Frische Luft durch Düfte?

Sind „Lufterfrischer“ gesundheitlich unbedenklich?

Das HR-Fernsehen sendete gestern Abend in seinem Wissensmagazin „Alles Wissen“ einen interessanten Beitrag über Duftstoffe, mit dem Titel  „Lufterfrischer – Gift im Duft?“. Man ging der Frage nach, ob die täglich in Kaufhäusern, Arztpraxen und im privaten Bereich auf uns einwirkende Flut der Düfte ungefährlich für unsere Gesundheit ist.

Duftstoffe fördern nicht „nur“ Hautreaktionen, sondern verschlimmern auch Allergien

Die Anwendung von Duftstoffen nimmt rapide zu, über 3000 verschiedene Duftstoffe kommen in den unterschiedlichsten Produkten zum Einsatz. Ein Ausweichen ist für Asthmatiker und Menschen, die an einer Duftstoffallergie oder an MCS erkrankt sind, schier unmöglich, da heutzutage fast überall künstlich beduftet wird. Diese Ansicht vertritt auch Prof. Claudia Traidl-Hoffmann vom Münchner Zentrum für Allergien und Umwelt. Sie führt an, dass die Aromastoffe nach dem Einatmen durch die Nase in die Lunge gelangen und sich von dort aus im ganzen Körper ausbreiten.

Wissenschaftlern ist bereits länger bekannt, dass das Einatmen von Duftstoffen bei Allergikern häufig zu Hautreaktionen führen kann. Doch Prof. Claudia Traidl-Hoffmann berichtet von weiteren durch Duftstoffe ausgelösten Gesundheitsstörungen. Man nahm Proben der Innenraumluft von zwei PKW, der man menschliche Blutgefäßzellen zufügte. Der Versuch mit der PKW-Innenraumluft wurde deshalb durchgeführt, da die in Autos verarbeiteten Materialien flüchtige organische Verbindungen freisetzen, sog. VOC, zu denen auch viele Duftstoffe zählen. Die Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass durch die VOCs an den menschlichen Zellen Entzündungsprozesse gefördert werden. Lt. Prof. Traidl-Hoffmann können diese verursachten Entzündungen, die Entstehung von Allergien fördern bzw. Allergien verschlimmern.

„Lufterfrischer“ beinhalten hochkonzentriert Allergie auslösende Chemikalien

Der Umweltanalytiker Andreas Winkens aus Mönchengladbach hat im Auftrag des Deutschen Allergie- und Asthmabundes sechzehn verschiedene „Lufterfrischer „aus Naturwarenläden- und Reformhäusern wie auch aus Drogerien, auf Formaldehyd und Aromastoffe, sog. Aromate untersucht. Krebserregendes Formaldehyd konnte in den aufwändig untersuchten Proben zwar nicht hochkonzentriert nachgewiesen werden, aber dennoch besteht keine Entwarnung.

Das uns von Duftstoffen und Parfum in Hochglanzjournalen, Werbespots und in groß angelegten Kampagnen suggerierte Image von Wellness und positivem Effekt auf die Gesundheit bröckelt entschieden. Dies verdeutlichen die aktuellen Untersuchungsergebnisse von Andreas Winkens, wie auch die zunehmend zu verzeichnenden kritischen Meldungen aus wissenschaftlichen Fachkreisen und den Medien.

Krebserregendes Benzol, das beispielsweise in Autoabgasen vorkommt, wurde in einer der Proben festgestellt. Als besonders problematisch beurteilt Andreas Winkens die extrem hohen Werte der stark Allergie auslösenden und zu Sensibilisierungen führenden Limonen-Konzentrationen. Die Laborauswertung erbrachte den Nachweis, dass 80 Prozent der untersuchten „Lufterfrischer“ stark erhöhte Belastungen dieser Limonen-Aromastoffe vorweisen, der höchste Wert überschreitet die Empfehlungen für gesunde Innenraumluft um mehr als das Zehnfache. Der Umweltanalytiker gibt zu bedenken, dass gerade in Raumluftsprays vielzählige Duftstoffe enthalten sind, deren mögliche schädliche Wechselwirkungen bisher völlig unzureichend geklärt sind.

Auch das UBA beurteilt die Verwendung von „Lufterfrischern“ kritisch

Wolfgang Straff, der Leiter des Fachgebietes Umweltmedizin des Umweltbundesamtes in Berlin, beantwortet die durch „Alles Wissen“ gestellte Frage, Lufterfrischer, Duftöle und Raumduftsprays auf Grund ihrer gesundheitlichen Bedenklichkeit besser ganz vom Markt zu nehmen, eher ausweichend. Er führt an, dass es derzeit in der wissenschaftlichen Fachliteratur keinen Anlass für eine solche Maßnahme gäbe. Dennoch rät er vom Gebrauch von „Raumerfrischern“ ab, da diese eine unnötige und zusätzliche Belastung der Innenraumluft darstellen.

Lüften statt chemischem Beduften!

Unangenehme Gerüche werden durch Raumluftsprays, Duftöle und „Lufterfrischer“ lediglich überdeckt und belasten die Gesundheit der oft ahnungslosen Verbraucher. Insbesondere der ungebremste Einsatz unfreiwilliger Raumbeduftung in der Öffentlichkeit ist als äußerst kritisch anzusehen, gerade auch unter dem Aspekt der rapiden Zunahme von Atemwegserkrankungen, Allergien und umweltbedingten Erkrankungen, wie bspw. von MCS – Multipler Chemikalien Sensitivität. Das Beduften von Arztpraxen sollte demnach ausnahmslos unterbunden werden, damit Patienten in Lebensbereichen, die eigentlich zu einer Verbesserung ihrer Gesundheit beitragen sollen, nicht mit synthetischen Substanzen / Chemikalien konfrontiert werden, die stattdessen ihrer Gesundheit erheblich schaden können.

