Die Holzschutzmittel-Opfer – Legal vergiftet, dann vergessen

Abriss holzschutzmittel verseuchtes FertighausFamilie Brünnicke hatte 2003 ein Fertighaus gekauft. Große Freude, bis die Familie krank wurde. Experten stellten eine hohe Konzentration an giftigen Holzschutzmitteln fest. Familie Brünnicke zog aus, riss das Fertighaus ab.

Hatte nicht der Holzschutzmittel-prozess der Neunzigerjahre die Gefahr sozusagen gebannt? Zwei Chemiemanager waren verurteilt worden. Doch der Bundesgerichtshof hob das Urteil später auf.

Staatsanwalt Erich Schöndorf, damals Ankläger, sagt heute:

„Die Geschichte geht weiter und fängt wieder von vorne an“.

Es gibt Tausende von Holzschutzmittelgeschädigten, die damals krank wurden. Und es gibt neue Opfer. Der Film schlägt einen Bogen vom Frankfurter Holzschutzmittelprozess bis heute und beleuchtet anhand konkreter Beispiele die Auswirkungen und Folgen moderner Holzschutzmittel. „Was zählt ist nicht, ob unsere Mittel krank machen, sondern ob wir dafür haften“ wird einer der damals im Frankfurter Holzschutzmittelprozess verurteilten Manager zitiert.

Mirko Tomic prüft nach, ob Behörden, Industrie und die Politik die Lehren aus einem der größten Umweltskandale der Bundesrepublik gezogen haben.

Der Film von Mirko Tomic ist am 3.November 2008, um 22.30 Uhr im SWR Fernsehen zu sehen.

Reihe: Betrifft, Dauer: 45 Minuten „Die Holzschutzmittel-Opfer – legal vergiftet, dann vergessen“

Pressemitteilung des SWR

7 Kommentare zu “Die Holzschutzmittel-Opfer – Legal vergiftet, dann vergessen”

  1. Energiefox 20. Oktober 2008 um 15:07

    Wir hatten zu der Zeit auch gerade unser Holz imprägniert . Haben aber durch Zufall nicht dieses krankmachende Mittel erwischt. Ein Verwandter von mir hat Dachstühle gebaut. Ein Kerl wie ein Baum, doch auf einmal bekam er in noch recht jungen Jahren Alzheimer. Jedenfalls so wie mit der Contagan Geschichte da wurde aber gepokert bis zum geht nicht mehr. Ein Film der vor kurzen über Contagen- Geschädigte lief, wurde versucht mit allen Mitteln zu verhindern. Bei solchen Sachen ist aber Aufklärung höchstes Gebot. Amerika ist in vielen Dingen schlimmer, aber da fließen schon mal Milliardensummen als Entschädigungen. Ich denke als Abschreckung ist so was auch nötig. Man denke nur an die Zugaben in den Zigaretten die die Sucht noch erhöhen.

  2. Jeannie 21. Oktober 2008 um 16:13

    Das ist der pure Hohn:

    Zitat “Was zählt ist nicht, ob unsere Mittel krank machen, sondern ob wir dafür haften” wird einer der damals im Frankfurter Holzschutzmittelprozess verurteilten Manager zitiert.“

    Da man in Deutschland als Betroffener den Beweis bringen muss, dass man von Chemikalien krank wurde, im Gegensatz zu Amerika, und sich die Firmen die besten Anwälte leisten können, haben wir Geschädigte doch absolut keine Chance. Wenn dann noch solche Sprüche von hochbezahlten Manager im Raum stehen und die Holzschutzmittelgeschädigten weiterhin um ihre Ansprüche geprellt werden, dann setzt es allem noch die Krone auf, wenn die Firmen weiterhin ihre chemieverseuchten Produkte veräußern dürfen und ungestraft davonkommen.

    Da fällt mir nichts mehr ein.

  3. Supergirl 29. Oktober 2008 um 20:03

    Es ist schon eine riesen Sauerei, wie man mit Geschädigten in Deutschland umgeht. Da lobe ich mir die USA, dort wäre die Angelegenheit nicht zum Wohle der Firmen sondern für die Geschädigte ausgegangen.

