. So viel weiß man also schon und trotzdem hört man selten davon, wenn es um Übergewicht geht. Diese Stoffe programmieren die körpereigenen Fettzellen auf Wachstum um und verändern den Stoffwechsel, so daß man selbst bei nicht erhöhter Kalorienaufnahme zunehmen kann. Sie können die DNA verändern und für die Weitervererbung der Fettleibigkeit sorgen.

Natürlich ist es richtig, vor einer überhöhten Kalorienaufnahme zu warnen, zumal viele Schadstoffe mit Hormonwirkung fettlöslich sind. Wer viel Fett zu sich nimmt, nimmt nicht nur viele dieser Stoffe auf, sondern lagert auch viele davon in seinen Fettzellen ein. Diese Stoffe können außer Übergewicht weitere Erkrankungen verursachen, z.B. Diabetes 2. Die Huffingtonpost fragt sogar, ob Zucker nicht wie Alkohol gesetztlich geregelt werden sollte. Bubble Tea also erst ab einem Alter, wenn sich das Gehirn nicht mehr weiterentwickelt. Ab 18 oder ab 21?

Autor: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network
Artikelfoto: Evan Long, CC: BY-NC

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