Resümee

Es führt kein Weg an ausgiebigem Lüften vorbei, denn „Lufterfrischer“ belasten die Innenraumluft, anstatt die Luftqualität zu verbessern. Somit ist die Bezeichnung „Lufterfrischer“ eine Irreführung der Verbraucher. Die im Filmbeitrag dargestellten möglichen Gesundheitsschäden durch „Raumerfrischer“ sollten die Konsumenten nicht unterschätzen, denn nach wie vor lässt die mögliche Wirkung der einzelnen Inhaltstoffe derartiger Produkte untereinander viele wissenschaftliche Fragen offen, grünes Licht für gesundheitliche Unbedenklichkeit kann nicht gegeben werden, ganz im Gegenteil.

Autor: Maria Herzger, CSN – Chemical Sensitivity Network, 15.04.2010

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6 Kommentare zu “Frische Luft durch Düfte?”

  1. Energiefox 15. April 2010 um 19:36

    Prima Bericht Maria,
    also da würde ich empfehlen kauft wieder wenn Ihr unbedingt Geld los werden wollt „Berliner Luft“ gab es doch mal. Da war glaube ich nur Berliner Luft drin, ohne die krankmachenden chemischen Zutaten.

    Also ich hoffe, dass der Bericht Wirkung zeigt und es aufhört mit dem Schwachsinn Raumluft (Atemluft) mit Chemie aus der Dose zu behandeln.

    Gruß Fox

  2. Kobold 16. April 2010 um 08:48

    Der Bericht wird gesunde Leute vermutlich nicht wachrütteln, die glauben alle immer noch, dass hier übertrieben wird. Aber sicher nur so lange, bis sie selbst Betroffene sind.

    Dass das UBA mal wieder verharmlost, ist nicht verwunderlich.

    Grüsse von Kobold

  3. K. Fux 17. April 2010 um 12:37

    Ich kenne Leute, die nehmen Raumluftspray, Polsterspray, haben einen Duftbaum im Auto und benutzen Weichspüler ohne Ende. Außerdem wenden sie Parfüm an wie die Weltmeister.

    Sie sehen alle grau im Gesicht aus und sind ständig in ärztlicher Behandlung. Bei dem Mann wurde kürzlich Leukämie festgestellt und er hat zudem noch Probleme mit dem Herz. Sie kränkelt auch immer vor sich hin. Sie hat schon jahrelang, quasi Dauerkopfschmerzen und wirft entsprechend Pillen ein.

    Mit der Möglichkeit, dass ihr großzügiger Gebrauch von Duftstoffen, Weichspüler und Parfüm an ihrem desolaten Gesundheitszustand beteiligt ist, brauche ich dort erst gar nicht anzukommen. Sie fühlen sich immer auf den Fuß getreten, so als wolle ich ihnen etwas Böses.

    Schade, die meisten Leute kapieren das alles erst, wenn es zu spät ist und das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Deshalb ist derartige Aufklärung, wie sie hier bei CSN praktiziert wird, unverzichtbar und äußerst wertvoll.

  4. miriam 17. April 2010 um 17:19

    Hallöchen !
    Also, ich kenne das Problem, wenn ich irgendwas abbekomme, was ich nicht vertrage, z.B. Duftstoffe, also Leute die an mir vorbei laufen, oder wenn ich in Räume komme, wo Duft drinn ist;
    So ging es mir heute auch, ich bekam hier und da was ab, und mir wurde so schlecht, ich bekam Magen-Schmerzen und musste mich übergeben und schlimme Durchfall, da habe ich nämlich das Problem, mit einem WC und den zu finden, und das ist leider ein riesen Problem. Ich versuche dann nach Hause zu kommen, weil oft, ist es so dort, das Duft-Mittel in WC benutzen werden, und dann wird alles noch schlimmer;

    Ich kenne es das Problem.

    Und noch was meine Familie, Eltern und Mann und ich, leiden unter der WOLKE, Es ist so schwer; wir leider sehr darunter, es ist sehr schwer….

    bis…..
    miriaim

  5. Mediziner warnen vor Asthma und Allergien durch Duftkerzen und Duft-Marketing › Gesundheitliche Aufklärung 3. November 2015 um 23:58

    […] in die Raumluft freisetzen, die bei Menschen mit bereits bestehenden Kontaktallergien auf Duftstoffe, allergische Reaktionen der Haut und der Atemwege verstärken sowie Asthmabeschwerden hervorrufen […]

  6. Christoph 8. September 2016 um 19:06

    Ich habe jahrelang normale Lufterfrischer verwendet, da ich den Geruch irgendwann geliebt habe :)

    Ich habe schlimme Allergien und Asthma bekommen und es hat lange gebraucht bis ich die Verbindung gemerkt hatte. Jetzt hole ich mir nur noch Bambus Aktivkohle Lufterfrischer, die haben keinen Duft…nehmen aber unangenehme Gerüche auf. So passt das bei mir mittlerweile auch gut mit dem Asthma und ich kann das ganz gut managen

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