    Es kann nicht angehen, dass man uns überall krankmachenden Chemikalien aussetzt, wir davon so krank werden, dass viele nicht mehr arbeiten können und zu guter letzt, dass wir dermaßen mit Füssen getreten werden.

    Aber das ist die Realität in diesem besonders Industrie-freundlichen Land. Da kann es einem echt schlecht werden.

  4. Bongo Wongo 7. November 2008 um 20:22

    Den Fernsehbeitrag im SWR Fernsehen über die Holzschutzmittel-Opfer habe ich gesehen und ich bin erschüttert, wie die Menschen im Holzschutzmittel-Prozess um ihre Rechte betrogen wurden. Der Staatsanwalt hat ja einige Bolzen erzählt. Auch dass Xyladecor wieder in den Regalen der Baumärkte steht, ist doch Hohn pur.

    Aber das Vergiften geht weiter, das ist das Unvorstellbare. Der 38-jährige Schreiner, der bereits in seinen jungen Jahren erwerbsunfähig ist, berichtete, wie der Arbeitsschutz gehandhabt wurde. Nämlich wurden keine Atemschutzmasken getragen und wenn ja, dann wochenlang dieselbe. Die Wirkung ist dann gleich null, so Dr. Binz zum Thema. Es ist eine riesen Sauerei, dass Deutschland aus dem Holzschutzmittelskandal nichts gelernt hat und der Skandal weiter in vollen Gange ist.

  5. Wanderfalke 11. November 2008 um 22:41

    Den Fernsehbeitrag habe ich auch gesehen. Gefreut hat mich, dass sogar meine Bekannten den Film mitbekommen haben und mir am nächsten Tag berichteten, dass MCS im Film vorgekommen ist. Sie waren wie ich erschüttert, dass die Holzschutzmittel wie z. B. Xyladecor munter weiterverkauft werden, als sei nichts gewesen und die Holzschutzmittelgeschädigten gehen leer aus. Dass im Deutschen Rechtssystem solches Vorgehen möglich ist, unbegreiflich.

    Aber es heißt nicht umsonst, Recht haben und Recht bekommen, sind zwei Paar Schuhe.

  6. Henriette 28. Januar 2009 um 21:28

    Es ist unfassbar, dass die Holzschutzmittel-Opfer so im Stich gelassen wurden und die Verursacher der Katastrophe ungeschoren davon gekommen sind. Lehren wurden aus dem Dilemma keine gezogen, die Produkte wie Xyladecor, gibt es nach wie vor zu kaufen, mit leicht veränderter Zusammensetzung. Laut fachlicher Meinung sind sie dennoch gesundheitsgefährdend.

    Mir tun die Leute leid, die im Baumarkt nach solchen Produkten greifen und sich womöglich die eigene Gesundheit und die ihrer Familie, ruinieren. Mir ist unbegreiflich, das soetwas möglich ist. Aber als Chemikaliensensible, wundert mich einerseits überhaupt nichts mehr. Es wäre ja eigentlich ein Wunder, wenn es anders laufen würde in Deutschland. Man betrachte sich nur das Nichtraucherschutzgesetz, welches in vielen Bundesländern wieder verwässert wird ohne Ende. Aber es stehen ja Wahlen bevor, da ist scheinbar jedes Mittel recht, um sich Wählerstimmen zu sichern.

  7. KInödlerhaus-Besitzer 27. November 2009 um 10:26

    Schade dass es praktisch nirgends ein Verzeichnis der (betroffenen) Hersteller/Hausmodelle gibt.
    Jedenfalls findet man mit ‚Fertighäuser Holzschutzmittel Hersteller‘ bei Google kaum aussagefähige Treffer.
    In diesem Punkt sind die deutschen Vorschriften anscheinend ‚wasserdicht‘ genug, um die Hersteller zu schützen. Dafür jede Menge Netzofferten für Zertifikate, Checks usw.
    Hauptsache, der Rubel rollt!

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